Mario Puzo : Der Pate

Der Pate
Erstausgabe: "The Godfather", 1969 Der Pate Übersetzung: Gisela Stege Verlag Fritz Molden, Wien / München / Zürich 1969 Rowohlt Verlag, Reinbek 2012 ISBN 978-3-644-45951-9 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Ein sizilianischer Junge, dessen Vater von der Mafia ermordet wird, kommt nach New York und steigt dort zum mächtigsten Mafia-Paten auf. Als er es ablehnt, sich am Drogenhandel zu beteiligen, bricht ein blutiger Mafia-Krieg aus. Schließlich übergibt er die Verantwortung seinem jüngsten Sohn. Dem gelingt es, die Macht des Familienclans noch weiter auszubauen.
mehr erfahren

Kritik

"Der Pate" ist ein vitales, spannendes und intelligentes Buch. Von fast jeder der zahlreichen Figuren erzählt Mario Puzo eine individuelle Vorgeschichte, mit der er – ebenso wie mit der vielschichtigen Haupthandlung – die "Kultur" der Mafia beleuchtet. "Der Pate" gehört ohne Zweifel zu den Höhepunkten der Trivialliteratur.
mehr erfahren

Vito Andolini lebte mit seiner Familie in dem sizilianischen Dorf Corleone. Sein Vater bekam Streit mit einem anderen Dorfbewohner. Da man von den Gerichten keine Gerechtigkeit erwartete, war es üblich, sich bei Konflikten an die Mafia zu wenden. „Um die Jahrhundertwende handelte die Mafia auf Sizilien praktisch wie eine zweite Regierung, weit mächtiger als die offizielle in Rom.“ Auch der Mann, der sich mit Vitos Vater nicht einigen konnte, schaltete die Mafia ein. Doch Andolini akzeptierte das nicht und ermordete den örtlichen Mafiaboss. Eine Woche später wurde er erschossen. Nach der Beerdigung fragten die Mafiosi nach seinem zwölfjährigen Sohn Vito, denn sie befürchteten, er könne später seinen Vater rächen wollen. Verwandte schickten den Jungen nach New York. Dort wurde er von der Familie Abbandando aufgenommen und nahm den Namen Vito Corleone an.

Er arbeitete im Lebensmittelladen seines Pflegevaters. Mit achtzehn heiratete er eine zwei Jahre jüngere Sizilianerin und mietete eine Wohnung. Zwei Jahre später kam sein erster Sohn zur Welt: Santino („Sonny“).

Der Italiener Fanucci, der im selben Viertel Schutzgelder von Ladenbesitzern erpresste, wurde während des Ersten Weltkriegs Teilhaber von Abbandando, stellte seinen Neffen als Verkäufer ein – und weil das Geschäft für zwei Angestellte nicht groß genug war, stand Vito auf der Straße. Dabei musste er eine vierköpfige Familie ernähren, denn 1915 wurde sein zweiter Sohn geboren: Federico („Fred“).

Eines Abends im Jahr 1919, als er mit seiner Familie beim Abendessen sitzt, klopft es am Fenster. Sein Nachbar Peter Clemenza steckt ihm über den Luftschacht hinweg rasch ein Bündel zu und zieht seinen Kopf wieder zurück, um der Polizei zu öffnen. Vito knüpft das Tuch auf und findet darin fünf gut geölte Revolver. Zwei Tage später holt Clemenza sie zurück. Aus Dankbarkeit fragt er Vitos Frau, ob sie gern einen Teppich hätte. Vito soll ihm beim Tragen helfen. Arglos folgt er Clemenza in ein Haus und stellt mit ihm einen Tisch zur Seite, um den Teppich aufrollen zu können. Erst als es schellt und Clemenza sich mit einem Revolver im Anschlag auf der Innenseite neben den Eingang stellt, bis die Gefahr vorbei ist, begreift Vito, dass er mit Clemenza zusammen in ein fremdes Haus eingebrochen ist.

Clemenza und dessen Kumpan Tessio schlagen ihm vor, ihnen bei Überfällen auf Lkws zu helfen. Sie suchen einen Fahrer und wissen, dass Vito den Lieferwagen des Lebensmittelgeschäfts fuhr.

