Salman Rushdie : Des Mauren letzter Seufzer

Des Mauren letzter Seufzer
Originalausgabe: The Moor's Last Sigh Verlag Jonathan Cape, London 1995 Des Mauren letzter Seufzer Übersetzung: Gisela Stege Kindler Verlag, Reinbek 1996 Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 2006 ISBN 3-499-24121-8, 619 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In einer andalusischen Festung angekettet, schreibt Moraes Zogoiby 1993 die Geschichte seiner indischen Familie auf. Als letzter Überlebender berichtet er von seinen Urgroßeltern, von der Spaltung ihres Handelshauses unter seinem Großvater und dessen Bruder, von seiner Mutter Aurora, die sich als 15-jährige Millionenerbin in den mittellosen Buchhalter Abraham Zogoiby verliebte, der das Familienunternehmen zum fünftgrößten Indiens machte, von seinen drei Schwestern und schließlich von seinem eigenen Schicksal.
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Kritik

"Des Mauren letzter Seufzer" ist ein mythomanischer und surrealer Roman, ein fulminantes Gewirr wahnwitziger Geschichten und Episoden. Mit Ironie, Schlitzohrigkeit und schwarzem Humor hat Salman Rushdie Anspielungen auf Kinofilme und Werke der Weltliteratur eingestreut.
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Meine Geschichte handelt von einem hochgeborenen Mischling, der in Ungnade fiel: von mir, Moraes Zogoiby, genannt Moor, fast während meines ganzen Lebens der einzige männliche Erbe der Gewürz- und Großhandelsmillionen der Dynastie Da-Gama-Zogoiby aus Cochin. (Seite 13f)

Epifania Menezes da Gama (1877 – 1938) stammte aus der in Mangalore ansässigen, verarmten Handelsfamilie Menezes. Im Alter von dreiundzwanzig Jahren heiratete sie 1900 den ein Jahr älteren Francisco da Gama (1876 – 1922), der sie mit nach Cabral Island nahm, wo er ein prachtvolles Herrenhaus besaß. Francisco da Gama, dessen Sippe ohne jeden Beweis behauptete, von Vasco da Gama abzustammen, war ein brillanter Physikstudent gewesen und hatte eine aussichtsreiche Akademikerkarriere vor sich gehabt, aber nach dem frühen Tod seiner Eltern übernahm er das Familienunternehmen, das auf dem Handel mit Nüssen, Pfeffer und anderen Gewürzen aufgebaut war. Er gründete Waisenhäuser, richtete Dorfschulen ein und sorgte für kostenlose Ambulanzen in Armutsvierteln.

Francisco da Gama war nicht nur unfähig, ein ruhiges Leben zu führen wie normale Menschen, sondern war darüber hinaus, wie Epifania verzweifelt feststellen musste, ein Kunstmäzen. Rum-und-Whisky-saufende, hanfkonsumierende Personen niederer Geburt und mit abstoßendem Kleidungsgeschmack wurden zu längeren Aufenthalten eingeladen und füllten die Pavillons […] mit ihrer schrillen Musik, ihren Lyrikmarathons, ihren Partys mit Nacktmodellen, Marihuana-Orgien, nächtelangen Kartenturnieren und anderen Manifestationen ihres in-jeder-Hinsicht-inkorrekten Verhaltens. (Seite 29f)

1902 und im Jahr darauf brachte Epifania ihre beiden Söhne zur Welt: Aires da Gama (1902 – 1977) und Camoens da Gama (1903 – 1939). Während Francisco die britische Kolonialherrschaft vehement ablehnte, sich zu den indischen Nationalisten zählte und wegen seiner politischen Haltung mehrmals eingesperrt wurde, befürwortete seine resolute Frau die Oberherrschaft der Briten in Indien. Bei den heftigen Wortgefechten unterstützte Aires seine Mutter; Camoens hielt dagegen zum Vater und sympathisierte vorübergehend mit den Kommunisten.

Aires vermählte sich 1921 mit seiner Cousine Carmen Lobo (1904 – 1974), der Tochter von Epifanias Schwester Blimunda und eines Druckers, die beide an Malaria gestorben waren. In der Hochzeitsnacht lag die jungfräuliche Braut ängstlich in ihrem Bett und wartete lange vergeblich auf ihren Bräutigam. Endlich kam er und zog sich nackt aus. Dann zwängte er sich in ihr Brautkleid, verließ das Haus und verbrachte die Nacht mit einem Liebhaber.

Sein jüngerer, damals achtzehnjähriger Bruder Camoens brachte Weihnachten 1921 die ein Jahr jüngere Waise Isabella Ximena Souza (1904 – 1937) mit nach Hause, um sie seinen Eltern vorzustellen. 1923, ein Jahr nach dem Selbstmord von Francisco da Gama – er hatte sich ertränkt –, heiratete das Paar, und im Jahr darauf wurde Isabella von ihrem einzigen Kind entbunden: von ihrer Tochter Aurora (1924 – 1987).

