Einer flog über das Kuckucksnest

Einer flog über das Kuckucksnest

Einer flog über das Kuckucksnest

Einer flog über das Kuckucksnest - Originaltitel: One Flew over the Cuckoo's Nest - Regie: Miloš Forman - Drehbuch: Lawrence Hauben und Bo Goldman, nach dem Roman "Einer flog über das Kuckucksnest" von Ken Kesey - Kamera: Haskell Wexler und Bill Butler - Schnitt: Richard Chew, Lynzee Klingman und Sheldon Kahn - Musik: Jack Nitzsche - Darsteller: Jack Nicholson, Louise Fletcher, Will Sampson, Danny DeVito (Danny De Vito), Brad Dourif, Michael Berryman - 1975; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Randel Patrick McMurphy wird aufgrund von Gewaltdelikten zur Beobachtung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dort macht ihm der reglementierte Tagesablauf zu schaffen, und er ist nicht bereit, sich anzupassen bzw. unterzuordnen. Seine Rebellion reißt andere Patienten mit. Der Indianer Chief Bromden, der Stummheit vortäuscht, um seine Würde zu bewahren, freundet sich mit ihm an und bereitet mit ihm die Flucht aus der Anstalt vor ...
mehr erfahren

Kritik

"Einer flog über das Kuckucksnest" ist eine brillante Satire auf Gesellschaftssysteme, die mit menschenverachtenden Reglementierungen angepasstes Verhalten erzwingen.
mehr erfahren

Randel Patrick McMurphy (Jack Nicholson) ist 35 Jahre alt. Wegen Notzucht und anderer Gewaltdelikte wird er verurteilt und zur Beobachtung in eine psychiatrische Klinik gebracht.

Zunächst nimmt er an, das Leben in einer Klinik sei angenehmer als in einem Gefängnis, aber der reglementierte Tagesablauf macht ihm schwer zu schaffen. McMurphy, der sich der Routine der Anstalt nicht anpassen will, rebelliert gegen das strenge Regelwerk, die Ruhigstellung von Patienten durch Medikamente und legt sich mit der machtbesessenen Oberschwester Mildred Ratched (Louise Fletcher) an. Er setzt durch, dass den Männern ein gesonderter Raum zum Kartenspielen zur Verfügung gestellt wird und regt sie zu einem Baseballspiel an. Einmal sorgt er spontan dafür, dass eine ganze Gruppe von Patienten mit ihm auf einem Schiff zum Angeln fährt.

Als es danach in der Klinik zu einer Schlägerei kommt, setzt Miss Ratched durch, dass McMurphy und der Indianer „Chief“ Bromden (Will Sampson) mit Elektroschocks „behandelt“ werden.

McMurphy findet heraus, dass der Chief seine Stummheit nur vortäuscht, um seine Würde bewahren zu können. Die beiden freunden sich an und beschließen zu fliehen.

Um die bevorstehende Flucht zu feiern, schleust McMurphy mit Hilfe eines bestochenen Aufpassers seine Geliebte Candy (Marya Small) und deren Freundin Rose (Louisa Moritz) durch ein Fenster in die Klinik. Die Mädchen bringen Alkohol mit, und es wird auch Hustensaft aus der Klinikapotheke getrunken. Der junge, stotternde Patient Billy Bibbit (Brad Dourif) lässt sich von McMurphy dazu überreden, in einem Nebenraum erstmals in seinem Leben mit einer Frau intim zu werden. Während McMurphy allerdings darauf wartet, dass Billy und Candy wieder in den Saal zurückkommen, schläft er betrunken ein, statt zu fliehen.

Am nächsten Morgen entdeckt Miss Ratched das Durcheinander und stellt fest, dass Billy fehlt. Er und Candy werden nackt schlafend vorgefunden. Die Mitpatienten umjubeln Billy, und er redet plötzlich ohne zu stottern. Aber als die Oberschwester droht, mit seiner Mutter über den Vorfall zu reden, verrät er McMurphy als Anstifter. Gleich danach nimmt er sich das Leben [Suizid]. McMurphy stürzt sich zornig auf Miss Ratched und würgt sie, bis er von einem Wachmann zurückgerissen wird.

