Martin Suter : Der letzte Weynfeldt

Der letzte Weynfeldt
Der letzte Weynfeldt Originalausgabe: Diogenes Verlag, Zürich 2008 ISBN: 978-3-257-06630-2, 315 Seiten Diogenes Taschenbuch, Zürich 2009 ISBN: 978-3-257-23933-1, 315 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Dr. Adrian S. Weynfeldt ist 54 Jahre alt, reich und unabhängig. Er arbeitet als Kunstexperte. Eine zwanzig Jahre jüngere, etwas unsolide Frau wirft sein geregeltes Leben aus der Bahn. Und ein Freund seines verstorbenen Vaters, der Geld benötigt, um in eine Seniorenresidenz umzuziehen, drängt ihn, bei einer Auktion eine Fälschung anzubieten. Bevor Weynfeldt sich versieht, wird er zum Opfer eines Erpressers ...
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Kritik

"Der letzte Weynfeldt" ist keine tiefschürfende Literatur, aber es handelt sich um einen höchst unterhaltsamen Roman von Martin Suter. Dafür sorgen neben dem gelungenen Aufbau und der geschliffenen Sprache Ironie und Komik, Esprit und Wortwitz.
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Luise Weynfeldt war bei der Geburt ihres einzigen Kindes Adrian Sebastian bereits vierundvierzig Jahre alt. Das war vor vierundfünfzig Jahren.

Lange hatte es ausgesehen, als würde der Vater als letzter Weynfeldt sterben. Bis dann seine Frau mit bald vierundvierzig den Nachzügler Adrian gebar, ein Triumph der Gynäkologie und der Genealogie. (Seite 40)

Vor bald dreißig Jahren verliebte sich Weynfeldt in die englische Austauschstudentin Daphne, die er bei einem kunsthistorischen Seminar kennengelernt hatte. Als sie nach London zurückkehrte, begleitete er sie ungeachtet des Protests seiner Eltern und lebte ein Jahr lang mit ihr zusammen. Dann verließ sie ihn, ohne dass er den Grund verstanden hätte. Zwei Tage später kam sie bei einem Autounfall ums Leben.

Weynfeldt wohnt seither wieder in seinem Elternhaus. Sein Vater Sebastian starb im Alter von fünfundsiebzig Jahren als Pflegefall. Luise Weynfeldt überlebte ihren Ehemann um fast zwanzig Jahre und folgte ihm vor fünf Jahren ins Grab.

Jetzt war Adrian der letzte Weynfeldt. (Seite 40)

Aufgrund des geerbten Vermögens seiner Eltern bräuchte Dr. Adrian S. Weynfeldt nicht zu arbeiten, zumal er unverheiratet ist und keine Kinder hat, aber er betätigt sich als Experte für Schweizer Kunst bei Murphy’s, gibt Expertisen ab, redigiert Kataloge und organisiert Auktionen. Weynfeldt leidet nicht unter seiner Einsamkeit, sondern genießt es, allein zu sein. Die Haushälterin, Frau Hauser, hat er von seiner Mutter übernommen. Im Erdgeschoss des Hauses, in dem er nach wie vor wohnt, hat sich noch zu Lebzeiten der Eltern eine Bank eingemietet. Die Filiale befindet sich im Parterre.

An jedem Samstagabend trifft Weynfeldt sich im Restaurant „Alte Färberei“ mit älteren Herrschaften, die mit seinen Eltern befreundet waren, so zum Beispiel Remo Kalt, der Treuhänder des Familienvermögens, Dr. Widler, der Hausarzt seiner Mutter, und dessen Ehefrau Mereth. Ein anderer so genannter Freundeskreis kommt donnerstags zum Mittagessen in der Trattoria Agustoni zusammen. Die Mitglieder, die alle mindestens fünfzehn Jahre jünger als Weynfeldt sind, betrachten ihn als Original, und er sieht es als seine Verpflichtung an, nicht nur die Restaurantrechnungen diskret zu begleichen, sondern auch bei finanziellen Engpässen auszuhelfen. So lebt zum Beispiel Claudio Hausmann, der am Drehbuch seines ersten Filmes („Arbeitstitel Hemingways Koffer“) arbeitet und von einer Karriere als Autorenfilmer träumt, seit zwei Jahren auf Kosten von Adrian Weynfeldt.