Zwischen Carmens und Epifanias Familien – den Lobos und den Menezes – herrschte Krieg. Aires stand auf der Seite seiner Frau, Camoens und Isabella hielten zur Mutter. In einem niedergebrannten Cashew-Garten wurden die Leichen einer mit Stacheldraht gefesselten Lobo-Familie gefunden, und in einer zerstörten Kardamompflanzung stieß man auf die verkohlten Leichen von drei Menezes-Brüdern. Daraufhin wurden Aires und Camoens in Handschellen abgeführt und im Juni 1925 zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt, von denen sie neun absitzen mussten. Isabella initiierte die Aufteilung des Familienunternehmens zwischen den beiden Brüdern und zeichnete im Herrenhaus auf Cabral Island persönlich Grenzlinien ein, die von den verfeindeten Familienhälften nicht überschritten werden durften. Während Camoens seine Freiheitsstrafe verbüßte, übernahm Isabella die Leitung seiner Unternehmenshälfte und sorgte mit umsichtigen Entscheidungen für deren Erfolg, während Aires und Carmen ihren Teil des Handelshauses innerhalb von drei Jahren so weit heruntergewirtschaftet hatten, dass sie Isabella um Hilfe bitten mussten. Aber die erfolgreiche Unternehmerin erkrankte an Tuberkulose und erlag 1937 im Alter von dreiunddreißig Jahren einem Lungentumor.

1938 beobachtete die inzwischen vierzehnjährige Aurora da Gama zufällig, wie die ihr verhasste Großmutter Epifania in der hauseigenen Kapelle tot umsank. Im Jahr darauf folgte ihr Vater Camoens dem Beispiel seines Vaters Francisco und ging ins Wasser.

Als Aurora im August 1939 feststellte, dass der Frachter „Marco Polo“, der bereits mit einer Ladung Gewürze des Familienunternehmens ausgelaufen sein sollte, noch immer im Hafen von Cochin lag, ließ sie sich unverzüglich zum Hafenlagerhaus fahren, um nach dem Rechten zu sehen – und verliebte sich dort auf der Stelle in den schüchternen sechsunddreißigjährigen Exportbuchhalter Abraham Zogoiby. Die fünfzehnjährige Millionenerbin zog ihn mit, hinauf auf den Dachboden und ließ sich auf den Pfeffersäcken von ihm deflorieren.

Abrahams jüdische Mutter Flory Zogoiby (1877 – 1945) war entsetzt, denn die Heirat ihres Sohnes mit einer Nichtjüdin kam für sie nicht in Betracht. Sie selbst war von ihrem Mann, dem Synagogendiener Solomon Castile (1857 – 1917?) nach sieben Jahren und sieben Tagen Ehe verlassen worden und hatte daraufhin den Familiennamen ihres Sohnes geändert.

Die Zogoibys waren 1514 aus Spanien nach Indien gekommen. Zweiundzwanzig Jahre davor, im Januar 1492, hatte Sultan Boabdil von Granada dem siegreichen katholischen Königspaar Fernando und Isabella die Schlüssel der Alhambra übergeben und war ins Exil gegangen.

Obwohl Aurora da Gama katholisch war, ging sie ein-, zweimal pro Woche in die anglikanische Kirche, in der zu Ehren von Vasco da Gama ein leerer Sarkophag aufgestellt war. Bei ihrem Anblick geriet Reverend Oliver D’Aeth jedes Mal ins Schwitzen, aber Aurora hatte für ihn nur Verachtung übrig. Als sie Abraham Zogoiby mit ins Familienhaus auf Cabral Island nahm, alarmierte Oliver D’Aeth hasserfüllt und eifersüchtig ihre Verwandten, sodass Aires und Carmen ihre Nichte in flagranti mit deren Liebhaber ertappten. Obwohl es den Bruch mit seiner Mutter bedeutete, konvertierte Abraham Zogoiby zum katholischen Glauben, um die einundzwanzig Jahre jüngere Aurora da Gama heiraten zu können. Weil sich allerdings weder ein christlicher noch ein jüdischer Geistlicher fand, der bereit war, das Paar zu trauen, lebten sie ohne formelle Eheschließung zusammen.

Weil die Deutschen im Zweiten Weltkrieg ein mit Gewürzen des Handelshauses beladenes Schiff versenkten, blieb Abraham nichts anderes übrig, als seine Mutter aufzusuchen und ihren Schmuck zu erbetteln, um den finanziellen Ruin des Unternehmens abzuwenden. Als Gegenleistung verlangte Flory das Erziehungsrecht für ihren ersten Enkel, den sie jüdisch erziehen wollte. Als Aurora von der Abmachung erfuhr, verbannte sie ihren Mann aus dem Schlafzimmer und schwor, zu Lebzeiten Florys kein Kind zu gebären.

