Viridiana

Viridiana

Viridiana

Originaltitel: Viridiana – Regie: Luis Buñuel – Drehbuch: Julio Alejandro de Castro und Luis Buñuel, nach dem Roman "Halma" von Benito Pérez Galdós – Kamera: José F. Aguayo – Schnitt: Pedro del Rey – Musik: Gustavo Pittaluga – Darsteller: Silvia Pinal, Fernando Rey, Francisco Rabal, Margarita Lozano, Jose Calvo, José Manuel Martín, Victoria Zinny, Teresa Rabal, Luis Heredia, Joaquín Roa, Lola Gaos, María Isbert u.a. – 1961; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der Witwer Don Jaime lädt seine fromme Nichte Viridiana auf sein Landgut ein und stellt fest, dass sie seiner vor 30 Jahren in der Brautnacht verstorbenen Frau ähnelt. Er überredet Viridiana, das Brautkleid anzuziehen und macht ihr einen Heiratsantrag. Den weist die Novizin empört zurück. Bevor sie das Anwesen verlassen kann, betäubt Don Jaime sie mit Hilfe seiner Haushälterin Ramona, und am nächsten Morgen behauptet er, Viridiana in der Nacht besessen zu haben ...
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Kritik

In "Viridiana" geht es um Religion, Sexualität, Moral und Tod. Viridiana scheitert mit ihrem idealistischen Glauben an das Gute im Menschen: Ihre obdachlosen Schützlinge heucheln Frömmigkeit, sind jedoch gemein, arbeitsscheu, selbst- und streitsüchtig.
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Kurz bevor die Novizin Viridiana (Silvia Pinal) ihr Gelübte ablegen soll, wird sie von ihrem verwitweten Onkel Don Jaime (Fernando Rey) auf dessen Landgut eingeladen. Viridiana würde es vorziehen, im Kloster zu bleiben, denn sie hat seit längerer Zeit keinen Kontakt zu ihrem Onkel. Ihre Äbtissin fordert sie jedoch auf, der Einladung zu folgen, denn der Großgrundbesitzer hat Viridiana immerhin die Schulausbildung bezahlt.

Viridiana fährt also zu Don Jaime, der von seiner Haushälterin Ramona (Margarita Lozano) betreut wird, einer unverheirateten Frau, die ihm dankbar und treu ergeben ist, weil er sie mit ihrer kleinen Tochter Rita aufgenommen hat. Fasziniert betrachtet Don Jaime seine Nichte, die seiner vor dreißig Jahren verstorbenen Ehefrau ähnelt.

Im Gästezimmer verschmäht Viridiana das Bett und richtet sich ihr Nachtlager auf dem Fußboden her. Bevor sie sich hinlegt, drapiert sie ein großes Holzkreuz, eine Dornenkrone, Nägel und einen Hammer um sich und betet. Nachts schlafwandelt sie im Nachthemd durchs Haus.

Bevor Viridiana wieder abreist, drängt ihr Onkel sie, das Brautkleid seiner in der Hochzeitsnacht gestorbenen Ehefrau anzuziehen. Widerwillig erfüllt ihm Viridiana den Wunsch. Als Ramona ihr erklärt, Don Jaime wolle sie heiraten und nicht mehr ins Kloster zurücklassen, wäre sie am liebsten sofort aufgebrochen. Ramona reicht ihr jedoch einen mit Betäubungsmittel versetzten Kaffee.

Don Jaime trägt die Bewusstlose ins Schlafzimmer und legt sie wie eine Tote aufs Bett. Erregt küsst er sie und knöpft ihr das Oberteil auf. Nachdem er ihre Brüste fast ganz entblößt hat, schließt er das Kleid rasch wieder und verlässt erschrocken über seine Begierde den Raum. – Rita, die von einem schwarzen Stier geträumt hatte und deshalb aus ihrem Zimmer gelaufen und auf einen Baum geklettert war, beobachtete die Szene durchs Fenster.

