Swimming Pool

Swimming Pool

Swimming Pool

Swimming Pool - Originaltitel: Swimming Pool - Regie: François Ozon - Drehbuch: François Ozon, Emmanuèle Bernheim - Kamera: Yorick Le Saux - Schnitt: Monica Coleman - Musik: Philippe Rombi - Darsteller: Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier, Charles Dance, Jean-Marie Lamour, Marc Fayolle u.a. - 2003; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Als die erfolgreiche Londoner Krimiautorin Sarah Morton in eine Krise gerät, schickt ihr Verleger John Bosload sie in sein Landhaus in Frankreich, damit sie dort ihre Schreibblockade überwindet. Sarah genießt Ruhe und Einsamkeit – bis eines Nachts eine 20-jährige Französin auftaucht und behauptet, Johns Tochter Julie zu sein. Die Anwesenheit des lauten, lebensgierigen Mädchens stört die steife, altmodische Engländerin, aber zugleich fühlt sie sich dadurch erregt und inspiriert ...
mehr erfahren

Kritik

"Swimming Pool" beginnt wie eine psychologische Studie, scheint dann zum Thriller zu werden und erweist sich schließlich zugleich als Allegorie auf die Kreativität beim Schreiben von Romanen und Drehbüchern.
mehr erfahren

London. Mit einer auf den Massengeschmack abgestimmten Kriminalromanreihe verdienen die Autorin Sarah Morton (Charlotte Rampling) und ihr Verleger John Bosload (Charles Dance) viel Geld. Doch nun befindet Sarah sich in einer Krise: Als eine begeisterte Leserin (Frances Cuka) sie in der U-Bahn erkennt, leugnet sie brüsk, Sarah Morton zu sein. Und es ärgert sie, dass John – mit dem sie offenbar auch ein Verhältnis hatte – einen jungen Autor namens Terry Long (Sebastian Harcombe) fördert. Um Sarah über die Schreibblockade hinwegzuhelfen, schlägt John ihr vor, für einige Zeit in sein Landhaus in Frankreich zu ziehen. Sarah nimmt das Angebot an und lässt ihren greisen Vater (Keith Yeates) in London zurück.

Ein alter Mann namens Marcel (Marc Fayolle) holt sie vom Bahnhof ab. Er wohnt im Dorf, schaut während Johns Abwesenheit nach dem Landhaus und erledigt wie ein Hausmeister alle dort anfallenden Arbeiten.

Sarah genießt das schöne Wetter, die Ruhe und die Einsamkeit. Sie packt ihren Laptop aus und beginnt einen neuen Roman zu schreiben.

Eines Nachts hört sie ein Geräusch, und als sie nachschaut, stößt sie auf eine junge Frau, die dabei ist, ihren Koffer auszupacken (Ludivine Sagnier). Die Zwanzigjährige behauptet, Julie zu heißen und die Tochter von John und seiner früheren französischen Geliebten zu sein.

Notgedrungen findet die steife, altmodische Engländerin sich mit der Anwesenheit der lauten und lebensgierigen jungen Französin ab, die das Fernsehgerät laut aufdreht, den Kühlschrank mit französischen Delikatessen füllt und jeden Abend einen anderen Proleten aus dem Dorf anschleppt (Michel Fau, Jean-Claude Lecas). Um das Gestöhne nicht hören zu müssen, verstopft Sarah sich die Ohren.

Doch als Sarah vom Fenster aus beobachtet, dass Julie den Pool abdeckt und ungeachtet des auf der Oberfläche des Wassers treibenden Laubs schwimmen geht, läuft sie schnell mit einem Manuskript in der Hand auf die Terrasse und stellt sich einen Liegestuhl auf. Julie setzt sich vor ihr auf den Boden, und Sarah ist irritiert vom Anblick des schönen halbnackten Körpers der jungen Frau, auf deren Bauch sie eine Narbe entdeckt. Unwirsch behauptet sie, arbeiten zu müssen und schickt Julie fort.

In einer Art Tagtraum sieht Sarah, wie Franck (Jean-Marie Lamour), der Wirt des Dorflokals, in dem sie hin und wieder einen Tee trinkt, frühstückt oder eine Kleinigkeit isst, neben der am Swimming Pool liegenden Julie steht und die beiden zu masturbieren anfangen.

