Easy Virtue

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Easy Virtue

Easy Virtue. Eine unmoralische Ehefrau – Originaltitel: Easy Virtue – Regie: Stephan Elliott – Drehbuch: Stephan Elliott, Sheridan Jobbins, nach dem Theaterstück "Easy Virtue" von Noël Coward – Kamera: Martin Kenzie – Schnitt:Sue Blainey – Musik: Marius De Vries – Darsteller: Jessica Biel, Ben Barnes, Kristin Scott Thomas, Colin Firth, Kimberley Nixon, Katherine Parkinson, Kris Marshall, Christian Brassington, Charlotte Riley u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Erst nach der Hochzeit stellt John Whittaker seine Frau Larita der auf einem Landsitz in England lebenden Familie vor. Die Whittakers gehören zwar zur Gentry, sind jedoch verarmt. Deshalb hätte Veronica ihren Sohn lieber mit Sarah Hurst verheiratet, der Tochter des reichen Nachbarn. Warum musste John eine Amerikanerin wählen, die schon einmal verheiratet war, Autorennen fährt, raucht, sich selbstbewusst und freizügig benimmt? Veronica kann sie nicht ausstehen ...
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Kritik

Stephan Elliott verfilmte die Komödie "Easy Virtue" von Noël Coward. Tempo: flott, Ausstattung: prächtig, Besetzung: erstklassig. Aber es ist nur eine amüsante, harmlose Gesellschaftssatire.
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Beim Großen Preis von Monaco lernt die junge, aber bereits verwitwete amerikanische Rennfahrerin Larita Huntington (Jessica Biel) 1930 den aus einer zur Gentry gehörenden Familie stammenden Müßiggänger John Whittaker (Ben Barnes) kennen. Der unerfahrene Engländer und die ein paar Jahre ältere, in der Welt herumgekommene Tochter eines Eisengießers in Detroit verlieben sich und werden ein Paar.

Nach der Hochzeit reist das Paar nach England, wo John seine Frau der Familie vorstellen möchte. Johns Mutter Veronica (Kristin Scott Thomas) ist entsetzt: Larita ist Amerikanerin – das ist gleichbedeutend mit unkultiviert –, war schon einmal verheiratet, fährt Autorennen, raucht, benimmt sich selbstbewusst und redet freizügig. Weil die auf einem schlossartigen Landsitz lebende Familie Whittaker überschuldet ist, hatte Veronica gehofft, John mit seiner Jugendfreundin Sarah (Charlotte Riley), der Tochter des reichen Nachbarn Lord Hurst (Pip Torrens), verheiraten zu können. Dass ihre jüngere Tochter Hilda (Kimberley Nixon) dessen Sohn Phillip (Christian Brassington) anhimmelt, würde auch nichts helfen, wenn dieser die Gefühle erwidern würde. Hildas Schwester Marion (Katherine Parkinson), die von ihrem Liebhaber Edgar verlassen wurde, klammert sich an den Glauben, er werde zu ihr zurückkehren. Die beiden jungen Damen bestaunen die unbeschwerte Schwägerin. Colonel Jim Whittaker (Colin Firth) sieht das alles gelassen bis unbeteiligt mit an. Seit er im Krieg nicht verhindern konnte, dass alle seine Männer fielen, interessiert ihn kaum noch etwas. Nach dem Krieg blieb er in Frankreich, bis Veronica kam, ihn aus einem Bordell holte und mit zurück nach England nahm.

Veronica Whittaker bleibt zwar höflich, aber Larita spürt vom ersten Augenblick an, dass die Schwiegermutter sie nicht ausstehen kann. Sie tröstet sich mit dem Gedanken, der Aufenthalt bei den Whittakers werde nur ein paar Tage dauern, denn John versprach, ein Apartment in London zu mieten. Das versucht Veronica jedoch zu verhindern, obwohl sie es ihrem Sohn verübelt, dass er ein „Flittchen“ geheiratet hat. Sie appelliert an seinen Familiensinn und klärt ihn über die finanzielle Situation auf, durch die sie gezwungen ist, Lord Hurst einen Teil des Landes zu verkaufen.

