Das ewige Leben

Das ewige Leben

Das ewige Leben

Originaltitel: Das ewige Leben – Regie: Wolfgang Murnberger – Drehbuch: Josef Hader, Wolfgang Murnberger, Wolf Haas nach dem Roman "Das ewige Leben" von Wolf Haas – Kamera: Peter von Haller – Schnitt: Evi Romen – Musik: Sofa Surfers – Darsteller: Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten, Roland Düringer, Christopher Schärf, Margarethe Tiesel, Johannes Silberschneider, Hary Prinz, Sasa Barbul, Stefan Suske u.a. – 2015; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Weil er kein Geld hat und obdachlos ist, bleibt Simon Brenner nichts anderes übrig, als nach Jahrzehnten in seinen Geburtsort Graz zurückzukehren, denn dort haben die Eltern ein Haus hinterlassen. Kurz nach seiner Ankunft wird er mit einem Kopfschuss ins Krankenhaus gebracht. Als er nach der Operation mit einer retrograden Amnesie zu sich kommt, heißt es, er habe einen Suizid-Versuch überlebt, aber Brenner ist überzeugt, dass ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde ...
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Kritik

Der Film "Das ewige Leben" folgt dem gleichnamigen Roman von Wolf Haas nur locker. In beiden Fällen dient die Krimi-Handlung lediglich als Vehikel, um vor dem Hintergrund eines trostlosen Milieus von der skurrilen Hauptperson Simon Brenner und anderen kaputten Charakteren erzählen zu können.
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Simon Brenner (Josef Hader) ist nach acht Jahren „freiberuflicher Tätigkeit“ obdachlos und erfährt auf dem Amt in Salzburg, dass man ihn als Sozialfall einstufen will. Da fällt ihm ein, dass seine Eltern ein Haus im Grazer Stadtteil Puntigam hinterlassen haben. Eigentlich wollte er nie wieder in seine Heimatstadt zurückkehren, aber in seiner Lage bleibt ihm nichts anderes übrig.

Das seit langer Zeit leer stehende Haus findet er in einem desolaten Zustand vor. Beispielsweise regnet es durch Löcher im Dach herein. Der Nachbar (Johannes Silberschneider) äußert Interesse an dem Grundstück, aber Brenner zieht erst einmal ein. Weil das halb verfallene Haus nicht mehr ans Stromnetz angeschlossen ist, legt Brenner ein Verlängerungskabel zum Nachbarn.

Er besucht den Antiquitätenhändler Köck (Roland Düringer), einen Jugendfreund, und möchte sich etwas Geld von ihm borgen, aber Köck hat selbst nichts und kann den von ihm beschäftigten Roma Pinto (Sasa Barbul) seit Wochen nicht bezahlen. Brenner bringt ihm eine alte Pistole. Die soll Köck verkaufen. Aber Köck hat selbst so eine vor 30 Jahren von der Polizei ausgemusterte Walther PPK, und er ruft Aschenbrenner (Tobias Moretti) an, den Leiter des Steirischen Landeskriminalamtes, von dem er weiß, dass er ebenfalls eine solche Waffe besitzt. Köck, Brenner und Aschenbrenner waren gemeinsam auf der Polizeischule in Graz und damals eng befreundet.

Noch in derselben Nacht dringt Aschenbrenner in Brenners Haus ein und hält ihm zum Spaß seine alte Walther PPK an den Kopf. Brenner will nichts mehr mit ihm zu tun haben und wirft ihn hinaus.

Bei einem seiner vielen Migräneanfälle hält Brenner sich selbst eine Pistole an die Schläfe und drückt ab. Der Nachbar, der den Schuss gehört hat, kommt herüber und sieht Brenner leblos in einer Blutlache am Boden liegen. Eine Katze leckt von dem Blut.

Im Krankenhaus erwacht Brenner nach einiger Zeit aus dem Koma. Das kleinkalibrige Projektil hat den Schädelknochen nicht durchschlagen und wurde von Dr. Paulhofer (Stefan Suske) herausoperiert. Allerdings leidet Brenner an einer retrograden Amnesie und kann sich nicht an den Schuss erinnern. Die Psychiaterin Dr. Irrsiegler (Nora von Waldstätten) versucht ihm zu erklären, dass er einen Selbstmordversuch verübte, aber das kann er sich nicht vorstellen. Dagegen spricht auch, dass er die Waffe in der linken Hand hielt, obwohl er Rechtshänder ist. Brenner ist überzeugt, dass ihn jemand ermorden wollte und verdächtigt Aschenbrenner.

Brenner weiß nicht, dass die junge Ärztin mit dem LKA-Chef verheiratet ist, und sie ahnt wiederum nichts von der früheren Freundschaft der Männer.

Dr. Irrsiegler hat jedoch herausgefunden, dass ihr Ehemann seit Jahren von Köck erpresst wird. Unter dem Vorwand, einen Spiegel kaufen zu wollen, sucht sie ihn in seinem Laden auf und erschießt ihn. Pinto sieht sie, als sie das Trödelgeschäft verlässt – und nutzt den Tod seines Chefs, um die Kasse leerzuräumen.

Wenig später kommt Brenner, der aus dem Krankenhaus weggelaufen ist, in den Laden. Als er auf Köcks Leiche stößt, setzt er sich resigniert daneben.

