Ein Mann namens Ove

Ein Mann namens Ove

Ein Mann namens Ove

Ein Mann namens Ove – Originaltitel: En man som heter Ove – Regie: Hannes Holm – Drehbuch: Hannes Holm nach dem Roman "Ein Mann namens Ove" von Fredrik Backman – Kamera: Göran Hallberg – Schnitt: Fredrik Morheden – Musik: Gaute Storaas – Darsteller: Rolf Lassgård, Bahar Pars, Ida Engvoll, Filip Berg, Stefan Gödicke, Chatarina Larsson, Börje Lundberg, Tobias Almborg u.a. – 2015; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Nachdem seine Frau an Krebs gestorben ist und sein Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde, will sich der 59-jährige Ove erhängen. Mit der Schlinge um den Hals sieht er durchs Fenster einen Autofahrer, der gegen seinen Briefkasten fährt. Der misanthrope Ordnungs­fanatiker Ove reißt sich den Strick vom Hals, rennt hinaus und brüllt. Während auch die nächsten Suizid­versuche scheitern, erreicht die aus dem Iran stammende neue Nachbarin, dass unter Oves rauer Schale ein weicher Kern zum Vorschein kommt ...
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Kritik

In der schwarzen Tragikomödie "Ein Mann namens Ove" – der Verfilmung eines Bestsellers von Fredrik Backman – plädiert Hannes Holm für Toleranz und Mitmenschlichkeit, gegen Bürokratismus, Xeno- und Homophobie.
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Ove Lindfahl (Rolf Lassgård) ist 59 Jahre alt. Jeden Tag geht er zum Friedhof, ans Grab seiner vor einem halben Jahr an Krebs gestorbenen Ehefrau Sonja (Ida Engvoll). Vor dem Frühstück macht er stets eine Runde durch die Eigenheim-Siedlung, in der er wohnt. Der Misanthrop, Prinzipienreiter und Ordnungsfanatiker hebt jede Kippe auf, prüft, ob alle Garagentore abgeschlossen sind, schaut, ob der Müll korrekt getrennt auf die Tonnen aufgeteilt ist, schimpft eine junge Frau, die ihren Chihuahua auf den Gehsteig urinieren lässt und achtet auf die Einhaltung des Fahrverbots in der Siedlung. Früher hatte er sich den Vorsitz in der Eigentümer-Versammlung mit seinem Freund Rune geteilt, aber sie überwarfen sich, weil Rune Volvo, Ove dagegen Saab bevorzugte. Seit einem Schlaganfall sitzt Rune (Börje Lundberg) stumm in einem Rollstuhl und wird von seiner Frau Anita (Chatarina Larsson) gepflegt.

Oves Mutter starb, als er noch klein war. Sein Vater (Stefan Gödicke) war Bahnarbeiter. Als der Schüler Ove (als Kind und Jugendlicher: Viktor Baagøe, Filip Berg) ihm sein Abschlusszeugnis zum Arbeitsplatz brachte, freute sich der Vater über die guten Noten, zeigte sie begeistert seinen Kollegen – und achtete dabei nicht auf einen Zug. So wurde Ove zum Vollwaisen. Immerhin konnte er sofort den frei gewordenen Arbeitsplatz übernehmen. Der wird allerdings jetzt, 43 Jahre später, wegrationalisiert. Die Vorgesetzten drucksen herum, aber Ove steht auf und geht.

Es reicht: Ove besorgt sich einen Strick im Baumarkt und will sich an einem Deckenhaken in seinem Wohnzimmer erhängen. Die Schlinge liegt bereits um seinen Hals, als er Lärm hört, die Augen wieder öffnet und durchs Fenster sieht, wie ein Autofahrer einen Anhänger rückwärts einzuparken versucht und dabei den Pfahl mit Oves Briefkasten umdrückt. Ove reißt sich die Schlinge vom Hals, rennt hinaus und brüllt. Bei dem ungeschickten Fahrer handelt es sich um einen Mann namens Patrik (Tobias Almborg), der mit seiner aus dem Iran stammenden, hochschwangeren Ehefrau Parvaneh (Bahar Pars) und den beiden Töchtern im Nachbarhaus einzieht.