Aufgrund des Vorfalls wird McMurphy durch einen operativen Eingriff am Gehirn (Lobotomie) seines eigenen Willens beraubt.

Der Chief hat den Fluchtplan nicht aufgegeben, und weil sein Freund nicht mehr dazu in der Lage ist, ein eigenständiges Leben zu führen, erlöst er ihn aus der entwürdigenden Lage, indem er ihn mit einem Kopfkissen erstickt, bevor er mit seinen Bärenkräften ein Waschbecken aus dem Boden reißt, damit das verschlossene Fenster einwirft und ins Freie klettert.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Miloš Forman verfilmte den 1962 von Ken Kesey veröffentlichten Roman „Einer flog über das Kuckucksnest“.

Der Titel bezieht sich auf einen Abzählvers für Kinder: „Vintery, mintery, cutery, corn, / Apple seed and apple thorn, / Wire, briar, limber lock. / Three geese in a flock. / One flew east, / And one flew west, / And one flew over the cuckoo’s nest.“ (In der englischen Umgangssprache bedeutet das Adjektiv cuckoo auch verrückt bzw. durchgeknallt.)

Kirk Douglas erwarb die Film- und Bühnenrechte an „Einer flog über das Kuckucksnest“ und spielte in dem von Dale Wasserman 1963 fürs Theater adaptierten Stück die Hauptrolle. Die Filmrechte überließ er seinem Sohn Michael Douglas, der das Filmprojekt dann mit Saul Zaentz zusammen realisierte.

Anders als in der literarischen Vorlage wird die Geschichte im Film nicht aus der Perspektive Chief Bromdens erzählt. Miloš Forman (Regie), Lawrence Hauben und Bo Goldman (Drehbuch) strafften überdies die Handlung. Während Randel Patrick McMurphy seinen Widerstand im Buch zunehmend aufgibt, bleibt er im Film bis zur Lobotomie ungebrochen. Außerdem wird das Denunziantentum von Ken Kesey im Roman sehr viel deutlicher als im Film angeprangert.

Im Buch ebenso wie im Film wird die Bevormundung von Menschen in Frage gestellt. „Einer flog über das Kuckucksnest“ ist eine brillante Satire auf Gesellschaftssysteme, die mit menschenverachtenden Reglementierungen angepasstes Verhalten erzwingen und individuelle Lebensweisen unterdrücken. (Dieses Thema steht übrigens auch im Mittelpunkt einer anderen exzellenten Romanverfilmung: „Uhrwerk Orange“.)

Das befreiende Lachen über die urkomischen Situationen in dieser auch durch die außergewöhnliche schauspielerische Leistung Jack Nicholsons geprägten Tragikomödie bleibt dem Zuschauer immer wieder im Hals stecken.

„Einer flog über das Kuckucksnest“ ist ein Meisterwerk von Miloš Forman, das in neun Kategorien für einen „Oscar“ nominiert wurde und fünf der Trophäen bekam: Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher).

Deutsche Synchronsprecher in „Einer flog über das Kuckucksnest“: Manfred Schott (Randel Patrick McMurphy), Judy Winter (Mildred Ratched), Kurt E. Ludwig (Chief Bromden), Horst Sachtleben (Billy Bibbit), Paul Bürks (Harding), Hartmut Neugebauer (Taber), Donald Arthur (Charlie Cheswick), Mogens von Gadow (Martini), Erich Ludwig (Jim Sefelt), Harald Leipnitz (Dr. John Spivey) u.a.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2014

Lobotomie
Ken Kesey: Einer flog über das Kuckucksnest

Miloš Forman (kurze Biografie / Filmografie)
Miloš Forman: Hair
Miloš Forman: Amadeus
Miloš Forman: Valmont
Miloš Forman: Larry Flynt. Die nackte Wahrheit
Miloš Forman: Goyas Geister

Johannes Mario Simmel - Es muss nicht immer Kaviar sein
"Es muss nicht immer Kaviar sein", das ist eine Mischung aus Abenteuer-, Schelmen- und Politroman, zugleich auch eine Parodie auf diese Genres. Die Handlung besteht aus einer Abfolge zahlreicher origineller, spannender, amüsanter Episoden.
Es muss nicht immer Kaviar sein