Sarah legt in ihrem Laptop eine neue Datei an: „Julie“. Endlich hat sie ein Romanthema gefunden, bei dem sie sich nicht von den Chancen auf dem Markt lenken lässt, sondern Ideen aufgreift, die aus ihrem Unbewussten aufsteigen. Während Julie fort ist, wühlt Sarah in ihren Sachen und nimmt ein Tagebuch an sich. Um mehr über die Quelle der Inspiration zu erfahren, lädt sie Julie zum Essen in ein Restaurant ein. Die junge Frau erzählt, sie sei in dem Landhaus aufgewachsen. Ihr in London verheirateter Vater habe sich weder um sie noch um ihre französische Mutter gekümmert, die inzwischen nach Nizza gezogen sei. Ihre Mutter habe übrigens auch einen Roman geschrieben, eine etwas kitschige Geschichte über ihre Liebesaffäre mit John, doch als der Verleger kein Buch daraus machen wollte, habe sie das Manuskript verbrannt.

Kurz darauf blättert Julie heimlich in den Mappen auf Sarahs Schreibtisch und findet ihren Verdacht bestätigt, dass die Schriftstellerin an einem Roman über sie arbeitet. Statt Sarah zur Rede zu stellen, behält Julie ihr Wissen für sich.

Am nächsten Abend bringt sie Franck mit und fordert sowohl ihn als auch Sarah zum Tanz auf. Nachdem Sarah sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hat, hört sie Julie, die nackt im Swimming Pool plantscht und Franck auffordert, ins Wasser zu springen und seine Badehose auszuziehen. Sarah tritt auf den Balkon. Franck setzt sich an den Beckenrand, und Julie stemmt sich vom Wasser aus hoch, um seinen Penis in den Mund zu nehmen. Da wirft Sarah einen Stein ins Wasser und schreckt damit Franck auf. Julie protestiert, aber Franck schlüpft in seine Hose und will fort.

Am anderen Morgen entdeckt Sarah Bluttropfen am Rand des Swimming Pools. Francks Lokal ist geschlossen, und von der Bedienung (Emilie Gavois-Kahn) erfährt Sarah, dass der Besitzer nicht gekommen ist. Aufgeregt fährt Sarah zu Francks Haus, aber da ist er auch nicht. Marcel ist ebenfalls nicht daheim. Seine zwergwüchsige Tochter (Mireille Mossé) behauptet, Julies Mutter sei vor längerer Zeit bei einem Unfall ums Leben gekommen. Daraufhin ruft Sarah John an, aber dessen Sekretärin Debbie (Tricia Aileen) behauptet, er sei nicht im Büro.

Sie hört, wie Julie schluchzt, und als sie die Tür öffnet, verwechselt das verstörte Mädchen sie mit der Mutter. Nachdem Julie sich beruhigt hat, gesteht sie Sarah, Franck „für das Buch“ ermordet zu haben.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Die Fellatio-Szene ist nochmals zu sehen, diesmal düsterer, und als John seine Hose anzieht, schlägt Julie ihn mit einem Felsbrocken tot. Gemeinsam vergraben die beiden Frauen die Leiche im Garten.

Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, tun sie am nächsten Tag so, als sei nichts geschehen und bitten Marcel, den Rasen zu mähen. Der wundert sich über die Stelle mit der lockeren Erde. Um ihn abzulenken, winkt Sarah ihm vom Balkon, öffnet das rote Kleid, das sie eigens angezogen hat und zeigt ihm ihre Brüste. Verwundert geht der alte Mann ins Haus und findet Sarah nackt auf dem Bett liegend vor.

Kurz darauf verabschiedet Julie sich: Sie will nach Saint Tropez, wo ihr ein Freund einen Job besorgt hat. Sarah fragt sie nach der Narbe auf dem Bauch, und Julie sagt, die stamme von einem Autounfall. Als die junge Frau fort ist, findet Sarah ein handgeschriebenes Manuskript und einen Brief Julies: Es sei der Liebesroman ihrer Mutter; Sarah solle sich davon inspirieren lassen.

