Elias Canetti
Elias Canetti wurde am 25. Juli 1905 als Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Jacques Canetti und dessen Ehefrau Mathilde in Bulgarien geboren. Seine Eltern hatten türkische Pässe, waren aber sephardische Juden.
Als Elias Canetti sechs Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm und seinen beiden jüngeren Brüdern nach Manchester.
Dort lernte er nach seiner Muttersprache – einem mittelalterlichen Spanisch, das sich unter den Juden jahrhundertelang erhalten hatte – Englisch und Französisch. 1912 erlag sein Vater im Alter von einunddreißig Jahren unerwartet einem Herzschlag. Die junge Witwe zog mit ihren Söhnen nach Wien, wo Elias Canetti auch noch Deutsch lernte – die Sprache, in der er später seine Werke schrieb –, dann in die Schweiz (1916 – 1921) und nach Deutschland (1921 – 1924).
Ab 1924 lebte Elias Canetti wieder in Wien, während seine Mutter mit ihren beiden anderen Söhnen nach Frankreich zog. Die Sommerferien 1928 verbrachte er in Berlin bei dem Verleger Wieland Herzfelde (Malik-Verlag), für den er Übersetzungen schrieb. Zurück ihn Wien, schloss er sein Chemiestudium ab und promovierte 1929.
1934 heiratete Elias Canetti Veza Taubner-Calderon, mit der er bereits seit zehn Jahren befreundet war. Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich zwang das staatenlose Ehepaar, im Winter 1938/39 über Frankreich nach England zu emigrieren.
Veza und Elias Canetti hatten zumeist getrennte Wohnungen und führten eine ungewöhnlich liberale Ehe. Veza Canetti wusste durchaus Bescheid über die Geliebten ihres Ehemanns: die Schriftstellerin Anna Sebastian (eigentlich: Frieda Benedikt), die Malerin Marie-Louise von Motesiczky, die Schriftstellerin Iris Murdoch u. a.
1952 erhielt Elias Canetti die britische Staatsangehörigkeit. Als Begleiter eines Filmteams reiste er 1954 für einige Wochen nach Marrakesch.
Veza Canetti starb 1963. Acht Jahre später vermählte Elias Canetti sich mit Hera Buschor. Im Jahr darauf kam seine Tochter Johanna zur Welt.
1981 wurde Elias Canetti mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
In den Siebziger- und Achtzigerjahren lebte er zunächst zeitweise und dann ganz in Zürich. Dort starb er am 14. August 1994 im Alter von neunundachtzig Jahren.
Elias Canetti: Bibliografie (Auswahl)
- Hochzeit (Drama, 1932)
- Komödie der Eitelkeiten (Theaterstück, 1934)
- Die Blendung (Roman, 1935)
- Masse und Macht (anthropologische Studie, 1960)
- Die Befristeten (Drama, Uraufführung: 1956)
- Die Stimmen von Marrakesch (Reiseimpressionen, 1968)
- Die gespaltene Zukunft (Aufsätze, 1972)
- Die Provinz des Menschen (aphoristische Notizen, 1973)
- Der Ohrenzeuge (Charakterskizzen, 1974)
- Die gerettete Zunge (Autobiografie, 1977)
- Die Fackel im Ohr (Autobiografie, 1980)
- Das Augenspiel (Autobiografie, 1985)
Anlässlich des 100. Geburtstages von Elias Canetti erschienen neue Biografien:
- Helmut Göbel: Elias Canetti. Reinbek 2005
- Sven Hanuschek: Elias Canetti. Biographie. München 2005
- Kristian Wachinger: Elias Canetti. Bilder aus seinem Leben. München 2005.
© Dieter Wunderlich 2005
Elias Canetti: Die Blendung
Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch
Elias Canetti: Die gerettete Zunge
Elias Canetti: Die Fackel im Ohr
Elias Canetti: Das Augenspiel
Veza Canetti: Die Gelbe Straße