Abrahams Mutter kam 1945 ums Leben, als ein Fanatiker sich selbst anzündete und die Flammen auf den Saum ihres Kleides übersprangen.

Ende 1945 verließen Aurora und Abraham das Herrenhaus auf Cabral Island im Südwesten des Subkontinents und zogen in einen Bungalow am Hang des Malabar Hill bei Bombay.

In Bombay lernte Aurora, die selbst zu malen begonnen hatte, den jungen Parsen Kekoo Mody kennen, der mit zeitgenössischer indischer Kunst handelte. Furchtlos ließ Aurora sich in ihrer Luxuslimousine in die Stadt fahren, um beispielsweise Streikende zu skizzieren. Einmal verzichtete sie auf ihren Chauffeur und geriet dann doch mitten in einer Demonstration in Panik. Beim Zurücksetzen fuhr sie einen Matrosen an, und als sie wieder den ersten Gang einlegte, überrollte sie ihn zum zweiten Mal. Den Mann, dessen Bein amputiert werden musste – er hieß Lambajan Chandiwala –, nahm Aurora bei sich auf und beschäftigte ihn als Torwache.

Anfang 1947 brachte Aurora ihr erstes Kind zur Welt, eine Tochter, der sie den christlichen Namen Christina (1947 – 1977) gab, die jedoch nur „Ina“ gerufen wurde. Etwa zur selben Zeit tauchte ein junger, mittelloser Künstler bei ihr auf: Vasco Miranda aus Loutulim in Goa. Aurora machte sich einen Spaß daraus, ihn erst einmal die Wände des Kinderzimmers streichen zu lassen, aber dann richtete sie ihm ein Atelier ein, und ohne dass ihn jemand formell eingeladen hätte, blieb Vasco Miranda fünfunddreißig Jahre lang da, denn er liebte Aurora.

Im April 1947, als Aurora bereits mit Inamorata („Minnie“; 1948 – 1993) schwanger war, beauftragte Abraham den Gast, Aurora mit ihrer Tochter zu malen. Vasco Miranda machte sich ans Werk, ließ Ina einfach weg und malte Aurora im Schneidersitz auf einer Rieseneidechse mit entblößter linker Brust. Zornig wies Abraham das Gemälde zurück. In einer dreitägigen Klausur übermalte Vasco Miranda es mit einem Selbstporträt als weinender Sultan Boabdil auf einem Schimmel, das Kekoo Mody dem Stahlmilliardär C. J. Bhabba verkaufte.

1949 wurde Aurora von einer dritten Tochter entbunden: Philomela („Mynah“; 1949 – 1981). Einen Sohn – den Erzähler Moraes – gebar sie erst am Neujahrstag 1957. Wann und von wem der wegen seiner dunklen Hautfarbe „Moor“ genannte Junge gezeugt worden war, wusste wohl nur Aurora selbst: Neun Monate vor Moors Geburt war sie bei Premierminister Jawaharlal Nehru in Delhi gewesen, und viereinhalb Monate vor Moors Geburt hatten dessen Eltern wohl ihre letzte Liebesnacht miteinander verbracht. Eigenartigerweise alterte Moor genau doppelt so schnell wie andere Menschen: Im Alter von sieben Jahren pubertierte er bereits und sah aus wie ein Vierzehnjähriger. Weil seine rechte Hand von Geburt an verkrüppelt und fingerlos war, musste er mit der linken Hand schreiben lernen, aber das fiel ihm schwer, weil er eigentlich Rechtshänder war.

Abraham Zogoiby hatte das Handelshaus inzwischen nicht zuletzt durch heimliche Geschäfte mit Drogen und Tempeltänzerinnen zum fünftgrößten Unternehmen auf dem indischen Subkontinent und sich zum crime lord gemacht. Als Sohn einer so reichen und mächtigen Familie wurde Moor nicht eingeschult, sondern von Privatlehrern unterrichtet. Anfang 1967 kam die damals fünfundzwanzigjährige Lehrerin Dilly Hormus ins Haus – und wurde zur ersten Geliebten des Zehnjährigen, bis sie fünf Jahre später aufgrund einer gemeinen Intrige seiner eifersüchtigen, lügnerischen und diebischen Kinderfrau Jaya Hé aus dem Haus gejagt wurde.

