Gruppe 47


Die Gruppe 47 entstand aus einem Kreis deutscher Autorinnen und Autoren, die sich aufgrund einer Einladung von Hans Werner Richter (1908 – 1993) am 8./9. September 1947 in Herrlingen bei Ulm trafen, um anstelle der von Alfred Andersch (1914 – 1980) herausgegebenen, im April von der US-Militärregierung verbotenen Kulturzeitschrift „Der Ruf“ eine neue satirische Literaturzeitschrift mit dem Titel „Skorpion“ zu gründen. Für den „Skorpion“ verweigerte die Militärregierung zwar die Lizenz, aber die in Herrlingen begonnene Gepflogenheit, aus eigenen Werken zu lesen und darüber zu diskutieren, wurde beibehalten.

Wie von Hans Georg Brenner (1903 – 1961) vorgeschlagen, setzte die Gruppe 47 sich zum Ziel, die deutschsprachige Literatur nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ zu erneuern und nicht nur die Nachkriegsliteratur, sondern auch die Demokratisierung der Gesellschaft zu fördern.

Die Gruppe 47 veranstaltete etwa dreißig Tagungen, an denen schließlich neben Autoren auch Literaturkritiker (Joachim Kaiser, Marcel Reich-Ranicki, Lektoren und Verleger (Siegfried Unseld ) teilnahmen. Dabei lasen Schriftsteller aus ihren unveröffentlichten Manuskripten und stellten sich der Kritik des Publikums, ohne sich verteidigen zu dürfen.

Von 1950 bis 1967 vergab die Gruppe 47 auch einen Literaturpreis. Preisträger waren Günter Eich (1950), Heinrich Böll (1951), Ilse Aichinger (1952), Ingeborg Bachmann (1953), Adriaan Morriën (1954), Martin Walser (1955), Günter Grass (1958), Johannes Bobrowski (1962), Peter Bichsel (1965) und Jürgen Becker (1967).

Zur Gruppe gehörten auch Carl Amery, Alfred Andersch, Paul Celan, Hans Magnus Enzensberger, Hubert Fichte, Peter Handke, Helmut Heißenbüttel, Wolfgang Hildesheimer, Walter Jens, Uwe Johnson, Wolfgang Koeppen, Siegfried Lenz, Peter Rühmkorf, Wolfgang Weyrauch, Gabriele Wohmann und viele andere.

Bis weit in die Sechzigerjahre prägte die Gruppe 47 das Erscheinungsbild der bundesdeutschen Literatur. Als in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre die APO (außerparlamentarische Opposition) entstand, kam es in der Gruppe 47 zu heftigen Auseinandersetzungen über das Verhältnis von Politik und Literatur. Bei einer Tagung im Gasthof „Pulvermühle“ bei Waischenfeld (Oberfranken) im Oktober 1967 zerfiel die Gruppe 47. Hans Werner Richter lud zwar 1972 noch einmal zu einer Tagung ein, aber die Ära der Gruppe 47 war vorüber, und 1977 veranstaltete man in Saalgau eine offizielle Abschiedstagung.

1990 fand in der Nähe von Prag noch einmal ein Treffen von ehemaligen Mitgliedern der Gruppe 47 mit jüngeren Schriftstellern statt.

Literatur über die Gruppe 47

  • Heinz Ludwig Arnold: Die Gruppe 47 (Rowohlt Verlag, Reinbek 2004)

© Dieter Wunderlich 2008

Marie Luise Kaschnitz - Lange Schatten
Marie Luise Kaschnitz erzählt die Geschichte einfühlsam aus der Sicht der Protagonistin. Wie immer konzentriert sie sich auf einprägsame Szenen. Auch Mythisches klingt in "Lange Schatten" an.
Lange Schatten