Dunkle Tage

Dunkle Tage

Dunkle Tage

Originaltitel: Dunkle Tage – Regie: Margarethe von Trotta – Drehbuch: Margarethe von Trotta – Kamera: Franz Rath – Schnitt: Corina Dietz – Darsteller: Suzanne von Borsody, Stefanie Stappenbeck, Siggi Kautz, Steffen Groth, Andras Fricsay Kali Son, Pamela Knaack, Marie Helen Dehorn, Therese Hämer, Rolf Kanies, Cornelius Lehmann, Wolfgang Packhäuser, Karina Schieck, Stefanie Schimanski, Konstantin Wecker u.a. – 1999; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der Tod ihres Ehemanns wirft Angela Rinser aus der Bahn. Die Chefsekretärin weiß nicht, wie sie ihren beiden Kindern den Vater ersetzen soll, der zu Hause an einem Buch schrieb und sich liebevoll um die Familie kümmerte. Von einer Halbtagstätigkeit will ihr Chef nichts wissen; er verlangt auch weiterhin vollen Einsatz, und als er merkt, dass Angela zu trinken angefangen hat, entlässt er sie ...
mehr erfahren

Kritik

Das Alkoholikerinnen-Drama gehört nicht zu Margarethe von Trottas besten Filmen. Sehenswert ist "Dunkle Tage" vor allem, weil ein wichtiges Tabu thematisiert wird.
mehr erfahren

Angela Rinser (Suzanne von Borsody) arbeitet als Chefsekretärin. Ihr Chef, Herr Schmanke (Andras Fricsay Kali Son), nimmt keine Rücksicht darauf, dass sie zwei kleine Kinder hat und verlangt häufig Überstunden von ihr. Angelas Ehemann (Konstantin Wecker) schreibt zu Hause ein Buch über Vögel, kocht und erzählt der Tochter Felicitas und dem zwei Jahre jüngeren Sohn Max Geschichten. Doch wenn Angela abends abgespannt heimkommt, fühlt sie sich von den Kindern ebenso genervt wie von dem aus der Nachbarwohnung zu hörenden Üben der Klavierschüler Herrn Beyrichs.

Plötzlich stirbt Herr Rinser an einer Infektion, die er vermutlich von einem Afrikaaufenthalt mitgebracht hat.

Aufgrund ihrer beruflichen Anspannung weiß Angela nicht, wie sie ihren Kindern den fehlenden Vater ersetzen soll. Die gut bezahlte Stellung kann sie nicht aufgeben, denn sie muss Schulden abbezahlen. Zaghaft fragt sie Schmanke nach einer Halbtagstätigkeit, aber er geht nicht darauf ein und macht ihr klar, dass er auch weiterhin ihren vollen Einsatz beansprucht. Dazu gehört auch, dass sie seine Ehefrau Alexandra (Pamela Knaack ) überredet, bei ihm zu bleiben, obwohl sie ihn bei einem Seitensprung ertappte.

Bald beschwert Schmanke sich darüber, dass Angela trotz Pfefferminzbonbons nach Alkohol riecht und zunehmend Fehler macht. Angela behauptet, Medizin gegen Magenschmerzen einzunehmen, aber Herr Schmanke entlässt sie.

Dass sie arbeitslos ist, verheimlicht Angela vor ihren Kindern. Sie geht weiterhin morgens aus dem Haus und kommt abends zurück, hängt auch abends in Kneipen herum, statt etwas zu kochen und hat kein Ohr für Felicitas und Max. Als Max Geburtstag feiern möchte, bleibt sie im Bett liegen. Alexandra Schmanke, mit der sie sich inzwischen befreundet hat, drängt sie, wenigstens für eine halbe Stunde aufzustehen, aber Angela ist dazu nicht in der Lage, beschuldigt die Freundin, sich zwischen sie und ihre Kinder zu drängen und wirft sie hinaus.

Fünf Jahre später: Der inzwischen sechzehnjährige Max (Siggi Kautz) gerät mit seiner ständig betrunkenen Mutter in Streit, prügelt auf sie ein und zieht dann aus. Felicitas (Stefanie Stappenbeck) ist verzweifelt, denn sie weiß nicht, wie sie das mit ihrer Mutter allein schaffen soll. Wenn eine Freundin zu ihr kommt, kann sie diese nicht in die Wohnung lassen und muss sich immer wieder neue Ausreden ausdenken, um die Alkoholkrankheit Angelas zu verheimlichen.

Nachdem Max in der Schule einen Lehrer mit einem Messer bedroht hat, drängt Felicitas ihre Mutter dazu, sich für ein paar Stunden zusammenzunehmen und den Schuldirektor aufzusuchen. Angela gibt sich Mühe, kleidet sich an – und bricht dann doch wieder zusammen. Max wird von der Schule verwiesen und schlägt sich als Kellner durch.

Eines Morgens wird Felicitas von der Polizei aufgefordert, Angela aus einer vollgekotzten Ausnüchterungszelle abzuholen.

Erst als Felicitas droht, wie ihr Bruder auszuziehen, lässt Angela sich zu einer Entziehungskur überreden.