[Weynfeldt] glaubte an die Regelmäßigkeit als lebensverlängernde Maßnahme. (Seite 16)

Eines Samstags steht Weynfeldt nach dem Essen mit dem älteren der beiden Freundeskreise wie gewohnt an der Theke der Bar „La Rivière“ vor seinem Martini. Statt davon zu trinken, pflegt er nur die Olive herauszunehmen und zu essen.

Nur ein einziges Mal hatte der Barmann versucht, ihm einen Martini mit zwei Oliven zu servieren. Weynfeldt hatte eine davon kommentarlos auf das Tellerchen gelegt. (Seite 30)

Unvermittelt wird Weynfeldt von einer Unbekannten Mitte dreißig angesprochen. Sie heißt Lorena Steiner. Vor zwei Monaten zerbrach ihre Liebesbeziehung mit Günther Walder, einem Zellforscher aus Berlin. Plötzlich stand dessen Ehefrau Ilse in der Tür und zeigte ihr Fotos der drei Kinder „Rebecca, 11, Klaus, 8, und Gabi, 3“. Walder wartete neben dem geparkten Auto auf seine Frau und zuckte hilflos mit den Schultern, als er Lorena am Fenster sah.

Weynfeldt leistete Lorena vier Gin-Fizz lang Gesellschaft, während denen der Martini unberührt neben seinem Ellbogen stand. Als sie noch einen fünften wollte, bestand er daraus, sie nach Hause zu bringen, und bestellte ein Taxi.
„Wohin?“, fragte der Fahrer Weynfeldt.
„Wohin?“, fragte Weynfeldt Lorena.
„Keine Ahnung“, antwortete sie.
„Du weißt nicht, wo du wohnst?“ Er hatte den Widerstand gegen das Du aufgegeben.
„Ich weiß nicht, wo du wohnst“, antwortete sie mit halbgeschlossenen Augen. (Seite 13)

In seiner Wohnung lässt Lorena sich aufs Bett fallen, und als er nach dem Duschen in einem frischen Pyjama neben ihr unter die Decke schlüpft, murmelt sie schlaftrunken:

„Und bumsen?“ […]
„Morgen“, antwortete er. „Falls du noch magst.“ (Seite 17)

Doch am anderen Morgen steht Lorena in BH und Slip auf der Außenseite des Balkongitters und droht, das Geländer loszulassen. Weynfeldt weiß nicht, was er sagen soll, und plötzlich fängt er zu schluchzen an. Das beeindruckt Lorena: Sie klettert auf den Balkon zurück. Nachdem sie sich angekleidet hat, bringt er sie mit dem Lift hinunter und gibt ihr zum Abschied seine Karte.

Klaus Baier, dessen 1962 verstorbener Vater, ein Textilunternehmer, mit Adrian Weynfeldts Vater befreundet war, hat das ererbte Vermögen verspekuliert. Vor sechs Jahren ließ seine dritte Ehefrau sich von ihm scheiden. Jetzt, mit achtundsiebzig, ist es ihm zu beschwerlich geworden, in seinem Haus zu wohnen, und er möchte in die Seniorenresidenz Crepuscolo am Ufer des Comersees umziehen. Aber dafür benötigt er viel Geld. Deshalb soll Weynfeldt eines der von Baiers Vater hinterlassenen wertvollen Gemälde auf einer bevorstehenden Auktion versteigern. Es handelt sich um den Rückenakt „Femme nue devant une salamandre“ (1900), Détrempe auf Karton, von Félix Valloton (1865 – 1925).

Statt das teure Gemälde ins Lager von Murphy’s zu bringen, bewahrt Weynfeldt es in seinem Arbeitszimmer auf. Dort ist es aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen der Bankfiliale im Parterre mindestens ebenso sicher.

Während Weynfeldt am nächsten Donnerstag beim Mittagessen in der Trattoria Agustoni sitzt, ruft Lorena aus der Boutique Spotlight an. Die Nummer bekam sie von seiner Sekretärin Véronique Graf.

