The Beatles
1957 gründete der Gymnasiast John Lennon (1940 – 1980) in Liverpool die Skiffle-Gruppe „The Quarry Men“, in die im Juli 1957 Paul McCartney (*1942) und im Jahr darauf George Harrison (1943 – 2001) aufgenommen wurden. 1959 trennte sich John Lennon von den ursprünglichen Mitgliedern der Band und trat einige Zeit mit Paul McCartney und George Harrison unter dem Namen „Johnny And The Moondogs“ auf. Nach der Erweiterung des Trios durch den Bassisten Stuart Sutcliffe (1940 – 1962) zum Quartett hießen sie „The Silver Beatles“.
Im August 1960 kamen John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best (*1941) auf Einladung von Bruno Koschmider nach Hamburg. Dort traten sie vom 18. August an im „Indra Club“ in St. Pauli auf, ließen das „Silver“ weg und übernahmen den Haarschnitt des Fotografen Jürgen Vollmer („mop top“, „Pilzkopf“). Als der „Indra Club“ geschlossen wurde, zogen die Beatles im Oktober zum „Kaiserkeller“ um, wo auch die ebenfalls aus Liverpool stammende Gruppe „Rory Storm & The Hurricanes“ mit dem Schlagzeuger Ringo Starr (*1940) auftrat. Ende November kehrten die Beatles bis auf Stuart Sutcliffe nach Liverpool zurück, aber zwei Jahre lang spielten sie immer wieder in Hamburg, u. a. im renommierten „Star Club“.
Mit einem Konzert am 27. Dezember 1960 in der Litherland Town Hall in Liverpool setzten die Beatles ihre Erfolge fort. Einige Wochen später, am 9. Februar 1961, traten sie erstmals im „Cavern Club“ auf, wo sie dann eineinhalb Jahre lang regelmäßig spielten. Dort besuchte am 9. November Brian Epstein, der Geschäftsführer einer Plattenfirma, eines ihrer Konzerte – und bot ihnen bald darauf begeistert an, ihr Manager zu werden. Brian Epstein brachte John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Pete Best dazu, gepflegte Anzüge zu tragen, sich auf der Bühne gesittet zu benehmen und ein festes Programm einzuhalten.
Beim Vorspielen am 6. Juni 1962 in den Abbey Road Studios in London überzeugten die Beatles den Musikproduzenten George Martin, der ihnen daraufhin einen Plattenvertrag anbot. Für die Aufnahmen wechselten die Beatles den Schlagzeuger Pete Best aus unbekannten Gründen durch Ringo Starr aus. Damit stand ihre endgültige Besetzung fest: John Lennon (Gesang, Rhythmusgitarre, Keyboards, Mundharmonika u. a.), Paul McCartney (Gesang, Bass, Gitarre, Keyboards, Schlagzeug u. a.), George Harrison (Leadgitarre, Gesang, Sitar u. a.), Ringo Starr (Schlagzeug, Gesang u. a.).
John Lennon heiratete am 23. August 1962 in Liverpool seine langjährige Freundin Cynthia Powell. (Ihr Sohn Julian wurde am 8. April 1963 geboren.)
Am 5. Oktober 1962 veröffentlichten The Beatles die erste Single („Love Me Do“). Innerhalb von zwölf Stunden nahmen sie am 11. Februar 1963 ihr erstes offizielles Album auf, das am 22. März herauskam: „Please Please Me“. Die Langspielplatte brachte es auf Platz 1 der britischen Hitlisten. Ihren Durchbruch schafften die Beatles mit einem Auftritt am 13. Oktober 1963 in der Fernsehsendung „Sunday Night At The London Palladium“, die von 15 Millionen Menschen gesehen wurde. Zu diesem Zeitpunkt kam es bereits überall, wo die Beatles auftauchten, zu Ausbrüchen von Massenhysterie („Beatlemania“), wobei fast jedes Mal einige der ekstatisch kreischenden Fans – vorwiegend junge Mädchen – in Ohnmacht fielen.
Nachdem die Beatles Anfang 1964 auch in den USA auf Platz 1 der Hitlisten vorgerückt waren (mit „I Want To Hold Your Hand“), flogen sie am 7. Februar nach New York. Zwei Tage später (und dann gleich noch einmal am 16. Februar) traten sie in der „Ed Sullivan Show“ auf, einer populären Live-Show des US-Fernsehens, die an diesem Abend 73,7 Millionen Zuschauer hatte.
