Gefühl und Verführung

Gefühl und Verführung

Gefühl und Verführung

Gefühl und Verführung - Originaltitel: Stealing Beauty / Lo ballo da sola - Regie: Bernardo Bertolucci - Drehbuch: Susan Minot und Bernardo Bertolucci - Kamera: Darius Khondji - Schnitt: Pietro Scalia - Musik: Richard Hartley - Darsteller: Liv Tyler, Jeremy Irons, Sinead Cusack, Donal McCann, Ignazio Oliva, Jean Marais, Rachel Weisz, Joseph Fiennes, Roberto Zibetti, Carlo Cecchi, Stefania Sandrelli, Jason Fleming u.a. - 1996; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Eine 19-jährige Amerikanerin verbringt den Sommer bei Freunden in der Toskana. In der multikulturellen Künstlerkolonie, in der ihre Mutter vor dem Suizid lebte, versucht sie herauszubekommen, wer ihr Vater ist. Und sie hofft dort auch einen jungen Mann zu finden, in den sie genügend Vertrauen hat, um sich von ihm deflorieren zu lassen.
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Kritik

In "Gefühl und Verführung" geht es nicht so sehr um eine Handlung, sondern um Atmosphäre; es ist ein ebenso visuell-ästhetischer wie romantisch-melancholischer Film.
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Die Amerikanerin Lucy Harmon (Liv Tyler) ist 19 und noch unberührt. Sie verlässt New York und reist zu Freunden in die Toskana, um dort den Sommer zu verbringen. Es handelt sich um den englischen Bildhauer Ian Grayson (Donal McCann) und seine Frau Diana (Sinead Cusack), die dort seit Jahrzehnten in einem idyllischen Landhaus leben und eine multikulturelle Künstlerkolonie um sich geschart haben. Warum sie damals hierher zogen, fragt Lucy. „Um zu arbeiten“, erwidert Ian, „weil in diesen Hügeln die Kunst eine lange Tradition hat.“

Bis vor vier Jahren lebte auch Lucy bei Ian und Diana. Sie hat nie erfahren, wer ihr Vater ist. Jetzt sucht sie ihn hier, denn die Künstlerkolonie war das Zuhause ihrer Mutter gewesen, bevor diese sich das Leben nahm.

In der Toskana hofft Lucy endlich einen jungen Mann zu finden, in den sie genügend Vertrauen hat, um sich von ihm deflorieren zu lassen. Als Kind hatte sie für Niccolò Donati (Roberto Zibetti) geschwärmt. Aber der erkennt Lucy nicht wieder und muss sich erst von Christopher (Joseph Fiennes) sagen lassen, um wen es sich handelt. Dann ertappt Lucy ihn auch noch mit einer anderen Frau. Im Gegensatz zu dem Don Juan erinnert Niccolòs schüchterner Bruder Osvaldo (Ignazio Oliva) sich sofort wieder an Lucy …

Im Zimmer neben Lucy wohnt der Schriftsteller Alex Parrish (Jeremy Irons), der trotz seiner Leukämie Joints raucht. Er weiß, dass er nicht mehr lang zu leben hat, lässt sich kurz vor seinem Tod durch den Anblick der jungen Frau verzaubern und bewährt sich als ihr wohlmeinender Freund. Aber ihr leiblicher Vater ist er nicht …

Ian redet nicht viel, aber er wird von Lucy zu einer neuen Skulptur inspiriert …

Am Ende ihres Aufenthaltes hat Lucy beide Ziele erreicht: Sie weiß jetzt, wer ihr Vater ist – Ian Grayson –, und ein liebevoller junger Mann – Osvaldo Donati – wird sie nach New York begleiten.

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In „Gefühl und Verführung“ geht es nicht so sehr um eine Handlung (die Selbstfindung einer jungen Frau), sondern um Atmosphäre; es ist ein ebenso visuell-ästhetischer wie romantisch-melancholischer Film. Bernardo Bertolucci sagte dazu: „Ich versuche, die Toskana so zu sehen, als ob sie Bhutan wäre, als ob ich sie ganz neu entdecken müsste. Der [englische] Titel [„Stealing Beauty“] sagt alles über meinen Film – es geht um die Schönheit des Lebens, die Überdosis an schönen Dingen, die es in der Toskana gibt. Und natürlich um jene Ästheten, die Schönheit sammeln und sie anderen stehlen.“

Bernardo Bertolucci wurde am 16. März 1941 in Parma als Sohn des Dichters, Kritikers und Kunsthistorikers Attilio Bertolucci (1911 – 2000) und dessen Ehefrau Ninetta (geb. Giovanardi) geboren. Beide Eltern unterrichteten an Schulen in Parma. 1943/44 zog sich Attilio Bertolucci mit Frau und Kind wegen des Krieges vorübergehend in den Apennin zurück. 1947 bekam Bernardo, der zu diesem Zeitpunkt bereits Gedichte schrieb, einen Bruder, den späteren Theaterleiter und Dramatiker Giuseppe Bertolucci (1947 – 2012).

1951 zog die Familie nach Rom. Für Bernardo Bertolucci war das ein Schock. In der ländlichen Gegend am Rand von Parma, wo er zunächst aufgewachsen war, hatte er mit Bauernkindern gespielt. Nun stammten seine Mitschüler und Nachbarskinder aus dem Kleinbürgertum. Da fühlte er sich nicht zugehörig.

Attilio Bertolucci half 1955 seinem Freund Pier Paolo Pasolini (1922 – 1975), einen Verlag für den ersten Roman zu finden („Ragazzi di Vita“).

Nach dem Abschluss des Gymnasiums verbrachte Bernardo Bertolucci 1959 einen Monat in Paris. 1961 brach er sein in Rom begonnenes Literatur-Studium ab und assistierte Pier Paolo Pasolini bei dessen erstem Film („Accattone. Wer nie sein Brot mit Tränen aß“). Im Jahr darauf führte Bernardo Bertolucci erstmals selbst Regie: „La Commare Secca“. Und obwohl er für seinen im selben Jahr veröffentlichten Gedichtband „In cerca del mistero“ mit dem „Viareggio“ ausgezeichnet wurde, wählte er für seinen weiteren Weg das Kino statt der Literatur. [➤ Fortsetzung]

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

Bernardo Bertolucci (kurze Biografie / Filmografie)

Bernardo Bertolucci: Der große Irrtum / Der Konformist
Bernardo Bertolucci: Der letzte Tango in Paris
Bernardo Bertolucci: 1900
Bernardo Bertolucci: Der letzte Kaiser
Bernardo Bertolucci: Himmel über der Wüste
Bernardo Bertolucci: Shandurai und der Klavierspieler
Bernardo Bertolucci: Die Träumer

Hansjörg Schneider - Das Wasserzeichen
Hansjörg Schneiders Alter Ego, der Ich-Erzähler des Romans, kritisiert den Verlust der Naturnähe, den Kapitalismus, "kritiklose Anpasserei" und "akademische Aero-Gelehrsamkeit". "Das Wasserzeichen" ist eine originelle, skurrile und fantasievolle Fabel in einer kongenialen, fein gemeißelten Sprache, die aus dem Roman ein poetisches Kunstwerk macht.
Das Wasserzeichen