Am anderen Morgen sagt Don Jaime seiner Nichte, er habe sie in der Nacht besessen. Viridiana ist entsetzt und packt auf der Stelle ihre Sachen. Dass Don Jaime beteuert, er habe gelogen und in der Nacht sei nichts passiert, stimmt sie nicht um.

Während sie mit einer Kutsche zum Bahnhof gefahren wird, erhängt Don Jaime sich mit Ritas Springseil.

Gerade als Viridiana sich anschickt, in den Zug einzusteigen, bitten Polizisten sie, mit zurück zum Gut ihres Onkels zu kommen und informieren sie über den Suizid Don Jaimes.

Statt ins Kloster zurückzukehren, bleibt Viridiana auf dem Gut und richtet dort ein Heim für Bettler und Obdachlose ein – sehr zum Missfallen Jorges (Francisco Rabal), eines unehelichen Sohnes des Toten, den dieser in einem Schriftstück als Erben anerkannte, bevor er sich erhängte. Jorge beginnt, die brachliegenden Äcker und Felder wieder zu bestellen. Während Viridiana mit ihren Schützlingen das Angelus betet, leitet Jorge die Arbeiter an, die das Anwesen modernisieren. Ungerührt nimmt er zur Kenntnis, dass seine Freundin Lucia (Victoria Zinny) ihn verlässt, weil ihr das Landleben nicht gefällt und sie argwöhnt, Jorge sei hinter seiner Cousine her. Tatsächlich treibt Jorge es jedoch nicht mit Viridiana, die er für „blutleer“ hält, sondern mit der leidenschaftlichen Ramona.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Als sowohl Viridiana als auch Jorge in der Stadt zu tun haben und die Obdachlosen allein auf dem Gut sind, dringen sie in das Herrenhaus ein. Einer schlachtet einen Hammel, eine Bettlerin kocht, und die anderen decken einen Tisch mit wertvollem Tuch und Geschirr. Das Gelage artet aus: Wein wird verschüttet, Geschirr zerschlagen. Die Männer und Frauen drängen sich wie Jesus und die Apostel beim letzten Abendmal auf einer Seite der Tafel, um zu sehen, wie eine Bettlerin auf der anderen Seite ihren Rock hochhebt. Einer albert im zerfetzten Brautkleid herum. Andere prügeln sich.

Als Jorge, Viridiana und Ramona zurückkommen, laufen die meisten der Obdachlosen davon. Zwei von ihnen überwältigen Jorge und fesseln ihn. Während der eine Viridiana zu vergewaltigen versucht, drängt Jorge den anderen, seinen Kumpan zu töten und verspricht, ihm dafür ein Geldversteck zu verraten. Der Obdachlose bringt den anderen um, aber bevor er mit dem Geld verschwinden kann, taucht die von Ramona alarmierte Polizei auf.

In der Nacht geht Viridiana, die ihr blondes Haar nun offen trägt, desillusioniert zu Jorge. Ramona ist bei ihm. Viridiana setzt sich wortlos zu den beiden und lässt sich erklären, wie man Karten spielt.

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In „Viridiana“ geht es um Religion, Sexualität, Moral und Tod. Luis Buñuel demonstriert, dass die katholischen Ge- und Verbote nicht zu der angestrebten Reinheit führen. Im Gegenteil: Gerade die unterdrückten Triebe beeinflussen das Denken und Handeln. Das wiederum ruft Schuldkomplexe hervor. – Die Obdachlosen repräsentieren die Gesellschaft: sie heucheln Frömmigkeit, sind jedoch in Wirklichkeit gemein, arbeitsscheu, destruktiv, unsolidarisch, selbst- und streitsüchtig. Während Viridiana mit ihrem ebenso idealistischen wie illusionären Glauben an das Gute im Menschen scheitert, steht Jorge für einen nüchternen, pragmatischen Materialismus. – Das Kind ist noch unverdorben: Als Rita sich an Viridianas Dornenkrone in den Finger sticht, wirft sie das Symbol ins Feuer.

Der Schwarz-Weiß-Film löste einen Skandal aus: „Viridiana“ wurde in Spanien verboten, und der verantwortliche Beamte der Zensurbehörde verlor seinen Posten.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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