Astrid Rosenfeld : Adams Erbe

Adams Erbe
Adams Erbe Originalausgabe: Diogenes Verlag, Zürich 2011 ISBN: 978-3-257-06772-9, 385 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Edward Cohen wird immer wieder mit seinem Großonkel Adam verglichen, der als schwarzes Schaf in der Familie gilt. Schließlich findet er auf dem Dachboden ein Notizbuch, in dem Adam Cohen seine Geschichte aufgeschrieben hat. 1938 hatte sich der damals 18-Jährige in die gleichaltrige Anna Guzlowski verliebt. Als sie nach Polen deportiert wurde, ließ Adam sich nicht davon abhalten, nach ihr zu suchen, obwohl inzwischen Krieg herrschte und es für ihn als Juden besonders gefährlich war ...
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Kritik

"Adams Erbe" zerfällt in zwei ungleiche Teile. Astrid Rosenfeld beginnt im flotten Plauderton, aber der entscheidende, ergreifende Teil der Handlung spielt sich vor dem Hintergrund des Holocaust ab.

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Adam Cohen wird 1919 als zweiter Sohn von Maximilian und Greti Cohen geboren. Sein Bruder Moses ist vier Jahre älter als er. Seinen Vater sieht Adam zum ersten Mal, als dieser bereits tot ist, denn Maximilian Cohen schloss sich seit seiner Rückkehr aus dem Krieg [Erster Weltkrieg], in dem er ein Bein verloren hatte, in seinem Zimmer ein und erstickte sich schließlich mit einem Kissen [Suizid].

Weil Adam für die Schule zu unruhig ist, beauftragt seine mit im Haus wohnende verwitwete Großmutter Edda Klingmann einen ihrer zahlreichen Liebhaber, den Jungen privat zu unterrichten. Julian Bussler, einem anderen Verehrer, kauft sie für zwei Goldbarren seine Geige ab und engagiert ihn als Musiklehrer für ihren Enkel. Oberleutnant Bussler kann selbst nicht mehr Geige spielen, denn im Krieg büßte er neun Finger ein.

Als Bussler im Frühjahr 1934 zu Besuch kommt, trägt er eine SS-Uniform. Obwohl der überzeugte Nationalsozialist jetzt Sturmbannführer ist, mag er nicht auf das Zusammensein mit der Jüdin Edda Klingmann verzichten. Sie gehöre doch nicht zur jüdischen Weltverschwörung, meint er.

Und er verschafft Adam eine Arbeitsstelle: Der Junge wird Gehilfe des Rosenzüchters Artur Marder.

1938 begegnet Adam der 18-jährigen Näherin Anna Guzlowski und verliebt sich in sie. Sie lebt mit ihren vor mehr als zwanzig Jahren aus Polen eingewanderten jüdischen Eltern in einer winzigen Wohnung. Als das Ehepaar Guzlowski deportiert wird, zieht Anna zu ihrer arischen Arbeitgeberin, der Schneiderin Inge Kneip.

Am 9. November schickt Sturmbannführer Bussler Edda eine Warnung. Sie und ihre Angehörigen sollen an diesem Abend auf keinen Fall das Haus verlassen. Adam gibt diese Warnung auch an Anna weiter. Tatsächlich findet in dieser Nacht ein Pogrom gegen die Juden statt.

Kurz darauf verabschiedet Bussler sich. Er wird in den Reichsgau Sudetenland versetzt.

Seit dem Pogrom vom 9. November 1938 bleibt Inge Kneips Schneiderei geschlossen. Und von Anna fehlt jede Spur. Die Großmutter, der Adam seine Gefühle für die 18-Jährige gestanden hat, geht mit ihm im Februar 1939 wagemutig zur Polizei. Ihr Totenhemd liege noch in der Schneiderei, behauptet sie mit Chuzpe und verlangt Auskunft, wo sie ihren Besitz abholen könne. Auf diese Weise erfahren Edda und Adam, dass Inge Kneip in der Pogromnacht verhaftet wurde und im Konzentrationslager ums Leben kam. Nach Anna wagen sie nicht zu fragen, aber ein Nachbar der Schneiderin erzählt Adam, dass die Gestapo am 9. November auch das Mädchen aus Inge Kneips Wohnung mitnahm.

Edda nimmt daraufhin Kontakt mit Bussler auf und drängt ihn, sich nach dem Verbleib Anna Guzlowskis zu erkundigen.