Als Fanucci ihn anspricht und Geld von ihm und den anderen beiden Kleinganoven verlangt, lässt Vito sich von Tessio und Clemenza deren Anteil an der geforderten Summe geben – und erschießt Fanucci mit dem Revolver, den Clemenza ihm für die Überfälle gab. (Erst Jahrzehnte später erfährt Vito, dass sein ältester Sohn den Mord beobachtete.)

Durch die furchtlose Ausschaltung des Schmarotzers hat Vito Corleone sich im Viertel Respekt verschafft.

Das erklärt, warum die Witwe Colombo sich an ihn wendet, als der Hauswirt, Mr. Roberto, sie und ihre Söhne aus der Wohnung hinauswerfen will. Vito passt Mr. Roberto ab und bittet ihn ebenso höflich wie bestimmt um die Gefälligkeit, die Kündigung zurückzuziehen. Der Hauswirt, der gehört hat, dass Vito Fanucci umbrachte, beeilt sich, das Ganze als Missverständnis darzustellen und sich als Menschenfreund darzustellen.

Vito Corleone steigt zum Schutzherrn italienischer Familien in seinem New Yorker Stadtviertel auf. Zusammen mit Genco Abbandando, seinem besten Freund, gründet er eine Handelsgesellschaft für Olivenöl und sorgt durch „vernünftige Gespräche“ dafür, dass ihm Konkurrenten ihre Unternehmen verkaufen, bis er das Monopol besitzt.

Während der Weltwirtschaftskrise wird Vito zum ersten Mal Don Corleone genannt. Genco Abbandando wird sein „consigliori“ (Berater).

Um diese Zeit kam Don Corleone zu der Überzeugung, dass er seine Welt weit besser regierte als seine Feinde die größere Welt.

1933 schickt Don Corleone Boten zu Salvatore Maranzano, der sämtliche Glücksspiele, Buchmacher und Geldverleiher von Manhattan kontrolliert, und schlägt ihm eine gleichberechtigte Partnerschaft vor. Maranzano weist das Angebot verächtlich zurück und bittet seinen Freund Al Capone in Chicago, zwei seiner besten Killer zu schicken. Don Corleone erfährt davon durch Vertrauensleute in Chicago. Luca Brasi und vier weitere Männer fangen die Auftragsmörder am Bahnhof ab, locken sie in ein Taxi und bringen sie in eine leer stehende Lagerhalle. Dort werden sie gefesselt, geknebelt und zu Boden geworfen. Luca Brasi nimmt ein Beil und hackt einem der beiden Füße, Unterschenkel, Oberschenkel ab. Der zweite verschluckt in seiner Panik den Knebel und erstickt. Don Corleone schickt eine Botschaft an Al Capone: Warum mischt sich ein Neapolitaner in einen Streit zwischen Sizilianer ein? Er bietet ihm seine Freundschaft an. Monatelang überfallen Don Corleones Männer von Maranzano kontrollierte Buchmacher und Geldverleiher, bis dessen Leibwächter einsehen, dass die Corleones stärker sind und ihn Anfang 1934 verabredungsgemäß in einem Restaurant in Brooklyn im Stich lassen, als Tessio mit vier Männern hereinkommt und auf ihn feuert.

Drei Jahre später herrscht wieder Frieden in der Unterwelt von New York, und 1939 verständigen sich die mächtigsten Verbrecherorganisationen der USA aufgrund einer Initiative von Don Corleone über eine Aufteilung ihrer Gebiete.

Mit seiner Frau, seinen drei Söhnen Sonny, Fred und Michael und dem jüngsten Kind, der Tochter Constanzia („Connie“) zieht Don Corleone nach Long Beach.

Don Vito Corleone war ein Mensch, an den sich alle um Hilfe wandten, und noch nie hatte er einen Bittsteller enttäuscht. Er machte keine leeren Versprechungen, noch gebrauchte er die feige Ausrede, ihm wären von Stellen, die mehr Macht besäßen als er, die Hände gebunden. Es war nicht notwendig, dass er ein Freund des Bittstellers war, es war nicht einmal wichtig, dass man die Mittel besaß, um ihn für seine Mühe zu belohnen. Nur eines wurde verlangt: dass der Bittsteller selbst ihm Freundschaft schwor.