Nach ihrer Rückkehr drehten sie in England ihren ersten Kinofilm: „A Hard Day’s Night“, bevor sie am 4. Juni zu ihrer ersten Welttournee aufbrachen.
A Hard Day’s Night – Regie: Richard Lester – Drehbuch: Alun Owens – Kamera: Gilbert Taylor – Schnitt: John Jympson – Musik: George Martin, John Lennon, Paul McCartney – Darsteller: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr, Wilfrid Brambell, Norman Rossington, Victor Spinetti, John Junkin, Anna Quale, Derick Guyler, Richard Vernon, Edward Malin, David Janson, John Bluthal, Phil Collins u.a. – 1964; 90 Minuten [Inhaltsangabe; Kommentar]
Am 11. Februar 1965 ließen sich Ringo Starr und Maureen Cox in London trauen. (Ihre Söhne Zak und Jason kamen am 13. September 1965 bzw. am 19. August 1967 auf die Welt, ihre Tochter Lee Parkin am 11. November 1970. Nach zehn Jahren wurde die Ehe geschieden. Ringo Starr heiratete am 27. April 1981 die Schauspielerin Barbara Bach.)
Die Premiere des zweiten Kinofilms mit den Beatles fand am 29. Juli 1965 in London statt: „Help!“.
Hi-Hi-Hilfe! – Originaltitel: Help! – Regie: Richard Lester – Drehbuch: Marc Behm, Charles Wood – Kamera: David Watkin – Schnitt: John Victor-Smith – Musik: Paul McCartney, Ken Thorne – Darsteller: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr, Leo McKern, Eleanor Bron, Victor Spinetti, Roy Kinnear, John Bluthal, Patrick Cargill, Alfie Bass, Warren Mitchell, Peter Copley, Bruce Lacey u. a. – 1965; 90 Minuten
Im ausverkauften Shea Stadion in New York spielten die Beatles am 15. August 1965 vor 55 600 Zuhörern. Dieser erste Auftritt der Beatles in einem offenen Stadion war der größte Live-Auftritt in ihrer gesamten Karriere; nie zuvor hatte es in einer kostenpflichtigen Konzertveranstaltung ein so großes Publikum gegeben.
Mit Elvis Presley, der ihnen bereits zu ihrem Auftritt am 9. Februar 1964 in der „Ed Sullivan Show“ ein Glückwunschtelegramm geschickt hatte, trafen sich die Beatles am 27. August 1965 in Bel Air, Kalifornien.
Am 26. Oktober 1965 wurden John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr im Buckingham Palace von Königin Elizabeth II. mit dem Orden „Member of the British Empire“ ausgezeichnet. (Aus Protest gegen die Beteiligung Großbritanniens am Biafra-Krieg gab John Lennon seinen Orden 1969 zurück.)
George Harrison vermählte sich am 21. Januar 1966 mit Pattie Boyd, der Darstellerin eines Schulmädchens in „A Hard Day’s Night“. (1978, ein Jahr nach der Scheidung, wurde Pattie die Ehefrau des Gitarristen Eric Clapton. George Harrison heiratete am 2. September 1978 die Mexikanerin Olivia Aris. Der gemeinsame Sohn Dhani war zu diesem Zeitpunkt bereits einen Monat alt.)
Während einer weiteren Welttournee im Sommer 1966 lehnte Brian Epstein im Namen der Beatles aus politischen Gründen eine Einladung von Imelda Marcos, der Ehefrau des philippinischen Staatschefs Ferdinand Marcos, zum Abendessen ab. Daraufhin mussten die Musiker und ihr Manager sofort das Land verlassen und wurden am Flughafen tätlich angegriffen.
Kurz darauf wurden die Beatles auch in den USA bedroht, und zwar von fanatischen Christen, die John Lennon mit der Behauptung „We are more popular than Jesus“ brüskiert hatte.
Diese Vorfälle bestärkte die musikalisch ehrgeizigen Pop-Musiker, die über die mangelhafte Klangqualität während der Open-Air-Konzerte frustriert waren, in der Entscheidung, auf weitere Bühnenauftritte zu verzichten und sich fortan auf Studio-Einspielungen zu beschränken.