Als endlich wieder Ruhe eingekehrt ist, steigt Ove erneut auf den Hocker und legt sich die Schlinge um den Hals. Da klingelt es: Die Nachbarskinder bringen Ove ein frisch von ihrer Mutter zubereitetes persisches Gericht.

Beim dritten Selbstmordversuch reißt der Strick. Zornig beschwert Ove sich im Baumarkt, denn es hieß, der Strick sei universell einsetzbar.

Daraufhin verlangt Ove von Anita den geliehenen Gartenschlauch zurück. Damit leitet er die Auspuffabgase seines in der geschlossenen Garage stehenden Saab ins Wageninnere, um sich zu vergiften. Es ist bereits alles verqualmt, als jemand gegen das Garagentor hämmert. Hustend steigt Ove aus dem Auto und öffnet das Tor. Draußen steht Parvaneh : Patrik fiel von der Leiter, die Ove ihm geliehen hatte. Weil Parvaneh keinen Führerschein hat, bittet sie Ove, sie und die Kinder zu dem Verletzten ins Krankenhaus zu fahren.

Widerwillig kommt Ove der Bitte nach und kümmert sich im Warteraum des Krankenhauses um die Mädchen, während Parvaneh nach ihrem Mann sieht.

Als Nächstes beabsichtigt Ove, sich am Bahnhof vor den Zug zu werfen. Während er am Bahnsteig wartet, bricht jemand zusammen und kippt von der Bahnsteigkante. Obwohl die Einfahrt des nächsten Zuges bereits über Lautsprecher angekündigt wurde, kümmert sich niemand um den ohnmächtig auf dem Gleis liegenden Mann. Ove bleibt nichts anderes übrig, als ihn im letzten Augenblick zu retten, aber damit scheitert auch sein Vorhaben.

Daraufhin holt Ove sein Gewehr vom Dachboden, setzt sich und hält die Waffe mit den Füßen am Boden fest. Es klingelt. Ove drückt erschrocken ab, aber der Schuss geht in die Zimmerdecke.

Draußen steht Jimmy (Klas Wiljergård), ein junger Mann aus der Siedlung, der nicht nur als Briefträger arbeitet, sondern auch in einer Dönerbude aushilft, weil der Verdienst sonst nicht zum Leben reichen würde. Neben ihm steht Mirsad (Poyan Karimi), sein Kollege in der Dönerbude. Der wurde von seinem Vater hinausgeworfen, nachdem er sich als schwul geoutet hatte, und nun sucht er für die Nacht eine Bleibe. Notgedrungen nimmt Ove den Jungen auf.

Parvaneh lässt sich von Ove Fahrstunden geben und erwartet von ihm, dass er auf die Töchter aufpasst, wenn sie und Patrik nicht zu Hause sind. Ungefragt repariert Ove auch ihre Spülmaschine.

Pedantisch war Ove schon als junger Mann, aber griesgrämig ist er erst nach Sonjas Tod geworden.

Kennengelernt hatte er sie, nachdem sein Elternhaus abgebrannt war. Der Obdachlose verbrachte die Nacht in einem abgestellten Waggon. Erst eine Stunde nach der Abfahrt des Zugs wachte er auf. Eine junge Frau saß bei ihm im Abteil. Weil er weder über eine Fahrkarte noch über Geld verfügte, zahlte sie beim Schaffner für ihn. Sonja studierte auf Lehramt. Als sie sich näher kennenlernten, ermutigte sie ihn zu einem Fernstudium. So wurde Ove Bahningenieur. Sonja, eine lebensfrohe, stets gut gelaunte, positiv denkende Pragmatikerin, wurde bald nach der Hochzeit schwanger. Das Paar freute sich darüber. Vor der Niederkunft wollte Sonja noch in die Ferien nach Spanien. Auf der Rückfahrt kam der alkoholisierte Busfahrer auf einer Serpentinenstrecke von der Straße ab. Ove erlitt nur ein paar Schrammen, aber Sonja verlor nicht nur das Kind, sondern war von da an auf einen Rollstuhl angewiesen. Als Querschnittgelähmte erhielt sie nach dem Studium keine Anstellung. Erst als Ove nachts am Eingang des Schulhauses eine Rampe gezimmert hatte, durfte sie als Lehrerin anfangen.

