Der ewige Gärtner

Der ewige Gärtner

Der ewige Gärtner

Der ewige Gärtner - Originaltitel: The Constant Gardener - Regie: Fernando Meirelles - Drehbuch: Jeffrey Caine, nach dem Roman "Der ewige Gärtner" von John le Carré - Kamera: César Charlone - Schnitt: Claire Simpson - Musik: Alberto Iglesias - Darsteller: Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Hubert Koundé, Danny Huston, Bill Nighy, Archie Panjabi, Donald Sumpter, Pete Postlethwaite, Anneke Kim Sarnau u.a. - 2005; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Nach kurzer Bekanntschaft heiraten Justin und Tessa. In Nairobi, wohin der britische Diplomat versetzt wird, kümmert Justin sich vor allem um seinen Garten, während Tessa mit dem einheimischen Arzt Arnold in die Slums geht, um den Menschen zu helfen. Die Ermordung der beiden rüttelt den "ewigen Gärtner" auf: Er forscht nach den Hintergründen der Bluttat und findet heraus, dass Tessa einem verbrecherischen Interessengeflecht von Politikern und Pharmakonzernen auf die Spur gekommen war ...
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Kritik

"Der ewige Gärtner" ist eine komplexe Mischung aus Politthriller und Liebestragödie. Bei der Verfilmung des Romans von John le Carré setzte Fernando Meirelles vor allem auf Emotionen. Die Dynamik der Kamera wird durch rasante Schnittfolgen noch gesteigert.
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Der britische Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes) verliest bei einer Pressekonferenz in London eine langweilige Erklärung seines Vorgesetzten, der sich von ihm vertreten lässt. Am Ende steht eine junge Frau (Rachel Weisz) auf und kritisiert zornig die britische Regierung, die sich am Krieg der USA gegen den Irak beteiligt, obwohl die politischen Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft waren. Der Saal leert sich. Nur der verlegen lächelnde Diplomat und die aufgebrachte Vierundzwanzigjährige sind noch da. Tessa Abbott – so heißt sie – entschuldigt sich für ihr unverschämtes Verhalten. Die beiden trinken einen Kaffee zusammen. Dann begleitet Justin Tessa nach Hause und geht mit ihr ins Bett. Als Tessa erfährt, dass Justin nach Afrika versetzt werden soll, möchte sie ihn begleiten – als Freundin, Geliebte oder Ehefrau. Justin zögert, denn sie kennen sich noch kaum, aber dann heiratet er Tessa und nimmt sie mit nach Kenia.

Die britischen Botschaftsangehörigen in Nairobi benehmen sie noch immer wie in Kolonialzeiten. Justin pflegt liebevoll seinen prächtigen Garten und begegnet dem Elend der Afrikaner mit Gleichgültigkeit. Tessa dagegen geht zusammen mit dem einheimischen Arzt Arnold Bluhm (Hubert Koundé) durch das Slum Kibera, um die Menschen über Aids aufzuklären und den Infizierten Medikamente zu bringen. Selbst als Tessa bereits hochschwanger ist, lässt ihr Engagement nicht nach.

Justin entgeht nicht, dass Tessa und Arnold viel zusammen sind. Eine anonyme E-Mail nährt seinen Verdacht, dass die beiden eine Affäre haben könnten, aber er unternimmt nichts.

Tessa bringt ihr Kind tot zur Welt. Im benachbarten Krankenbett stirbt eine afrikanische Mutter nach der Geburt ihres Kindes. Tessa ist überzeugt, dass dabei etwas vertuscht werden soll, aber Justin und der mit dem Ehepaar befreundete stellvertretende britische Hochkommissar Sandy Woodrow (Danny Huston) halten diesen Gedanken für eine Folge des Schocks.

Als Tessa sich einigermaßen erholt hat, fliegt sie mit Arnold für kurze Zeit in den Norden des Landes, um den Menschen dort zu helfen. Nach ein paar Tagen erfährt Justin von Sandy, dass man Tessas Leiche am Ufer des Turkana-Sees fand. Bei ihr war ein einheimischer Fahrer, der ebenfalls tot ist. Die Spuren lassen auf einen Raubüberfall schließen. Arnold Bluhm ist verschwunden. Es sieht so aus, als sei Tessa die Geliebte des Arztes gewesen, denn die beiden teilten sich ein Hotelzimmer.