Sie verkauft das Haus und lässt sich Anfang Mai 1939 von einem Vertrauten ihr bei einer Schweizer Bank deponiertes Vermögen bringen. Es sind mehrere Bündel Banknoten und 12 große Diamanten. Die Krankenschwester Lara, mit der Moses Cohen seit einiger Zeit liiert ist, sieht endlich eine Chance, mit ihm und seinen Angehörigen nach England zu emigrieren, denn bisher fehlten dafür die finanziellen Mittel. Eifrig betreibt sie die Ausreise, obwohl Edda und Greti sie dabei nicht unterstützen.

Im Oktober 1939 berichtet Bussler, dass Anna im Januar nach Polen deportiert wurde und sich vermutlich in Krakau aufhält. Obwohl seit einigen Wochen Krieg herrscht, lässt Adam sich nicht davon abbringen, nach Polen zu reisen und Anna zu suchen. Als Edda merkt, dass sie ihrem Enkel das lebensgefährliche Vorhaben nicht ausreden kann, bittet sie Bussler, ihm dabei zu helfen. Anfang Dezember 1939 kommt eine unbekannte Frau mit einem Säugling zu Edda und zieht aus der Windel Ausweispapiere auf den Namen Anton Richter. Außer der Großmutter und Bussler weiß niemand von Adams Plänen. Am 25. Februar 1940 holt der Sturmbannführer den 20-Jährigen ab und reist mit ihm im Zug nach Warschau. Edda schenkt ihrem Enkel zum Abschied eine warme Jacke seines vor langer Zeit verstorbenen Großvaters. Für die anderen Familienmitglieder sieht es so aus, als sei Adam mit unbekanntem Ziel fortgezogen.

Als Lara Anfang März auf das Geld und die Diamanten zugreifen will, um die ersten Ausgaben für die geplante Emigration nach England zu bezahlen, stellt sich heraus, dass nichts mehr davon da ist. Bis auf Edda verdächtigen alle Adam, das Vermögen gestohlen zu haben. Fortan gilt er als schwarzes Schaf in der Familie.

Adam, der nichts davon ahnt, ist inzwischen als Rosenzüchter des Generalgouverneurs Hans Frank in dessen Privatresidenz angestellt. Adams polnische Gehilfen im Potocki-Palast in Kressendorf – die weit mehr von Rosen verstehen als er selbst – heißen Janusz, Tadeusz, Karol und Pawel. Zunächst misstrauen sie ihm, aber bald merken sie, dass er weder ein Spitzel noch ein Nationalsozialist ist und sie fair behandelt.

In Kressendorf freundet Adam sich mit Unterscharführer Bodo („Bubi“) Giesel aus Köln an, dem Sohn eines Konditormeisters und einer Friseurin, der sich im Alter von 19 Jahren zur SS meldete. Als er in Köln eine verheiratete Frau geschwängert hatte, sorgte zwar sein einflussreicher Onkel Obersturmbannführer und Kriminalrat Dr. Kurt Giesel dafür, dass der gehörnte Ehemann nichts gegen ihn unternahm, aber Bubi musste seine Heimatstadt verlassen. In Tschechien sorgte er erneut für einen Skandal, denn die Zwillingsschwestern Klara und Mara, mit denen er gleichzeitig ein Verhältnis hatte, unterstützten die Partisanen. Wieder musste Kurt Giesel zugunsten seines Neffen eingreifen. Die beiden Mädchen wurden erschossen.

Durch Bubi lernt Adam auch Kurt Giesel kennen. Der Obersturmbannführer findet es unangebracht, dass der Generalgouverneur einen eigenen Rosenzüchter beschäftigt. Daraufhin deutet Adam an, dass er auch andere Aufgaben haben könnte. Aber damit macht er Giesel neugierig. Der Obersturmbannführer wüsste zu gern, in welcher Geheimfunktion Adam unterwegs ist. Bussler hält das für gefährlich.

Bussler hat inzwischen herausgefunden, wo Anna sich in Krakau verstecken könnte. Aber als Adam bei der angegebenen Adresse nach ihr fragt, behauptet der Bewohner, sie nicht zu kennen.