Michael Corleone sagt über seinen Vater:

„Du weißt doch, dass die Polarforscher sich überall auf dem Weg zum Nordpol Vorratslager anlegen? Nur für den Fall, dass sie sie eines Tages brauchen könnten. So ist es auch mit den Gefälligkeiten meines Vaters. Eines Tages steht er bei all diesen Leuten vor der Tür, und dann gnade Gott, wenn sie nicht spuren.“

Im August 1945 heiratet Connie Corleone auf dem Anwesen ihrer Eltern in Long Beach Carlo Rizzi. Ihre Brüder Sonny, Fred und Michael feiern natürlich mit. Sonny stellt der Brautjungfer Lucy Mancini nach und treibt es mit ihr in einem der Zimmer des Elternhauses, obwohl seine Frau Sandra und seine drei Kinder im Garten sind. Fred lebt noch im Elternhaus. Michael ist mit seiner Freundin Kay Adams gekommen und hält sich mit ihr etwas abseits von den anderen Familienmitgliedern. Gegen den ausdrücklichen Willen seines Vaters meldete er sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zu den Marines und wurde Offizier.

Auch der Bäcker Nazorine und der Bestattungsunternehmer Amerigo Bonasera sind unter den Gästen und nutzen die Gelegenheit, den Don um etwas zu bitten. Bei Nazorines Gesellen Enzo handelt es sich um einen Italiener, der als Kriegsgefangener in die USA kam und eine Sonderarbeitserlaubnis erhielt. Jetzt will er Nazorines Tochter Katherine heiraten, muss aber damit rechnen, abgeschoben zu werden. Don Corleone verspricht, durch seine Beziehungen zu den Behörden dafür zu sorgen, dass es nicht geschieht. Bonaseras Tochter wurde von zwei jungen Collegestudenten der Kiefer gebrochen, als sie sich gegen eine Vergewaltigung wehrte. Sie liegt im Krankenhaus. Der Richter verurteilte die beiden zwanzigjährigen Täter Jerry Wagner und Kevin Moonan, deren Väter einflussreiche Stellungen haben, zu je drei Jahren Erziehungsanstalt und setzte die Strafe zur Bewährung aus. Da sagt Amerigo Bonasera zu seiner Frau: „Wenn wir Gerechtigkeit wollen, müssen wir zu Don Corleone gehen – auf unseren Knien.“ (Don Corleone wird später Paulie Gatto beauftragen, die beiden Täter zusammenzuschlagen.)

Der berühmte Sänger Johnny Fontane kommt eigens aus Los Angeles nach New York, nicht nur, um an der Hochzeitsfeier teilzunehmen, sondern auch, weil er den Don um Hilfe bitten möchte.

Vor acht Jahren hatte der damals Siebenundzwanzigjährige einen Fünfjahresvertrag als Sänger mit dem Bandleader Les Halley. Johnny war so erfolgreich, dass er immer wieder zu Auftritten im Rundfunk eingeladen wurde, aber wegen des Vertrags kassierte Les Halley den größten Teil der Gagen. Don Corleone bot Les Halley damals 20 000 Dollar für die Auflösung des Vertrags, aber als der Musiker nicht darauf einging, halbierte er sein Angebot und kam am nächsten Tag mit Luca Brasi und Genco Abbandando zurück, die Les Halley mit vorgehaltenem Revolver zwangen, den Auflösevertrag zu unterschreiben und die 10 000 Dollar dafür zu nehmen. Es war ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte.

Johnny trennte sich von seiner Frau Virginia („Ginny“) und den beiden Töchtern, um Margot Ashton zu heiraten, aber auch diese Ehe ging in die Brüche. Schlimmer noch ist es für Johnny, dass er Schwierigkeiten mit dem Kehlkopf hat und kaum noch singen kann. Da käme der neue Film gerade recht, den Jack Woltz, einer der drei bedeutendsten Filmproduzenten in Hollywood, zu drehen beabsichtigt. Die Hauptrolle würde genau für ihn passen. Zu dumm, dass der Produzenten ihm die Rolle nicht geben wird, weil seine Geliebte, in deren Filmkarriere er viel Geld und eine jahrelange Ausbildung investiert hatte, nach einer Nacht mit Johnny alles hinwarf und ihn verließ.