Jim Whittaker sondert sich oft stundenlang in die Garage ab, wo er ein Motorrad repariert. Dabei leistet Larita ihm gern Gesellschaft, und es macht ihr auch nichts aus, wenn ihre Hände ebenso wie seine mit Öl verschmiert werden. Während des Schraubens reden sie miteinander. Jim erzählt desillusioniert vom Krieg, und Larita erinnert sich an ihren Vater, der bei Ford in Detroit arbeitete.

Weil Veronica inzwischen weiß, dass Larita gegen Blumen allergisch ist, lässt sie sich von ihr in den Wintergarten begleiten und stellt in den Räumen Blumensträuße auf.

Als Larita bei Tisch unverblümt ihren Abscheu vor der Jagd bekundet, wittert ihre Schwiegermutter eine Gelegenheit, sie in die Defensive zu drängen und fordert sie auf, sich an der anstehenden Fuchsjagd zu beteiligen. Larita sagt zu, besteht jedoch im Gegenzug darauf, dass sie ein abstraktes Aktgemälde, das ein Spanier von ihr malte, aufhängen darf. Und bei der Fuchsjagd setzt sie sich in den Sattel eines Motorrads statt eines Pferdes.

Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung wollen Hilda und Larita einen Cancan tanzen. Phillip Hurst macht sich einen Spaß daraus, der ihn anschmachtenden Hilda vorzulügen, dass die Mädchen in Paris beim Cancan keine Unterhosen trügen. Hilda glaubt es und löst einen Skandal aus, als sie auf der Bühne ihren Rock hebt und darunter nackt ist. Beschämt und wütend wirft sie ihrer Schwägerin vor, sie in eine Falle gelockt zu haben.

Einige Zeit später findet Hilda einen alten Zeitungsausschnitt, aus dem hervorgeht, dass Larita vorübergehend im Gefängnis war, weil man sie verdächtigte, ihren deutlich älteren ersten Ehemann vergiftet zu haben. Sie wurde dann allerdings vom Gericht freigesprochen. John wirft ihr vor, ihm diese Umstände verheimlicht zu haben. Und als sie bei einem Ball mit ihm Tango tanzen möchte, lässt er sie stehen. Sein Vater hilft ihr aus der peinlichen Situation heraus und tanzt mit ihr auf laszive Weise, worauf Veronica erbost reagiert, obwohl ihre Ehe ohnehin nur noch auf dem Papier besteht.

Larita liebt John noch immer, sieht jedoch ein, dass ihre Ehe keine Zukunft hat und will nur noch weg. Bevor sie den Landsitz der Whittakers verlässt, spricht sie noch einmal mit Sarah Hurt und drängt sie, John zu heiraten.

Bevor sie in ihr Rennauto steigt, gesteht sie laut und deutlich, ihrem unheilbar an Krebs erkrankten und zum Selbstmord entschlossenen, aber zu schwachen Ehemann Sterbehilfe geleistet zu haben. Dem Butler Furber (Kris Marshall), der ebenso wie das übrige Personal auf ihrer Seite steht, drückt sie zum Abschied einen Geldumschlag in die Hand.

Im letzten Augenblick springt Jim Whittaker auf den Beifahrersitz. Gemeinsam fahren sie los.

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1924 schrieb Noël Coward die Komödie „Easy Virtue“, die 1925 in New York und ein Jahr später in London uraufgeführt wurde. Es handelt sich um eine amüsante Gesellschaftssatire, aber im Vergleich zu Stücken von Oscar Wilde ist sie harmlos. Das zeigt sich auch in den Verfilmungen durch Alfred Hitchcock und Stephan Elliott.