Ina, Minnie und Mynah waren attraktive junge Frauen, doch Aurora zog jeden Mann, den sie zu Hause vorstellten, in ihren Bann. Frustriert bot Ina sich deshalb einem Maler nach dem anderen als Modell an; sie wurde Mannequin und Covergirl. Als Aurora sie wegen ihres Exhibitionismus und ihrer Nymphomanie tadelte, brannte sie mit dem Playboy Jamshedjee Jamibhoy Cashondeliveri alias Jimmy Cash nach Nashville, Tennessee, durch. Ein Jahr später kam sie niedergeschlagen und abgerissen zurück. Um Jimmy, der sie verlassen und in den USA ein Jurastudium angefangen hatte, zurückzugewinnen, wollte sie ihm eine tödliche Krankheit vorgaukeln. Zu diesem Zweck überredete sie ihre Schwester Minnie, die inzwischen als Novizin bei den Gratiaplena-Nonnen eingetreten war, ihr ein Bett im Pflegeheim des Ordens zu verschaffen. Auch Mynah, die Jura studiert hatte und sich politisch engagierte, spielte mit. Auf die Nachricht, dass Ina im Sterben liege, flog Jimmy sofort nach Bombay.

Mynah erbot sich, Jamshed Cashondeliveri vom Flughafen abzuholen […] Als er eintraf, wirkte er sehr verschreckt und sehr jung, und um ihn zu beruhigen, begann sie bei der Fahrt in die Stadt von ihrer Arbeit zu erzählen, von ihrem „Kampf gegen die Phallokratie“ […] So vertieft war sie in ihre eigenen Probleme und so von deren Rechtmäßigkeit überzeugt, dass sie nicht merkte, wie Jimmy mit jeder Minute nervöser wurde […] Als sie Jimmy anvertraute, dass sie und ihre Kolleginnen inzwischen erwarteten, jeden Tag verhaftet zu werden, erwog er ernstlich, aus dem fahrenden Wagen zu springen und schnurstracks zum Flughafen zurückzulaufen, bevor er sich der Verbindung mit einer so gefährlichen Schwägerin schuldig machte.
„Ina stirbt vor Sehnsucht nach dir“, sagte Mynah, nachdem sie ihren Monolog beendet hatte, und errötete über ihre Wahl der Metapher […]
Minnie, die sie am Eingang des Maria-Gratiaplena-Pflegeheims erwartete,wirkte noch mehr als sonst wie Audrey Hepburn und redete […] mit einer Engelsstimme, so scharf wie splitterndes Glas, unaufhörlich von Höllenfeuer, Verdammnis und Bis-dass-der-Tod-uns-scheide […]
Die Begegnung mit Minnie verstärkte in Jimmy noch die spontane Fluchtreaktion, die schon Mynahs Monolog ausgelöst hatte […] Als Minnie und Jimmy vor Inas Zimmer eintrafen, lehnte ich tagträumend an der Korridorwand. In meiner Vorstellung sah ich – geistesabwesend wie ich war – in einer dicht belebten Gasse einen riesigen jungen Sikh auf mich zukommen und spie auf meine Krüppel-Knüppel-Hand. Als Jamshed Cashondeliveri angstvoll einen Satz rückwärts machte und mit Mynah zusammenstieß, wurde mir klar, dass ich auf ihn wie ein rächender Bruder gewirkt haben muss […] Ich versuchte, meine Hände zu einer Friedensgeste zu erheben, er aber interpretierte das als die Herausforderung eines Boxers und stürzt mit dem Ausdruck reinsten Entsetzens auf dem Gesicht Hals über Kopf in Inas Zimmer.
Nur wenige Zentimeter vor Aurora Zogoiby persönlich kam er zum Stehen. Auf dem Bett hinter meiner Mutter hatte Ina ihre eingeübten Stöhner und Seufzer angestimmt; doch Jimmy hatte nur noch Augen für Aurora […] Aurora ließ Jimmy erstarren wie ein verstörtes Tier, das im Scheinwerferlicht ihrer Macht gefangen war […]
Ina, hinter ihr, verlor sehr schnell die Beherrschung. Es war ihr kläglicher Plan gewesen, Jimmys Liebe zurückzugewinnen, indem sie ihm vorführte, wie gering ihre Chancen auf Genesung seien […] All diese Pläne wurden jedoch von der Mondkalb-Bewunderungsmiene durchkreuzt, mit der ihr reumütiger Ehemann ihre schöne Mutter ansah.
Innerhalb eines Augenblicks kochte Inas heftige Sehnsucht nach ihm in Wahnsinn über […] „Jimmy“, kreischte sie, „Jimmy, men, ein Wunder ist geschehen! Du bist gekommen, und ich bin geheilt […]“
Auf einmal sah er sie sich näher an, und wir alle merkten, dass es ihm wie Schuppen von den Augen fiel […] „Was für eine Familie“, stöhnte Jamshed Cashondeliveri. „Also wirklich. Total beknackt.“ Damit verließ er das Gratiaplena-Pflegeheim und war nie wieder in Inas Nähe gesehen. (Seite 304ff)

Bald darauf starb Ina tatsächlich an Krebs.

Einundvierzig Tage später lernte Moor auf der Mahalaxmi-Pferderennbahn die zwanzigjährige Kunststudentin Uma Sarasvati kennen, die in Begleitung seiner Schwester Mynah gekommen war. Uma erzählte, sie stamme aus einer Brahmanen-Familie. Ihre Mutter habe sich erhängt, als sie zwölf war, und ihr Vater habe sich aus Verzweiflung darüber selbst verbrannt. Daraufhin sei sie bei einem Lehrer, einem Kollegen ihres toten Vaters, aufgewachsen, der sie sexuell missbraucht habe.

Als Uma und Moor bereits ein Verhältnis hatten, behauptete die junge Frau, seine Mutter treibe es nicht nur mit Kekoo Mody und Vasco Miranda, sondern auch mit dem machtgierigen Führer der Hindu-Bewegung, Raman Fielding. Aurora wiederum beauftragte den legendären Privatdetektiv Dom Minto, Nachforschungen über die ihr verhasste Kunststudentin anzustellen und erzählt ihrem Sohn dann, dass Uma ihn angeblich mit seinem Vater und mit Jimmy Cash betrog. Außerdem sei sie mit dem verwitweten und pensionierten Deputy Commissioner der Polizei Suresh Sarasvati verheiratet, der kurz nach der Hochzeit einen Schlaganfall erlitten hatte und von seiner Frau im Stich gelassen worden war. Weil Uma zugeben muss, gelogen zu haben, überwirft Moor sich mit ihr.

Am 23. Juni 1980 verunglückte Sanjay Gandhi mit einem Privatflugzeug tödlich. Einige Tage später kam Jimmy Cash bei einem Autounfall ums Leben, und in den Zeitungen las Moor, Uma sei mit ihm Wagen gewesen, jedoch unverletzt davongekommen. Da hielt Moor es nicht länger aus: Er versöhnte sich mit Uma und traf sich heimlich mit ihr.

1981 starb Mynah.

Als die Eltern nach fünfzehn Monaten von der heimlichen Fortsetzung des Verhältnisses ihres Sohnes mit Uma erfuhren, warfen sie ihn aus dem Haus. Am nächsten Morgen schlug Uma ihrem Geliebten einen Doppelselbstmord vor und holte zwei weiße Tabletten. Moor wollte Uma davon abhalten, Gift zu schlucken, aber dabei fielen beide Tabletten zu Boden. Er hob eine auf, Uma die andere.

Uma griff sich die andere Tablette und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen, von einem neuen, heftigen Entsetzen gepackt, so außer sich an, als habe man ihr unerwartet eine schreckliche Frage gestellt und sie wisse nicht darauf zu antworten. (Seite 399f)

Sie schluckte die Tablette, die sie in der Hand gehalten hatte und brach auf der Stelle tot zusammen. Moor steckte seine Tablette weg. (Erst später fand er heraus, dass die notorische Lügnerin Uma die Tabletten verwechselt hatte: Statt des Halluzinogens hatte sie das eigentlich für ihn bestimmte Zyankali erwischt.) Wenige Minuten nach Umas Suizid tauchten Polizeibeamte auf, die Moor verhaften wollten, weil der (berechtigte) Verdacht aufgekommen war, dass der Familienkonzern unter dem Deckmantel der „Baby Softo Talcum Powder Private Ltd“ Heroin schmuggelte. Als die Polizisten die Leiche entdeckten, nahmen sie Moor stattdessen unter Mordverdacht fest.

Raman Fielding ließ ihn aus dem Zentralgefängnis von Bombay herausholen und sorgte dafür, dass man die Anklagen gegen ihn fallen ließ. (Abraham Zogoiby erreichte durch seine eigenen Beziehungen und Schmiergeldzahlungen, dass er ebenfalls freigesprochen wurde.) In Fieldings Villa in Lalgaum traf Moor auch auf den einbeinigen Lambajan Chandiwala, der heimlich in Fieldings Diensten stand. Um festzustellen, ob Moor mit seiner verkrüppelten Rechten so zuschlagen konnte, wie man ihm erzählt hatte, befahl Fielding ihm, Lambajan Chandiwala mit einem Kinnhaken k. o. zu schlagen. Dann stellte er klar, dass Moor ihm zu Dank verpflichtet sei und für ihn zu arbeiten habe. Moor wurde zu einem der besten Eintreiber Fieldings; zusammen mit Chhaggan Five-in-a-Bite und Sammy Hazaré, der eine Stahlplatte im Gesicht trug und eine Hand aus Metall hatte, brach Moor Streiks und zwang eine sich sträubende junge Witwe, zu ihrem toten Ehemann auf den Scheiterhaufen zu steigen, denn Fielding wollte den alten Brauch des Sati, der Witwenverbrennung, wieder aufleben lassen. Schließlich brachte Fielding es zum Bürgermeister. Er galt als einer der einflussreichsten Männer Indiens, aber die siebzehnjährige Nadia Wadia, die 1987 zur Miss Bombay, Miss India und Miss World gewählt wurde, widerstand ihm.