Aufgrund seiner Erfahrungen mit Behördenvertretern, die sein Elternhaus abbrennen ließen und Sonja nicht als Lehrerin beschäftigen wollten, hasst Ove die „Weißhemden“. Als er nun erfährt, dass Rune gegen den Willen seiner Frau Anita in ein Pflegeheim eingewiesen werden soll, bemüht Ove sich in Telefonaten mit den entsprechenden Ämtern um eine Änderung des Beschlusses. Aber sein Kampf gegen die Bürokraten ist vergeblich. Erst als die Lokalreporterin Lena (Anna-Lena Bergelin) mit Enthüllungen über illegale finanzielle Machenschaften des Pflegeheims droht, zieht der Beauftragte ab, ohne Rune mitzunehmen.

Die Aufregung ist zu viel für Ove. Er bricht auf dem Gehweg in der Siedlung zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Sein Herz sei zu groß, meinen die Ärzte, als Parvaneh ihn besucht. Noch an seinem Bett setzen bei ihr die Wehen ein.

Im darauffolgenden Winter fällt Patrik und Parvaneh auf, dass der Schnee vor dem Nachbarhaus um 8 Uhr morgens noch nicht weggeräumt ist. Besorgt schauen sie nach. Ove ist in der Nacht gestorben.

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Die schwarze, melancholische Tragikomödie „Ein Mann namens Ove“ basiert auf dem 2012 veröffentlichten Debütroman des Schweden Fredrik Backman (* 1981). Nach dem abgebrochenen Studium der Religionswissenschaften jobbte Fredrik Backman als Hilfskraft in der Gastronomie und Fahrer sowohl von LKWs als auch von Gabelstaplern, bevor er Blogger und Journalist wurde. „En man som heter Ove“, sein erster Roman, erwies sich sogleich als Bestseller (Ein Mann namens Ove, Übersetzung: Stefanie Werner, Fischer Krüger, Frankfurt/M 2014, ISBN 978-3-8105-0480-7).

Hannes Holm hat sich bei der Verfilmung von „Ein Mann namens Ove“ eng an die literarische Vorlage gehalten.

Der Plot folgt dem Topos vom scheinbar bösen alten Mann, der jedoch unter der rauen Schale über einen weichen Kern bzw. ein großes Herz verfügt. Das kennen wir schon aus dem ein halbes Dutzend Mal verfilmten Kinderbuch „Der kleine Lord“ von Frances Hodgson Burnett aus dem Jahr 1886, auch aus Filmen wie „Besser geht’s nicht“, „Gran Torino“ und „St. Vincent“. Rolf Lassgård ist es zu verdanken, dass die Figur des Ove Lindfahl nicht zur Karikatur wird. „Ein Mann namens Ove“ ist jedoch nicht ganz frei von Klischees. Dass Ove seine Zeit mit Sonja in der Erinnerung märchenhaft verklärt, ist verständlich, aber als Rückblenden wirken diese Episoden doch ein wenig kitschig.

Wenn wiederholte Suizidversuche als Slapstick bzw. Running Gag eingesetzt werden, könnte dies Betroffenen aufstoßen.

Hannes Holm folgt dem schlichten Ton der Romanvorlage und verzichtet auf filmische Effekthascherei. Gerade deshalb rührt die Geschichte den Zuschauer. Sympathisch ist vor allem das Plädoyer für Toleranz und Mitmenschlichkeit, gegen Bürokratismus, Xeno- und Homophobie.

Im Februar 2017 wurde „Ein Mann namens Ove“ in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ mit einem „Oscar“ ausgezeichnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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