Miloš Forman


Miloš Forman (eigentlich: Jan Tomáš Forman) wurde am 18. Februar 1932 in der böhmischen Stadt Čáslav geboren, zwölf Jahre nach seinem Bruder Pavel Forman. Seine Mutter Anna (geb. Švábová) führte ein kleines Sommerhotel, sein Vater Rudolf Forman war Professor. Weil Rudolf Forman angeblich dem Widerstand angehörte und verbotene Bücher verteilte, verschleppten ihn die Deutschen ins Konzentrationslager Buchenwald. Dort starb er 1944. Anna Forman war bereits im Jahr zuvor in Auschwitz umgekommen. Freunde und Verwandte kümmerten sich um den jüngeren Sohn.

Erst später fand Miloš Forman heraus, dass Rudolf Forman gar nicht sein leiblicher Vater gewesen war. Gezeugt hatte ihn der jüdische Architekt Otto Kohn (1887 – 1965). Der Mathematiker Joseph J. Kohn (* 1932) ist sein Halbbruder.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Miloš Forman in ein Internat in Poděbrady, in dem Václav Havel (1936 – 2011) zu seinen Schulkameraden gehörte. Er studierte dann an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste (FAMU) in Prag und assistierte dem Film- und Theaterregisseur Alfred Radok (1914 – 1976), dem Leiter des avantgardistischen Theaters Laterna magika.

Sein erster abendfüllender Spielfilm – „Der schwarze Peter“ – wurde 1964/65 mehrfach ausgezeichnet und kam auch in Deutschland in die Kinos.

Von 1958 bis 1962 war Miloš Forman mit der acht Jahre jüngeren Filmschauspielerin Jana Brejchová verheiratet. 1964 wurde die 20-jährige Vera Kresadlová-Formanová, ebenfalls eine Filmschauspielerin, seine Ehefrau. Aus der zweiten Beziehung stammen die 1964 geborenen Zwillinge Petr und Matej.

Während Miloš Forman sich im August 1968 in Paris aufhielt, schlugen Truppen des Warschauer Pakts den „Prager Frühling“ nieder. Er emigrierte in die USA und wurde Mitte der Siebzigerjahre amerikanischer Staatsbürger. (Sein Bruder Pavel Forman, der Maler geworden war, wanderte 1968 nach Australien aus.)

Sein Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ wurde 1975 mit fünf „Oscars“ ausgezeichnet: Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher). Nominiert hatte man den Film in neun Kategorien. Dieser Erfolg wurde noch übertroffen von „Amadeus“. Dafür erhielt Miloš Forman seinen zweiten „Oscar“ als Regisseur. Außerdem gewann „Amadeus“ in den Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller (F. Murray Abraham), Bestes Szenenbild, Bestes Kostümdesign, Bestes Make-up, Bester Ton. Nominiert hatte man außerdem den Mozart-Darsteller Tom Hulce, die Kameraführung und den Schnitt. Eine weitere „Oscar“-Nominierung bekam Miloš Forman 1997 für die Regie in „Larry Flynt. Die nackte Wahrheit“.

1994 veröffentlichte Miloš Forman mit Jan Novák zusammen seine Autobiografie: „Turnaround. A Memoir“ („Rückblende. Erinnerungen“, Übersetzung: Brigitte Jakobeit, Hoffmann und Campe, Hamburg 1994, ISBN 3-455-08599-7).

Nach der Scheidung von Vera Křesadlová-Formanová heiratete Miloš Forman am 28. November 1999 die 33-jährige Schriftstellerin und Drehbuchautorin Martina Zborilová. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Zwillinge: Jim und Andy.

Miloš Forman: Filmografie (Auswahl)

© Dieter Wunderlich 2014 / 2015

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