Aurora da Gama tanzte 1987 zum zweiundvierzigsten Mal beim jährlichen Fest am Chowpatry Beach, das als Demonstration gegen den elefantenköpfigen Gott Ganpati Bappa gemeint war. Dabei verlor sie plötzlich das Bewusstsein und stürzte über die Klippen in den Tod.

Zu Ehren der Künstlerin wurde ein Museum mit ihren Werken in Bombay eingerichtet.

Nach dem Tod seiner Frau versöhnte Abraham Zogoiby sich mit seinem Sohn, aber dabei verfolgte er nicht nur uneigennützige Ziele: Es ging ihm auch darum, Raman Fielding, seinen mächtigen Gegenspieler in der Unterwelt, von Moor ausspionieren zu lassen. Nicht zuletzt, um Fielding eins auszuwischen, stellte er Nadia Wadia und ihrer verwitweten Mutter Fadia eine Luxuswohnung in Bombay zur Verfügung und verkuppelte die schöne junge Frau mit seinem Sohn. Bei der Verlobungsfeier stellte er den überraschten Gästen ein neues Familienmitglied vor: Adam Braganza, früher Aadam Sinai, ab jetzt Adam Zogoiby. Aber das erwies sich als Fehler seines Lebens, denn weil der Emporkömmling sich überschätzte, konnten ihm illegale Geschäfte nachgewiesen werden, was eine Kettenreaktion auslöste und das gesamte Unternehmen mitriss. Nur gegen eine hohe Kaution kam Abraham Zogoiby bis zur Gerichtsverhandlung frei.

1993 erzählte Abraham seinem Sohn in einem Telefongespräch, der Privatdetektiv Dom Minto wolle ihm am nächsten Tag Dokumente zukommen lassen, die bewiesen, dass Aurora ermordet worden war. Daraus wurde allerdings nichts, denn Dom Minto starb in der Nacht eines unfreiwilligen Todes.

Moor war sofort überzeugt, dass Raman Fielding in beiden Fällen der Täter war, und er beschloss, seine Mutter zu rächen. Unter dem Vorwand, eine Nachricht für ihn zu haben, suchte er Fielding in dessen Büro auf – und schlug ihn mit dessen froschförmigen Telefonapparat tot. Keiner der Bodyguards merkte etwas. Moor wäre am liebsten gerannt, aber er nahm sich zusammen, ging langsam zu seinem Wagen und fuhr los. Da wurde das Auto durch eine gewaltige Explosion erschüttert: Sammy Hazaré, der heimlich für Abraham Zogoiby arbeitete, hatte eine Bombe in Fieldings Haus geschmuggelt.

Als Abraham erfuhr, was sein Sohn getan hatte, riet er ihm, sich unverzüglich nach Spanien abzusetzen.

Während Moor dem Rat seines Vaters folgte, explodierten überall in Bombay Bomben: Abraham ließ seine Gegner töten. In dem Bandenkrieg wurde auch das für die Werke Auroras eingerichtete Museum zerstört. Danach existierten nur noch vier Gemälde, die zuvor gestohlen worden waren: Vier mehr oder weniger inzestuöse Bilder, die Aurora von ihrem Sohn gemalt hatte. Moors Schwester Minnie, die sich seit der Ablegung des Gelübdes Floreas nannte, kam bei einem Bombentreffer auf das Kloster Gratiaplena ums Leben. Der blutigen Auseinandersetzung fiel auch Abraham selbst zum Opfer: Sammy Hazaré, der in Nadia Wadia verliebt gewesen war, zerschnitt der ehemaligen Miss World aus Eifersucht das Gesicht; dann verschaffte er sich zusammen mit einem kahlköpfigen, hakennasigen Zwerg Zugang zu dem Wolkenkratzer, in dem Abraham in seinem „Himmelsgarten“ residierte. Niemand hielt die beiden auf, denn sie hatten Sprengstoff umgeschnallt. Abraham wurde gewarnt und veranlasste die Evakuierung des Gebäudes, während die Attentäter mit dem Aufzug nach oben fuhren, aber er unternahm nichts, um der Explosion zu entkommen.