Don Corleone schickt seinen Consigliori Thomas („Tom“) Hagen an die Westküste. Der fündunddreißigjährige Deutschamerikaner ist der Nachfolger des verstorbenen Genco Abbandando. Tom Hagen und Sonny Corleone spielten in der Kindheit zusammen. Tom war zwölf, da erblindete seine Mutter und starb. Daraufhin trank sein Vater, ein Tischler, sich zu Tode. Toms jüngere Schwester kam in ein Pflegeheim. Er selbst wurde von Vito Corleone wie ein Sohn aufgenommen, als Sonny ihn einfach eines Tages mitbrachte. Der Don schickte ihn später aufs College und ließ ihn Jura studieren.

Hagen meldet sich bei Jack Woltz an und bittet ihn im Namen von Don Corleone darum, Johnny Fontane die Filmrolle zu geben. Weil Woltz den FBI-Chef und einflussreiche Leute aus der Politik kennt, glaubt er, dass die Mafia ihm nicht gefährlich werden kann: Er lehnt die höflich vorgetragene Bitte ab. Aber er kann es sich nicht verkneifen, seinem Besucher den Rappen Khartoum zu zeigen, den er für 600 000 Dollar in England kaufte. „Ich wette, sogar der russische Zar hat nicht mehr für ein einzelnes Pferd bezahlt“, prahlt er. Jack Woltz liebt das Tier und setzt es nicht bei Rennen ein, sondern nur zur Zucht.

Einige Zeit später wacht er morgens auf, und als er die Bettdecke zurückschlägt, liegt da der blutige Kopf Khartoums. Sechs Stunden später wird Johnny die Hauptrolle in dem neuen Film angeboten.

Nach den Dreharbeiten besucht Tom Hagen im Auftrag des Don Johnny Fontane. Vito Corleone verspricht, dafür zu sorgen, dass Johnny für die Rolle einen „Oscar“ bekommt und fordert ihn auf, die Produktion von drei oder fünf eigenen Filmen vorzubereiten, die er finanzieren will.

Virgil Sollozzo, „der Türke“, verfügt über gute Kontakte zu Mohnpflanzern in der Türkei und besitzt auf Sizilien eine Anlage zur Heroin-Herstellung. Jetzt sucht er Geld und Schutz von den Mafia-Familien in New York, um die Einfuhr der Drogen in die USA zu regeln und ein Handelsnetz aufzubauen. Die anderen Clans – allen voran die Tattaglias – wollen sich das lukrative Geschäft nicht entgehen lassen. Don Corleone empfängt Sollozzo 1946, hört ihm aufmerksam zu und lehnt dann mit höflichen Worten ab. Eine Beteiligung am Rauschgifthandel würde seine Beziehungen zu Polizei und Politik gefährden, erläutert er.

Um über die weiteren Pläne Sollozzos und der Familie Tattaglia auf dem Laufenden zu bleiben, beauftragt der Don Luca Brasi, in den Nachtclubs der Tattaglias zu verkehren und so zu tun, als sei er unzufrieden mit seiner Rolle bei den Corleones. Als Virgil Sollozzo und Bruno Tattaglia sich mit Luca Brasi treffen wollen, zieht er eine kugelsichere Weste an. Aber er wird aus dem Hinterhalt erdrosselt.

