Für ihn verkauf' ich mich

Für ihn verkauf‘ ich mich

Für ihn verkauf' ich mich

Für ihn verkauf' ich mich / Das Fieber steigt in El Pao – Originaltitel: La Fièvre monte à El Pao – Regie: Luis Buñuel – Drehbuch: Luis Buñuel, Luis Alcoriza, Charles Dorat, Louis Sapin, nach dem Roman "La Fièvre monte à El Pao" von Henry Castillou – Kamera: Gabriel Figueroa – Schnitt: Rafael Ceballos, James Cuenet – Musik: Paul Misraki – Darsteller: Gérard Philipe, Maria Félix, Jean Servais, Miguel Ángel Ferriz, Raúl Dantés, Domingo Soler u.a. – 1959; 110 / 90 Minuten

Inhaltsangabe

Nach einem tödlichen Attentat auf den Gouverneur der Häftlingsinsel Ojeda beginnt dessen Witwe Inés ein Liebesverhältnis mit Ramón Vázquez, dem bisherigen Sekretär ihres Manns. Aber auch der neue Gouverneur buhlt um sie, und als sie Alejandro Guals Avancen abweist, lässt dieser den Attentäter foltern, bis er ein Geständnis unterschreibt, in dem es heißt, Vázquez habe ihn zu dem Mord angestiftet. Damit glaubt Gual, Inés und seinen Rivalen in der Hand zu haben ...
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Kritik

In dem Politthriller "Für dich verkauf' ich mich" – der Verfilmung eines Romans von Henry Castillou – plädiert Luis Buñuel für die Aufleh­nung gegen jede Art von Diktatur, zeigt aber zugleich, dass dabei auch ein Idealist unversehens schwere Schuld auf sich laden kann.
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Als Mariano Vargas (Miguel Ángel Ferriz), der diktatorische Gouverneur der Häftlingsinsel Ojeda im Atlantik, anlässlich des 25. Jahrestages der Verfassung des Staates eine Rede hält, wird er von Leutnant Garcia (Raúl Dantés) mit einem Gewehr erschossen. Der Attentäter entkommt zunächst.

Mariano Vargas‘ Sekretär Ramón Vázquez (Gérard Philipe) wird zum Sicherheitschef der Insel ernannt. Fast gleichzeitig beginnt er eine Liebesbeziehung mit Inés Rojas (María Félix), der ebenso stolzen wie schönen Witwe des Gouverneurs.

Auf sie hat es jedoch auch der neue Gouverneur Alejandro Gual (Jean Servais) abgesehen.

Nachdem der auf der Flucht an Sumpffieber erkrankte Leutnant Garcia aufgegriffen wurde, lässt Gual ihn foltern, bis er ein Geständnis unterschreibt, in dem es heißt, Ramón Vázquez habe ihn zum Mord angestiftet. Danach wird er von zwei Schergen des Machthabers „auf der Flucht“ erschossen.

Als Gual von Inés als Verehrer abgewiesen wird, zeigt er ihr das erpresste Geständnis und droht, ihren Liebhaber festnehmen und hinrichten zu lassen. Sie könne Ramón allerdings retten, fährt er fort, und bringt sie dazu, sich für ein Schäferstündchen in seinem Büro auszuziehen. Aber statt sich ihr zu nähern, ruft Gual einen Büroangestellten herein, sobald Inés nackt ist. Nach der Zurückweisung geht es ihm zunächst nur darum, sie zu demütigen. Immerhin lässt er Ramón vorerst in Ruhe.

Bei 500 der 2000 Gefangenen auf der Insel handelt es sich um politische Häftlinge. Unter ihnen ist auch Ramóns früherer Jura-Professor Juan Cárdenas (Domingo Soler). Der warnt Ramón schließlich vor einer geplanten Meuterei der Gefangenen.

Während Ramón den Aufstand wegen der zu erwartenden Opfer verhindern möchte, sieht Inés darin eine Gelegenheit, den verhassten Verehrer zu beseitigen. Sie erinnert Ramón daran, dass ein früherer Gouverneur entlassen wurde, weil er sich unbefugt auf dem Festland aufgehalten hatte, während es auf Ojeda zu Unruhen gekommen war. Ohne sich mit Ramón abzusprechen, schlägt sie Alejandro Gual eine Liebesnacht auf dem Festland vor, um ihn in eine Falle zu locken.

In seinem Schlafzimmer versucht sie zunächst, ihn zu erschießen, aber Gual entreißt ihr die Waffe und wirft sie aufs Bett. Einige Zeit später besuchen sie zusammen einen Stierkampf. Obwohl niemand wissen soll, dass der Gouverneur der Sträflingsinsel unter den Zuschauern sitzt, wird er über Lautsprecher aufgefordert, in einer dringenden Angelegenheit zur Insel zurückzukehren und sich dort mit dem Innenminister zu treffen.

