Alles inklusive

Alles inklusive

Alles inklusive

Originaltitel: Alles inklusive – Regie: Doris Dörrie – Drehbuch: Doris Dörrie nach ihrem Roman "Alles inklusive" – Kamera: Hanno Lentz – Schnitt: Inez Regnier, Frank Müller – Musik: Sven Regener – Darsteller: Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Hinnerk Schönemann, Axel Prahl, Peter Striebeck, Fabian Hinrichs, Robert Stadlober, Stefanie von Poser, Natalia Avelon, Paraschiva Dragus, Maria Happel, Juliane Köhler, Elton Prince u.a. – 2014; 120 Minuten

Inhaltsangabe

1979 verbrachte Ingrid einen Sommer mit ihrer Tochter Apple in Torremolinos. Sie schliefen im Zelt, und Ingrid schockierte die pubertierende Apple durch ihre Frei­zügigkeit am Strand. 35 Jahre später erholt Ingrid sich von einer Hüftoperation in einem Hotel in Torremolinos. Ihre in München gebliebene Tochter fühlt sich noch immer traumatisiert und gibt ihrer Mutter die Schuld an ihren unglücklichen Liebesbeziehungen ...
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Kritik

Doris Dörrie verfilmte ihren Roman "Alles inklusive" selbst. Im Mittelpunkt steht ein Mutter-Tochter-Konflikt. Eine ernsthafte Abrechnung mit der Elterngeneration wird daraus nicht, weil die tragikomischen Ansätze immer wieder im Klamauk untergehen.
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Ingrid (Natalia Avelon / Hannelore Elsner) erholt sich in einem All-inclusive-Hotel in Torremolinos von einer Hüftgelenkoperation. Ihre Tochter Apple (Paraschiva Dragus / Nadja Uhl) hat dafür bezahlt, denn Ingrid ist mittellos. Entsetzt starrt sie auf die Betonwüste aus Hotelburgen und Mietkasernen. 1979, vor 35 Jahren, als sie schon einmal einen Sommer lang in Torremolinos war, schlief sie mit ihrer Tochter im Zelt. Während das Kind am Strand einen Bikini trug, liefen Ingrid und die anderen Hippies nackt herum und verachteten Touristen in Badehosen als Spießer.

Ausgerechnet mit einem dieser Spießer begann Ingrid damals eine Affäre. Karl Birker (Robert Stadlober / Peter Striebeck) verbrachte ein paar Sommerwochen mit seiner Ehefrau Heike (Stefanie von Poser) und dem zwölfjährigen Sohn Tim in der „Casa Heike“, dem Ferienhaus der Familie in Torremolinos. Als Heike Birker begriff, dass ihr Mann sie betrog, schnitt sie sich im Pool die Pulsadern auf. Sie starb am 15. Juni 1979, gut einen Monat nach ihrem 32. Geburtstag.

Helmut (Axel Prahl), ein prolliger Krankenpfleger aus Berlin, fordert Ingrid am Frühstücksbüffet auf, mehr zu nehmen, weil doch „alles inklusive“ sei. Er umwirbt Ingrid, und sie lässt sich schließlich darauf ein.

Die transsexuelle Entertainerin Tina (Hinnerk Schönemann), die ihr Einkommen durch Pediküre aufbessern muss, erkennt Ingrid wieder. Sie hasst die Frau, der sie die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt. Damals war Tina noch Tim Birker.

Als Ingrid abends am Strand eingeschlafen ist, wird sie von einem afrikanischen Bootsflüchtling (Elton Prince) geweckt, der halb verdurstet ist und am Fuß blutet. Heimlich schafft sie den erschöpften Mann in ihr Zimmer und lässt ihn in ihrem Bett schlafen. Am nächsten Morgen hilft Helmut ihr, für den Afrikaner etwas vom Frühstücksbüffet mit nach oben zu schmuggeln, und Tina kümmert sich um den Fuß des Verletzten. Als sie den Flüchtling kurz allein im Zimmer lassen, ver­schwin­det er – nicht ohne das letzte Geld aus Ingrids Brieftasche mitgenommen zu haben.

Als Tina am Grab ihrer Mutter auf Ingrid trifft, ohrfeigt sie die ältere Frau, aber dann verzeiht sie ihr und nimmt sie mit zu einem Besuch bei ihrem Vater Karl im Seniorenheim in Torremolinos. Die Casa Heike steht seit langer Zeit leer.

Ingrid lässt sich das Haus von der aus Bayern an die Costa del Sol gezogenen Immobilienmaklerin Angie (Maria Happel) zeigen, ohne zu verraten, dass sie es kennt.

Währenddessen schleppt ihre Tochter Apple zu Hause in München ihren lahmende Mops zum Tierarzt. Dr. Fellborn (Fabian Hinrichs) stellt einen Hüftschaden fest und rät Apple, das leidende Tier einschläfern zu lassen. Aber das will sie auf keinen Fall. Der Hund sei ihr Therapeut, erklärt sie, er heiße Dr. Sigmund Freud, und sie spreche ihn mit Sie an. Statt auf ihn zu verzichten, würde sie lieber einen Kredit aufnehmen, um eine Hüftoperation bezahlen zu können. Ihre Mutter habe sie ja auch nicht einschläfern lassen, sagt sie.