So entstand in fünfmonatiger Arbeit in den Abbey Road Studios in London mit „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ das erste Konzeptalbum in der Musikgeschichte, das am 1. Juni 1967 in den Handel kam.
Die Beatles entwickelten sich schrittweise weiter und experimentierten immer wieder mit anderen Ton- und Musikarten sowie ungewohnten Instrumentierungen, aber dabei verloren sie nie ihren unverwechselbaren eigenen Sound.
Auch ihre Texte nahmen im Verlauf ihrer kurzen Geschichte an Originalität und poetischer Kraft zu. Mit 1,3 Milliarden verkauften Platten waren The Beatles die erfolgreichste Band des 20. Jahrhunderts. John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr zeigten der Pop-Musik neue Wege und setzten zugleich Qualitätsmaßstäbe. John Lennon und Paul McCartney komponierten weitaus die meisten Songs, waren die innovativsten Musiker der Beatles und gelten als die beiden erfolgreichsten Komponisten in der Pop-Musik-Geschichte.
Als die Beatles am 24. August 1967 an einer Vortragsveranstaltung des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi (1917 – 2008) in London teilnahmen, wurden sie von ihm nach Bangor in Wales eingeladen. Während ihres Aufenthalts dort erhielten sie die Nachricht, dass ihr zweiunddreißig Jahre alter Manager Brian Epstein am 27. August tot in seiner Wohnung gelegen hatte. Vermutlich war er an einer Überdosis Drogen gestorben.
Der Fernsehfilm „Magical Mystery Tour“, den die Beatles im Herbst 1967 nach einer Idee von Paul McCartney ohne Drehbuch inszeniert hatten, wurde am 26. Dezember erstmals ausgestrahlt (BBC). Das Soundtrack-Album war bereits einen Monat vorher, am 27. November, in den USA veröffentlicht worden.
Magical Mystery Tour – Regie: The Beatles, Bernard Knowles – Drehbuch: The Beatles – Kamera: Ringo Starr alias Richard Starkey – Schnitt: Roy Benson – Musik: The Beatles – Darsteller: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr, Vivian Stanshall, Neil Innes, Roger Ruskin Spear, „Legs“ Larry Smith, Sam Spoons, Rodney Slater, Jan Carson, George Claydon, Ivor Cutler, Mal Evans, Shirley Evans, Nat Jackley, Derek Royle, Jessie Robins, Victor Spinetti, Mandy Weet, Maggie Wright u. a. – 1967; 55 Minuten
Im Februar 1968 reisten John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr mit den Ehefrauen Cynthia, Pattie und Maureen zu einem längeren Meditations-Seminar nach Rishikesh in Indien. Auch die Schauspielerin Mia Farrow gehörte zu den Teilnehmerinnen.
Im Mai 1968 trennte sich Cynthia von John Lennon, weil dieser seit längerer Zeit ein Verhältnis mit der japanischen Künstlerin Yoko Ono hatte, die sich allerdings von Anfang an nicht mit Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr verstand.
Der Zeichentrickfilm „Yellow Submarine“ hatte am 17. Juli 1968 in London Premiere.
Yellow Submarine – Regie: George Dunning – Drehbuch: Erich Segal, Lee Minoff, Al Brodax und Jack Mendelsohn – Kamera: John Williams u.a. – 1967; 80 Minuten
Am 4. September 1968 traten The Beatles zum letzten Mal im Fernsehen auf. George Harrison veröffentlichte am 1. November sein erstes Solo-Album („Wonderwall Music“), und knapp zwei Wochen später erschien eine Langspielplatte von John Lennon und Yoko Ono, die sich für den Cover nackt hatten fotografieren lassen.
Trotz zunehmender Querelen zwischen John Lennon, Yoko Ono, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr drehten The Beatles Anfang 1969 noch einen Film, wieder nach einer Idee von Paul McCartney. Diesmal wollten sie sich bei der Aufnahme eines Albums filmen lassen. In diesem Rahmen fand am 30. Januar 1969 auf dem Dach des den Beatles gehörenden Apple-Studios in London unter freiem Himmel das letzte Live-Konzert der Beatles statt – das jedoch nach weniger als einer dreiviertel Stunde von der Polizei verboten wurde, weil sich die Nachbarn belästigt fühlten und ein Verkehrschaos drohte. Der Film „Let It Be“ kam am 20. Mai 1970 ins Kino. Dafür gab es im Jahr darauf einen „Oscar“.
