Roald Dahl : Lammkeule

Lammkeule
Originaltitel: "Lamb to the Slaughter" Erstveröffentlichung: "Harper's Magazine" Auch in: "Someone Like You" Michael Joseph, London 1953 Übersetzung: Hans-Heinrich Wellmann "Lammkeule" in: "... und noch ein Küsschen! Rowohlt Verlag, Reinbek 1963 Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1967
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Patrick Maloney ist Polizist. Obwohl seine Frau Mary im sechsten Monat schwanger ist, will er sich von ihr trennen. Zuerst kann sie es kaum glauben ...
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Kritik

Bei "Lammkeule" handelt es sich um eine von Roald Dahl spannend und unterhaltsam erzählte Kurzgeschichte über einen makabren Kriminalfall.
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Wie jeden Tag wartet Mary Maloney sehnsüchtig darauf, dass ihr Mann Patrick von der Arbeit nach Hause kommt. Sie ist im sechsten Monat schwanger und fühlt sich einsam ohne ihn. Sie begrüßt ihn liebevoll und macht ihm gleich einen Whisky zurecht. Dann beugt sie sich wieder über ihre Näharbeit.

Patrick Maloney ist Polizist. Bevor er das erste Glas geleert hat, redet er nicht gern. Heute schenkt er sich gleich ein zweites ein, mit so wenig Soda, dass sich in der bernsteinfarbigen Flüssigkeit kleine ölige Wirbel bilden.

Es ist Donnerstag. Donnerstags essen die Maloneys gewöhnlich im Restaurant. Aber heute hat Mary Maloney den Eindruck, dass ihr Mann zu müde ist und lieber zu Hause essen würde. Sie steht auf, aber er hält sie zurück: „Ich muss dir etwas sagen.“ Es dauert nur vier, fünf Minuten, dann weiß sie, dass er sie verlassen wird. Zuerst kommt ihr der Gedanke, er habe möglicherweise gar nichts gesagt, es sei alles nur Einbildung. „Wenn sie jetzt an ihre Arbeit ging und so tat, als hätte sie nichts gehört, dann würde sie vielleicht später, beim Aufwachen sozusagen, entdecken, dass nie etwas Derartiges geschehen war.“ Diesmal hält er sie nicht zurück.

Ohne hinzusehen, greift sie in die Tiefkühltruhe im Keller und zieht eine Lammkeule heraus. Als sie wieder ins Wohnzimmer kommt, steht er am Fenster, und ohne sich umzudrehen sagt er: „Koch bloß kein Essen für mich. Ich gehe aus.“ Da tritt sie einfach hinter ihn, schwingt die gefrorene Lammkeule hoch in die Luft und lässt sie mit aller Kraft auf seinen Hinterkopf krachen. Er bleibt ein paar Sekunden schwankend stehen, dann stürzt er zu Boden.

Marys Gehirn arbeitet plötzlich wieder klar. Sie schiebt das Fleisch in den Ofen. Dann geht sie zum Kaufmann, erzählt ihm, Patrick sei so müde, dass sie heute zu Hause essen wollen. Zum Fleisch aus der Tiefkühltruhe benötige sie jetzt noch Kartoffeln und eine Dose Erbsen. Das vom Kaufmann empfohlene Stück Käsekuchen kauft sie für den Nachtisch.

Sie benimmt sich, als sei nichts geschehen und spielt sich die Rolle auch selbst vor. Als sie ihren Mann auf dem Teppich liegen sieht, ist es wirklich ein Schock für sie. Sie ruft die Polizei. Bald darauf kommen zwei Kollegen Patricks, und als sie den Toten sehen, telefonieren sie, worauf auch noch ein Arzt, zwei Kriminalbeamte und ein Polizeifotograf erscheinen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Sie stellen fest, dass Patrick erschlagen wurde und durchsuchen das ganze Haus nach der Tatwaffe. „Es ist die alte Geschichte“, sagt einer von ihnen, „wenn man die Waffe hat, hat man auch den Täter.“ Plötzlich ruft einer aus der Küche: „Hören sie, Mrs. Maloney, Ihr Ofen ist noch an, und das Fleisch ist noch drin.“ Sie tut, als habe sie das ganz vergessen und drängt dann die Polizisten, den Lammbraten aufzuessen, denn sie könne keinen Bissen davon anrühren. „Hinterher können Sie ja weiterarbeiten.“ Erst sträuben sich die Männer, aber dann tun sie ihr den Gefallen, zumal sie Hunger haben. Während des Essens spekulieren sie über die Mordwaffe. „Wer’s auch getan hat – er wird so ein Ding nicht länger als nötig mit sich herumschleppen“, sagt einer, und ein zweiter meint darauf: „Also ich glaube ja, dass es noch hier im Haus oder im Garten ist.“ Darauf der dritte: „Wahrscheinlich genau vor unserer Nase, was?“

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Roald Dahl erzählt die makabre Kurzgeschichte spannend und unterhaltsam. Dabei streut er auch gute Beschreibungen von Details ein.

„Lammkeule“ gehört zu den Kurzgeschichten von Roald Dahl, die der Verlag Michael Joseph in London unter dem Titel „Someone Like You“ veröffentlichte. Die deutsche Übersetzung von Hans-Heinrich Wellmann erschien im Rowohlt Verlag: „… und noch ein Küsschen! Weitere ungewöhnliche Geschichten“ (ursprünglich: „… und noch ein Küßchen!“)

Übrigens:
Nach einem Märchen von Roald Dahl drehte Nicolas Roeg den Film „Hexen hexen“.
Roald Dahl schrieb das Drehbuch für den Film James Bond 007. Man lebt nur zweimal.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002
Textauszüge: © Rowohlt Verlag

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