Bubi treibt es mit der polnischen Putzfrau Rosa, dann mit Lena, einer der drei Töchter des deutschen Industriellen Egon Wreden und schließlich mit deren Schwester Anita. Als diese schwanger wird, verlangt sie die Eheschließung, und Bubi bleibt nichts anderes übrig, als sie Anfang August 1940 zu heiraten. Adam ist sein Trauzeuge. Anita kann Adam nicht leiden, aber ihre jüngeren, 18 bzw. acht Jahre alte Schwestern Lena und Bernadette, mögen ihn.

Noch einmal geht Adam zu dem Haus in Krakau, in dem Bussler Anna vermutete. Niemand öffnet. Adam bricht die Türe auf. In einem Schrank findet er ein zerschlissenes Band, das Anna gehörte. Sie war also hier. Aber jetzt steht das Haus leer.

Als das Deutsche Reich im Sommer 1941 den Krieg auf die Sowjetunion ausweitet, müssen Bussler, Bubi und dessen Onkel nach Russland. Die Massenerschießungen setzen Bussler so zu, dass er einen Nervenzusammenbruch erleidet und krank nach Krakau zurückgebracht wird. Er stirbt im Lazarett.

Auch Lena stirbt.

Adam vertraut Tadeusz an, dass er Jude ist und nach Polen kam, um die Frau zu suchen, die er liebt. Tadeusz und Janusz finden über ihre Verbindungen zum Widerstand heraus, dass Anna im Warschauer Ghetto lebt und bringen Adam mit dem polnischen Juden Abraham zusammen, dessen Mutter Ruth Blemmer ebenfalls im Ghetto eingesperrt ist. Abraham ist bereit, Anna herauszuholen und zu verstecken. Als Gegenleistung verlangt er, dass sich Adam ins Ghetto schmuggeln lässt und sich um Ruth Blemmer kümmert. Abraham verspricht, Anna zu beschützen, solange Adam bei seiner Mutter bleibe. Warum Abraham nicht statt Anna seine Mutter aus dem Ghetto zu holen versuche, fragt Adam. Weil Ruth Blemmer sich weigert, das Ghetto zu verlassen und es ihr wegen des typisch jüdischen Aussehens auch gar nicht möglich wäre, unterzutauchen. Anna soll nicht erfahren, wem sie ihre Rettung verdankt, denn keine Frau würde so ein Opfer annehmen.

Bald darauf schmuggeln Hilfspolizisten, die mit Abraham zusammenarbeiten, Adam ins Warschauer Ghetto und er lässt die falsche Identität hinter sich. Im Ghetto teilt er sich ein Zimmer mit Ruth Blemmer, dem Altphilologen Menden und einem Kind mit dem Namen Herakles.

Der Junge wird nach einiger Zeit auf der Straße erschlagen.

Nachdem Adam sich Professor Menden anvertraut hat, schenkt dieser ihm ein Notizbuch, auf dessen erste Seite er „Adams Erbe“ geschrieben hat. Adam soll seine Geschichte aufschreiben, aber er zögert, es zu tun.

Im Sommer 1942 beginnt die Räumung des Ghettos, und die ersten Bewohner werden in die Züge nach Osten getrieben. Niemand macht sich Illusionen darüber, was dort mit ihnen geschehen wird. Ruth Blemmer will nicht sterben und übermittelt ihrem Sohn die Bitte, sie aus dem Ghetto zu holen. Abraham lehnt es ab. Stattdessen erwartet er von Adam, dass dieser an ihrer Seite bleibt und verspricht seinerseits, dann auch weiterhin für Anna zu sorgen.

Da findet Adam im Futter der Jacke seines Großvaters sieben Diamanten. Offenbar hat seine Großmutter sie eingenäht. Damit erkauft er für sich und Ruth Blemmer drei Wochen Aufschub. Die nutzt er, um seine Geschichte in das Buch zu schreiben. Izydor Klein, der zwar im Ghetto wohnt, aber tagsüber in Egon Wredens Fabrik arbeitet, ist bereit, es Bernadette zuzuspielen. Sie soll Anna Guzlowskis Namen auf das Päckchen schreiben und es an die Adresse der Familie Cohen in Berlin schicken.

–   –   –

Edward Cohens Vater, ein Skandinavier namens Sören oder Gören, ist schon wieder fort aus Berlin, als Magda Cohen feststellt, dass sie schwanger ist. Daraufhin kündigt sie ihre Anstellung in einer Buchhandlung und zieht zu ihren Eltern Lara und Moses Cohen.

Opa betete ständig zu dem ‚einzigen Gott‘, besuchte regelmäßig die Synagoge in der Pestalozzistraße und bestand auf koscherem Essen. Oma und Mama beteten fast nie, gingen nur selten in die Synagoge und aßen, worauf sie Lust hatten.

Als Edward seinen Großvater nach seinem Großonkel Adam fragt, mit dem er immer wieder verglichen wird, erzählt Moses, sein älterer Bruder sei während des Zweiten Weltkriegs mit dem Familienvermögen abgehauen. Weil das Geld deshalb nicht für alle gereicht habe, seien Moses‘ Mutter Greti und Großmutter Edda in Berlin geblieben, als die Familie nach England emigrierte. Nach dem Krieg kehrten Moses und Lara mit ihrer Tochter Magda nach Berlin zurück. Was aus Adam wurde, wissen sie nicht.

Am liebsten hält Moses Cohen sich wie früher seine Großmutter Edda auf dem Dachboden des Hauses auf, und schließlich kommt er kaum noch herunter.

Magda hat wechselnde Männerbekanntschaften. Als sie sich von dem sechs Jahre jüngeren Metzger Hannes trennt, versucht Lara, sie mit dem Gynäkologen Prof. Dr. Strombrand-Rosselang zu verkuppeln, aber bei einem Zoobesuch lernen Magda und Edward den wie Elvis Presley aussehenden Elefantenwärter Jack Moss kennen, der ihnen besser gefällt.

Edward ist acht Jahre alt, als sein Großvater stirbt.

Eine Woche später heiraten Magda Cohen und Jack Moss. Das Paar zieht mit Edward nach Taunusstein bei Wiesbaden. Das Geld, das Jack mit dem Verkauf von Halbedelsteinen und Fossilien-Imitaten auf Trödelmärkten verdient, reicht hinten und vorne nicht. Die Schulden häufen sich. Als der Strom wegen unbezahlter Rechnungen abgeschaltet wird, beginnen für die Familie Wanderjahre. Sie enden in Köln, wo Jack in einem Büro arbeitet und acht Telefone bedient, die zu ebenso vielen Briefkastenfirmen gehören. Magda hilft der 57-jährigen, 123 Kilogramm wiegenden, morphiumsüchtigen und alkoholkranken Nachbarin Jutta Huber beim Besticken von Altardecken. Edward ist inzwischen elf Jahre alt.

Eines Tages zieht Jack mit ihm los. Jutta Huber hat ihnen auf einer Karte katholische Kirchen eingetragen. Während Jack „beichtet“, angelt Edward mit einem Schuhlöffel, den Jack mit doppelseitigem Klebeband umwickelt hat, im Opferstock nach Geldscheinen. Mit der Beute erfüllt Jack seiner Frau den Traum von einer Venedig-Reise. Edward bleibt während der zwei Wochen in Jutta Hubers Obhut.

1989 stirbt Jack Moss nach einem Verkehrsunfall.

Statt zu ihrer in Berlin lebenden Mutter Lara zieht Magda mit ihrem inzwischen 15-jährigen Sohn zu Jutta Huber.

Edward leistet nach dem Abitur Zivildienst in einem Kölner Altersheim. Mit 21 immatrikuliert er sich an der Universität für ein BWL-Studium und nimmt sich ein Zimmer, das die beiden Frauen ihm bezahlen. Scheine erwirbt er allerdings keine.

Am 30. Dezember 1999 zieht er mit seinem Freund Hendrik Maszuk, dessen Vater mit Immobiliengeschäften in Düsseldorf reich geworden ist, nach Berlin. Zu ihrer Wohngemeinschaft gehören zwei weitere Männer und eine Frau namens Dani. Aber sie bleiben nicht lange zusammen.

Edward eröffnet in Berlin einen Laden, den er „Teuer“ nennt und verkauft Gothic-Sorgenpuppen („Teufelsföten“). Später erweitert er sein Angebot und macht aus „Teuer“ eine Modeboutique.

Er verliebt sich in Amy, eine Schauspielerin aus England.

Als seine Großmutter Lara stirbt, findet er auf dem Dachboden des Hauses ein ungeöffnetes altes Päckchen ohne Absender, adressiert an „Anna Guzlowski bei A. Cohen“. Er reißt es auf. Es enthält das Buch mit der Geschichte seines Großonkels Adam Cohen.