Gleich darauf passt Sollozzo Tom Hagen bei Weihnachtseinkäufen in der Stadt ab und zwingt ihn, mitzukommen. Don Corleone sei tot, sagt er ihm. Man habe ihn erschossen. Nun soll Hagen den Kontakt zu Sonny herstellen, von dem „der Türke“ annimmt, dass er an dem lukrativen Rauschgiftgeschäft interessiert sei. Sollozzo beteuert: „Ich mag kein Blutvergießen, ich bin Geschäftsmann, und Blut kostet mir zuviel Geld.“

Don Corleone überlebt den Anschlag Sollozzos schwer verletzt. Er liegt ihm French Hospital. Als Michael spät abends seinen Vater besucht, wundert er sich, dass weder Tessios Männer noch die zum Schutz des Patienten abgestellten Polizisten da sind. Eine Krankenschwester berichtet, man habe die Privatleute verhaftet und bald darauf auch die Beamten abgezogen. Michael alarmiert telefonisch seinen Bruder Sonny und stellt sich am Eingang des Krankenhauses auf. Eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben nähert sich langsam, dann gibt der Fahrer plötzlich wieder Gas und fährt weiter. Einige Minuten später trifft der Polizeicaptain McCluskey mit stämmigen Streifenbeamten ein. Michael durchschaut, dass McCluskey von Sollozzo dafür bezahlt wurde, den Schutz Don Corleones aufzuheben, damit ihn die Gangster endgültig töten können. Jetzt ist er wütend, weil Michaels unerwartete Anwesenheit den Plan durchkreuzt hat. Unvorsichtigerweise fragt Michael ihn: „Und wieviel bezahlt Ihnen der Türke dafür, dass Sie meinen Vater ungeschützt lassen, Captain?“ McCluskey lässt Michael von zwei kräftigen Polizisten festhalten und schlägt ihm mit der Faust ins Gesicht. Michael büßt vier Zähne ein, und sein Kiefer ist gebrochen.

Paulie Gatto, der den Gegnern verriet, wo sie Don Corleone finden konnten, wird von Rocco Lampone im Beisein Peter Clemenzas erschossen. Außerdem rächen sich die Corleones, indem sie Bruno Tattaglia töten.

Als Virgil Sollozzo ein Treffen vorschlägt und die Corleones erfahren, dass McCluskey als Leibwächter mitkommen wird, meldet sich ausgerechnet Michael, der mit den illegalen Geschäften seines Vaters nie etwas zu tun haben wollte. Er hat sich vorgenommen, Sollozzo töten und schreckt auch nicht davor zurück, einen Polizeicaptain zu ermorden, obwohl er weiß, dass es Krieg bedeutet. Da er damit rechnen muss, nach Waffen durchsucht zu werden, soll ein zuverlässiger Mann am Verhandlungsort einen Revolver für ihn verstecken. Erst im letzten Augenblick finden die Corleones durch einen V-Mann bei der Polizei heraus, wohin McCluskey sich abmeldet. Es ist ein italienisches Restaurant. Hinter dem Wasserbehälter eines WCs soll ein Revolver mit Klebeband befestigt werden. Unbewaffnet wartet Michael am Treffpunkt. Sollozzo und McCluskey kommen pünktlich, und er steigt zu ihnen in den Wagen. Wie erwartet, durchsucht ihn McCluskey noch während der Fahrt zu dem Restaurant, wo die Besprechung stattfindet. Als Michael während des Essens aufsteht, um zur Toilette zu gehen, tastet auch Sollozzo ihn nach Waffen ab. Mit dem Revolver kehrt Michael zurück und erschießt die beiden. Zwei Stunden später steht er an der Reeling eines Dampfers nach Sizilien. Nicht einmal von Kay oder von seiner Mutter konnte er sich verabschieden.

Aufgrund von Informationen, die Tom Hagen einigen Journalisten zuspielte, berichten die Zeitungen, dass McCluskey kurz vor seinem Tod eine größere Summe Bargeld erhielt und seit Jahren Schmiergeld von Mördern und Rauschgifthändlern annahm. Dadurch hält sich der Eifer der mit der Aufklärung des Doppelmords befassten Ermittler in Grenzen.

Solange der Don nicht aufstehen kann, führt sein ältester Sohn den Krieg gegen die fünf anderen Mafiafamilien von New York. Die sind schließlich überzeugt, den geschäftsschädigenden Kampf nur beenden zu können, indem sie Sonny ausschalten. Wer wird ihn in die Falle locken?