Tessas Tod wirft den „ewigen Gärtner“ aus der Bahn und rüttelt ihn auf: Er will herausfinden, warum Tessa ermordet wurde. Von Ghita Pearson (Archie Panjabi), einer guten Bekannten, erfährt Justin, dass Arnold einen homosexuellen Geliebten hatte. Die Leiche des engagierten Arztes wird schließlich ebenfalls gefunden: Man hatte ihn gefoltert, entmannt und gekreuzigt. Bei Tessas Sachen entdeckt Justin einen Liebesbrief seines vermeintlichen Freundes Sandy. Tatsächlich hatte Tessa dem stellvertretenden britischen Hochkommissar Hoffnungen auf ein sexuelles Abenteuer gemacht, um von ihm als Gegenleistung zu erfahren, wie Sir Bernard Pellegrin (Bill Nighy) im Außenministerium in London auf den detaillierten Bericht reagierte, den sie über die Machenschaften eines kanadisch-französischen Pharmakonzerns geschrieben hatte.

Übereinstimmende Symbole auf einem Unkrautvernichtungsmittel und auf einer von Tessa aufbewahrten Schachtel des Medikaments „Dypraxa“ bringen Justin auf die Spur, die seine Frau verfolgt hatte. Er fliegt nach London, wo ihm bei der Einreise unter einem Vorwand der Diplomatenpass abgenommen wird, aber Tessas Cousin Arthur („Ham“) Hammond (Richard McCabe) verhilft ihm zu gefälschten Papieren, mit denen Justin nach Berlin reist, wo die Aktivistin Birgit (Anneke Kim Sarnau) der Gruppe Hippo lebt, die mit Tessa Informationen ausgetauscht hatte. Mit einer pauschal gebuchten Safari-Tour kehrt Justin nach Nairobi zurück, um seine Nachforschungen abzuschließen.

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Tessa und Arnold wurden von Auftragskillern ermordet, weil sie herausgefunden hatten, dass Afrikaner für Versuche mit einem neuen Wirkstoff missbraucht werden. Der multinationale Pharmakonzern „KDH“ entwickelt gerade mit höchster Priorität das Medikament „Dypraxa“ gegen Tuberkulose, um bei einer in naher Zukunft erwarteten Pandemie ein Milliardengeschäft machen zu können. Die für die Zulassung erforderlichen klinischen Testergebnisse gewinnt man in Afrika, indem Patienten, die einen Arzt der Hilfsorganisation „Three Bees“ aufsuchen, gezwungen werden, eine entsprechende Einverständniserklärung zu unterschreiben. Andernfalls erhalten sie keine medizinische Versorgung. Die Betroffenen ahnen nicht, welchem Risiko sie sich durch die Einnahme des unerprobten Wirkstoffs aussetzen: Ungefähr sechzig Menschen, die bisher aufgrund der Nebenwirkungen starben, wurden in einem Massengrab verscharrt, und in den Testberichten tauchen die Sterbefälle nicht auf. (Auch die Afrikaner, die den Versuch ohne gesundheitlichen Schaden überstehen, werden sich übrigens das unter Lebensgefahr getestete Medikament „Dypraxa“ später nicht leisten können.) Weil „KDH“ in einer strukturschwachen Region Großbritanniens eine Fabrik für „Dypraxa“ errichtet, decken hohe Regierungsbeamte in London das Vorgehen. Auf diese Weise ist ein verbrecherisches Geflecht aus politischen Interessen, Korruption, Habgier und gewissenloser Ausbeutung entstanden.