Mit einem fertigen Romanmanuskript kehrt Sarah nach London zurück. John lehnt eine Veröffentlichung ab und drängt seine Autorin, bei ihrer Krimireihe zu bleiben. Sarah erklärt ihm, es sei das Wichtigste, was sie jemals geschrieben habe und wirft ihm ein Buchexemplar auf den Schreibtisch: Weil sie seine Ablehnung erwartete, ließ sie ihren Roman in einem anderen Verlag erscheinen. Die Krise hat sie überwunden: Nun wird sie auch wieder Kriminalromane für die breite Masse schreiben.

Als Sarah sich gerade verabschiedet, stürmt Johns Tochter herein: Sie heißt Julia (Lauren Farrow).

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Ich hoffe, man kann den Film als Thriller sehen, als Unterhaltung – aber ich denke, man kann auch noch eine andere Ebene entdecken, eine Geschichte über Kreativität. (François Ozon im Interview mit Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 14. August 2003)

„Swimming Pool“ von François Ozon beginnt wie eine psychologische Studie über zwei ungleiche Frauen, scheint dann zum Thriller zu werden und erweist sich schließlich zugleich als Allegorie auf die Kreativität beim Schreiben von Romanen und Drehbüchern. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Fantasie und tagträumerischem Begehren sind verwischt.

Im Mittelpunkt des kammerspielartigen Films „Swimming Pool“ stehen zwei starke Frauen: Sarah und Julie. Es ist bezeichnend, dass die in die Krise geratene Autorin endlich einmal einen Roman schreiben möchte, in dem sie sich selbst erforscht, während ihr heuchlerischer Verleger auf keinen Fall möchte, dass sie sich verändert.

Gefühle werden in „Swimming Pool“ nicht verbalisiert, sondern durch Bilder symbolisiert und durch die Mimik und Gestik der beiden ausgezeichneten Schauspielerinnen Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier nuanciert ausgedrückt.

Auf dem Bildschirm des Laptops entsteht der Text, der die Fantasie der Schriftstellerin wiedergibt. Wenn sich die Figuren im Wasser des Swimming Pools spiegeln, werden die Abbildungen durch die Wellenbewegung verändert. Reflexionen und Spiegelbilder tauchen in „Swimming Pool“ häufig auf, nicht nur in Wandspiegeln, sondern auch im übertragenen Sinn, etwa wenn Sarah auf einer Liege erwacht und einen Mann neben sich stehen sieht, so wie sie sich kurz zuvor vorstellte, dass Franck masturbierend neben Julie steht; nur dass es jetzt nicht Franck ist, sondern der greise Marcel.

Mit „Der Swimming Pool“ von Jacques Deray hat François Ozons Film übrigens nichts zu tun.

Folgende Songs sind in „Swimming Pool“ zu hören:

  • Anders Bagge: „Spirit of Dallas“
  • Alexander Baker, Clair Marlo: „Oh my baby blue“
  • Steve Everitt: „Let’s do it“
  • Daniel Scott: „Water Sprite“
  • Joe Welbon: „Promised Land“

François Ozon wurde am 15. November 1967 in Paris als eines von drei Kindern des Biologen René Ozon und dessen Ehefrau Anne-Marie, einer Französisch-Lehrerin, geboren. 1990 bis 1993 studierte er an der École Nationale Supérieure des métiers de l’image et du son (La fémis). Nachdem sich François Ozon bereits mit einigen Kurzfilmen einen Namen gemacht hatte, drehte er 1998 seinen ersten abendfüllenden Kinofilm: „Sitcom“.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

François Ozon (kurze Biografie / Filmografie)

François Ozon: Sitcom
François Ozon: Unter dem Sand
François Ozon: Tropfen auf heiße Steine
François Ozon: 8 Frauen
François Ozon: 5×2. Fünf mal zwei
François Ozon: Die Zeit die bleibt
François Ozon: Rückkehr ans Meer
François Ozon: Das Schmuckstück
François Ozon: In ihrem Haus
François Ozon: Jung & Schön
François Ozon: Eine neue Freundin
François Ozon: Frantz

Elisabeth Florin - Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod
Elisabeth Florin entwickelt in "Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod" eine komplexe Handlung, und weil sie den Vermutungen des Ermitt­lers folgt, lockt sie auch die Leser auf falsche Fährten. Dieses Spiel er­höht die Spannung und das Lese­ver­gnügen.
Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod