Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Schneller als der Tod – Originaltitel: The Quick and the Dead – Regie: Sam Raimi – Drehbuch: Simon Moore – Kamera: Dante Spinotti – Schnitt: Pietro Scalia – Musik: Alan Silvestri – Darsteller: Sharon Stone, Gene Hackman, Russell Crowe, Leonardo DiCaprio, Tobin Bell, Roberts Blossom, Kevin Conway, Keith David, Lance Henriksen, Pat Hingle, Gary Sinise, Mark Boone jr., Olivia Burnette u.a. – 1995; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Eine geheimnisvolle junge Frau namens Ellen reitet in die von John Herod beherrschte Kleinstadt Redemption, um an einem Turnier mit Revolver-Duellen teilzunehmen. Niemand kennt sie. Die Leibwächter des Despoten schleifen einen gefesselten Prediger in den Saloon. Cort, so heißt er, hat der Gewalt abgeschworen und weigert sich zu kämpfen. Aber wenn er nicht erschossen werden will, bleibt ihm nichts anderes übrig. Er nimmt sich vor, Herod zu töten. Das will auch Ellen ...
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Kritik

"Schneller als der Tod" ist eine unterhaltsame Western-Parodie im Comic-Stil von Sam Raimi. Einzelne Szenen überraschen mit wahnwitzigen Einfällen. Sehenswert ist auch die stilvolle Optik.
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Die Kleinstadt Redemption wird von dem reichen Bürgermeister John Herod (Gene Hackman) beherrscht. Der Despot betrachtet die Stadt und ihre Einwohner als seinen Besitz, mit dem er machen darf, was immer er will. Jedes Jahr veranstaltet er ein mehrtägiges Turnier mit Revolver-Duellen. Dazu kommen Abenteurer und skurrile Typen aus nah und fern. Dieses Mal melden sich zum Beispiel ein schwedischer Revolverheld (Sven-Ole Thorsen), ein aus dem Gefängnis ausgebrochener Verbrecher (Mark Boone Junior), ein Aufschneider (Lance Henriksen) und ein Indianer (Jonothon Gill), der sich für unverwundbar hält. Herods eigener Sohn, der nur „Kid“ gerufen wird (Leonardo DiCaprio), möchte durch seine Teilnahme den Respekt des Vaters gewinnen. Auch eine geheimnisvolle junge Frau namens Ellen (Sharon Stone) kommt in die Stadt geritten. Niemand kennt sie.

Kurz nachdem sie sich im Saloon ein Zimmer genommen hat, schleifen Herods Leibwächter einen mit Ketten gefesselten Prediger in den Schankraum. Cort (Russell Crowe), so heißt er, will nicht an dem Turnier teilnehmen und erklärt, er habe der Gewalt abgeschworen. Aber das lässt Herod nicht gelten: Cort muss auf einen Stuhl steigen. Die Gefolgsleute des Bürgermeisters legen dem Prediger ein Seil um den Hals und befestigen das andere Ende an einem Deckenbalken. Genüßlich schießt Herod ein Stuhlbein nach dem anderen kaputt. Auch nach dem dritten Treffer bleibt Cort bei seiner Weigerung. Beim vierten Schuss bricht der Stuhl zusammen. Cort stürzt zu Boden, aber im selben Augenblick zerschießt Ellen den Strick und rettet ihm das Leben.

Danach trinkt sie Whiskey.

Als sie am anderen Morgen in ihrem Bett erwacht, ist Kid bei ihr. Er habe sie beim Poker gewonnen, sagt er. Aber sie kann sich an nichts erinnern.

Auf dem Weg in die Stadt begegnete Ellen dem Schurken Dog Kelly (Tobin Bell), der gerade dabei war, Gold aus einer verunglückten Kutsche zu rauben. Er schoss auf sie, traf sie jedoch nicht. Ellen überlistete ihn und kettete ihn an einem Wagenrad fest, bevor sie weiterritt. Nun kommt er mit dem Wagenrad am Arm in die Stadt gehumpelt und schwört Rache.

Nachdem der Barkeeper (Pat Hingle) die Teilnehmer in Zweiergruppen eingeteilt hat, beginnt das Turnier.

Vor der vierten Runde nehmen Herods Männer Cort die Fesseln ab und prügeln ihn auf die Straße. Der Bürgermeister kauft ihm im Waffenladen seines Sohnes den schlechtesten Revolver und lädt ihn mit einer einzigen Patrone. Wenn Cort nicht erschossen werden will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich dem Duell zu stellen. Während er unverletzt bleibt, trifft er seinen Gegner in den rechten Arm. Damit hat er gewonnen und wird auch am zweiten Tag mitmachen müssen.

Ellen rückt ebenfalls in die Gruppe der für den zweiten Tag übrig gebliebenen Teilnehmer vor.

Am Abend lädt Herod sie zum Essen ein. Sie will die Gelegenheit nutzen, um den Tyrannen umzulegen. Bei Tisch holt sie einen Damenrevolver unter ihrem Rock hervor. Aber die Angst packt sie, und als sie ein Klicken hört, befürchtet sie, dass Herod ebenfalls eine Waffe unter dem Tisch auf sie gerichtet hat. Sie springt auf und flieht zur Tür. Erst als Herod aufsteht, sieht sie, dass er nur mit einer Streichholzdose gespielt hat.

Weil Herod inzwischen herausgefunden hat, dass es sich bei dem Schwarzen Cantrell (Keith David) um einen auf ihn angesetzten Kopfgeldjäger handelt, verschärft er am zweiten Tag verärgert die Regeln. Von sofort an reicht es nicht mehr aus, den Gegner kampfunfähig zu schießen, sondern es geht um Leben und Tod.

Cantrell hat im Duell keine Chance gegen Herod. Er wird totgeschossen.

Als Ellen sieht, wie die naive Wirtstochter Katie (Olivia Burnette) verstört aus ihrem Zimmer rennt und Eugene Dred (Kevin Conway) gleich darauf nachkommt, sich die Hose zuknöpft und im Saloon verkündet, das Mädchen könne als Hure viel Geld verdienen, stürzt sich Ellen auf ihn. Die Prügelei wird von anderen Gästen beendet. Ellen muss jedoch beim Revolverduell gegen den geilen Bock antreten. Ihr Schuss trifft ihn ins Gemächt. Er stürzt zu Boden, krümmt sich vor Schmerzen und fleht um sein Leben. Obwohl Herod auf der Einhaltung der Regel besteht, dass bei jedem Duell einer sterben muss, wendet Ellen sich angewidert von dem Kerl ab. Doch als er hinterrücks auf sie anlegt, tötet sie ihn.

Cort muss erneut mit einer einzigen Kugel in der Trommel antreten. Sein Schuss wirft den Indianer Gefleckter Hengst um. Aber der Verletzte steht wieder auf und feuert wild auf ihn. Jeder Schuss könnte den Prediger treffen. Endlich wirft ihm ein blinder Schuhputzer (Jerry Swindall) eine weitere Patrone zu. Hastig schiebt Cort sie in die Trommel und erschießt seinen Gegner.

Weil Ellen sich nicht mehr zutraut, Herod zu töten, reitet sie fort.

Auf einem Friedhof sucht sie das Grab ihres Vaters. Ein Greis spricht sie an und übergibt ihr einen Marshall-Stern. Er klärt sie darüber auf, dass Herod die Leiche ihres Vaters verbrennen und die Asche verstreuen ließ.

Ellens Vater (Gary Sinise) war Marshall. Sie war noch ein kleines Mädchen (Stacy Linn Ramsower), als Herod und seine Männer ihn überfielen und mit einem Strick um den Hals auf einen Stuhl stellten. Herod zerschoss die Stuhlbeine, aber bevor der Stuhl zusammenbrach, reichte er dem Kind einen Revolver und forderte die kleine Ellen auf, den Strick mit einem Schuss zu kappen, um ihrem Vater das Leben zu retten. Sie hatte noch nie eine Waffe in der Hand gehalten. Schluchzend zielte sie – und traf statt des Seils ihren Vater in die Stirn.

Die Erinnerung treibt Ellen trotz ihrer Furcht zurück nach Redemption. Sie muss ihren Racheplan zu Ende bringen.

Am Abend bringt sie den Prediger dazu, mit ihr zu schlafen. Am nächsten Tag, meint sie, würden sie vielleicht beide tot sein.

Cort war früher ein Bandit und Revolverheld wie Herod.

Bei John Herods Vater hatte es sich um einen unbarmherziger Richter gehandelt. Der zwang seinen Sohn, bei Hinrichtungen zuzuschauen. Als er russisches Roulette mit John spielte, um den Jungen abzuhärten, schoss er sich die einzige Kugel, die sich in der Trommel befand, in den Kopf und starb. Später wurde John Herod für Cort wie ein Vater. Der Bandit nahm seinen Schützling mit auf seine Beutezüge. Nachdem sie bei einem Banküberfall beide angeschossen worden waren, pflegte ein Geistlicher sie auf seiner Missionsstation gesund. Bevor sie weiterritten, wurde Cort von Herod gezwungen, den Wohltäter zu erschießen. Wegen seiner Schuldgefühle schwor Cort bald darauf der Gewalt ab und wurde Prediger.

