Sophies Entscheidung

Sophies Entscheidung

Sophies Entscheidung

Sophies Entscheidung - Originaltitel: Sophie's Choice - Regie: Alan J. Pakula - Drehbuch: Alan J. Pakula, nach dem Roman "Sophies Entscheidung" von William Styron - Kamera: Nestor Almendros - Schnitt: Evan A. Lottman - Musik: Marvin Hamlisch - Darsteller: Meryl Streep, Kevin Kline, Peter MacNicol, Stephen D. Newman, Günther-Maria Halmer, Rita Karin, Greta Turken, Josh Mostel, Marcell Rosenblatt, Karlheinz Hackl u.a. - 1982; 145 Minuten

Inhaltsangabe

Als der 22-jährige "Stingo" 1947 von Virginia nach New York zieht, um seinen ersten Roman zu schreiben, befreundet er sich mit einem exzentrischen Paar: Sophie und Nathan. Sophie stammt aus Krakau. Die katholische Polin musste hilflos zusehen, wie ihr Vater und ihr Ehemann von den Nationalsozialisten abgeholt wurden, ihre Mutter starb an Tuberkulose, und sie selbst wurde mit ihren beiden kleinen Kindern nach Auschwitz gebracht. Noch auf dem Bahnsteig nahm ihr ein sadistischer SS-Offizier den Sohn und die Tochter weg ...
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Kritik

Alan J. Pakula machte aus dem Roman "Sophies Entscheidung" von William Styron ein einfühlsames, beklemmendes Kinodrama. Für die Titelrolle wurde Meryl Streep mit einem "Oscar" ausgezeichnet.

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1947 zieht „Stingo“ (Peter MacNicol) von Süd-Virginia nach New York und mietet ein Apartment in Brooklyn. Der Zweiundzwanzigjährige, dessen Mutter vor zehn Jahren starb, möchte Erfahrungen sammeln und Schriftsteller werden.

Tatsächlich lernt er am Strand ein Mädchen kennen, das unentwegt vom „Ficken“ spricht und davon schwärmt, dass es durch die Beschäftigung mit den Büchern von Wilhelm Reich ihre Frigidität überwand und zur Nymphomanin wurde: Leslie Lapidus (Greta Turken). Doch als ihre Eltern übers Wochenende verreist sind und Stingo versucht, ihr den Slip auszuziehen, wehrt sie ihn ab: Sie redet zwanghaft über Sex, aber sie hat panische Angst davor.

In der Wohnung über Stingo leben Sophie Zawistowska (Meryl Streep) und Nathan Landau (Kevin Kline). Wenn sie sich lieben, fängt bei Stingo die Deckenlampe zu pendeln an, aber er sieht sie zum ersten Mal im Treppenhaus, als sie sich heftig streiten und Nathan zornig davonrennt. Am folgenden Tag tauchen Sophie und Nathan bei Stingo auf, entschuldigen sich und nehmen ihn mit zu einem Ausflug. Der unerfahrene Südstaatler befreundet sich eng mit dem exzentrischen Paar.

Allmählich erfährt Stingo mehr über die beiden.

Sophie stammt aus Krakau. Ihr katholischer Vater (Ivica Pajer) war ein polnischer Rechtsprofessor, der aus seinem fanatischen Antisemitismus kein Hehl machte und an die Möglichkeit menschlicher Vollkommenheit glaubte. Sophie tippte seine Redemanuskripte und dachte sich nicht viel dabei, bis sie auf den Satz „Die Lösung des polnischen Judenproblems ist die Vernichtung der Juden“ stieß. Sophie war verheiratet und Mutter von zwei Kindern, aber sie hatte auch einen Geliebten namens Josef (Nedim Prohic), dessen Schwester Wanda (Katharina Thalbach) sich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten engagierte. Josef wurde von der Gestapo festgenommen und getötet. Vor Sophies Augen transportierten die Nationalsozialisten ihren Vater und ihren Ehemann ab. Die beiden Männer kamen im Konzentrationslager Sachsenhausen um. Als Sophie für ihre an Tuberkulose erkrankte Mutter auf dem Schwarzmarkt einen Schinken besorgte, wurde sie von einem Deutschen erwischt und mit ihren beiden kleinen Kindern Jan (Adrian Kalitka) und Ewa (Jennifer Lawn) nach Auschwitz deportiert. Noch am Bahnsteig fiel die attraktive Blondine einem SS-Offizier auf, doch als sie ihn um Hilfe für ihre Kinder bat, forderte der Sadist sie auf, zu entscheiden, welches der beiden Kinder er leben lassen soll. Um wenigstens ein Kind zu retten, gibt sie die Tochter auf. Der SS-Offizier zerrte beide Kinder von der verzweifelten Mutter fort. Ewa starb kurz darauf in einer der Gaskammern, und der zehnjährige Jan kam ins Kinderlager.

