Zimmer mit Aussicht

Zimmer mit Aussicht

Zimmer mit Aussicht

Zimmer mit Aussicht - Originaltitel: A Room with a View - Regie: James Ivory - Drehbuch: Ruth Prawer Jhabvala, nach dem Roman "Zimmer mit Aussicht" von Edward Morgan Forster - Kamera: Tony Pierce-Roberts - Schnitt: Humphrey Dixon - Musik: Richard Robbins - Darsteller: Helena Bonham Carter, Maggie Smith, Denholm Elliott, Julian Sands, Daniel Day-Lewis, Rupert Graves, Judi Dench u.a. - 1986; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Während eines Bildungsurlaubs in der Toskana im Jahr 1907 wird die junge Engländerin Lucy von einem Landsmann ungestüm auf den Mund geküsst. Sie will nicht wahrhaben, dass sie sich in den unkonventionellen George verliebt hat und nimmt in England den Heiratsantrag eines blutleeren Schnösels an ...

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Kritik

Gelungene Verfilmung des Romans "Zimmer mit Aussicht" von E. M. Forster. In der Gesellschaftskomödie geht es um den Gegensatz zwischen der mediterranen Sinnlichkeit und der viktorianischen Prüderie sowie den Sieg der Leidenschaft und der Individualität über erstarrte Konventionen.
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1907 reist die junge Engländerin Lucy Honeychurch (Helena Bonham Carter) mit ihrer altjüngferlichen, auf Etikette bedachten Cousine Charlotte Bartlett (Maggie Smith) als Anstandsdame nach Florenz. Enttäuscht stellen sie fest, dass die Stadt von ihren Zimmern aus nicht zu sehen ist. Beim gemeinsamen Abendessen in der Pension bietet ihnen Mr Emerson (Denholm Elliot) einen Zimmertausch an, denn er und sein Sohn George (Julian Sands), der ihn begleitet, haben Zimmer mit Aussicht bekommen, legen jedoch gar keinen Wert darauf. Charlotte fühlt sich durch das Angebot des ihr fremden Landsmanns belästigt und fordert Lucy ostentativ auf, mit ihr den Raum zu verlassen. In der Halle treffen sie Reverend Beebe (Simon Callow). Als er erfährt, was geschehen ist, ermahnt er Charlotte, nicht so streng zu sein, der unkonventionelle Mr Emerson habe es doch gut gemeint, und er bietet seine Vermittlung an. So ziehen Charlotte und Lucy doch noch in zwei Zimmer mit Aussicht.

Bei einem Spaziergang erlebt Lucy vor de Loggia dei Lanzi, wie einige Italiener in Streit geraten und ein Mann totgeschlagen wird. Sie wird ohnmächtig, aber in diesem Augenblick kommt zufällig George Emerson vorbei und fängt sie auf.

Während eines gemeinsamen Picknicks einiger Pensionsgäste schlendert Lucy durch ein Kornfeld und trifft auf George. Der eilt spontan auf sie zu und küsst sie ungestüm. In diesem Augenblick überrascht Charlotte die beiden. Entsetzt bricht sie die Bildungsreise ab und kehrt mit Lucy nach Surrey zurück.

Lucy will nicht wahrhaben, dass sie sich in der Toskana in den schweigsamen Romantiker verliebt hat und nimmt den Heiratsantrag des snobistischen, verschrobenen Cecil Vyse (Daniel Day-Lewis) an. Bei einem Spaziergang im Wald bittet er unbeholfen um einen ersten Kuss; als Lucy die Augen schließt, rutscht ihm jedoch der Kneifer von der Nase und gerät zwischen ihre Gesichter.

Zufällig lernt Cecil die Emersons kennen und vermittelt ihnen ein Haus in der Nachbarschaft, ohne zu ahnen, dass Lucy ihnen bereits in Florenz begegnet war.

Deren jüngerer Bruder Freddy (Rupert Graves) befreundet sich mit George. Einmal überreden sie Reverend Beebe, mit ihnen nackt in einem Waldsee herumzutollen. Ausgerechnet kommen Cecil, Lucy und deren Mutter (Rosemary Leach) bei einem Spaziergang vorbei.

