Keinohrhasen

Keinohrhasen

Keinohrhasen

Originaltitel: Keinohrhasen – Regie: Til Schweiger – Drehbuch: Anika Decker, Til Schweiger – Kamera: Christof Wahl – Schnitt: Charles Ladmiral – Musik: Stefan Hansen, Dirk Reichardt, Mirko Schaffer – Darsteller: Til Schweiger, Nora Tschirner, Matthias Schweighöfer, Alwara Höfels, Jürgen Vogel, Rick Kavanian, Armin Rohde, Wolfgang Stumph, Barbara Rudnik, Christian Tramitz u.a. – 2007; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Der Klatschreporter Ludo Decker lässt sich nur auf One-Night-Stands ein, um keine Verantwortung für eine Beziehung übernehmen zu müssen. Als er eine private Feier stört, wird er zu 300 Stunden Sozialarbeit verurteilt. Die Leiterin der Kita, in der er sie ableisten soll, erinnert sich nur zu gut an Ludo, denn sie gingen zusammen zur Schule, und er gehörte zu den Kindern, die sie wegen ihrer Brille und ihrer Zahnspange hänselten. Nun kann sie sich dafür rächen ...
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Kritik

In der Screwball-Komödie "Keinohrhasen" werden Egomanen, der Promiwahn, die Sensationspresse und die heile Welt des Musikanten-stadls aufs Korn genommen. Die Handlung ist simpel, und die Gags sind nicht besonders originell.
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Ludo Decker (Til Schweiger) arbeitet in Berlin als Klatschreporter für die Boulevard-Zeitung „Das Blatt“. Weil er ständig unterwegs ist, lernt er auch viele Frauen kennen. Deshalb glaubt der arrogante Womanizer, sich auf keine Frau festlegen zu müssen und bevorzugt die Abwechslung von One-Night-Stands. Auf diese Weise vermeidet er es auch, Verantwortung für eine Beziehung übernehmen zu müssen.

Bei einem Interview mit Jürgen Vogel (Jürgen Vogel) merken weder Ludo noch sein Pressefotograf Moritz (Matthias Schweighöfer), dass sie auf den Arm genommen werden. Der Filmstar hält sein blendend weißes Gebiss, seine lange Haarpracht und seinen prallen Hintern in die Kamera. Das habe er sich alles in Hollywood machen lassen, behauptet er und diktiert Ludo ein Plädoyer für Schönheitsoperationen in den Notizblock. Als sich nach der Veröffentlichung des Artikels herausstellt, dass die Presseleute auf einen Scherz Jürgen Vogels hereinfielen, gerät der Chefredakteur von „Das Blatt“ (Rick Kavanian) außer sich.

Ludo ist überzeugt, die Scharte durch die nächste Story auswetzen zu können, denn er bekam einen Tipp: Der Boxweltmeister Wladimir Klitschko (Wladimir Klitschko) soll vorhaben, sich mit der Schauspielerin Yvonne Catterfeld (Yvonne Catterfeld) auf einer privaten Feier zu verloben. Die Medien haben keinen Zutritt, aber Ludo erpresst den Rezeptionisten Andreas (Steffen Schroeder) mit kompromittierenden Fotos von einer Schwulen-Orgie und gelangt so mit Moritz durch den Wellness-Bereich aufs Glasdach des Hotels. Von dort haben sie die Gesellschaft gut im Blick – bis Ludo durch die Scheibe bricht und vor Wladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld in eine Torte fällt.

Vor Gericht erfährt Ludo, dass es sich bei der Richterin (Sonsee Neu) um die geschiedene Frau seines Verteidigers (Pasquale Aleardi) handelt. Aber nun ist es zu spät, den Anwalt zu wechseln. Die voreingenommene Richterin verurteilt Ludo zu acht Monaten Haft, die sie zur Bewährung aussetzt. Zu den Auflagen gehören dreihundert Stunden Sozialarbeit in einer Kita.