Während Angela in der Klinik ist, nimmt Felicitas Fabian Groll (Steffen Groth), einen früheren Klavierschüler Herrn Beyrichs, als Untermieter in Max‘ Zimmer auf – nicht nur wegen des dringend benötigten Geldes, sondern auch, weil sie in ihn verliebt ist. Fabian studiert mittlerweile am Konservatorium und jobbt als Barpianist.

Nach der Entziehungskur fragt Angela ihren früheren Chef nach einer Anstellung. Ihr ist klar, dass die Position der Chefsekretärin besetzt ist und sie wäre auch mit einer anderen Tätigkeit zufrieden, aber Schmanke – der sich inzwischen von Alexandra scheiden ließ und neu verheiratet ist – klagt über schlecht gehende Geschäfte und ist nicht bereit, ihr zu helfen. Ein paar Stunden später sehen Fabian und Felicitas zufällig Angela sturzbetrunken am Straßenrand. Auf diese Weise erfährt Fabian das Geheimnis.

Einige Zeit später, als Fabian und Felicitas nach Hause kommen, hat Angela einen Alkoholiker, den sie bei der Entziehungskur kennen lernte, bei sich, und beide sind völlig betrunken. Da suchen Fabian und Felicitas sich ein anderes Zimmer.

Angela passt Felicitas vor dem Gymnasium ab und droht, sich das Leben zu nehmen, wenn ihre Tochter nicht zu ihr zurückkehrt. Felicitas lässt sie stehen, aber Angela ruft auch nachts an, bis Fabian, der am nächsten Morgen zu einer Prüfung muss, das Telefon abstellt.

Als Felicitas am nächsten Morgen nach ihrer Mutter schauen will, erfährt sie von einer Nachbarin, dass man Angela nach einem Selbstmordversuch mit Tabletten vor dem Aufzug liegend fand und ins Krankenhaus brachte.

Fabian besteht die Prüfung nicht.

Nach dem Selbstmordversuch ihrer Mutter fühlt Felicitas sich verpflichtet, wieder bei ihr zu wohnen. Fabian trennt sich deshalb von ihr. Max, den Felicitas – die sich völlig überfordert fühlt – um Hilfe bittet, will nichts von der alkoholkranken Mutter wissen.

Einige Wochen später sieht Fabian zufällig Angela und Felicitas, die mit einem Obdachlosen auf einer Anlagenbank sitzen und gemeinsam aus einer Flasche trinken. Aufgeregt läuft er zu Max und lässt ihm keine Ruhe, bis er bereit ist, wenigstens Felicitas zu helfen. In der inzwischen verwahrlosten Wohnung findet Max seine Mutter und seine Schwester betrunken vor. Er zerrt Felicitas hoch und will, dass sie mitkommt, aber Angela versucht, ihre Tochter zurückzuhalten. Da schlägt Max seiner Mutter eine leere Flasche auf den Kopf. Sie bricht zusammen. Felicitas fordert Max auf, wegzulaufen. Ohne weiter nachzudenken, rennt er davon.

Felicitas wird wegen Totschlags vor Gericht gestellt. Als die Richterin – die zwischendurch aus einem Flachmann in ihrem Spind trinkt – zur Urteilsverkündung ansetzt, schreit Max im Zuschauerraum, seine Schwester sei unschuldig, er habe die Mutter getötet. Die Richterin lässt sich nicht unterbrechen und verkündet einen Freispruch.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

In „Dunkle Tage“ zeigt Margarethe von Trotta, wie eine Frau alkoholkrank wird und welche Folgen das für sie und ihre Kinder hat. Das Alkoholikerinnen-Drama gehört gewiss nicht zu Margarethe von Trottas besten Filmen. Drehbuch, Kameraführung und die meisten Darsteller sind eher mittelmäßig. Sehenswert ist „Dunkle Tage“, weil ein wichtiges Tabu thematisiert wird und zwei Darstellerinnen überzeugend agieren: Suzanne von Borsody und Stefanie Stappenbeck. Sie erhielten dafür 1999 den „Deutschen Fernsehpreis“.

Die Dreharbeiten fanden vom 1. Oktober bis 2. November 1998 in Köln statt. Der Fernsehfilm „Dunkle Tage“ wurde erstmals am 5. Mai 1999 im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

Alkoholkrankheit

Margarethe von Trotta (Kurzbiografie)
Margarethe von Trotta: Die bleierne Zeit
Margarethe von Trotta: Rosa Luxemburg
Margarethe von Trotta: Das Versprechen
Margarethe von Trotta: Jahrestage
Margarethe von Trotta: Rosenstraße
Margarethe von Trotta: Die andere Frau
Margarethe von Trotta: Ich bin die andere
Margarethe von Trotta: Die Schwester
Margarethe von Trotta: Hannah Arendt. Ihr Denken veränderte die Welt

Vogel, Maischberger - Wie wollen wir leben?
Hans-Jochen Vogel urteilt erfahren und kenntnisreich; er denkt analy­tisch und formuliert ebenso präzise wie differenziert. Seine Gespräche mit Sandra Maischberger gehen immer wieder über die Tagespolitik hinaus.
Wie wollen wir leben?

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.