Patrick Modiano

Patrick Modiano wurde am 30. Juli 1945 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren, und zwar als Sohn der nicht besonders erfolgreichen flämischen Schauspielerin Luisa Colpeyn (* 1918) und des italienisch-jüdischen Kaufmanns Albert Modiano (1912 – 1977). Das Paar hatte sich in der Besatzungszeit kennengelernt, und die Wohnung, in der Patrick Modiano zunächst aufwuchs, hatte sein Vater 1942 von dem Schriftsteller Maurice Sachs (eigentlich: Maurice Ettinghausen, 1906 – 1945) übernommen. Offenbar ging er in der Okkupationszeit zwielichtigen Geschäften nach.

Patrick fühlte sich von den Eltern vernachlässigt, und dass sein zwei Jahre jüngerer Bruder Rudy 1957 an Leukämie starb, war ein Schock für ihn. Die Schulausbildung bekam Patrick Modiano, dessen Muttersprache flämisch war, in französischen Internaten. 1962 schloss er sie in Annecy mit dem Abitur ab.

Durch die Begegnung mit dem Schriftsteller Raymond Queneau (1903 – 1976) änderte Patrick Modiano seine Pläne, brach das am Pariser Lycée Henri IV begonnene Studium ab und wandte sich der Literatur zu. Raymond Queneau vermittelte ihm einen Vertrag des renommierten Pariser Verlags Éditions Gallimard, der dann auch 1968 Modianos Debütroman „Place de l’Étoile“ veröffentlichte.

Seit 1970 ist Patrick Modiano mit Dominique Zehrfuss (* 1951) verheiratet, der Tochter des französischen Architekten Bernard Zehrfuss (1911 – 1996). Das Paar hat zwei Töchter: Zina (* 1974) und Marie (* 1978).

Obwohl Patrick Modiano erst nach dem Krieg geboren wurde, beschäftigt er sich in seinen Büchern vor allem mit der Besatzungszeit und der nachträglichen Verharmlosung des Vichy-Regimes. 1978 erhielt er den Prix Goncourt.

Kaum jemand, der Patrick Modiano zu lesen beginnt, kann sich dem Sog seiner Prosa entziehen. Mit kreisenden Bewegungen versucht der französische, 1945 geborene Autor, dem Geheimnis vergangenen Lebens auf die Spur zu kommen. Seiner Prosa genügen einfache Sätze, manchmal sogar die bloße Aufzählung von Fakten. Eine Schreibweise, die trotzdem zu einem eleganten Stil führt und eine eigentümlich melancholische Atmosphäre erzeugt. Eine Melancholie, die Ausdruck des Aufbäumens gegen den Tod, gegen das Verschwinden ist.
(Fokke Joel, Die Zeit online, 9. Oktober 2014)

Patrick Modiano, der nun mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist ein Schriftsteller einer sehr eigentümlichen Form der Erinnerung. Einer zumindest halb imaginierten Erinnerung , die er so schildert, als ob sie nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart wäre – und die man künftig, wenn er nun auch international so berühmt werden sollte, wie er in seiner Heimat Frankreich längst ist, eigentlich die Modiano-Erinnerung nennen müsste.
(Sebastian Hammelehle, Der Spiegel online, 9. Oktober 2014)

Peter Handke übertrug einige Romane von Patrick Modiano ins Deutsche, aber berühmt wurde der französische Schriftsteller hierzulande erst, als ihm 2014 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, und zwar „für die Kunst des Erinnerns, mit der er die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt während der (deutschen) Besatzung sichtbar gemacht hat“.

 

Patrick Modiano: Bibliografie (Auswahl)

© Dieter Wunderlich 2014

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.