Während Freddy und George Tennis spielen, geht Cecil mit einem aufgeschlagenen Buch umher und liest schließlich Lucy und George eine Passage vor, in der die Protagonistin während eines Picknicks in der Toskana stürmisch von einem jungen Mann geküsst wird. Lucy errötet. Auf dem Weg zum Haus nützt George einen Augenblick, als niemand hersieht und küsst Lucy noch einmal auf den Mund. Aufgebracht verbietet sie ihm daraufhin, das Anwesen jemals wieder zu betreten. George kann nicht fassen, dass sie einen blutleeren Schnösel heiraten will, der sie nur besitzen möchte und nicht ahnt, was Liebe ist.

Der Roman, aus dem Cecil vorgelesen hat, stammt von Eleanor Lavish (Judi Dench), einer Freundin Charlottes. Lucy stellt ihre Cousine zur Rede, und Charlotte muss zugeben, dass sie entgegen ihrer Vereinbarung mit Lucy, niemandem etwas von dem peinlichen Kuss zu verraten, mit der Schriftstellerin darüber gesprochen hat.

Am Abend erklärt Lucy Cecil, sie seien zu verschieden und löst die Verlobung. Cecil gibt zu, dass sie Recht hat und bewundert ihren Mut, ihm das offen zu sagen.

Um wieder mit sich selbst ins Reine zu kommen, will Lucy nach Athen reisen. Bevor George erfährt, dass sie und Cecil sich getrennt haben, will sie schon fort sein.

Sie weiß noch nicht, dass die Emersons ausziehen. Charlotte erfährt von Mr Emerson, dass sein Sohn unglücklich in Lucy verliebt sei und es hier nicht mehr aushalte. Da verrät sie ihm, dass Lucy die Verlobung gelöst habe. Als dann auch Lucy mit Mr Emerson zusammentrifft, beschwört sie ihn, es sich anders zu überlegen: es gebe für George keinen Grund, den Ort zu verlassen, weil sie in den nächsten Tagen nach Athen reisen und anschließend in London wohnen werde. Mr Emerson durchschaut, dass Lucy die Liebe seines Sohns erwidert, sich das aber nicht eingestehen will, weil sie vor seiner unkonventionellen Art zurückschreckt, und er redet mit ihr, bis sie es endlich zugibt.

Auf ihrer Hochzeitsreise in die Toskana übernachten Lucy und George in der Pension, in der sie sich kennen lernten. Sie bekommen ein Zimmer mit einem herrlichen Blick auf Florenz. Beim Abendessen klagen zwei Damen, Zimmer ohne Aussicht bekommen zu haben …

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Bei „Zimmer mit Aussicht“ („A Room with a View“) von James Ivory handelt es sich um eine nur teilweise realistische Gesellschaftskomödie über den Gegensatz zwischen der mediterranen Sinnlichkeit und der viktorianischen Prüderie sowie den Sieg der Leidenschaft und der Individualität über die erstarrten Konventionen. Der erste Teil der Handlung spielt in der Toskana, der zweite in Surrey. Ebenso gegensätzlich sind die Figuren angelegt: Cecil und Charlotte stehen für den blutleeren Standesdünkel, George und Freddy für Lebensfreude, Vitalität und Leidenschaft. Lucy muss sich zwischen den konträren Lebensauffassungen entscheiden.

Wieder ist es James Ivory gelungen, eine literarische Vorlage von Edward Morgan Forster kongenial zu verfilmen. Dessen 1908 veröffentlichter Roman „A Room with a View“ („Zimmer mit Aussicht“) war aus einer während seines ersten Italienaufenthalts im Jahr 1901 begonnenen, aber nicht vollendeten Erzählung mit dem Titel „Lucy“ hervorgegangen.

Die Verfilmung wurde mit drei „Oscars“ ausgezeichnet: Drehbuch (Ruth Prawer Jhabvala), Kostüme (Jenny Beavan und John Bright), Ausstattung (Gianni Quaranta, Brian Ackland-Snow, Brian Savegar und Elio Altramura). Nominiert hatte man auch James Ivory (Regie), Tony Pierce-Roberts (Kamera), Maggie Smith und Denholm Elliott (Nebendarsteller).

Die Arien aus den Opern „Gianni Schicchi“ und „La rondine“ von Giacomo Puccini wurden von Kiri Te Kanawa gesungen (London Philharmonic Orchester unter Sir John Pritchard).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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