Martin Suter : Der Koch

Der Koch
Der Koch Originalausgabe: Diogenes Verlag, Zürich 2010 ISBN: 978-3-257-06739-2, 312 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der tamilische Asylant Maravan, der die Geheimnisse der ayurvedischen Küche kennt, lässt sich von einer lesbischen Schweizerin dazu überreden, mit ihr in Zürich einen Catering-Service für aphrodisierende Menüs zu eröffnen. Zu den Kunden gehören Geschäftsleute, die von kriminellen Waffengeschäften mit den Bürgerkriegsparteien in Sri Lanka profitieren. Für Maravan ist das sehr belastend, denn dort leben seine Angehörigen ..
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Kritik

Offenbar kam es Martin Suter weniger auf Tempo und Spannung als auf Kulinarik an. "Der Koch" ist vor allem ein Roman für Gourmets, denen bei der Beschreibung der raffinierten Speisefolgen das Wasser im Mund zusammenlaufen dürfte.
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Bei Maravan Vilasam handelt es sich um einen dreiunddreißig Jahre alten tamilischen Asylbewerber in Zürich. Nachdem seine Eltern 1983 bei Pogromen in der Nähe ihrer Heimatstadt Colombo im Auto verbrannt waren, flüchteten seine Großmutter und deren Schwester Nangay mit den vier Waisen nach Jaffna im Norden von Sri Lanka. Maravan, das jüngste der Kinder, hatte sich bereits in Colombo die meiste Zeit bei seiner Großtante Nangay aufgehalten, die in einem herrschaftlichen Haus für die Küche verantwortlich gewesen war. Von klein auf faszinierte ihn die Zubereitung raffinierter Speisen, und als er fünfzehn war, schickte ihn Nangay zu einer Freundin, die in einem Hotel in Kerala in Südindien arbeitete und ihn die Geheimnisse der ayurvedischen Küche lehrte, zu der auch das Wissen um Aphrodisiaka gehört.

Von den außergewöhnlichen Kochkünsten des Einzelgängers weiß in Zürich niemand etwas. Wir begegnen Maravan im März 2008 zwar in Fritz Huwylers Gourmettempel, aber der Asylant arbeitet dort als Küchenhelfer. Die Köche schikanieren den Tamilen. Nur die attraktive Kellnerin Andrea spürt das Besondere an dem schüchternen Ausländer. Als er wieder einmal gemobbt wird, verabredet die Achtundzwanzigjährige sich demonstrativ vor allen anderen mit ihm zum Essen.

Um seine Kochkunst demonstrieren zu können, leiht Maravan sich im „Chez Huwyler“ einen Rotationsverdampfer aus, ohne um Erlaubnis zu bitten, denn die hätte er ohnehin nicht bekommen.

Noch am gleichen Abend machte er sich an die Arbeit. Er löste die Körnchen aus den Rispen des Langpfeffers, entkernte getrocknete Kaschmir-Chilis, maß schwarze Pfefferkörner ab, Kardamom-, Kümmel-, Fenchel-, Bockshornklee-, Koriander- und Senfsamen, schälte Turmeric-Wurzeln, zerbrach Zimtstangen und röstete alles in der Eisenpfanne einzeln bis zu dem Punkt, an dem es seinen vollen Duft entfaltete. Er mischte die Gewürze in verschiedenen, sorgfältig abgewogenen Kombinationen und mörserte sie zu feinen Pulvern, die er entweder noch in der gleichen Nacht verwendete oder in Gläsern luftdicht verschlossen und etikettiert bis zum nächsten Tag verwahrte.
Bis in die Morgenstunden rotierte er Verdampfer mit verschiedenen Inhalten, weißes Curry, mit Milch und Kichererbsenmehl verquirlter Sali-Reis und – natürlich – das unnachahmliche Kokosöl mit Curryblättern und Zimt. 
In einer Pfanne klarte auf kleiner Flamme frische Butter zu Ghee, und in tönernen Gefäßen vermählten sich warmes Wasser und geriebene Kokosnuss zu Milch.
Es dämmerte schon, als Maravan sich auf seine Matratze auf dem Schlafzimmerboden legte zu einem kurzen, von seltsamen erotischen Träumen immer wieder auf das Angenehmste unterbrochenen Schlaf. (Seite 38)

Als Zwischengänge des Menüs zaubert er ayurvedische Aphrodisiaka.