Nachdem Edward sie gelesen hat, beauftragt er einen Privatdetektiv mit der Suche nach Anna Guzlowski. Sie lebt in einem Seniorenheim in New York.

Edward fliegt zu ihr. Anna lässt sich Adams Geschichte vorlesen und erzählt ihrem Besucher dann, dass sie während des Judenpogroms am 9. November 1938 von der Gestapo festgenommen und im Januar 1939 nach Polen deportiert wurde. Dort gelang es ihr, freizukommen und sich in dem Haus in Warschau zu verstecken, in dem Adam sie vermutete. Als er nach ihr fragte, war sie allerdings nicht da. Ihr polnischer Beschützer Leon warnte sie dann, sie sei bei ihm nicht mehr sicher, weil sich ein Deutscher nach ihr erkundigt habe. Kurz darauf wurde Anna aufgegriffen und ins Ghetto gebracht. 1941 holte ein polnischer Hilfspolizist sie ab, drückte ihr einen Passierschein in die Hand und stieß sie zu einer Gruppe, die gerade das Ghetto verließ. Draußen wurde sie von zwei Männern niedergeschlagen. In der Wohnung von zwei Schwestern kam sie wieder zu sich. Ihre unerwartete Befreiung hielt sie für ein Wunder. Nach dem Krieg suchte sie in Berlin nach der Familie Cohen, aber es hieß, die sei 1942 von der Gestapo abgeholt worden. Anna wanderte in die USA aus. Dort heiratete sie einen amerikanischen Dozenten für neuere Geschichte, der jedoch inzwischen tot ist.

Anna gibt Edward das Buch „Adams Erbe“ wieder mit. Nach seiner Rückkehr schreibt Edward seine eigene Geschichte auf und widmet sie Amy.

Fängt man an zu schreiben, weil es jemanden gibt, dem man alles erzählen will?
Fängt man an zu erzählen, weil der Gedanke, dass alles einfach verschwinden soll, unerträglich ist?
Amy, jetzt habe ich dir die ganze Geschichte erzählt. Adams Geschichte und meine Geschichte, die sich auf einem Dachboden ineinander verschlungen haben.
Ich stelle mir vor, dass du irgendwann einmal diese Seiten in deinen Händen halten wirst. Und dann, Amy, dann denk an mich. Mehr nicht.

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In ihrem Debütroman „Adams Erbe“ erzählt Astrid Rosenfeld (* 1977) von einem deutschen Juden, der sich freiwillig ins Warschauer Ghetto schmuggeln und ins Vernichtungslager deportieren lässt, um seine große Liebe zu retten.

Adams Geschichte beginnt jedoch erst auf Seite 123. Im ersten Drittel des Buches und in einem kurzen Schlusskapitel geht es nicht um Adam Cohen, sondern um seinen Großneffen Edward Cohen. Dessen Geschichte fungiert also wie eine Rahmenhandlung, aber dafür ist sie zu ausführlich dargestellt. „Adams Erbe“ zerfällt in zwei ungleiche Teile, die sich zwar ergänzen und spiegeln, aber nicht ausbalanciert sind. Wenn Astrid Rosenfeld zunächst im flotten Plauderton aus Edwards Perspektive von dessen Kindheit erzählt, ist das komisch und unterhaltsam. Auch Adams Aufzeichnungen beginnen in diesem Stil, der entscheidende Teil der Handlung spielt sich jedoch vor dem Hintergrund des Holocaust ab und ist ergreifend, vielleicht auch ein wenig rührselig.

Ein Mensch opfert sich für einen anderen und besiegt damit die Barbarei. Das ist grandios. Aber wirklich glaubhaft ist der Plot nicht. Dazu wirkt er zu konstruiert.

Der Roman „Adams Erbe“ überspannt fünf Generationen:

  1. Edda Klingmann (Ehemann früh verstorben)
  2. Greti, verheiratet mit Maximilian Cohen
  3. Adam Cohen / Moses Cohen, verheiratet mit Lara
  4. Magda Cohen
  5. Edward Cohen

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Diogenes Verlag

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Der Erzählung "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein" von André Heller fehlt die Form. Es handelt sich um eine Aneinanderreihung von teils skurrilen, teils tragikomischen Anekdoten unterschiedlichen Niveaus.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.