Obwohl es selbstmörderisch ist, fordert Kid den Despoten, der ihn verachtet, zum Duell heraus. Auf diese Weise hofft er, seinen Vater doch noch von sich überzeugen zu können. Nachdem Herod ihn erschossen hat, behauptet er sarkastisch, der Junge sei vermutlich gar nicht sein Sohn gewesen. Er habe ihn nur als solchen behandelt, um ihm eine Chance zu geben.

Cort und Ellen werden gezwungen, im Halbfinale gegeneinander anzutreten. Zwischen dem Sieger dieses Duells und Herod soll dann der Ausgang des Turniers endgültig entschieden werden.

Zunächst hält Cort seine Arme auf dem Rücken, und Ellen weigert sich ebenfalls, zur Waffe zu greifen. Wütend droht Herod, sie beide von seinen Männern töten zu lassen. Da schießt Cort. Ellen bricht zusammen. Ihre Bluse färbt sich rot. Der Arzt (Roberts Blossom) erklärt sie für tot.


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Das Finale wird also bei Sonnenaufgang zwischen Cort und Herod ausgetragen werden.

In der Nacht prügelt Ratsy (Raynor Scheine), einer von Herods Gefolgsleuten, auf den wieder angeketteten und deshalb wehrlosen Prediger ein, und er haut ihm den Revolverknauf auf den rechten Handrücken. Als Herod am nächsten Morgen Corts verletzte Schusshand sieht, erschießt er Ratsy wütend, denn er wollte seinen abtrünnigen früheren Schützling im fairen Duell töten.

Um Chancengleichheit herzustellen, ordnet Herod an, dass sie beide mit der linken Hand ziehen werden. Während er an seinen Platz auf der Straße geht, flüstert er einem seiner Männer den Befehl zu, Cort zu erschießen, falls es ihm nicht gelingen würde.

In dem Augenblick, als der Zeiger der Turmuhr auf die volle Stunde springt und damit das Zeichen zum Ziehen gibt, explodiert der Turm. Dann taucht die tot geglaubte Ellen auf und erschießt Herods Leibwächter, bevor diese sich von ihrem Staunen erholen können. Die rote Farbe auf ihrer Bluse war nur Tinte. In Absprache mit Cort, dem Arzt und dem blinden Schuhputzer hatte sie ihren Tod vorgetäuscht.

Sie zeigt Herod den Metallstern und gibt sich als das Mädchen zu erkennen, das Herod gezwungen hatte, auf den Vater zu schießen. Inzwischen sind mehrere Sprengkörper in der Straße verteilt. Immer wenn Herod zielt, erschüttert eine Explosion den Boden. Dennoch meint er, Ellen sei nicht schnell genug für ihn. Im nächsten Augenblick wird er von ihr niedergestreckt.

Ellen wirft Cort den Marshall-Stern hin und sagt, das Gesetz sei nun wieder in der Stadt. Dann reitet sie fort, ohne sich noch einmal umzusehen.

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Der Originaltitel „The Quick and the Dead“ passt sehr viel besser zu dieser unterhaltsamen Western-Parodie als der deutsche Titel „Schneller als der Tod“. Simon Moore (Drehbuch) und Sam Raimi (Regie) erzählen eine flotte, actionreiche Geschichte, die nicht ganz ernst gemeint ist. Die Handlung verläuft sprunghaft wie in einem Comic, und die Figuren sind schablonenhaft. Das gilt auch für den Tyrannen, die Rächerin und den Pazifisten, der notgedrungen wieder Gewalt anwendet und die Stadt befreit.

Der Kern des Plots von „Schneller als der Tod“ erinnert an den Italo-Westernklassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone. Allerdings bringt der sadistische Gangster hier nicht einen Jungen dazu, sich schuldig am Tod seines älteren Bruders zu fühlen, sondern es geht um ein kleines Mädchen und seinen Vater.

Im Ganzen verläuft die Handlung eher schematisch und bietet nur wenige überraschende Wendungen. Aber für einzelne Szenen haben sich Simon Moore und Sam Raimi wahnwitzige Einzelheiten ausgedacht, etwa wenn Ellen einen Gangster irgendwo in der Prärie an das Rad einer verunglückten Kutsche kettet und dieser am nächsten Tag mit dem abgeschraubten Rad am Arm auftaucht und Rache schwört oder wenn wir kurz durch das Loch im Kopf eines soeben im Duell erschossenen Revolverhelden hindurchschauen. Die Kamera zoomt immer wieder auf die Figuren zu und bildet ihre Geschichter in Großaufnahmen ab. Mitunter zeigt sie das Geschehen auch aus einer eindrucksvollen Egoperspektive. Die einfallsreiche und stilvolle Optik von „Schneller als der Tod“ unterstreicht den Comic-Charakter.

Übrigens heißt es, dass „Schneller als der Tod“ nur die Hälfte der Kosten eingespielt habe.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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