„Ach, Liebling“, sagte sie etwas blasiert, „kannst du nicht so schnell wie möglich ins Spotlight kommen und ein peinliches Missverständnis aufklären? Das wäre total lieb, die halten mich hier nämlich für eine – Ladendiebin.“ Bei „Ladendiebin“ lachte sie auf, und an diesem Lachen erkannte er sie: Lorena! (Seite 70)

Lorena versuchte ein Designerkleid zu stehlen und wurde von der Geschäftsinhaberin Melanie Gabel dabei ertappt. Auch dem achtunddreißigjährigen Verkäufer Theo L. Pedroni entging der Diebstahl nicht, aber er sagte nichts. Stattdessen beobachtet er, was weiter geschieht. Er hatte früher selbst zwei Boutiquen besessen, mit denen er jedoch in Konkurs gegangen war, einmal betrügerisch, und weil er auch noch mit Kokain gehandelt hatte, war er zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er sieht, wie Weynfeldt wenige Minuten nach dem Anruf hereinkommt und die Ladendiebin ihn auf den Mund küsst. Der bekannte Kunstexperte bezahlt nicht nur das Kleid, das Lorena stehlen wollte, sondern auch noch drei andere: 12 000 Franken lässt er von seiner Kreditkarte abbuchen, bevor er mit Lorena zusammen das Geschäft verlässt und ihr die Pakete trägt.

Weynfeldt verabredet sich mit Lorena für einen der nächsten Abende im Restaurant Châteaubriand, aber dort wartet er vergeblich auf sie. Lorena liegt zu diesem Zeitpunkt mit Theo L. Pedroni, der ihr eine geänderte Ungaro-Bluse vorbeibrachte, im Bett.

Der erfolglose Kunstmaler Rolf Strasser, der zum Donnerstagkreis gehört, beabsichtigt, auf die durch Gauguin bekannt gewordenen Marquesas-Inseln zu ziehen. Als er Weynfeldt aufsucht und von seinem Vorhaben erzählt, erklärt dieser sich sofort bereit, ihm das dafür erforderliche Geld zu geben. Zufällig sieht Strasser das Gemälde „Femme nue devant une salamandre“ im Arbeitszimmer – und erkennt rasch, dass es die Kopie ist, die er unlängst für Klaus Baier anfertigte. Nun erfährt er, dass das Bild versteigert werden soll. Baier wird bestimmt eineinhalb Millionen dafür bekommen. Strasser speiste er mit 8000 Franken ab. Aber der Maler verlangt nun 10 Prozent von Baier und droht damit, den Betrug auffliegen zu lassen. Dann verabredet er sich mit Weynfeldt im Restaurant „Es Corb“ und lässt ihn wissen, dass er die Reise zu den Marquesas selbst bezahlen werde.

„Du weißt gar nicht, was für eine Befreiung es ist, dir nicht mehr ständig dankbar sein zu müssen.“ (Seite 116)

Woher hat Strasser das Geld? Durch Zufall erfährt Weynfeldt von Fernanda Almeida, Baiers portugiesischer Haushälterin, dass Strasser eine Zeitlang jeden Tag zum Malen kam. Kann es sein, dass er eine Kopie von „Femme nue devant une salamandre“ anfertigte? Weynfeldt schaut sich das Gemälde genauer an und entdeckt als erstes, dass in der Signatur „F. Vallotton 1900“ der Punkt fehlt, den Félix Valloton zwischen den Familiennamen und die Jahreszahl zu setzen pflegte. Nach und nach stößt der Kunstexperte auf weitere Indizien dafür, dass es sich um eine Fälschung handelt.

Als er Baier zur Rede stellt, bringt dieser ihm in einer Zeichenmappe den echten Valloton vorbei und behauptet, er könne sich von dem mit Erinnerungen verbundenen Original nicht trennen. Und auf die Frage, warum er dann nicht eines der anderen wertvollen Bilder verkaufe, antwortet er, das habe er schon längst getan. In seinem Elternhaus würden nur noch Kopien hängen. Baier drängt den Kunstexperten, bei dem Betrug mitzumachen und lässt ihm beide Gemälde da. Als Weynfeldt ihn hinunterbringt, steht Lorena unverwartet vor der Tür.

Sie habe ihr Portemonnaie verloren, lügt sie, und könne deshalb den Taxifahrer, der hinter ihr wartet, nicht bezahlen. Weynfeldt gibt dem Fahrer das Geld. Baier, dem er vor wenigen Minuten ein Taxi rief, fragt Lorena, ob er sie nach Hause begleiten und dann weiterfahren dürfe. Sie steigen beide in den Wagen. Baier, dem nicht entgangen ist, wie Weynfeldt die attraktive, aber etwas vulgäre Frau ansah, lädt sie noch in die Hotelbar des Trafalgar ein und bietet ihr 50 000 Franken, wenn es ihr gelingt, Weynfeldt zu überreden, die Fälschung statt des Originals zu versteigern.