Weil die Französische Bulldogge auch nach der Operation nicht laufen mag, trägt Apple sie in einer eigentlich für Kleinkinder gedachten Tuchkonstruktion vor der Brust. Verbotenerweise nimmt sie Dr. Sigmund Freud auch mit, wenn sie beim Rundfunk in der Technik arbeitet. Die Moderatorin (Juliane Köhler) sorgt dann allerdings dafür, dass Apple aus diesem Grund entlassen wird.

Apple und Dr. Fellborn kommen sich näher. Sie erzählt ihm ausführlich von ihren unglücklichen Ehen und Liebesbeziehungen. „Das, woran man am meisten hängt, bereitet einem irgendwann am meisten Kummer“, kommentiert ihr ermüdeter Zuhörer. Schuld an ihrem Unglück sei ihre Mutter, behauptet Apple, die sich in ihrer Hippie-Sorg­losig­keit nie um sie gekümmert und sie mit ihrer Freizügigkeit trauma­tisiert habe . Der Tierarzt hört sich das gelangweilt an, und es miss­fällt ihm auch, dass Apple Vegetarierin ist, aber er geht weiter mit ihr aus, bis sie ihn zum Essen einlädt und eigens ein Stück Fleisch für ihn brät. Danach wollen sie miteinander ins Bett, aber als er ihr einen Maulkorb an- und ein Hundehalsband umlegt, wirft sie ihn empört hinaus. In der Tür mahnt Dr. Fellborn die verstörte Frau maliziös, die ausstehenden Rechnungen zügig zu begleichen.

Nach dieser neuen Enttäuschung fliegt Apple zu ihrer Mutter nach Torremolinos.

Ingrid hat inzwischen mit Karl und Tina/Tim die leer stehende Casa Heike besetzt.

Tina leidet ebenfalls unter einer Trennung: Ihre Freundin Pepa (Remedios Darkin), eine Latina, hat sich gerade mit den gemeinsamen Ersparnissen nach Shanghai abgesetzt. Das Geld stammte von deutschen Ferienhausbesitzern, denen sie als angebliche Mitarbeiter der Gas- und Elektrizitätswerke Fuerza y Luz obligatorische und kostenpflichtige Überprüfungen der Anlagen vorgetäuscht hatten.

Während Apple und Tina/Tim einen Spaziergang unternehmen, ertrinkt Dr. Sigmund Freud beinahe in dem Pool, in dem Heike Birker sich das Leben nahm. Tina/Tim rettet das Tier durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Apple wirft Ingrid vor, nicht auf den Hund aufgepasst zu haben und auch keine gute Mutter gewesen zu sein. Ingrid bittet um Verzeihung, und die beiden Frauen versöhnen sich.

Tim und Apple kommen sich näher. Karl und Ingrid mögen sich ohnehin.

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Doris Dörrie verfilmte ihre burleske Gesellschaftssatire „Alles inklusive“ auch selbst.

Im Mittelpunkt steht ein Mutter-Tochter-Konflikt. Die junge Hippie-Frau Ingrid verwirklicht sich zwar selbst, aber ihre pubertierende Tochter fühlt sich vernachlässigt und ist schockiert über die Freizügigkeit der Mutter. Apple hält sich als Erwachsene für traumatisiert und gibt Ingrid die Schuld an ihren unglücklichen Liebesbeziehungen. Sie tröstet sich mit einem Mops als Kindersatz. Doris Dörrie begnügt sich bei der Darstellung dieses Konflikts allerdings auf Küchenpsychologie und den Gegensatz zwischen Hippie und Spießer. Eine ernst zu nehmende Abrechnung mit der Elterngeneration wird nicht daraus.

Statt die Charaktere tiefer auszuleuchten, setzt Doris Dörrie in „Alles inklusive“ auf karikaturartige Übertreibungen. Dafür ist die Figur des prolligen Berliners Helmut nur ein Beispiel. Gute schauspielerische Leistungen wie die von Nadja Uhl können diese Lächerlichkeit nur in einigen Szenen kompensieren.

Im Roman „Alles inklusive“ erzählt Doris Dörrie abwechselnd aus vier Perspektiven. Im Film beschränkt sie sich auf die von Apple und Ingrid. Dementsprechend springen wir zwischen den Handlungssträngen in München und Torremolinos hin und her. Was 35 Jahre zuvor geschah, erfahren wir aus eingeflochtenen Rückblenden.

„Alles inklusive“ soll wohl eine Tragikomödie sein, aber die tragischen Ansätze passen nicht zum Klamauk. Besonders peinlich ist die sketchartige Szene, in der Helmut und Ingrid miteinander kopulieren und dazu auf der Gitarre klimpern.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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