Minichapatis mit Curryblätter-Zimt-Kokosöl-Essenz
Urd-Linsen-Cordons in zwei Konsistenzen
Ladies‘-Fingers-Curry auf Sali-Reis mit Knoblauchschaum
Curry vom jungen Huhn auf Sashtika-Reis mit Korianderschaum
Churaa Varai auf Nivara-Reis mit Mintschaum
Gefrorene Safran-Mandel-Espuma und ihre Safran-Texturen
Süß-pikante Kardamom-Zimt-Ghee-Sphären
Glasierte Kichererbsen-Ingwer-Pfeffermüschelchen
Gelierte Spargel-Ghee-Phallen
Eislutscher aus Lakritze-Honig-Ghee (Seite 118)

Nach dem exotischen Essen küsst Andrea ihren Gastgeber unvermittelt und schläft mit ihm. Für Maravan ist es das erste Mal seit seiner Flucht aus Sri Lanka, dass er mit einer Frau zusammen ist. Er schwelgt ihm Glück, denn er hat sich längst in die schöne Schweizerin verliebt. Am anderen Morgen verhält Andrea sich allerdings so, dass alle seine Hoffnungen auf eine Wiederholung zerrinnen.

Um den Rotationsverdampfer an seinen Platz in der Restaurantküche zurückstellen zu können, bevor die anderen eintreffen, versucht Maravan als Erster im „Huwyler“ zu sein. Die Straßenbahn, mit der er fährt, stößt jedoch mit einem Auto zusammen. Maravan und eine junge Inderin stürzen zu Boden. Der Rotationsverdampfer geht zwar nicht zu Bruch, aber wegen der Verspätung gelingt es dem Küchenhelfer nicht mehr, ihn unbemerkt zurückzubringen. Fritz Huwyler entlässt ihn auf der Stelle.

Als Andrea am Nachmittag ihren Dienst antritt und erfährt, was geschehen ist, kündigt sie aus Solidarität und Verärgerung darüber, wie mit dem Tamilen umgegangen wird.

Vergeblich bemüht Maravan sich um eine neue Arbeitsstelle, und er beantragt Arbeitslosen-Unterstützung. Wie soll er weiterhin seinen Angehörigen in Sri Lanka regelmäßig Geldbeträge schicken, wenn ihm selbst nicht genug zum Leben bleibt? Im Mai muss er seiner Schwester Ragini am Telefon eingestehen, dass er selbst in finanziellen Schwierigkeiten ist.

Unverhofft klingelt Andrea bei ihm. Die Frage, warum sie mit ihm ins Bett ging, hat sie nicht mehr losgelassen, denn sie ist lesbisch. Andrea will wissen, was er ihr ins Essen tat. Widerstrebend gibt Maravan zu, dass ayurvedische Aphrodisiaka dabei waren.

Einige Wochen später besucht Andrea Maravan zum dritten Mal und überredet ihn, im August dasselbe Menü wie an dem Abend mit ihr noch einmal zuzubereiten, diesmal für sie und ihre neue Freundin. Die Wirkung bleibt nicht aus: Obwohl Franziska heterosexuell ist, geht sie mit Andrea ins Bett.

Dadurch kommt Andrea auf die Idee, mit Maravan zusammen einen Catering-Service für exotisch-erotische Menüs zu eröffnen. In die erforderliche Ausrüstung investiert sie, was sie von einer vor eineinhalb Jahren verstorbenen Tante erbte. Um an potenzielle Kunden heranzukommen, lädt sie die Sexualtherapeutin Esther Dubois ein. Nach dem Essen ruft die verheiratete Psychologin ihren Mann an und teilt ihm mit, sie werde bei einer neuen Freundin übernachten. Überzeugt von der Wirksamkeit des Menüs, empfiehlt Esther „Love Food“ in ihrer Praxis den Ehepaaren, deren Sexualleben unbefriedigend geworden ist und die sich 1000 Franken für ein besonderes Abendessen leisten können. Das Geschäft beginnt zu florieren.

Als Maravan von seinem Neffen Ulagu erfährt, dass seine über achtzig Jahre alte Großtante Nangay an Diabetes insipidus erkrankt ist und dringend Medikamente benötigt, sucht er den Arzt Dr. Kerner auf, der auch Asylbewerber behandelt. Nachdem dieser sich von Maravan versichern ließ, dass das Herz und der Blutkreislauf der Patientin in Ordnung sind, stellt er ihm ein Dauerrezept für Minirin aus.