Originaltitel: Easy Virtue – Regie: Alfred Hitchcock – Drehbuch: Eliot Stannard nach dem Theaterstück „Easy Virtue“ von Noël Coward – Kamera: Claude L. McDonnell – Schnitt: Ivor Montagu – Darsteller: Isabel Jeans, Franklin Dyall, Eric Bransby Williams, Ian Hunter, Robin Irvine, Violet Farebrother, Frank Elliott, Dacia Deane, Dorothy Boyd, Enid Stamp Taylor u.a. – 1928; 70 Minuten

In Stephan Elliotts Verfilmung erschöpft sich das Satirische im Clash zwischen versnobbten Engländern und pragmatischen Amerikanern, einer Familie der Gentry und einer Arbeitertochter, Etikette und Libertinage. Verkörpert wird der Konflikt vor allem von der vornehmen Engländern Veronica Whittaker (Kristin Scott Thomas) und der selbstbewussten Rennfahrerin Larita Huntington (Jessica Biel). „Easy Virtue. Eine unmoralische Ehefrau“ wechselt unentschlossen zwischen Klamauk (Larita zerquetscht versehentlich Veronicas Hündchen) und ernsten Szenen (Jim Whittaker erzählt vom Krieg). Über diese Schwächen können weder die erstklassige Besetzung noch die gelungene Ausstattung oder das flotte Tempo hinwegtäuschen.

Die Dreharbeiten für „Easy Virtue. Eine unmoralische Ehefrau“ fanden von Januar bis März 2008 in den Ealing Studios in London, in London selbst, in Cambridgeshire, Berkshire und Nottingham statt.

Einige der Songs werden von Jessica Biel und Ben Barnes selbst gesungen. Soundtrack von „Easy Virtue. Eine unmoralische Ehefrau“:

  • Frédéric Chopin: Prelude in e-Moll, opus 28 Nr. 4 (Marius De Vries, David Coulter)
  • Noël Coward: Mad About the Boy (Jessica Biel, The Easy Virtue Orchestra
  • Noël Coward: Mad About the Boy (Celia Graham, The Easy Virtue Orchestra)
  • Noël Coward: A Room with a View (The Easy Virtue Orchestra)
  • Noël Coward: A Room with a View (Stephan Elliott, The Easy Virtue Orchestra)
  • Noël Coward: I’ll See You Again (Andy Caine, The Easy Virtue Orchestra)
  • Noël Coward: Mad Dogs and Englishmen (Andy Caine, The Easy Virtue Orchestra)
  • Marius De Vries: Easy Virtue Foxtrot Medley (The Easy Virtue Orchestra)
  • Marius De Vries: Easy Virtue Tango (Sophie Solomon, Perry Montague-Mason, Ian Watson, The Easy Virtue Orchestra)
  • Mark Fisher, Joe Goodwin, Larry Shay: When You’re Smiling (David Romano, Sean Palmer, The Easy Virtue Orchestra)
  • Gus Kahn, Walter Donaldson: Makin Whoopee (Celia Graham, The Easy Virtue Orchestra)
  • Bronislau Kaper, Walter Jurmann, Gus Kahn: All God’s Children Got Rhythm (Andy Caine, The Easy Virtue Orchestra)
  • Billy Ocean, Robert Lange, Wayne Brathwaite, Barry Eastmond: When the Going Gets Tough the Tough Get Going (Jessica Biel, Ben Barnes, Andy Caine, The Easy Virtue Orchestra)
  • Jacques Offenbach: Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt“ (The Easy Virtue Orchestra)
  • Cole Porter: You’re the Top (Andy Caine, James Gillan, The Easy Virtue Orchestra)
  • Cole Porter: You Do Something to Me (Sean Palmer, The Easy Virtue Orchestra)
  • Cole Porter: Let’s Misbehave (Trevor Ashley, The Easy Virtue Orchestra)
  • Mousse T., Errol Rennolls: Sex Bomb (Andy Caine, The Easy Virtue Orchestra)
  • Nick Whitfield: Car Wash (Andy Caine, The Easy Virtue Orchestra)
  • Beth Slater Whitson, Leo Friedman: Let Me Call You Sweetheart (David Romano, The Easy Virtue Orchestra)
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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