Anna Gotzlowski (Nora Tschirner), die Leiterin der Kita, erinnert sich nur zu gut an Ludo, denn sie gingen zusammen zur Schule, und er gehörte zu den Kindern, die sie wegen ihrer Brille und ihrer Zahnspange hänselten (als Kinder Anna und Ludo: Luna Schweiger, Valentin Schweiger). Anna rächt sich nun dafür, teilt Ludo für unangenehme Aufgaben ein und setzt ihn mit der Drohung, ihn bei seiner Bewährungshelferin anzuschwärzen, unter Druck. Ludo lässt sich jedoch nicht unterkriegen, zumal ihn die Kinder mögen und er gut mit ihnen zurechtkommt. Die Kindergärtnerin Miriam (Alwara Höfels) beobachtet, wie ihre Freundin und Chefin Anna allmählich ihre Meinung über Ludo ändert, ohne sich das selbst einzugestehen.

Ludo und Moritz entlarven das Eheglück des Volksmusik-Duos Mandy und Michi Nußbaumer (Anne-Sophie Briest, Gregor Bloéb) als Lüge. Das Paar verklagt jedoch „Das Blatt“ wegen Rufschädigung auf Schadenersatz. Daraufhin wird Ludo entlassen.

Als Lollo (Paul Maximilian Schüller), der Sohn von Ludos Schwester Lilli (Barbara Rudnik), der auch in die Kita geht, beim Spielen durch einen Dartpfeil am Kopf verletzt wird, halten Anna und sein Onkel ein Taxi an, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Der Taxifahrer (Wolfgang Stumph) zeigt keinerlei Mitleid mit dem Jungen, und als Ludo zu Anna sagt, er habe kein Geld bei sich, bringt er den Wagen abrupt zum Stehen. Erst als Anna ihm ihren letzten Zwanzig-Euro-Schein reicht, setzt er die Fahrt fort – allerdings nur, bis der Betrag von 20 Euro auf dem Taxameter erreicht ist. Auf dem Rest des Weges muss Ludo das Kind tragen.

Nach einem missglückten Abend mit einem Hochstapler (Christian Tramitz) sucht Anna, die nicht mehr ganz nüchtern ist, Zuflucht bei Ludo und schläft mit ihm. Am anderen Morgen ist ihr das peinlich und sie weist ihn darauf hin, dass so etwas nie wieder vorkommen werde. Doch insgeheim malt sie sich eine gemeinsame Zukunft mit Ludo aus. Der setzt allerdings sein verantwortungsloses Treiben fort und schläft beispielsweise mit Daniela Berg (Nina Proll), der nymphomanen Mutter eines der von ihm betreuten Kinder.

Schließlich hat Ludo die dreihundert Stunden in der Kita abgeleistet. Er verabschiedet sich von Anna, Miriam und den Kindern. Annas Hoffnungen auf eine feste Beziehung mit ihm haben sich nicht erfüllt.

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Zufällig lernt sie Jürgen Vogel kennen. Der nimmt sie mit zum Galaabend anlässlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises. Ludo, der mitten in der Pressemeute steht, kann es kaum glauben, wen er da nach Barbara Schöneberger (Barbara Schöneberger) an der Seite Jürgen Vogels über den roten Teppich laufen sieht. Jürgen Vogel begleitet Anna auch zu einem Kinderfestival im Renaissance-Theater. Da wird Ludo bewusst, dass er für Anna mehr empfindet als für andere Frauen. Er drängt Bello (Armin Rohde) und Mucki (Fahri Ögün Yardim) von der Bühne und erklärt Anna übers Mikrofon, dass er sie liebt.

Glücklich verlassen Ludo und Anna das Gebäude. Als sie am Taxistand den fiesen Fahrer entdecken, der ohne Geld nichts für Lollo tun wollte, beschließen sie, ihm einen Streich zu spielen.

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„Keinohrhasen“ ist eine Mischung aus Romanze und Screwball-Komödie in fast monochrom chamois-farbenen Bildern. Aufs Korn genommen werden eitle Egomanen, der Promiwahn, die Sensationsgier der Medien und die vom Musikantenstadl beschworene heile Welt. Das geht nicht ohne Klischees ab. Die Handlung von „Keinohrhasen“ ist simpel konstruiert und vorhersehbar. Das könnte durch originelle Einfälle aufgewogen werden. Aber nur ein Bruchteil der Gags, des Wortwitzes und der Slapstick-Szenen sind außergewöhnlich. Die Rolle des ebenso eitlen wie überheblichen Womanizers Ludo Decker hat Til Schweiger sich selbstironisch auf den Leib geschrieben. Dass Ludo Decker und Anna Gotzlowski zusammen zur Schule gingen, kann nur als Scherz gemeint sein, denn Anna wird von Nora Tschirner dargestellt, die siebzehneinhalb Jahre jünger als Til Schweiger ist. Selbst so hervorragende Schauspieler wie Matthias Schweighöfer, Barbara Rudnik und Armin Rohde verkümmern in ihren blassen Rollen. Als Nebendarsteller glänzen lediglich Jürgen Vogel und Rick Kavanian.