Wegen ihrer Sprachkenntnisse wurde Sophie nach einiger Zeit in den Keller des Hauses verlegt, in dem der Lagerkommandant Rudolf Höß (Günther Maria Halmer) mit seiner Familie wohnte. Sie musste Schreibarbeiten für ihn erledigen. Dabei sah sie auch, welches Leben Frau Höß (Ulli Fessl), ihre Tochter Emmi (Melanie Pianka) und ihre anderen Kinder führten.

Trotz ihrer Häftlingskleidung und ihrer mangelhaften Ernährung war Sophie noch immer eine schöne junge Frau. Das fiel auch Rudolf Höß auf, und er küsste sie eines Tages, wurde dann aber durch einen Soldaten gestört und besann sich. Daraufhin gab Sophie ihm einen antisemitischen Zeitungsartikel ihres Vaters, den sie klein gefaltet bei sich trug, beteuerte, der gleichen Meinung zu sein und bat ihn, Jan aus dem Kinderlager zu entfernen, in dem eine Epidemie ausgebrochen war. Sie schlug vor, den blonden katholischen Jungen der Organisation „Lebensborn“ anzuvertrauen und ihn von einer deutschen Familie adoptieren zu lassen.

Unmittelbar darauf wurde Rudolf Höß nach Berlin versetzt, und Sophie kam wieder zu den anderen Gefangenen zurück. Sie weiß bis heute nicht, was aus ihrem Sohn geworden ist.

Nach der Befreiung der Häftlinge in Auschwitz durch die Rote Armee kam Sophie in ein schwedisches Flüchtlingslager. Dort versuchte sie in einer Kirche, sich das Leben zu nehmen und schnitt sich mit Glasscherben die Pulsadern auf, aber sie wurde gerettet. Nach ihrer Genesung wanderte sie in die USA aus.

Sechs Monate nach ihrer Ankunft in New York erkundigte sie sich bei einem Bibliothekar (John Rothman), wo sie Werke des amerikanischen Dichters Emil Dickens finden könne, von dem sie gerade in ihrem Englisch-Kurs gehört hatte. Hochmütig klärte der Angesprochene sie darüber auf, dass es sich bei Charles Dickens nicht um einen amerikanischen, sondern um einen englischen Autor handelt. In diesem Augenblick erlitt Sophie einen Schwächeanfall und sank zu Boden. Nathan Landau, der gerade vorbeikam, half ihr auf und brachte sie nach Hause. So lernten sich die beiden kennen, und von Nathan erfuhr Sophie auch, dass es sich bei dem Buch, das sie gesucht hatte, um ein Werk der amerikanischen Lyrikerin Emily Dickinson handelte. Durch Nathan fasste Sophie neuen Lebensmut.

Nathan ist ein amerikanischer Jude und erzählt begeistert von den biologischen Forschungen, die er durchführt. Sein Bruder Larry (Stephen D. Newman) arbeitet als Mediziner an der Columbia University.

Eines der von Sophie und Nathan bewohnten Zimmer ist voller Bücher und Fotos zum Thema Nationalsozialismus: Nathan hasst die Nationalsozialisten obsessiv und findet es entsetzlich, dass so viele von ihnen ungeschoren davongekommen sind.

Als Nathan seine Geliebte und seinen Freund bei einem intensiven Gespräch überrascht, fängt er eifersüchtig zu toben an, bis es Sophie gelingt, ihn wieder zu beruhigen.