Mellinger, der mit seiner Ehefrau das erste bezahlte „Love Food“ genoss, fragt Andrea, ob er das Menü auch für sich und seine Geliebte haben könne. Er sei auch bereit, den doppelten Preis zu bezahlen. Weil Maravan aus moralischen Gründen Wert darauf legt, dass es sich bei den Kunden um Ehepaare handelt, verschweigt Andrea ihm die Besonderheit des Auftrags. Durch einen Zufall findet Maravan allerdings heraus, dass er für einen Seitensprung kochte. Zornig stellt er Andrea zur Rede. Schlimmer noch ist, dass auch Frau Mellinger davon erfährt und sich bei Esther Dubois beschwert, die daraufhin aus Sorge um ihren Ruf nicht länger für „Love Food“ wirbt.

Um neue Kunden zu akquirieren, lädt Andrea ihre Bekannten zu einem kostenlosen Essen ein.

Zimtcurrykaviar-Chapatis
In Gelbwurz marinierte Babysnapper mit Molee-Curry-Sabayon
Gefrorene Mangocurry-Espuma
Kotelett vom Milchlamm in Jardaloo-Essenz mit Dörraprikosenpüree
Buchenholzgeräuchertes Tandoori-Stubenküken auf Tomaten-Butter-Paprikagelee Kulfi mit Mangoluft (Seite 150)

Alle schwärmen von dem Menü – aber Bestellungen bleiben aus.

Maravans vierzehnjähriger Neffe Ulagu läuft von zu Hause fort und meldet sich bei den Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), die für die Unabhängigkeit der von Tamilen dominierten Gebiete Sri Lankas kämpfen. Verzweifelt wendet Maravan sich an einen Landsmann namens Thevaram, der unter den Tamilen in Zürich Geld für die LTTE sammelt. Bei dem Treffen schiebt er ihm eine Zeitung zu, in der ein Bündel Banknoten verborgen ist und verspricht weitere Spenden. Als Gegenleistung soll Thevaram über seine Kontakte verhindern, dass Ulagu Kindersoldat wird.

Um genügend Geld aufzutreiben, bleibt Maravan nichts anderes übrig, als seine moralischen Bedenken gegen „Love Food“ für Unverheiratete zu ignorieren. Andrea setzt sich daraufhin im Dezember mit einem Schweizer namens Rohrer in Verbindung, der sich vor einigen Wochen schon einmal nach einem „Sex-Essen“ erkundigte. Rohrers Chef René Kull probiert „Love Food“ mit einer außergewöhnlich schönen Äthiopierin aus, die für seinen Escort-Service tätig ist. Nachdem Kull sich von der Qualität des Angebots überzeugt hat, steht einer Zusammenarbeit nichts mehr im Weg.

Andrea verliebt sich auf den ersten Blick in Makeda. Sie und das aus Äthiopien stammende Call Girl mit britischem Pass werden enge lesbische Freundinnen.

Unter den Kunden des Escort-Services, die sich „Love Food“ servieren lassen, sind auch Geschäftspartner von Eric Dalmann, einem Stammgast im „Huwyler“. Der Vierundsechzigjährige erlitt vor ein paar Monaten in dem Edelrestaurant einen Herzinfarkt. Inzwischen hat er sich davon erholt, aber Stress setzt ihm zu. Durch die Weltwirtschaftskrise droht er einen beträchtlichen Teil des Vermögens zu verlieren und als ehemaliger Verwaltungsrat der Palucrom AG in Zürich muss er befürchten, dass illegale Transaktionen des Unternehmens auffliegen. Obwohl Dalmann sich schonen soll, lässt er sich die Gelegenheit, ein illegales Waffengeschäft zwischen dem Amerikaner Steven X. Carlisle, dem Thai Waen sowie den Pakistani Jafar Fajahat und Kazi Razzaq einzufädeln, nicht entgehen.

So kommt es, dass Maravan nichtsahnend für einen Pakistani kocht, der die sri-lankische Armee im Kampf gegen die Tamilen mit ausgedienten Schweizer Schützenpanzern versorgt.

Der verheiratete Unternehmer Hans Staffel, der 2008 als CEO der Kugag zum Manager des Jahres gewählt wurde, lässt sich von dem Niederländer van Genderen dazu überreden, mit zwei Damen des von René Kull geführten Escort-Services ein „Love Food“ zu bestellen. Van Genderen gehört zur Firmenleitung der hoogteco, die mit der Kugag im Markt der erneuerbaren Energien konkurriert. Einige Zeit nach dem Essen kündigen die Kugag und die hoogteco überraschend ein Joint Venture an. Daraufhin steigt zwar der Kurs der hoogteco-Aktien, aber die Papiere der Kugag stürzen ab, und Hans Staffel wird im Februar 2009 mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Dalmann hätte gern gewusst, wie van Genderen den Schweizer Unternehmer herumkriegte, sich auf das für die Kugag desaströse Geschäft einzulassen. Weil Béatrice Staffel kürzlich die Scheidung eingereicht hat, vermutet er, dass es mit einem Seitensprung Staffels zu tun haben könnte. Damit liegt er richtig: Als Makeda aus der Zeitung erfährt, was mit Staffel passierte, erinnert sie sich, dass sie bei einem „Love Food“-Menü van Genderens Begleiterin gewesen war und dieser den Schweizer Geschäftsmann und ihre Kollegin Cécile im Nebenzimmer fotografiert hatte.