Vito Corleones Schwiegersohn Carlo Rizzi wurde mit einem kleinen Buchmachergeschäft in Manhattan abgespeist, und nun gehört sein Laden ausgerechnet zu den Einrichtungen, die wegen des Mafiakriegs geschlossen wurden. Er ist frustriert, betrügt seine Frau, trinkt, gerät immer häufiger mit Connie in Streit und verprügelt sie dann. Eines Tages hinterlässt eine unbekannte Anruferin Connie eine Nachricht für Carlo: Sie könne sich heute Abend nicht mit ihm treffen. Als Carlo nach Hause kommt, stellt Connie ihn wütend zur Rede. Es kommt zum Streit. Carlo schlägt auf sie ein. Connie ruft zu Hause an, und ihre Mutter alarmiert Sonny. Der fährt zu seiner Schwester, um sie zu holen und seinen Schwager zur Rechenschaft zu ziehen. An einer Straßenmautstation warten die Killer auf ihn.

Don Corleone persönlich begibt sich zu Amerigo Bonasera. Der Bestattungsunternehmer soll Sonnys von Kugeln zerfetztes Gesicht so herrichten, dass man die Leiche aufbahren kann.

Inzwischen hat der Don sich so weit erholt, dass er das Kommando wieder übernehmen kann. Er schärft seinen Männern ein, keinen Racheakt für Sonny zu planen. Dann trifft er sich im Konferenzzimmer einer Bank, deren Direktor ihm verpflichtet ist, mit den wichtigsten fünfzehn Mafiapaten in den USA, darunter den fünf Oberhäuptern der New Yorker Familien, und bietet Frieden an. Der Mafiaboss von Detroit erklärt, er halte auch nichts von Rauschgift, aber selbst mit finanziellen Zulagen könne er seine Leute nicht von dem lukrativen Geschäft abhalten. Don Corleone fügt sich der Mehrheit, die dafür ist, den Rauschgifthandel wenigstens zu gestatten.

In Sizilien steht Michael Corleone unter dem Schutz des Paten Don Tommasino, aber zur Tarnung wohnt er auf dem Landgut Dr. Tazas, eines Onkels von Tommasino.

Don Tommasina hat Probleme mit jungen Mafiosi in Palermo und klagt, die Mafia sei inzwischen zu einem Instrument der Reichen, zur Hilfspolizei der legalen politischen Macht und zu einer Kapitalistenorganisation verkommen.

Gern wandert Michael in der Umgebung, auch wenn er dabei stets von den als Schafhirten getarnten Leibwächtern Carlo und Fabrizzio begleitet wird. Einmal begegnen sie einer Gruppe Dorfmädchen, und Michael verliebt sich auf den ersten Blick in eines davon. Der Wirt, den sie nach dem Mädchen fragen, gibt vor, nichts zu wissen, aber wegen seines auffälligen Benehmens ahnt Michael, dass es sich zum seine Tochter handelt. Sie heißt Apollonia Vitelli. In aller Form wirbt Michael um sie, hält um ihre Hand an, und dann feiert er eine typische Bauernhochzeit mit ihr.

Seit einem dreiviertel Jahr lebt Michael bereits bei Dr. Taza. Weil er sich durch die Hochzeit exponiert hat, soll er zur Sicherheit an die Südküste Siziliens umziehen. Das Auto steht abfahrbereit auf dem Hof. Apollonia soll in ein paar Tagen nachkommen. Spaßeshalber setzt sie sich ans Steuer. Als Michael aus der Tür tritt, bedeutet sie ihm, stehenzubleiben, damit sie zu ihm hinfahren kann. Plötzlich begreift Michael, warum Fabrizzio sich gerade aus dem Hof gestohlen hat. Er will Apollonia warnen. Aber sie dreht bereits den Zündschlüssel. Die Explosion zerfetzt das Auto, tötet Apollonia und Carlo. Michael wird gegen die Wand geschleudert und kommt erst nach einer Woche wieder zu sich. Drei Monate später kann er endlich nach New York zurückkehren.

Seit Sonnys Tod hat Vito Corleone auf eine Möglichkeit gewartet, seinen Sohn zurückzuholen, denn er weiß, dass Don Emilio Barzini – der Chef des mächtigsten New Yorker Familienclans – trotz des Friedensschlusses versucht, Michael auf Sizilien umzubringen. Endlich entdeckt Tom Hagen eine Gelegenheit.