Beim Verlassen des Flugzeugs in El Pao werden Alejandro Gual Handschellen angelegt. Der Aufstand der Gefangenen hat begonnen, und in Guals Abwesenheit hat Ramón Vázquez die Macht übernommen, um für die Wiederherstellung der Ordnung sorgen zu können.

Alejandro Gual wird nach einem kurzen Prozess hingerichtet.

Der Aufstand bricht zusammen.

Der Staatspräsident (Edmundo Barbero) ernennt den als Helden gefeierten Ramón Vázquez zum neuen Gouverneur der Insel Ojeda.

Unmittelbar danach nimmt der Innenminister (Augusto Benedico) Ramón beiseite und klärt ihn darüber auf, dass der ehrgeizige Vizepräsident eine Revolte gegen seinen Bruder, den Präsidenten, plant.Um ihn zu Fall zu bringen, soll Inés eine Erklärung unterschreiben, der zufolge Alejandro Gual mit ihr auf dem Festland war und sich in konspirativer Absicht mit dem Vizepräsidenten traf. Ramón will nicht, dass Inés für eine Geliebte des verhassten Ex-Gouverneurs gehalten und ins Exil verbannt wird, aber der Innenminister setzt ihn unter Druck, indem er ihm ein zweites Exemplar des von Leutnant Garcia erpressten Geständnisses zeigt, das er von Alejandro Gual bekam.


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Inés sieht nur einen Ausweg: eine gemeinsame Flucht nach Mexiko. Aber Ramón, der sich ohnehin wegen der vielen Toten und Verwundeten des von ihm nicht verhinderten Aufstands schuldig fühlt, möchte nicht, dass Professor Juan Cárdenas und die anderen umsonst gestorben sind. Er will den Freiheitskampf mit anderen Mitteln fortsetzen und das diktatorische Regime von innen heraus bekämpfen.

Erst als Inés bereits reisefertig ist, begreift sie, dass Ramón vorhat, auf der Insel zu bleiben. Sie erklärt ihm, sie werde allein nach Mexiko fliegen und dort zwei Wochen auf ihn warten. Falls er bis dahin nicht nachkomme, werde sie ihn als Regime-Gegner denunzieren und bekanntgeben, dass er von der Häftlingsmeuterei im Voraus wusste, sie jedoch nicht verhinderte, um daraus Nutzen zu ziehen.

Weil Inés befürchtet, das Flugzeug nicht mehr zu erreichen, treibt sie den Fahrer trotz der gefährlichen Kurven der Küstenstraße dazu an, mehr Gas zu geben. An einem Wachposten werden sie angehalten und aufgefordert, einen Passierschein vorzuweisen. Inés hat keinen und behauptet, als Witwe des Gouverneurs Mariano Vargas brauche sie keine Genehmigung. Während der Offizier zum Telefon geht, um Weisungen einzuholen, bringt Inés den Chauffeur dazu, weiterzufahren. Die Wachen schießen. Die schlingernde Limousine fängt sofort Feuer, und für die beiden Insassen kommt jede Hilfe zu spät.

Kurz nachdem Ramón die Nachricht von Inés‘ Tod erhalten hat, treffen weitere Gefangene auf der Insel ein. Aufgrund einer neuen Anweisung des Staatspräsidenten tragen auch die politischen Häftlinge Ketten. Der Gouverneur befiehlt, ihnen die Ketten abzunehmen und zerreißt das Papier. Dass er diese Auflehnung gegen den Präsidenten mit seiner Absetzung und Hinrichtung büßen wird, ist ihm bewusst.

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Luis Buñuel verfilmte den 1955 von Henry Castillou veröffentlichten Roman „La Fièvre monte à El Pao“.

Der Politthriller kam in Deutschland unter dem Titel „Für ihn verkauf‘ ich mich“ in die Kinos, ist aber auch unter der Übersetzung des Originaltitels bekannt: „Das Fieber steigt in El Pao“.

Es handelt sich um eine realistische und stringent erzählte Geschichte, wie man sie von Luis Buñuel eher nicht erwartet hätte. Sie dreht sich um die Auflehnung gegen eine Diktatur, und wir sehen, wie dabei auch ein Idealist unversehens schwere Schuld auf sich laden kann.

Die Dreharbeiten fanden 1959 in der mexikanischen Stadt Tepoztlán statt.

Der Hauptdarsteller Gérard Philipe starb am 22. November 1959 – wenige Tage vor seinem 37. Geburtstag – an Leberkrebs und erlebte die Premiere des Films „Für dich verkauf‘ ich mich“ am 5. Dezember nicht mehr.

In der deutschen Fassung von „Für dich verkauf‘ ich mich“ wird Gérard Philipe von Eckart Dux und María Félix von Tilly Lauenstein synchronisiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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