Let It Be – Regie: Michael Lindsay-Hogg – Kamera: Anthony B. Richmond – Schnitt: Tony Lenny – Musik: The Beatles – Mitwirkende: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr, George Martin, Heather McCartney, Linda McCartney, Yoko Ono, Billy Preston, Derek Taylor, Mal Evans, Michael Lindsay-Hogg – 1970; 80 Minuten
Gegen den Willen von Paul McCartney hatten John Lennon, George Harrison und Ringo Starr am 8. Mai 1969 Allen Klein mit dem Management der Beatles betraut.
Als Letzter der Beatles heiratete Paul McCartney. Am 12. März 1969 in London wurde die Fotografin Linda Eastman seine Frau. (Das Paar bekam drei Kinder: Mary, * 29. August 1969, Stella, * 13. September 1971, James, * 12. September 1977. Linda starb am 17. April 1998 an Brustkrebs. Am 11. Juni 2002 heiratete Paul McCartney in Irland das Fotomodell Heather Mills, aber die Ehe zerbrach nach weniger als vier Jahren.)
Acht Tage nach Paul und Linda, am 20. März 1969, ließen sich John Lennon und Yoko Ono in Gibraltar trauen. (Ihr Sohn Sean kam am 9. Oktober in New York zur Welt.)
Am 10. April 1970 gaben die Beatles die Auflösung ihrer Band offiziell bekannt.
John Lennon wurde am 8. Dezember 1980, zwei Monate nach seinem 40. Geburtstag, vor seinem Haus in New York von dem fünfundzwanzigjährigen Fan Mark David Chapman um ein Autogramm gebeten und dabei auf offener Straße erschossen. (Am 15. März 2002 wurde der Flughafen von Liverpool offiziell in „John Lennon Airport“ umbenannt.)
Die Rechte an allen 251 Kompositionen von John Lennon und Paul McCartney erwarb am 10. August 1985 zum Entsetzen Pauls der Pop-Sänger Michael Jackson für 47,5 Millionen Dollar.
Königin Elizabeth II. schlug Paul McCartney am 11. März 1997 im Buckingham Palace zum Ritter.
Am 30. Dezember 1999 wurde George Harrison von einem Einbrecher in seiner Villa in Henley-on-Thames mit einem Messer verletzt. Zwei Jahre später, am 29. November 2001, erlag der Achtundfünfzigjährige einem Krebsleiden.
Titel einiger Beatles-Songs:
A Hard Day’s Night, A Taste Of Honey, All You Need Is Love, And I Love Her, Any Time At All, Back In The USSR, Boys, Can’t Buy Me Love, Come Together, Dizzy Miss Lizzy, Don’t Let Me Down, Drive My Car, From Me To You, Get Back, Getting Better, Good Morning, Help!, Helter Skelter, Here Comes The Sun, Hey Jude, I’m Down, I’m The Walrus, I Call Your Name, I Feel Fine, If I Needed Someone, I’ll Follow The Sun, I’m A Loser, I Saw Her Standing There, I Should Have Known Better, I Wanna Be Your Man, I Want To Hold Your Hand, Lady Madonna, Let It Be, Long Tall Sally, Love Me Do, Lovely Rita, Lucy In The Sky With Diamonds, Magical Mystery Tour, Match Box, Michelle, Money, My Bonnie, Norwegian Wood, Nowhere Man, Obladi Oblada, Penny Lane, Please Mr Postman, Please Please Me, Revolution, Rock and Roll Music, Roll Over Beethoven, She Loves You, Slow Down, Strawberry Fields Forever, Sweet Little Sixteen, Tax Man, The Night Before, Ticket To Ride, Twist And Shout, When I’m Sixty-Four, While My Guitar Gently Wheeps, Yeah! Yeah! Yeah!, Yellow Submarine, Yesterday, You Can’t Do That.
© Dieter Wunderlich 2006 / 2008
Richard Lester: A Hard Day’s Night
George Dunning: Yellow Submarine
Alan Aldridge: The Beatles Song Book
Hunter Davies (Hg.): The John Lennon Letters. Erinnerungen in Briefen
Walter Grasskamp: Das Cover von Sgt. Pepper