Maravan erhält die Nachricht vom Tod seiner Großtante Nangay. Erst jetzt erfährt er, dass sie vor zwei Jahren einen Herzinfarkt hatte. Das bestürzt ihn besonders, denn bei Herzbeschwerden hätte sie Minirin nicht einnehmen dürfen. Indem Maravan ihr das Medikament verschaffte, brachte er sie ungewollt um.

Als Maravan im Januar beim Pongal, dem tamilischen Erntedankfest, kochte, sah er Sandana wieder, die junge Inderin, die mit ihm in der Straßenbahn zu Boden gestürzt war. Die Zweiundzwanzigjährige stritt sich auf dem Fest mit ihren Eltern, die einen Bräutigam für sie ausgesucht hatten. Sandana arbeitet in einem Reisebüro. In ihrer Mittagspause hat sie sich inzwischen mehrmals mit Maravan getroffen. Andrea lädt Sandana und Maravan schließlich zu einem Abendessen bei Makeda ein. Dabei versucht Sandana, der Schweizerin ihre Gewissensnöte zu erklären: Sie möchte sich ihren Ehemann selbst aussuchen, aber wenn sie die von ihren Eltern arrangierte Eheschließung verweigert, bringt sie Schande über die ganze Familie und ruiniert die Heiratsaussichten ihrer jüngeren Geschwister.

Das jüngste, von Dalmann vermittelte Waffengeschäft droht von den Medien aufgedeckt zu werden. Um das Schlimmste zu verhindern, bietet Dalmanns Assistent Hermann Schaeffer der Wochenzeitschrift „Freitag“ unter der Bedingung, dass der Schweizer Geschäftsmann unbehelligt bleibt, exklusives Informationsmaterial über den Deal an. Schaeffer geht davon aus, dass die anderen Medien keine eigenen Nachforschungen anstellen, sondern nur die Enthüllungen der „Freitag“-Redaktion aufgreifen. Makeda kennt die beiden in der Zeitschrift abgebildeten Waffenhändler Waen und Carlisle von ihrer Tätigkeit beim Escort-Service, und sie erinnert sich daran, dass es sich bei dem Auftraggeber für das Date um Dalmanns Mitarbeiter Schaeffer handelte. In einer der nächsten Ausgaben druckt „Freitag“ auch Fotos von Kazi Razzaq und Jafar Fajahat. Makeda weiß, dass die beiden ebenfalls mit Dalmann in Verbindung stehen. Offenbar ist der Schweizer Geschäftsmann, der seit einiger Zeit immer wieder für Abende mit ihr bezahlt, in illegale Waffenschiebereien verwickelt.

Aufgrund der Zeitungsberichte durchschaut Maravan die Paradoxie seiner Situation: Das Geld, das er von einigen Kunden für „Love Food“ einnimmt, stammt zum Teil aus dem Handel mit Waffen, mit denen die Bürgerkriegsparteien in Sri Lanka versorgt werden. Maravan wiederum unterstützt mit seinen Spenden die Liberation Tigers of Tamil Eelam im Kampf gegen die Regierungstruppen.

Andrea und Makeda ahnen davon zunächst nichts, doch als sie Maravan ankündigen, sie wollten für zwei Wochen verreisen, klärt er sie darüber auf, dass er sich den Einnahmeausfall nicht leisten könne, erläutert ihnen seine Lage und weist sie darauf hin, dass er aus Sorge um seinen Neffen weiter für die LTTE spenden müsse.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Makeda beschließt, den kriminellen Geschäftsmann umzubringen. Sie überredet Dalmann, der durch die Medikamente, die er seit seinem Herzinfarkt nehmen muss, impotent ist, mit ihr zusammen ein „Love Food“ zu bestellen. Er wird nicht der erste Herzkranke sein, der sich beim Sex übernimmt und stirbt.

Maravan will jedoch kein „Love Food“ mehr zubereiten, denn er braucht das Geld nicht mehr. Er wird den LTTE nichts mehr spenden. In einer Zeitung entdeckte er nämlich ein Foto von in Sri Lanka getöteten Kindersoldaten. Einer davon war sein Neffe.

