Lila, Lila

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Lila, Lila

Originaltitel: Lila, Lila – Regie: Alain Gsponer – Drehbuch: Alex Buresch, nach dem Roman "Lila, Lila" von Martin Suter – Kamera: Matthias Fleischer – Schnitt: Barbara Gies – Musik: Max Richter – Darsteller: Daniel Brühl, Hannah Herzsprung, Henry Hübchen, Kirsten Block, Peter Schneider, Henriette Müller, Simon Eckert, Alexander Khuon, Godehard Giese, Richard Sammel, Stefan Ruppe, Ulrich Voß, Torsten Michaelis u.a. – 2009; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Der schüchterne Kellner David verliebt sich in die Literaturstudentin Marie, die ihn jedoch nicht weiter beachtet. Als er ein altes Romanmanuskript findet, scannt er es ein und gibt es ihr zu lesen. Marie ist begeistert. Er will keine Veröffentlichung, aber sie schickt das Manuskript ohne sein Wissen ein. Um seine Freundin nicht wieder zu verlieren, spielt David weiter – und wird bald darauf als Bestseller-Autor gefeiert. Bei einer Lesung taucht eines Tages ein Obdachloser auf, der behauptet, der Autor zu sein ...
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Kritik

"Lila, Lila", die Verfilmung eines Romans von Martin Suter durch Alain Gsponer, ist eine kurzweilige Mischung aus Komödie und Melodram mit Thriller-Elementen und Seitenhieben auf den Literaturbetrieb. Es geht um Liebe und Lüge, Sein und Schein.
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Die Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung) sitzt des Öfteren mit ihrem Freund Ralph (Alexander Khuon) und ein paar anderen Studenten in einer Berliner Retro-Lounge-Bar und diskutiert über Gott und die Welt. Der schüchterne 23-jährige Kellner David Kern (Daniel Brühl) verliebt sich in Marie, wird jedoch von ihr nicht weiter beachtet.

Eines Tages kauft David auf dem Trödelmarkt einen alten Nachttisch. Zu Hause bricht er die klemmende Schublade auf und entdeckt darin ein vergilbtes Manuskript. Der von einem Alfred Duster geschriebene Roman „Sophie, Sophie“ spielt in den Fünfzigerjahren und handelt von der unglücklichen Liebe eines Protagonisten namens Peter Landwei. David liest die Geschichte in einem Zug und ist zu Tränen gerührt.

Dann scannt er die Seiten ein und druckt sie neu aus. Als Autor gibt er statt Alfred Duster seinen Namen an. Mit den Worten, er wolle ihre Meinung dazu hören, drückt er Marie den Papierstapel in die Hand. Sie wundert sich, denn sie hätte nicht erwartet, dass der unauffällige Kellner schreibt.

Kurz darauf verabredet Marie sich mit David. Sie ist von dem Manuskript begeistert und drängt ihn, dafür einen Verlag zu suchen. David, dem es nur darauf ankam, Marie zu beeindrucken, hat allerdings nicht vor, das fremde Manuskript zu veröffentlichen.

Marie glaubt, er scheue nur vor einer möglichen Ablehnung zurück und schickt das Manuskript ohne sein Wissen an einen Verlag in Frankfurt am Main. Die Lektorin Karin Kohler (Kirsten Block) ist überzeugt, dass sich aus „Lila, Lila“ – so der neue Titel – ein Bestseller machen lässt. David sagt ihr zwar am Telefon, er sei nicht an einer Veröffentlichung interessiert, aber sie überredet ihn zu einem Treffen und schließlich auch zu einem Vertragsabschluss.

Aufgeregt erkundigt David sich in einer Buchhandlung nach dem Schriftsteller Alfred Duster. Es beruhigt ihn ein wenig, dass die Buchhändlerin (Marie Gruber) diesen Namen weder kennt noch in ihrem Computer findet. Vorsichtshalber verbrennt er das Originalmanuskript.

Marie hat sich inzwischen von Ralph getrennt und wohnt jetzt mit David zusammen.

Bei der ersten Autorenlesung in einer Buchhandlung stellt sich heraus, dass David nicht fließend lesen kann und über Fremdwörter wie Rendez-vous stolpert. Genervt fragt Karin Kohler Marie, ob David Legastheniker sei.

Als der Literaturpapst Joachim Landmann den Roman „Lila, Lila“ in höchsten Tönen lobt, ist der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. David wird zu Talkshows und Fernsehinterviews eingeladen, und mit seinen Autorenlesungen füllt er jetzt Theatersäle. Karin Kohler erklärt ihm, er brauche eine Literaturagentin und bewirbt sich auch gleich selbst für die Position. Ihre Anstellung im Verlag würde sie dann kündigen.