Am Tag darauf raubt er Stingo das Manuskript, an dem dieser gerade arbeitet. Nachdem er es gelesen hat, geht er mit Sophie und Stingo auf die Brooklyn-Bridge und öffnet eine Flasche Champagner, um auf den entstehenden Roman anzustoßen.

Kurze Zeit später behauptet er, bei seinen Forschungen einen nobelpreiswürdigen Durchbruch erzielt zu haben. Er müsse die Ergebnisse zwar noch geheim halten, aber am Abend will er groß feiern, und er schenkt Sophie eigens ein Kleid dafür. Sophie und Stingo bereiten das Fest vor und freuen sich darauf, doch als Nathan nach Hause kommt, wirft er die goldene Taschenuhr, die Sophie ihm anlässlich seines Erfolgs schenkte, in ein volles Champagnerglas, beschimpft sie als „Polackenhure“ und verspottet Stingo wegen des Romans. So endet das Fest, bevor es begann, mit einem Eklat.

Am anderen Morgen stellt sich heraus, dass Sophie und Nathan noch in der Nacht ausgezogen sind.

Durch ein Telefongespräch mit Nathans Bruder Larry erfährt Stingo, dass Nathan zwar bei dem Pharmakonzern Pfizer arbeitet, aber nicht in der Forschung, sondern als Hilfskraft in der Bücherei. Seit dem zehnten Jahr leidet Nathan an einer unheilbaren Geistesstörung. Außerdem ist er drogensüchtig.

Sophie kommt noch einmal zurück, um ihre Sachen aus der Wohnung zu holen. Stingo drängt sie, mit ihm nach Virginia zu kommen und dort seine Frau zu werden. Eine Eheschließung lehnt sie zwar von vornherein ab, und sie gibt zu Bedenken, dass sie zehn Jahre älter ist als er, aber sie begleitet ihn im Zug nach Washington, D. C., und geht im Hotel mit ihm ins Bett.

Als Stingo am nächsten Morgen aufwacht, findet er statt ihr einen Abschiedsbrief vor. Sie könne nicht anders, sie müsse zu Nathan.

Stingo fährt zurück nach New York. Sophie und Nathan liegen eng umschlungen auf dem Bett. Sie haben sich mit Zyankali vergiftet.

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Alan J. Pakula verfilmte den 1979 veröffentlichten letzten Roman von William Styron: „Sophie’s Choice“ („Sophies Entscheidung“, 1982), in dem der amerikanische Schriftsteller das Genre des Künstlerromans mit der Holocaust-Thematik verbunden hatte. Bemerkenswert daran ist nicht zuletzt, dass ein nichtjüdischer Autor am Beispiel einer Nichtjüdin (Sophie) über die Shoa erzählt. Der Ich-Erzähler Stingo weist autobiografische Züge auf, und sein Debütroman erinnert an William Styrons ersten Roman: „Lie Down in Darkness“ (1951; „Geborgen im Schoße der Nacht“, 1957).

Aus der literarischen Vorlage machte Alan J. Pakula (Drehbuch, Regie) ein einfühlsames, beklemmendes Kinodrama, das allerdings nicht frei von Längen und Überfrachtungen ist. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart (1947) und während der deutschen Besatzung Polens (1939 – 1945). Geschickt setzt Alan J. Pakula die Geschichte Schritt für Schritt aus durch Rückblenden visualisierten Berichten Sophies über ihre Erlebnisse zusammen.

Im Mittelpunkt steht Sophie, die mit ihren grauenhaften Erinnerungen und Schuldgefühlen nicht fertig wird. Meryl Streep wurde für diese Rolle zu Recht mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Glaubwürdig sind aber auch Peter MacNicol und Kevin Kline in ihren Rollen. Weitere Nominierungen hatte es für das Drehbuch (Alan J. Pakula), die Kameraführung (Nestor Almendros), die Filmmusik (Marvin Hamlisch) und die Kostüme (Albert Wolsky) gegeben.

Bei der klassischen Musik, die in „Sophies Entscheidung“ zu hören ist, handelt es sich um Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Felix Mandelssohn-Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Johann Strauß Vater.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

Nationalsozialismus
Holocaust
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