Der fünfundzwanzigjährige Felix Bocchicchio wollte nichts mit den Mafia-Aktivitäten seiner Familie zu tun haben, wurde Anwalt und ließ sich von einem Freund zu einem illegalen Geschäft mit zwei Geschäftspartnern überreden. Die Sache flog auf. Felix Bocchicchio musste als einziger der Beteiligten drei Jahre Haft verbüßen. Danach erschoss er den Freund und die beiden Geschäftspartner, die als Belastungszeugen gegen ihn aufgetreten waren. Dafür wurde er zum Tod verurteilt. Don Corleone zahlt dem Clanchef der Bocchicchios viel Geld dafür, dass Felix Bocchicchio vor der Hinrichtung auch den Doppelmord an Sollozzo und McCluskey auf sich nimmt.

Nach dem College wurde Kay Adams Grundschullehrerin in ihrer Heimatstadt in New Hampshire. Bei einem Besuch in New York City ruft sie Michaels Mutter an, um sich nach ihm zu erkundigen. Er sei bereits seit einem halben Jahr wieder da, sagt Mrs. Corleone, ob er Kay denn nicht angerufen habe. Sie überredet Kay, sofort mit einem Taxi nach Long Beach zu kommen. Michael freut sich über ihren Besuch und gesteht ihr, sich nicht gemeldet zu haben, weil er angenommen habe, dass sie längst eine andere Beziehung eingegangen sei. Er fährt mit ihr zu seiner Wohnung – und macht ihr einen Heiratsantrag.

„Wenn alles gut geht, wird die Corleone-Familie in ungefähr fünf Jahren vollkommen legal geworden sein“, verspricht Michael. Und über seinen Vater meint er:

„Er akzeptierte nicht die Regeln der Gesellschaft, in der wir leben, weil diese Regeln ihn zu einem Leben verdammt haben, das einem Mann wie ihm nicht ansteht, einem Mann mit einer so außerordentlichen Kraft und einem so außerordentlichen Charakter. […] Inzwischen handelt er nach seinem eigenen Moralkodex, den er der Rechtsstruktur der Gesellschaft für weit überlegen hält.“

Drei Jahre nach Michaels Rückkehr und zwei Jahre nach dessen Hochzeit mit Kay Adams erklärt Don Vito Corleone seinen Vertrauensleuten, er habe die Leitung der Organisation seinem Sohn Michael übertragen.

Die Familie Corleone beabsichtigt, ihre Geschäfte in New York aufzugeben, an die Westküste zu ziehen und ihre Beteiligungen an Spielkasinos in Las Vegas auszubauen. Michael fliegt hin, um Moe Greene ein entsprechendes Angebot zu machen, aber der ist nicht bereit, seine Anteile zu verkaufen. Einige Zeit später wird er im Haus seiner Freundin erschossen.

Vito Corleone stirbt bei einem Herzanfall im Garten.

Inzwischen hat Michael herausgefunden, dass Fabrizzio unter neuem Namen als Besitzer einer Pizzeria in Buffalo lebt. Er wartet, bis Kay ihr zweites Kind geboren hat. Dann schlägt er zu. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden werden Fabrizzio und Don Phillip Tattaglia erschossen. Tessio muss sterben, weil er die Corleones an die Barzinis verriet, Carlo Rizzi wegen des Verrats an seinem Schwager Sonny. Albert Neri, ein ehemaliger Polizist, der jetzt für die Corleones arbeitet, zieht noch einmal seine Uniform an. Er klopft an die Scheibe einer vorschriftswidrig geparkten schwarzen Limousine und verlangt von dem Fahrer Zulassung und Führerschein, als Don Emilio Barzini gerade mit zwei Leibwächtern zu seinem Wagen zurückkommt. Neri steckt das Notizbuch in die Brusttasche zurück, zieht einen Revolver und erschießt Barzini. Bevor die Leibwächter oder der Chauffeur eingreifen können, ist Neri in der Menge verschwunden.

Nun ist Michael Corleone der mächtigste Pate in den USA.

