Hitze und Staub

Hitze und Staub

Hitze und Staub

Hitze und Staub - Originaltitel: Heat and Dust - Regie: James Ivory - Drehbuch: Ruth Prawer Jhabvala, nach ihrem Roman "Hitze und Staub" - Kamera: Walter Lassally - Schnitt: Humphrey Dixon - Musik: Richard Robbins - Darsteller: Julie Christie, Greta Scacchi, Shashi Kapoor, Christopher Cazenove, Zakir Hussain, Nickolas Grace, Julian Glover, Susan Fleetwood, Patrick Godfrey, Jennifer Kendal, Madhur Jaffrey u.a. - 1983; 125 Minuten

Inhaltsangabe

inhalt:
In den Zwanzigerjahren gerät Olivia, die Ehefrau eines britischen Kolonialbeamten in Indien, mit den Regeln sowohl der indischen als auch ihrer eigenen Gesellschaft in Konflikt. Sechzig Jahre später reist eine englische Journalistin nach Indien, um dort zu recherchieren, und auch sie gerät zwischen die Kulturen.
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Kritik

Die Begegnung zweier grundverschiedener Kulturen wird in zwei parallelen Geschichten ruhig und unspektakulär dargestellt: "Hitze und Staub".
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Die englische Journalistin Anna (Julie Christie) befragt 1982 in England einen alten Herrn namens Harry Hamilton-Paul über Olivia Rivers, die Schwester ihrer Großmutter, die er während ihres gemeinsamen Aufenthalts in den Zwanzigerjahren in Indien kennen gelernt hatte. Dann reist Anna selbst nach Indien, um vor Ort weiter zu recherchieren.

Olivia (Greta Scacchi) war ein halbes Jahr nach ihrer Eheschließung ihrem Mann nach Satipur in Indien gefolgt. Der englische Kolonialbeamte Douglas Rivers (Christopher Cazenove) amtierte dort in den Zwanzigerjahren als stellvertretender Distriktverwalter. Die Engländer blieben unter sich und trafen sich zum Beispiel im Haus von Rivers‘ Vorgesetztem, Crawford (Julian Glover), und dessen Frau Beth (Susan Fleetwood). Um so verblüffter reagierte Rivers, als ihm Olivia mitteilte, der Nabob (Shashi Kapoor) habe nur sie und ihn zu einem Abendessen in den Palast eingeladen. Um einen Skandal zu vermeiden, lehnte er die unpassende Einladung mit einem höflichen Schreiben ab. Da holte der Nabob mit seinem Gefolge Olivia kurzerhand zu einem Picknick ab, während ihr Mann im Büro war. Abends kam Rivers so spät nach Hause, dass Olivia es ihm nicht mehr erzählen konnte, und als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte er das Haus bereits wieder verlassen.

Der Nabob, der vermutlich ein homosexuelles Verhältnis mit Harry Hamilton-Paul (Nickolas Grace) hatte, begann auch eine Affäre mit Olivia – und sie wurde schwanger. Voller Furcht, die Hautfarbe des Kindes könne sie verraten, bat sie Harry, ihr zu helfen. Der wandte sich an die Begum (Madhur Jaffrey), die Mutter des Nabobs, die sich um eine Abtreibung kümmerte. Wegen der dadurch verursachten starken Blutungen musste Olivia ins Krankenhaus, wo Dr. Saunders (Patrick Godfrey) sofort erkannte, dass ihre Behauptung, einen spontanen Abgang erlitten zu haben, gelogen war. Bevor herumerzählt werden konnte, dass es sich um eine Abtreibung handelte, floh Olivia trotz ihres Zustands aus dem Krankenhaus und verschwand. – Douglas Rivers ließ sich schließlich von ihr scheiden und heiratete eine andere Frau.

Obwohl der Nabob seine Untertanen ausgebeutet hatte, war er bankrott und spielte deshalb mit einer Räuberbande zusammen, um seinen luxuriösen Lebensstil weiterführen zu können – bis die Engländer durchgriffen und ihn absetzten.

Bei ihren Nachforschungen lernt Anna in Satipur einen Amerikaner kennen, der seinen Besitz und überhaupt alles aufgegeben hat, Hindu geworden ist und sich nun Chid nennt (Charles McCaughan). Sie nimmt ihn vorübergehend bei sich auf. Von einer Wallfahrt, die er mit der Familie von Annas Vermieter Inder Lal (Zakir Hussain) unternimmt, weil dessen junge Ehefrau Ritu (Ratna Pathak) unter Epilepsie leidet, kommt er so krank zurück, dass der Arzt ihm rät, in die USA zurückzukehren. Nur unter den dortigen hygienischen Bedingungen könne er sich erholen.

Anna und ihr Vermieter Inder Lal kommen sich näher – und schließlich ist Anna wie damals ihre Großtante von einem Inder schwanger. Zuerst will sie eine Abtreibung vornehmen lassen, aber dann ändert sie ihre Meinung und zieht sich in eine Berghütte zurück, in der vor zwanzig oder dreißig Jahren Olivia starb. Sie gehört einem Neffen des damaligen Nabobs. Von dort ist es nicht weit zu einem Krankenhaus, in dem Anna von ihrem Kind entbunden werden möchte.

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James Ivory verfilmte den Roman „Hitze und Staub“ von Ruth Prawer Jhabvala. Es ist wohl nicht sein eindrucksvollster Film, aber es handelt sich um eine sensible Darstellung über das Aufeinandertreffen von zwei grundverschiedenen Kulturen. Die Geschichte wird mehrmals wechselnd auf drei Ebenen entwickelt: (1) Olivias Schicksal während der Zwanzigerjahre in Indien, (2) Annas Interview mit dem Augenzeugen Harry Hamilton-Paul und (3) Annas Indienreise im Jahr 1982. Erzählt wird langsam und in ruhigen Schnittfolgen. Die ästhetischen Bilder sind in hellen Farben gehalten. Abgesehen vom Nabob, der nicht wie ein indischer Fürst, sondern eher wie Georg Tomalla aussieht, überzeugen auch die Besetzung und die schauspielerischen Leistungen.

Ruth Prawer Jhabvala wurde 1927 in Köln geboren. Als sie zwölf Jahre alt war, emigrierte ihre jüdische, aus Polen stammende Familie nach England. Dort heiratete sie 1951 den indischen Architekten C. S. H. Jhabvala, der sie mit nach Indien nahm. In den Siebzigerjahren zog sie in die USA.

Ihre Erfahrungen als Europäerin in Indien verarbeitete Ruth Prawer Jhabvala in ihren Romanen und Erzählungen, so auch in ihrem 1975 veröffentlichten Buch „Heat and Dust“ (1975; „Hitze und Staub“).

Die Drehbücher der Literaturverfilmungen „Zimmer mit Aussicht“ (1986) und „Wiedersehen in Howard’s End“ (1992) stammen ebenfalls von Ruth Prawer Jhabvala.

Außer der Filmmusik von Richard Robbins sind Musikstücke von Ruggero Leoncavallo, Franz Schubert, Robert Schumann und Johann Strauß zu hören.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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