Das Gelübde

Das Gelübde

Das Gelübde

Originaltitel: Das Gelübde – Regie: Dominik Graf – Drehbuch: Markus Busch und Dominik Graf, nach dem Roman "Das Gelübde" von Kai Meyer – Kamera: Michael Wiesweg – Schnitt: Claudia Wolscht – Musik: Sven Rossenbach, Florian van Volxem – Darsteller: Misel Maticevic, Tanja Schleiff, Arved Birnbaum, Anke Sevenich, Waldemar Kobus, Michael Abendroth, Philipp Quest, Nadja Becker, Maren Eggert, Johann von Bülow u.a. – 2007; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der in eine Midlife Crisis geratene Dichter Clemens Brentano reist 1818 zu der bettlägerigen Nonne Anna Katharina Emmerick nach Dülmen, um ihre Visionen zu protokollieren. Seit 1813 weist ihr Körper die Stigmata des am Kreuz gestorbenen Jesu Christi auf. Rasch gerät Clemens Brentano in den Bann der Stigmatisierten, und Anna Katharina Emmerick schätzt die Aufmerksamkeit, die er ihr widmet ...
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Kritik

In dem Roman "Das Gelübde" von Kai Meyer und in der Verfilmung von Dominik Graf geht es nicht um Erklärungsversuche, sondern um die erotisch aufgeladene Beziehung der beiden Hauptfiguren.
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Der in eine Midlife Crisis geratene, verunsicherte Dichter Clemens Brentano (1778 – 1842; dargestellt von Misel Maticevic), der im Februar 1817 in Berlin eine Generalbeichte ablegte, reist im September 1818 auf Anregung eines seiner Brüder zu der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick (1774 – 1824, dargestellt von Tanja Schleiff) nach Dülmen.

Seit 1813 weist ihr Körper die Stigmata des am Kreuz gestorbenen Jesu Christi auf, und die Wunden an Füßen, Händen, Brust und Stirn bluten in bestimmten Abständen. Anna Katharina Emmerick schildert Visionen von Ereignissen aus der Bibel. Ihre Schwester Gertrud (Anke Sevenich), die nicht möchte, dass die Bettlägerige wie ein exotisches Tier begafft wird, kann die vielen Gläubigen kaum abwehren, die Anna Katharina Emmerick besuchen wollen.

Clemens Brentano ist zunächst skeptisch, ob die Wunden echt sind und sich Anna Katharina Emmerick tatsächlich von nichts außer der Hostie bei der Kommunion und von Flüssigkeiten wie Milch ernährt, aber er kann keine Betrügereien feststellen, weder von der Nonne selbst, noch von ihrem Arzt Dr. Wesener (Waldemar Kobus) oder von ihrem Beichtvater (Johann von Bülow). Er richtet sich im Haus von Pater Lambert (Arved Birnbaum) ein, der auch Anna Katharina Emmerick aufgenommen hat, protokolliert die Visionen der Stigmatisierten, redigiert den Text und liest ihn ihr vor. Obwohl er sich inzwischen nicht mehr als Dichter, sondern als „Schreiber“ bezeichnet, kann er es nicht lassen, dramaturgische Zuspitzungen der Schilderungen vorzunehmen, aber Anna Katharina Emmerick verlangt von ihm, nichts zu erfinden.

Rasch gerät Clemens Brentano in den Bann der Stigmatisierten, und Anna Katharina Emmerick schätzt die Aufmerksamkeit, die er ihr widmet. Gleich zu Beginn warnt sie ihn: „Vielleicht bin ich nicht die fromme einfältige Nonne, für die Sie mich halten.“

Brentano bringt die Ende 1818 unter seinem Einfluss zur katholischen Konfession konvertierte Pfarrerstochter Luise Hensel (1798 – 1876; dargestellt von Nadja Becker), der er seit einiger Zeit den Hof macht, 1819 als Hausangestellte bei der Baronin von Westenfeldt (Suzanne Ziellenbach) auf einem Landgut in der Nähe von Dülmen unter. Aber die Wiedersehensfreude hält nicht lang vor, denn Luise Hensel macht ihm unmissverständlich klar, dass sie ihn weder heirateten noch mit ihm ins Bett gehen werde.

Bei einem Besuch in Berlin, wo Clemens Brentano seine wertvolle Bibliothek für mildtätige Zwecke versteigern lässt, wird ihm viel Geld für eine Entlarvung von Anna Katharina Emmerick als Betrügerin geboten, aber er lehnt das Ansinnen ab.

Selbst eine Kommission des preußischen Staates, die den Fall 1819 eine Woche lang vor Ort untersucht, kann die Stigmata nicht erklären.

Während einer Lungenentzündung sieht Clemens Brentano in einen Fiebertraum, wie Anna Katharina Emmerick – die sich kaum noch im Bett aufrichten kann – die letzten Stufen der Treppe im Glockenturm der Kirche von Dülmen geschwind hochläuft und nackt die Glocken läutet.

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Auf der Grundlage des 1999 von Kai Meyer veröffentlichten Romans „Das Gelübde“ schildert Dominik Graf in seinem gleichnamigen Film die Begegnung des Dichters Clemens Brentano (1778 – 1842) mit der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick (1774 – 1824).

Dabei geht es weniger um einen Erklärungsversuch als um die erotisch aufgeladene Beziehung der beiden Figuren. Dominik Graf hat aus „Das Gelübde“ kein prunkvolles Historiendrama gemacht, sondern ein eher karges Schauspiel in Bildern, die teilweise wie alte Gemälde wirken.

[Die Schauspieler] wirken in Mimik und Sprechweise derart heutig, modern, dass man sich beim besten Willen nicht ins 19. Jahrhundert versetzt fühlen mag. Der Film entwickelt wenig Intensität und wenn man streng sein will – noch nicht einmal Anteilnahme an dem, was er erzählt. (Eva Marz, Süddeutsche Zeitung, 30. Mai 2008)

Maren Eggert spielt Brentanos Schwester Bettina von Arnim (1785 – 1859).

Gedreht wurde 2007 in Billerbeck, Soest und Umgebung.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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