Justin ist klar, dass er sich durch seine Nachforschungen in Lebensgefahr bringt, aber er macht weiter, getrieben von Gewissensbissen, weil er sich mehr um seine Gartengewächse als um das Engagement Tessas kümmerte, die ihn nicht einweihte, weil sie seine Diplomatenkarriere nicht gefährden wollte. Er beginnt zu begreifen, wer die Frau war, die er zu lieben glaubte. Erst jetzt, nach ihrem Tod, kommt er ihr nah und liebt sie wirklich.

Obwohl er von Tim Donohue (Donald Sumpter), einem unheilbar an Krebs erkrankten Bekannten, gewarnt wird, dass man bereits Profikiller auf ihn angesetzt hat, lässt Justin sich von einem Versorgungsflugzeug zum Turkana-See bringen. An der Stelle, an der Tessas Leiche gefunden wurde, erwartet er seine Mörder.

Bei der Trauerzeremonie in London verliest Ham von der Kanzel einen Brief, der die verbrecherischen Machenschaften der Pharmakonzerne und die Komplizenschaft von Sir Bernard Pellegrin aufdeckt.

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Der Film von Fernando Meirelles beruht auf dem 2000 veröffentlichten Roman „The Constant Gardener“ von John le Carré (deutsch: „Der ewige Gärtner“, Übersetzung: Werner Schmitz und Karsten Singelmann, List Verlag, München 2001). John le Carré widmete sein Buch der Französin Yvette Pierpaoli, die im Alter von neunzehn Jahren nach Kambodscha ging, um den Menschen dort zu helfen. 1999 kam sie bei einem Autounfall in Albanien ums Leben. Über die Adaptation seines Romans fürs Kino äußerte sich John le Carré anerkennend: „Zwar ist kaum noch ein Dialog oder eine Originalszene aus meinen Roman zu finden – dennoch habe ich nie eine bessere Verfilmung eines Buches gesehen.“

„Der ewige Gärtner“ ist eine komplexe Geschichte, eine Mischung aus Politthriller und Liebestragödie. Fernando Meirelles setzte bei der Verfilmung vor allem auf die Emotionen, die durch Justins ergreifende Liebe zu seiner toten Frau evoziert werden. Die Rollen von Justin und Tessa sind mit Ralph Fiennes und Rachel Weisz hervorragend besetzt. Rachel Weisz erhielt dafür am 5. März 2006 einen „Oscar“ in der Kategorie „beste Nebendarstellerin“. (Nominiert hatte man auch das Drehbuch, den Schnitt und die Filmmusik.)

Jeffrey Caine (Drehbuch) und Fernando Meirelles (Regie) wechseln immer wieder zwischen zwei Zeitebenen: Die Gegenwart beginnt mit der Nachricht von Tessas Ermordung. Die Vorgeschichte wird in Rückblenden erzählt.

Schon bei der Eingangszene handelt es sich um eine außergewöhnische Einstellung: Justin steht mit dem Rücken zur Kamera und verabschiedet sich am Flughafen in Nairobi von Tessa und Arnold, die nur als Silhouetten im Gegenlicht zu sehen sind, bis sie zu ihrer Maschine gehen und im grellen Weiß verschwinden. César Charlone holt während der rasanten Kamerafahrten und Zooms immer wieder Details ins Bild. Die Dynamik der – teilweise mit wackliger Handkamera entstandenen – Aufnahmen wird durch rasante Schnittfolgen (Claire Simpson) noch gesteigert.

Die Dreharbeiten begannen im Mai 2004 in Berlin und London. Als afrikanische Schauplätze wählten die Filmemacher Slums von Nairobi, den Gemüsemarkt von Kiambu, das kenianische Dorf Loyangalani am Südostufer des Turkana-Sees und den südsudanesischen Ort Lokichoggio. Der Magadisee im Ostafrikanischen Graben diente als Kulisse für die am Turkana-Ufer spielenden Szenen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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Beweisen kann Michael Wolski seine Hypothese nicht, aber er trägt in seinem Buch "1989. Mauerfall Berlin. Auftakt zum Zerfall der Sowjetunion" eine Reihe von Argumenten bzw. Indizien zusammen, und das von ihm geschilderte Szenario ist zumindest denkbar. Es könnte so gewesen sein.
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