Moor sah das Inferno beim Abflug aus der Luft. Mit dem auf vier Räder montierten ausgestopften Hund seines 1977 verstorbenen Onkels Aires, den dieser aus Protest gegen Nehru Jawaharlal genannt hatte, flog Moor über Madrid nach Málaga und nahm ein Taxi nach Benengeli, einem andalusischen Bergdorf in den Ausläufern der Sierra Nevada. Dort lebte Vasco Miranda auf dem burgähnlichen Anwesen „Little Alhambra“, seit er durch seine unglückliche Liebe zu Aurora verrückt geworden war und Indien verlassen hatte. In der „kleinen Alhambra“ vermutete Moor auch die vier aus dem Museum gestohlenen Gemälde seiner Mutter, und um die ging es ihm. Zwei vierzigjährige Spanierinnen, die sich als Stiefschwestern Felicitas und Renegada vorstellten, erzählten Moor, dass sie als Haushälterinnen für Vasco Miranda arbeiteten. Schließlich zwängte Moor sich in ein Kleid von Felicitas und begleitete Renegada zu ihrem Arbeitsplatz. Dort musste er feststellen, dass die beiden Frauen ihn belogen hatten: Es handelte sich um ein lesbisches Paar, das Vasco Miranda seit Jahren bei dessen Umtrieben half. Mit vorgehaltener Pistole zwang der Künstler seinen ungebetenen Besucher, immer höher in den Turm der Festung hinaufzugehen. In einem der Räume stand Auroras letztes, unvollendetes Gemälde auf einer Staffelei: „Des Mauren letzter Seufzer“, 170 x 247 cm, Öl auf Leinwand, 1987. Dazu berichtete Vasco Miranda, Aurora habe 1987 einen Mordanschlag befürchtet. Sie hatte ihren Mörder porträtiert, das Bild mit „Des Mauren letzter Seufzer“ übermalt und Vasco Miranda davon unterrichtet. Um herauszufinden, von wem Aurora ermordet worden war, hatte Vasco das Gemälde aus dem Museum stehlen lassen. Die anderen drei Kunstwerke waren nur zur Tarnung mitgenommen worden. Vasco zeigte dem Sohn seiner früheren Geliebten das Bild unter einem Röntgenapparat: Hinter der Oberfläche mit „Des Mauren letzter Seufzer“ erkannte Moor bestürzt seinen Vater.

Noch weiter oben im Turm traf Moor auf eine zwischen dreißig und sechzig Jahre alte Restauratorin japanischer Herkunft: Aoi Uë. Vasco hatte sie in seine Burg gelockt und hier mit einem Fuß angekettet. Ihre Aufgabe war es, vorsichtig die Schichten des Gemäldes abzutragen, mit dem Vasco Miranda 1947 das von Abraham Zogoiby missbilligte Porträt Auroras übermalt hatte. Der Palimpsest war C. J. Bhabba vor einiger Zeit gestohlen worden.

Statt Moor gleich zu erschießen, kettete Vasco ihn ebenfalls an und zwang ihn, die Geschichte seiner Familie aufzuschreiben.

Letztlich sind es Geschichten, die von uns bleiben, und wir sind nicht mehr als die paar Erzählungen, welche die Zeit überdauern. (Seite 159)

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Aoi Uë riet ihrem Leidensgefährten, den Bericht in die Länge zu ziehen und Vasco Miranda wie eine Scheherazade bei Laune zu halten, aber schließlich wurden doch beide gleichzeitig mit ihrer Arbeit fertig.

An diesem Tag schoss Vasco durch das freigelegte Porträt Auroras und traf die Restauratorin in die Brust. Ihr Blut floss durch das Loch in der Leinwand, als ob es aus Auroras Brust gequollen wäre. Dann kippte die Staffelei unter der Last der Sterbenden um. Bevor Vasco auf Moor zielen konnte, zerplatzte er aufgrund einer Überdosis Rauschgift und stürzte blutüberströmt auf das am Boden liegende Porträt Auroras.

Moor fügte die letzten Ereignisse seiner Geschichte hinzu. Dann nahm der vor sechsunddreißig Jahren geborene Zweiundsiebzigjährige der Leiche des Burgherrn den Schlüsselbund ab, sperrte seine Kette auf und verließ „Little Alhambra“. Die Blätter mit der Geschichte seiner Familie nagelte er unterwegs an eine Tür.

Und so sitze ich hier im letzten Licht auf diesem Stein, unter diesen Olivenbäumen, und blicke über das Tal hinaus auf einen fernen Hügel; da steht sie, die Glorie der einst so mächtigen Mauren, ihr triumphales Meisterwerk und ihre letzte Festung. Die Alhambra, Europas rotes Fort, Schwester der Festungen von Delhi und Agra – Palast der ineinandergreifenden Formen und geheimen Weisheiten, der Lusthöfe und Wasserspiele, dieses Monument einer letzten Möglichkeit, das dennoch stehen geblieben ist, nachdem ihre Eroberer längst gefallen sind; wie das Testament einer verlorenen, doch innigen Liebe, einer Liebe, die über die Niederlage, die Vernichtung, die Verzweiflung hinaus besteht; einer gescheiterten Liebe, die größer ist als das, woran sie gescheitert ist, und wie das Testament des profundesten all unserer Bedürfnisse, des Bedürfnisses nämlich, ineinanderzufließen, den Grenzen ein Ende zu setzen, die Grenzen des Ichs abzuschaffen. (Seite 613f)

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Ich kann sie nicht mehr zählen, die Tage, die vergangen sind, seit ich vor den Schrecken von Vasco Mirandas wahnwitziger Festung in dem andalusischen Bergnest Benengeli geflohen bin. (Seite 11)

