Elias Canetti : Die Blendung

Die Blendung
Erstausgabe: Wien 1935 © Carl Hanser Verlag 1980
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Sinologe Peter Kien will nur für seine wissenschaftliche Arbeit leben und zieht sich aus der Welt zurück in die kafkaesken Räume seiner Privatbibliothek, in die das Tageslicht nur durch Oberlichte fällt, weil alle Wände mit Bücherregalen zugestellt sind ...
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Kritik

Das abstrakte Denken macht es Peter Kien unmöglich, die Realität zu begreifen. Wir sehen, wie Geist und Natur, Kultur und Leben zu Gegensätzen werden können. "Die Blendung" ist ein fantastisch erzählter grotesker Roman mit einer Fülle origineller Ideen.
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Der Sinologe Peter Kien will nur für seine wissenschaftliche Arbeit leben und zieht sich aus der Welt zurück in die kafkaesken Räume seiner Privatbibliothek, in die das Tageslicht nur durch Oberlichte fällt, weil alle Wände mit Bücherregalen zugestellt sind.

Um sicherzugehen, dass seine Bücher gepflegt werden, folgt er dem Vorschlag seiner Haushälterin und heiratet sie. Ein schwerer Fehler! Die dumme, habgierige Frau hat nichts anderes im Sinn, als ihn aus der Wohnung zu verdrängen. Unvermittelt sieht er sich mit der Außenwelt konfrontiert. Hier sucht jeder nur seinen eigenen Vorteil, und es wird unentwegt gestohlen und betrogen. In diesem Tollhaus findet sich der ans Ordnen und Klassifizieren gewöhnte Gelehrte nicht zurecht. Das Chaos greift auf sein Denken über. Sein Bruder Georges, ein Psychiater, bringt den verstörten Sinologen in seine geliebte Bibliothek zurück. Doch Peter Kien wird seiner Ängste nicht mehr Herr und verbrennt sich inmitten seiner Bücher.

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Das abstrakte Denken macht es Peter Kien unmöglich, die Realität zu begreifen. Wir sehen, wie Geist und Natur, Kultur und Leben zu Gegensätzen werden können. „Die Blendung“ ist ein fantastisch erzählter grotesker Roman mit einer Fülle origineller Ideen.

Bei der Figur Peter Kien soll Elias Canetti an Immanuel Kant (1724 – 1804) gedacht haben.

Der pedantische Weltverächter hieß zunächst „Brand“, dann „Kant“ und verwandelte sich schließlich auf Drängen Hermann Brochs in „Kien“. Es ist aber immer noch Kant, den das Leben entzündet, der in Liebe erglüht, der am Ende sein ganzes trockenes Denkgebäude in Brand steckt. 1933 brannten in Deutschland die Bücher, und Canetti wartete noch immer auf einen Verleger für seinen Weltenbrand. Im Oktober 1935, vordatiert ins nächste Jahr, erschien „Kant fängt Feuer“ unter dem Titel „Die Blendung“. (Willi Winkler in: Süddeutsche Zeitung, 10. Februar 2004)

Den Roman „Die Blendung“ von Elias Canetti gibt es auch als Hörspiel in zwölf Folgen (Regie: Klaus Buhlert, Musik: Klaus Buhlert, Sprecher: Manfred Zapatka, Birgit Minichmayr, Samuel Finzi u.a., 720 Minuten, ISBN: 978-3-86717-893-8)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002/2004

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