Einige Tage später nimmt Lorena eine Einladung Weynfeldts an und kommt zu ihm zum Abendessen. Sie trinken Louis Roederer Cristal, essen Kaviar und von Frau Hauser gegrillte Kobe-Steaks.

In Frau Hauser lebte die Hoffnung seiner Mutter fort, dass Adrian nicht der letzte Weynfeldt bleiben würde. (Seite 174)

Die Tür seines Arbeitszimmers steht offen. Lorena spricht ihn auf die beiden gleich aussehenden Gemälde an, und er verrät ihr, dass eines davon eine Kopie ist. Ein Bekannter brauche Geld und dränge ihn, die Fälschung zu versteigern, aber das lasse seine Ehre nicht zu. Lorena wirft ihm vor, überkorrekt zu sein. Ohne mit ihm geschlafen zu haben, verabschiedet sie sich.

Zwei Wochen später ruft sie Weynfeldt an. Dann hört er eine fremde Männerstimme:

„Stimmt es, dass Sie ihr fünftausend Franken leihen, wenn sie Sie darum bittet?“ (Seite 220)

Weynfeldt holt 5000 Franken aus dem Geldautomaten, den der Anrufer nannte. Ein Auto nähert sich. Lorena sitzt im Fond. Als der Fahrer das Geld eingesteckt hat, löst er die Kindersicherung und lässt Lorena aussteigen. Weynfeldt nimmt sie mit nach Hause, und dieses Mal schläft sie mit ihm. Beim Frühstück gesteht sie ihm, dass sie dem Geldeintreiber noch 120 000 Franken schulde.

Die 5000-CHF-Forderung war nur ein Test. Bei dem angeblichen Geldeintreiber handelt es sich um Theo L. Pedroni. Der empfängt Weynfeldt bald darauf in einem Tageshotelzimmer, nimmt 120 000 Franken von ihm in Empfang und händigt ihm dafür einen gefälschten Schuldbrief aus. Das Geld teilt er sich mit Lorena.

Bei der Vorbesichtigung der Auktion im Grand Hotel schaut Lorena sich den Valloton an. Rolf Strasser tritt zu ihr, und um ihn zu ärgern sagt sie:

„Jemand wollte Adrian eine Fälschung des Bildes unterjubeln, aber das ging in die Hosen. Sie war zu plump.“ (Seite 248)

Daraufhin deutet der gekränkte Maler höhnisch an, dass der Kunstexperte sich wohl täuschen ließ.

[Lorena:] „Du meinst … Du meinst – du? Du hast ihn gefälscht?“
Er wiegelte ab. „Nicht gefälscht. Sagen wir: verdoppelt.“ (Seite 249)

Sie fragt Weynfeldt, ob er nun doch die Kopie versteigern wolle, aber er drückt sich um die Antwort. Erst als er sie küssen möchte und sie „Nur, wenn du es zugibst!“ sagt, bestätigt er ihre Vermutung.

Ein anonymer Bieter, mit dem Weynfeldt während der Auktion telefonisch verbunden ist, ersteigert „Femme nue devant une salamandre“ für 4,1 Millionen Franken. Zusammen mit dem Aufgeld wird er 4 640 000 CHF dafür bezahlen.

Weynfeldt bringt Baier das andere Gemälde, das er bei sich zu Hause aufbewahrte. Baier hatte ihm als Anteil alles versprochen, was die eineinhalb Millionen übersteigt, die er für den Umzug in die Seniorenresidenz Crepuscolo benötigt. Aber statt der 2,6 Millionen Franken hat er nur 2 Millionen bereitgelegt, und davon fehlen die 50 000 Franken, die er Lorena schuldig war.

In einem Briefkuvert erhält Weynfeldt einen Flyer der Auktion zugeschickt. Auf den Rücken der nackten Frau vor dem Ofen hat jemand eine Handynummer geschrieben. Der Geldeintreiber! Woher weiß er von der Sache mit dem Bild? Hat Lorena ihn verraten? Weynfeldt kann es nicht glauben. Diesmal verlangt Pedroni 1,2 Millionen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am Abend bittet Herr Hartmann, der Filialleiter der Bank im Parterre, den Hauseigentümer, kurz herunterzukommen. Auch der Chef des Sicherheitsdienstes, Herr Schwartz, ist da. Die Herren zeigen Weynfeldt eine Aufnahme von der über dem Eingang angebrachten Überwachungskamera von dem Abend, an dem Lorena bei ihm zu Besuch war. Sie kommt ins Bild. Dann taucht ein Mann auf, von dem Herr Schwartz behauptet, es handele sich um einen vorbestraften Betrüger namens Pedroni, und in dem Weynfeldt den Erpresser erkennt. Lorena packt ihren Begleiter bei der Krawattte und küsst ihn auf den Mund, bevor sie bei Weynfeldt klingelt.