Beim Signieren von Büchern steht eines Abends ein Mann vor David, der wie ein Obdachloser aussieht und ihm mit den Worten „für Alfred Duster“ ein aufgeschlagenes Exemplar von „Lila, Lila“ hinhält. David schreckt hoch, bricht das Signieren ab und rennt ins Freie. Der andere folgt ihm und verabredet sich mit ihm für den nächsten Vormittag zum Frühstück im Hotel Savoy.

Er heiße Jacky Stocker (Henry Hübchen), sagt der Fremde und habe „Sophie, Sophie“ bzw. „Lila, Lila“ unter dem Pseudonym Alfred Duster geschrieben, nachdem er 1959 aus Paris zurückgekommen sei. Es handele sich um die wahre Geschichte seines Vormieters Peter Landwei, der aus Liebeskummer mit dem Motorrad in den Tod raste [Suizid]. Als David ihm sagt, er habe das Originalmanuskript verbrannt, behauptet Jacky, er habe einen Durchschlag aufbewahrt. Er erpresst den Plagiator dazu, nicht nur die Hotelrechnung zu bezahlen, sondern auch noch Bargeld draufzulegen und weitere Zuwendungen zu versprechen.

Von nun an weicht Jacky nicht mehr von Davids Seite. Der selbstsichere Obdachlose begleitet ihn auf Lesereisen und taucht bei Veranstaltungen auf. Auf der Frankfurter Buchmesse gibt es sich als Davids Agent aus und verhandelt mit Verlegern wie Riegler (Richard Sammel) und Everding (Ulrich Voß) über den Vorschuss für ein zweites Buch von David Kern. Karin Kohler ist frustriert, denn sie nimmt an, dass David sich gegen sie entschieden habe.

Marie kann Jacky nicht ausstehen und drängt David dazu, sich nicht länger mit ihm abzugeben. Er verspricht es ihr, aber es gelingt ihm nicht. Deshalb trennt Marie sich von ihm.


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Jacky schreibt einen neuen Roman, aber selbst David merkt, dass es im Text vor Fehlern wimmelt. Deshalb argwöhnt er, dass Jacky ein Betrüger ist und stellt ihn im Hotelzimmer zur Rede. Jacky gibt zu, nur ein Jugendfreund Peter Weilands gewesen zu sein. Der habe das Manuskript unter dem Pseudonym Alfred Duster geschrieben und sich in der autobiografischen Geschichte Peter Landwei genannt. David läuft auf die Straße. Jacky will ihm etwas nachrufen. Das Fenster klemmt. Der Zimmerkellner reißt es auf. Jacky geht auf den Balkon hinaus, lehnt sich übers Geländer, ruft – und stürzt in die Tiefe. Er wird ins Krankenhaus gebracht und stirbt kurz darauf.

David schreibt nun selbst ein Buch, und zwar über sich und Marie. Bei einer Autorenlesung in einer Buchhandlung taucht Marie auf.

Im letzten Bild sehen wir, wie David und Marie auf einem Motorrad den Tunnel durchqueren, an dessen Eingang Peter Weiland sich aus Liebeskummer das Leben nahm.

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Der Roman „Lila, Lila“ von Manfred Suter erschien 2004 im Diogenes-Verlag (ISBN: 978-3-257-06386-8). Es gibt ihn auch als Hörbuch, gelesen von Daniel Brühl (Regie: Gabriele Kreis). Alex Buresch (Drehbuch) und Alain Gsponer (Regie) machten aus der Buchvorlage einen Kinofilm.

„Lila, Lila“ ist eine kurzweilige Mischung aus Komödie und Melodram mit Thriller-Elementen und satirischen Seitenhieben auf den Literaturbetrieb. Es geht um Liebe und Lüge, Sein und Schein.

Der unterhaltsame Film von Alex Buresch und Alain Gsponer beginnt mit einer Autorenlesung in der ausverkauften Volksbühne in Berlin. Dann blenden Alex Buresch und Alain Gsponer zum Anfang der Geschichte zurück und erzählen chronologisch bis zur Lesung in der Volksbühne und darüber hinaus, immer aus der Perspektive Davids. Sie haben die Handlung zwar von der Schweiz nach Deutschland verlegt, halten sich aber weitgehend an die literarische Vorlage. Nur das Ende haben sie völlig neu gestaltet.

Die Dreharbeiten für „Lila, Lila“ fanden vom 3. Juni bis 24. Juli 2008 vor allem in Berlin und Leipzig statt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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