Belle de jour

Belle de jour

Belle de jour

Belle de jour - Originaltitel: Belle de jour - Regie: Luis Buñuel - Drehbuch: Luis Buñuel und Jean-Claude Carrière, nach dem Roman "Die Schöne des Tages" von Joseph Kessel - Kamera: Sacha Vierny - Schnitt: Louisette Hautecœur - Darsteller: Catherine Deneuve, Jean Sorel, Michel Piccoli, Geneviève Page, Pierre Clémenti, Françoise Fabian, Macha Méril - 1967; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Die 23 Jahre alte Sévérine ist mit dem Chirurgen Pierre verheiratet und lebt mit ihm in einer Pariser Luxuswohnung. Pierre zeigt Verständnis für ihre Frigidität und geht liebevoll auf sie ein. Er ahnt nichts von ihren Träumen, in denen sie sich ausmalt, wie sie von ihm und zwei Kutschern an einen Baum gefesselt, ausgepeitscht und vergewaltigt wird. ...

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Kritik

Hinter der Fassade gesellschaftlicher Konventionen verbirgt das Großbürgertum seine Neurosen und Perversionen. Gezwungen, das lasterhafte Verlangen zu verschweigen, sind die Menschen unfähig zur Kommunikation. Das veranschaulicht Louis Buñuel in dem surrealen Film "Belle de jour".
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Die dreiundzwanzig Jahre alte Sévérine Serizy (Catherine Deneuve) ist mit dem Chirurgen Pierre (Jean Sorel) verheiratet und lebt mit ihm in einer Pariser Luxuswohnung. Sie schlafen in getrennten Betten, und trotz ihrer Liebe weist sie ihren Mann zurück, wenn er zu ihr unter die Decke schlüpfen möchte.

Eine kurze Rückblende deutet an, dass sie in ihrer Kindheit durch ihren Vater traumatisiert wurde. Pierre zeigt Verständnis für Sévérines Frigidität und geht liebevoll auf sie ein. Er ahnt nichts von ihren Träumen, in denen sie sich ausmalt, wie sie von Pierre und zwei Kutschern an einen Baum gefesselt, ausgepeitscht und vergewaltigt wird. Oder sie legt sich für einen Herzog (Georges Marchal) anstelle seiner verstorbenen Geliebten

in einen offenen Sarg und wird zum Abschluss des makabren Spiels von einem Diener wie eine Hure aus dem Schloss geworfen.

Durch einen zynisch-exzentrischen Bekannten, den sie abstoßend findet (Michel Piccoli), erfährt Sévérine von einem Edelbordell. Nach einigem Zögern läutet sie bei der angegebenen Adresse. Sie überwindet ihre Scheu und erfüllt die perversen Wünsche angesehener Männer, ohne ihre Identität preiszugeben und immer nur tagsüber, bis 17 Uhr, damit sie vor ihrem Mann zu Hause ist. Madame Anais (Geneviève Page), die Betreiberin des Etablissements, nennt sie deshalb „Belle de jour“.

Masochistisch bedient Sévérine alias „Belle de jour“ Freier wie den Bonbonfabrikanten Adolphe (Francis Blanche), Professor Henri (Marcel Charvey) und einen Asiaten (Iska Khan). So lernt sie auch die beiden Ganoven Hyppolite (Francisco Rabal) und Marcel (Pierre Clementi) kennen. Zur Katastrophe kommt es, als Marcel sich in die „Schöne des Tages“ verliebt und sie für sich allein beansprucht. Da verabschiedet sich Sévérine von Madame Anais, aber Marcel findet ihre Adresse heraus und schießt auf ihren heimkehrenden Mann. Marcel stirbt gleich darauf im Schusswechsel mit der Polizei. Pierre überlebt – blind und gelähmt, liebevoll umsorgt von Sévérine, die jetzt nicht mehr von ihren Obsessionen gequält wird.

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Hinter der Fassade gesellschaftlicher Konventionen verbirgt das Großbürgertum seine Neurosen und Perversionen. Gezwungen, das lasterhafte Verlangen zu verschweigen, sind die Menschen unfähig zur Kommunikation. Das veranschaulicht Luis Buñuel in dem surrealen Film „Belle de jour. Schöne des Tages“. Es handelt sich dabei um die Verfilmung des 1929 veröffentlichten Romans „Belle de jour“ von Joseph Kessel (1898 – 1979), der erst aufgrund des Kinoerfolgs 1968 auch in deutscher Übersetzung erschien („Die Schöne des Tages“).

Der portugiesische Regisseur Manoel de Oliveira dachte sich eine achtunddreißig Jahre später spielende Fortsetzung aus: „Belle toujours“.

Originaltitel: Belle toujours – Regie: Manoel de Oliveira – Drehbuch: Manoel de Oliveira – Kamera: Sabine Lancelin – Schnitt: Valérie Loiseleux – Darsteller: Michel Piccoli, Bulle Ogier, Ricardo Trêpa, Leonor Baldaque, Júlia Buisel, Lawrence Foster u.a. – 2006; 70 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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