Also steckt sie doch mit Pedroni unter einer Decke!

Wie abgesprochen, bringt Weynfeldt dem Erpresser, der wieder unter falschem Namen ein Zimmer in einem drittklassigen Hotel genommen hat, 1,2 Millionen Franken in einem billigen Reisekoffer, den er kurz vorher beim Discounter kaufte. Eine Stunde später ruft er von seiner Wohnung aus die Polizei an und meldet eine Erpressung.

Als es kurz darauf klingelt, nimmt er an, es sei die Polizei, aber zu seiner Überraschung steht Lorena in der Tür. Sie legt ihm ein Bündel 1000-Franken-Noten hin und erklärt, das sei von ihrem Anteil noch übrig. Sie gibt offen zu, gemeinsame Sache mit Pedroni gemacht und von Baier 50 000 Franken erhalten zu haben. Jetzt will sie ihn davon abhalten, die geforderten 1,2 Millionen zu bezahlen, aber Weynfeldt erklärt ihr, das sei bereits geschehen.

Strasser will endlich die von Baier versprochenen 10 Prozent des Auktionserlöses. Doch als er bei ihm klingelt, erfährt er von Fernanda Almeida, dass Baier in der Nacht verstarb.

Rolf Strasser fiel kein pietätvollerer Kommentar ein als „Scheiße!“ (Seite 304)

Pedroni wird am nächsten Morgen aus dem Bett heraus verhaftet. Die 1,2 Millionen sind noch in dem Koffer, bis auf 6000 Franken, die Pedroni inzwischen in einem Nachtklub ausgab. Wütend zeigt der Festgenommene einen Fall von schwerem Kunstbetrug an.

Rolf Strasser gibt zu Protokoll, dass das im Haus des verstorbenen Klaus Baier sichergestellte Gemälde eine von ihm angefertigte Kopie sei, und der anonyme Besitzer des ersteigerten Bildes lässt eine notariell beglaubigte Bestätigung abgeben, dass kein Zweifel an der Echtheit bestehe. Daraufhin rät Pedronis Anwalt seinem in Untersuchungshaft sitzenden Mandanten, die haltlosen Anschuldigungen gegen Adrian Weynfeldt und Lorena Steiner fallen zu lassen.

Lorena zieht bei Weynfeldt ein.

Der setzt sich mitunter in sein Arbeitszimmer, sperrt die Türe ab, holt den Rückenakt „Femme nue devant une salamandre“ von Félix Valloton aus dem Versteck und freut sich über das Bild.

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Das geregelte Leben eines ebenso reichen wie kultivierten Einzelgängers Mitte fünfzig gerät plötzlich durch eine zwanzig Jahre jüngere, etwas unsolide Frau aus der Bahn. Das Personal des in der Schweiz spielenden Romans „Der letzte Weynfeldt“ besteht einerseits aus älteren Herrschaften, die über beträchtliche Vermögen verfügen, wenn sie sich nicht gerade verspekuliert haben, und aus besitzlosen Leuten Mitte dreißig, die (vergeblich) von einem Erfolg als Kunstmaler oder Filmemacher träumen oder sich als Betrüger versuchen.

Martin Suter erweckt die zum Teil schrulligen Charaktere zum Leben. Unaufgeregt dreht er die Schraube der Geschichte von Kapitel zu Kapitel ein Stückchen weiter, anfangs durch unerwartete Begegnungen der Figuren, dann durch immer neue Wendungen. Zwei-, dreimal wiederholt er eine Szene aus einer anderen Perspektive. „Der letzte Weynfeldt“ ist keine tiefschürfende Literatur, einiges ist sogar klischeehaft, aber es handelt sich um einen höchst unterhaltsamen Roman. Dafür sorgen neben dem gelungenen Aufbau und der geschliffenen Sprache Ironie und Komik, Esprit und Wortwitz.

Den Roman „Der letzte Weynfeldt“ von Martin Suter gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Gert Heidenreich (Regie: Günther Krusemark, Zürich 2008, 7 CDs, ISBN: 978-3-257-80200-9).

Alain Gsponer verfilmte Martin Suters Roman: „Der letzte Weynfeldt“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010
Textauszüge: © Diogenes Verlag

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