Der Titel „Keinohrhasen“ leitet sich von einer Szene in der Kita ab: Ludo bastelt einen Stoffhasen und vergisst die Ohren. Anna kritisiert ihn deshalb, und als er darauf hinweist, dass auch das von dem Kind Cheyenne-Blue (Emma Schweiger) ausgeschnittene Tier keine Ohren habe, erklärt sie, das sei etwas ganz anderes, denn dabei handele es sich um einen Keinohrhasen.

Bei der Figur des Berliner Klatschreporters Ludo Decker erinnern wir uns an dessen Münchner Kollegen Baby Schimmerlos in „Kir Royal“. Mit dem Namen Ludo Decker spielen Til Schweiger und Anika Decker wohl auf den Sexismus der Figur an. Ludo heißt so viel wie Spieler, und den Nachnamen kann man mit einem Wort assoziieren, das in der Tierzucht fürs Besamen verwendet wird.

In „Keinohrhasen“ ist Til Schweiger mit den vier Kindern aus seiner Ehe mit Dana Carlson zu sehen: Valentin Florian (* 1995, spielt Ludo Decker als Kind), Luna Marie (* 1997, Anna Gotzlowski als Kind), Lilli Camille (* 1998, Mädchen mit Mütze) und Emma Tiger (* 2002, Cheyenne-Blue).

In dem Pornofilm, den Ludo Decker sich anschaut, ist die erfolgreiche deutsche Pornodarstellerin Tyra Misoux zu sehen.

Die Szene mit Jürgen Vogel und Nora Tschirner auf dem roten Teppich wurde tatsächlich vor der Verleihung des Deutschen Filmpreises am 4. Mai 2007 im Palais am Funkturm gedreht.

Bei dem Rap-Text, der auf dem Kinderfestival im Renaissance-Theater in Berlin vorgetragen wird, handelt es sich um die von „Junge Dichter und Denker“ bearbeitete Ballade „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe.

Außer der Filmmusik von Stefan Hansen, Dirk Reichardt und Mirko Schaffer sind folgende Musiker bzw. Musikgruppen in „Keinohrhasen“ zu hören: The Killers („Mr Brightside“), Rea Garvey („Hold Me Now“), Keane („Everybody’s Changing“), Angels & Airwaves, Prefab Sprout, Bloc Party, Au Revoir Simone, Kashmir.

Das Budget für „Keinohrhasen“ soll 4,2 Millionen Euro betragen haben.

Mit über sechs Millionen Kinobesuchern war „Keinohrhasen“ im Jahr 2008 der erfolgreichste deutsche Film. Seit Beginn der offiziellen Zuschauer-Zählung (1968) erzielten erst zehn Filme bessere Ergebnisse.

Weil „Keinohrhasen“ nicht für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde, verließ Til Schweiger die Deutsche Filmakademie.

Unter dem Titel „Rabbits Without Ears“ ist ein Hollywood-Remake geplant.

Das Sequel trägt den Titel „Zweiohrküken“. Die Premiere fand am 3. Dezember 2009 statt.

Originaltitel: Zweiohrküken – Regie: Til Schweiger – Drehbuch: Anika Decker, Til Schweiger – Kamera: Christof Wahl – Schnitt: Constantin von Seld – Musik: Daniel Nitt, Dirk Reichardt, Mirko Schaffer – Darsteller: Til Schweiger, Nora Tschirner, Matthias Schweighöfer, Emma Tiger Schweiger, Ken Duken, Edita Malovcic, Pegah Ferydoni, Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach, Thomas Heinze, Marc Hosemann, Idil Üner, Jasmin Gerat, Karoline Schuch, Denis Moschitto, Yvonne Catterfeld, Wladimir Klitschko, Soenke Möhring, Alwara Höfels, Thomas Kretschmann u.a. – 2009; 120 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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