Mit diesen Worten beginnt der Roman „Des Mauren letzter Seufzer“ von Salman Rushdie, und im letzten Kapitel heißt es:

Ich kann sie nicht mehr zählen, die Tage, die vergangen sind, seit ich meine Gefängnisstrafe im obersten Raum von Vasco Mirandas wahnwitziger Festung in dem andalusischen Bergnest Benengeli angetreten habe. (Seite 593)

Die Parallele ist kaum zu übersehen: Der Schriftsteller Salman Rushdie musste sich wegen der am 14. Februar 1989 von Ayatollah Khomeini gegen ihn verhängten fatwa bewachen lassen. In „Des Mauren letzter Seufzer“ schreibt der Erzähler als Gefangener die Geschichte seiner Familie auf. Moraes Zogoiby, der letzte Überlebende einer indischen Händlerdynastie, wird nicht nur „Moor“ genannt, sondern muss wie der letzte maurische Sultan Boabdil von Granada (auch: Mohammed XI., Abu-Abd-Allah) ins Exil, doch während einige der am Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien vertriebenen Mauren und Juden später nach Indien gelangten, schlägt Moor den umgekehrten Weg ein. Ins Auge springen auch die Anspielungen auf die indische Geschichte, etwa wenn das Familienimperium zwanzig Jahre vor dem indischen Subkontinent im Zuge einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den Verwandten geteilt wird. Der Bastard Moor, dessen Wurzeln mütterlicherseits christlich-portugiesisch-indisch und väterlicherseits jüdisch-spanisch-arabisch sind, steht zwischen Ost und West, Vergangenheit und Gegenwart; eine Konfession vertritt er nicht.

Im Zentrum des Romans steht allerdings nicht der Erzähler. Überhaupt sind in Moors Familie nicht die Männer, sondern die Frauen die starken Persönlichkeiten: Urgroßmutter Epifania, Großmutter Isabella und allen voran Moors Mutter Aurora da Gama, eine schöne und betörende, lüsterne und machthungrige Malerin. Moors Vater, ursprünglich ein mittelloser Exportbuchhalter, bringt es in der deformierten Gesellschaft von Bombay zum lord of crime; er führt das Familienunternehmen skrupellos auf den Höhepunkt seiner Bedeutung – nur, um gleich darauf umso tiefer aus seinem „Himmelsgarten“ in der von religiösen und nationalistischen Fanatikern heimgesuchten Metropole zu stürzen.

Freiheit und Pluralismus sind ja nicht ausschließlich europäische Werte. Indien war immer ein tolerantes und pluralistisches Land. Heute gibt es jedoch eine Strömung von fanatischem Nationalismus, die den kulturellen und religiösen Vorrang des Hinduistischen über alle anderen Minderheiten fordert, ob sie nun buddhistisch, muslimisch oder katholisch sind. Diese Ideologie ist aber Müll […] und in meinen Büchern versuche ich, gegen diese geistige Enge zu Felde zu ziehen. (Salman Rushdie, zit.: „Süddeutsche Zeitung Magazin“, 1. März 1996)

Über die Bedeutung des Seufzers philosophiert der Erzähler:

Suspiro, ergo sum. Ich seufze, daher bin ich […]
Am Anfang und gegen das Ende zu war und ist die Lunge: göttliche In-spiration, Babys erster Schrei, Sprache als geformte Luft, Stakkatostöße des Lachens, erhabene Weisen des Gesangs, glückliches Stöhnen des Liebenden, unglückliches Klagen des Liebenden, Krächzen des alten Weibes, Pesthauch der Krankheit, ersterbendes Flüstern, und danach die luftlose, lautlose Leere. (Seite 82)

„Des Mauren letzter Seufzer“ ist ein mythomanischer und surrealer Roman, ein fulminantes Gewirr wahnwitziger Geschichten und Episoden. Mit Ironie, Schlitzohrigkeit und schwarzem Humor hat Salman Rushdie Anspielungen auf Kinofilme und Werke der Weltliteratur eingestreut.

Der Satiriker Rushdie wirbelt das Lächerliche und das Erhabene, das Heilige und das Profane wild durcheinander in einer gigantischen comédie humaine – Opera buffa, griechische Tragödie, heidnisches Hohelied und Hohngelächter zugleich: ein Drama, von Clowns gespielt. Der Sprachdompteur lässt in der Manege seiner entfesselten Fantasie sämtliche Bestien los. Der Leser taumelt von einem Spiegelkabinett ins andere, und immer wieder steigt ein neuer Geist aus der Flasche … Das hochexplosive Dickschiff mäandert durch tausendundeine Schleife der Erinnerung – heillos überfrachtet mit allerlei verknäultem Seemannsgarn. (Erdmute Heller, „Süddeutsche Zeitung“, 2. März 1996)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Textauszüge: © Kindler

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