Die Polizei geht von einem Raubmord aus und verhaftet Pinto. Bei der Vernehmung gibt der Roma zwar zu, sich durch den Griff in die Kasse eigen­mächtig für den ausstehenden Lohn entschädigt zu haben, beteuert aber, kein Mörder zu sein. Weil er zu Protokoll gibt, dass er zur Tatzeit eine Frau beim Verlassen des Ladens beobachtet habe, will Aschenbrenner nach den Zeugenangaben ein Phantombild herstellen. Als er zu diesem Zweck seinen Laptop aufklappt, erkennt Pinto das Gesicht auf dem Desktophintergrund: Das sei die Person, die Köck erschossen habe, sagt er. Aschenbrenner erschrickt, denn es handelt sich um seine Frau. Nach kurzer Überlegung lässt er Pinto frei. Bald darauf klingelt er bei ihm, behauptet, man habe die Tatwaffe gefunden und drückt sie dem Roma in die Hand, bevor er ihn mit einer anderen Pistole erschießt.

Im Stadtteil Gries besucht Brenner die Café-Besitzerin Maritschi (Margarethe Tiesel), die vor drei Jahrzehnten mit ihm, Köck, Aschenbrenner und Irrsiegler befreundet war. Es freut sie allerdings nicht, Brenner nach so langer Zeit wiederzusehen, und sie sorgt dafür, dass er gleich wieder geht. Brenner beobachtet aber noch, wie sie von Dr. Irrsiegler abgeholt wird und findet heraus, dass es sich bei der jungen Ärztin um ihre Tochter handelt.

Dr. Irrsiegler feiert einen runden Geburtstag. Aus diesem Anlass veranstaltet ihr Mann eine mondäne Party.

Obwohl Aschenbrenner den Mordverdacht auf Pinto lenkte, ermittelt sein Mitarbeiter Heinz (Christopher Schärf), dass eine Frau zur Tatzeit am Tatort war: Dr. Irrsiegler. Mit einem Haftbefehl taucht er auf der Geburtstagsfeier auf, aber sein Vorgesetzter verhindert erst einmal die Festnahme.


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Brenner, der allmählich die Zusammenhänge durchschaut, nimmt den Polizisten mit nach Hause und berichtet ihm, was er weiß. Er, Köck, Aschenbrenner und Franz Irrsiegler überfielen als Polizeischüler im Übermut eine Raiffeisenbank. Obwohl das Ganze nur ein Spaß sein sollte, waren sie mit vier von der Polizei ausgemusterten Walther PPK-Pistolen bewaffnet, und Köck schoss in die Decke. Auf der Flucht verunglückte Irrsiegler mit seinem Motorrad tödlich. Die drei anderen jungen Männer fuhren mit der gemeinsamen Freundin Maritschi an einen Strand auf dem Balkan. Das geschah in den Siebzigerjahren. Es war die Zeit freier Liebe, und Maritschi schlief mit jedem der Freunde. Inzwischen hat Brenner von ihr erfahren, dass sie zwar Franz Irrsiegler als Vater ihrer Tochter eintragen ließ, aber gar nicht weiß, wer sie gezeugt hatte. Der Bankraub wurde nie aufgeklärt, und Köck erpresste den LKA-Chef bis zuletzt mit seinem Wissen

Aschenbrenner, der seinen Mitarbeiter mit Brenner zusammen gesehen hat, verlässt die Geburtstagsfeier und überrascht die beiden in Brenners Haus. Als er durch eine Bemerkung seines Mitarbeiters herausfindet, dass Brenner von damals erzählt hat, erschießt er Heinz. Dabei benutzt er einen Schalldämpfer. Brenner begreift, dass Aschenbrenner ihn ebenfalls töten will. Er schaltet den Radiator ein und löst damit absichtlich einen Kurzschluss aus, der auch im Nachbarhaus die Lichter ausgehen lässt. Prompt ruft der Nachbar nach Brenner. Der geht hinaus, teilt dem Nachbarn mit, dass er den LKA-Chef zu Besuch habe und nutzt die Gelegenheit zur Flucht mit dem Motorroller.

Aschenbrenner verfolgt ihn bis auf den Grazer Schlossberg, von dem aus das spektakuläre Geburtstagsfeuerwerk gut zu sehen ist. Mit einem Schuss verletzt er Brenner am Bein, aber bevor er ihn töten kann, erleidet er aufgrund der Anstrengung einen tödlichen Herzanfall. Brenner versucht vergeblich, ihn wiederzubeleben.

Nach dem Begräbnis des LKA-Chefs geht Dr. Irrsiegler zu dem Polizisten Pichler (Hary Prinz), der Brenner gerade gesagt hat, dass er nach all der Aufregung für Ruhe sorgen wolle, und gesteht die Ermordung Köcks. Daraufhin behauptet Brenner, nicht sie, sondern er habe Köck erschossen. Genervt lässt Pichler die beiden stehen.

Bei einer Imbissbude erzählt Brenner der jungen Ärztin von Franz Irrsiegler.

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Obwohl Wolf Haas selbst am Drehbuch mitarbeitete, folgt der Film nur locker seinem Roman „Das ewige Leben“.

Als Krimi ist der Film ebenso hanebüchen wie die literarische Vorlage. Weder Wolf Haas noch Wolfgang Murnberger oder Josef Hader kommt es darauf an, Spannung aufzubauen. Es gibt zwar ein paar überraschende Wendungen wie in einem guten Thriller, aber die Handlung dient nur als Vehikel, um vor dem Hintergrund eines trostlosen Milieus von der skurrilen Hauptperson Simon Brenner und anderen kaputten Charakteren erzählen zu können. Aufgebrochen wird die Tristesse durch schwarzen Humor. Sehenswert ist „Das ewige Leben“ denn auch vor allem wegen Josef Hader, der die schrägen Dialoge wie kein anderer spricht und die traurige Figur Simon Brenner lebendig macht.

Die Dreharbeiten für „Das ewige Leben“ fanden von März bis Mai 2014 in Graz und München statt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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