Widerstrebend lässt Maravan sich von Makeda dazu überreden, im April doch noch einmal ein „Love Food“ für sie und Dalmann zu kochen. Es wird das letzte sein. Kurz vor dem Termin bringt sie ihm vier Potenzpillen, die er ins Essen mischen soll. Die würden schneller wirken als die ayurvedischen Aphrodisiaka, meint sie. Statt die Pillen zu verwenden, besorgt Maravan sich mit seinem Dauerrezept noch einmal Minirin. Davon mischt er etwas in die drei Gläser Campari, die Dalmann vor dem Essen trinkt. Der stirbt, bevor Andrea die Vorspeise servieren kann. Erst nachdem Andrea und Maravan die Küche aufgeräumt und das Haus verlassen haben, alarmiert Makeda den Notarzt. Der kann nur noch den Tod des Geschäftsmannes feststellen und geht davon aus, dass sich der Herzkranke beim Sex mit der Escort-Dame übernahm.

Kurze Zeit später erholen sich Andrea und Makeda zwei Wochen lang auf Scilly Island von den Aufregungen. Makeda erzählt ihrer Freundin, Maravan habe ihr die Potenzpillen zurückgegeben. Dalmann sei also nicht daran gestorben, sondern vermutlich an der Erregung vor dem erwarteten Geschlechtsverkehr. Sie braucht kein schlechtes Gewissen zu haben.

Während Andrea und Makeda fort sind, schläft Maravan zum ersten Mal mit Sandana.

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In seinem Roman „Der Koch“ erzählt Martin Suter von einem tamilischen Asylanten in Zürich, der seit seiner Jugend die Geheimnisse der ayurvedischen Küche kennt. Weil er Geld benötigt, um seine Angehörigen in Sri Lanka versorgen zu können, lässt Maravan Vilasam sich von der lesbischen Schweizer Kellnerin Andrea dazu überreden, mit ihr einen Catering-Service für aphrodisierende Menüs zu eröffnen. Als sein vierzehnjähriger Neffe sich den Liberation Tigers of Tamil Eelam als Kindersoldat anschließt, werden die Nachrichten über den Bürgerkrieg in seiner Heimat für Maravan immer bedrückender. Gleichzeitig gerät er durch das Catering-Unternehmen „Love Food“ an erpresserische Unternehmer und Geschäftsleute, die von kriminellen Waffengeschäften mit den Bürgerkriegsparteien in Sri Lanka profitieren. Das alles spielt sich in „Der Koch“ vor dem Hintergrund der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignisse in den Jahren 2008 und 2009 ab. Wir erinnern uns an den Skandal um das vom Schweizer Bundesrat Ende 2007 angeordnete Shreddern von Akten mit Bauplänen für Atombomben, die bei drei Ingenieuren sichergestellt worden waren, an die Weltwirtschaftskrise, die Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten, die Schweinegrippe und einiges mehr.

Offenbar kam es Martin Suter (* 1948) weniger auf Tempo und Spannung als auf Kulinarik an. „Der Koch“ ist vor allem ein Roman für Gourmets, denen bei der Beschreibung der raffinierten Speisefolgen das Wasser im Mund zusammenlaufen dürfte. Der Anhang enthält denn auch eine siebzehn Seiten lange Rezeptsammlung. Der abwechselnd in Spanien und Guatemala lebende Schweizer Schriftsteller ließ sich eigens von dem deutschen Spitzenkoch Heiko Antoniewicz (* 1965) beraten, der sich vor allem in den Bereichen Catering, Finger Food und Molekulare Küche einen Namen gemacht hat.

Den Roman „Der Koch“ von Martin Suter gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Heikko Deutschmann (Regie: Elisabeth Aoui, Diogenes, Zürich 2010, 6 CDs, ISBN 978-3-257-80289-4).

Ralf Huettner verfilmte den Roman „Der Koch“ von Martin Suter:

Originaltitel: Der Koch – Regie: Ralf Huettner – Drehbuch: Ruth Toma, nach dem Roman „Der Koch“ von Martin Suter – Kamera: Thomas Wildner – Schnitt: Kai Schröter – Musik: – Darsteller: Hamza Jeetooa, Jessica Schwarz, Hanspeter Müller, Yrsa Daley-Ward, Max Rüdlinger, Jean-Pierre Cornu, Jeff Mirza, Neelam Bakshi, Faraz Ayub, Christoph Gaugler, Natalie Perera, Peter Prager, Corinna Kirchhoff, Jane Weinfurtner, Michael Abendrothu.a. – 2014; 105 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010
Textauszüge: © Diogenes Verlag

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