Im Beisein Kays beschuldigt ihn Connie, ihren Mann umgebracht zu haben. In ihrer Wut verrät sie Kay, niemand anderes als Michael habe all die Morde der letzten Stunden angeordnet. Michael behauptet, sie sei hysterisch und lässt sie zu einem Arzt bringen. Seiner Frau versichert er, nichts mit den Morden zu tun zu haben. Aber als Kay beoabchtet, wie Peter Clemenza ihren Mann respektvoll als Don anspricht, weiß sie, dass Connies Anschuldigungen wahr sind. Sie kann Michael die Lüge nicht verzeihen und fährt mit den Kindern zu ihren Eltern nach New Hampshire. Nach einer Zeit kommt Tom Hagen, um sie zurückzuholen. Er erklärt ihr, dass Vito Corleone sich nach dem Anschlag nicht mehr stark genug fühlte, Sonny zu rächen und den Krieg siegreich zu Ende zu führen. Als er mit den anderen Familien Frieden schloss, wusste er, dass Michael – der nicht an sein Wort gebunden war – diese Aufgaben übernehmen würde.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Meine Inhaltsangabe stellt nur eine knappe chronologische Zusammenfassung der verschachtelt erzählten Haupthandlung des dicken Gangsterromans „Der Pate“ dar.

„Der Pate“ ist ein vitales, spannendes und intelligentes Buch. Von fast jeder der zahlreichen Figuren erzählt Mario Puzo eine individuelle Vorgeschichte, bei der es ihm – ebenso wie bei der vielschichtigen Haupthandlung – auch darum geht, die „Kultur“ der Mafia zu beleuchten. Obwohl ich nicht beurteilen kann, wie zutreffend dieses Bild ist, finde ich es glaubwürdig, dass auch in dieser „Unterwelt“ nicht Anarchie herrscht, sondern ein Kodex gilt. Dazu gehört, dass es sich bei den Paten nicht um primitiv-brutale Verbrecher handelt, sondern um schlaue und charakterstarke Persönlichkeiten, die für ihre „Familien“ sorgen, Freundschaften pflegen und sich für ihre Geschäfte verantwortlich fühlen, aber auch gnadenlos Morde in Auftrag geben, wenn höfliche Verhandlungen nicht zum Ziel führen. Bei Vito und Michael Corleone handelt es sich um Männer, die sich für allmächtig halten und glauben, nicht an die für normale Sterbliche geltenden Gesetze gebunden zu sein.

„Der Pate“ – eines der erfolgreichsten Büchern der Sechzigerjahre – gehört ohne Zweifel zu den Höhepunkten in der Trivialliteratur. Francis Ford Coppola verfilmte das Buch: „Der Pate“.

Nachdem mehr als 20 Millionen Exemplare des Romans verkauft worden waren, schrieb der Verlag Random House im Herbst 2002 einen Wettbewerb über die Fortsetzung von Mario Puzos Geschichte aus. Johnathan Karp, der zuständige Lektor, prüfte über hundert Einsendungen. Am 7. Februar 2003 wurde der Gewinner verkündet: Mark Winegardner, ein einundvierzigjähriger Literaturprofessor an der Florida State University. 2004 erschien sein Buch unter dem Titel „The Godfather Returns. The Saga of the Family Corleone“.

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Textauszüge: © Verlag Fritz Molden

Francis Ford Coppola: Der Pate
Francis Ford Coppola: Der Pate II
Francis Ford Coppola: Der Pate III

Mario Puzo: Omertà
Mario Puzo: Die Familie

Salman Rushdie - Mitternachtskinder
Salman Rushdie überlässt dem Mitternachtskind Saleem Sinai die Bühne und spielt schelmisch mit der Rolle dieses allwissenden Ich-Erzählers und seiner Zuhörerin. In "Mitternachtskinder" überlagern sich wie im Magischen Realismus Mythos und Wirklichkeit, Zauber und Poesie. Fantastische Geschichten reflektieren, was wahr ist. Der fantasievolle orientalische Erzähler mit viel Sprachwitz nutzt alle verfügbaren Register und entwickelt die farbige, aberwitzige Handlung mit überbordender Fabulierfreude.
Mitternachtskinder