Gorky Park

Gorky Park
Gorky Park – Originaltitel: Gorky Park – Regie: Michael Apted – Drehbuch: Dennis Potter, nach dem Roman "Gorki-Park" von Martin Cruz-Smith – Kamera: Ralf D. Bode – Schnitt: Dennis Virkler – Musik: James Horner – Darsteller: William Hurt, Lee Marvin, Brian Dennehy, Joanna Pacuła, Michael Elphick, Ian McDiarmid u.a. – 1983; 120 Minuten

Inhaltsangabe

1977 werden im Gorky Park in Moskau zwei junge Männer und eine 19-jährige Frau erschossen. Chefinspektor Arkadi Renko leitet die Ermittlungen. Dabei stößt er auf William Kirwill, einen Lieutenant des NYPD, der den Fall ebenfalls aufklären will, weil einer der beiden ermor­deten Männer sein Bruder war. Die Spuren führen zu dem steinreichen Pelzhändler John Osborne aus New York, dem die drei jungen Leute offenbar halfen, wertvolle Zobel aus dem Land zu schmuggeln ...
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Kritik

Mit Ausnahme des letzten Teils hält sich der Thriller "Gorky Park" eng an die Romanvorlage von Martin Cruz-Smith. Dennis Potter und Michael Apted entwickeln die komplexe Handlung stringent, ruhig und unaufgeregt.
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Chefinspektor Arkadi Renko (William Hurt), der Leiter der Mordkommission in Moskau, wird in den Gorky Park gerufen. Dort liegen die Leichen von zwei Männern und einer Frau. Man hat sie aus nächster Nähe erschossen, ihre Gesichter zerstört und ihnen die Fingerkuppen abgeschnitten. Bei den Toten werden auch keine Ausweise oder andere Hinweise auf ihre Identitäten gefunden. Der KGB-Major Pribluda (Rikki Fulton) sieht sich zwar am Fundort der Leichen um, versucht aber nicht, den Fall zu übernehmen, und der zuständige Staatsanwalt Andrej Jamskoi (Ian Bannen) beauftragt Arkadi Renko mit den Ermittlungen.

Professor Andreev (Ian McDiarmid) vom ethnologischen Institut der Akademie der Wissenschaften am Gorky Park lässt sich von Renko dazu überreden, das Gesicht der erschossenen jungen Frau zu rekonstruieren. Die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass es sich um Valeria Dawidowa (Marjatta Nissinen) handelt, eine 19-Jährige, die mit dem fünf Jahre älteren Tischler Konstantin Borodin (Heikki Leppänen) – Spitzname „Kostja der Bandit“ – aus Sibirien nach Moskau kam.

Arkadi Renko stößt auf den Amerikaner William Kirwill (Brian Dennehy), den der russische Chefinspektor bald als Lieutenant des New York Police Department durchschaut. Bei einem der beiden im Gorky Park erschossenen Männer handelte es sich um seinen jüngeren Bruder James Kirwill (Jukka Hirvikangas), der in Moskau studiert hatte.

Die Mordopfer trugen Schlittschuhe. Valeria Dawidowa hatte ihre von der besten Freundin geliehen, von der zwei Jahre älteren Irina Asanowa (Joanna Pacuła), die sich als Filmschauspielerin versucht.

Irina Asanowa weigert sich, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Während Arkadi Renko sie beschattet, beobachtet er, wie ihr zwei KGB-Agenten folgen. Einer der beiden greift ihn an, der andere überwältigt Irina und beginnt, ihr ein Betäubungsmittel zu injizieren. Renko überrascht ihn und kämpft mit ihm, aber der KGB-Mann wirft ihn zu Boden und drückt ihm ein Messer an den Hals. William Kirwill rettet Arkadi Renko das Leben, und dieser nimmt die Betäubte erst einmal bei sich zu Hause auf.

In einer anderen Moskauer Wohnung werden der mit Arkadi Renko befreundete Kriminalbeamte Pascha (Michael Elphick) und der Polizeispitzel Feodor Golodkin (Alexei Sayle) tot aufgefunden. Es soll wohl so aussehen, als hätten sie sich gegenseitig erschossen, aber dazu passen nicht alle Fakten. (Als Zuschauer haben wir gesehen, dass beide von einem Mann mit derselben Pistole ermordet wurden. Allerdings kam das Gesicht des Mörders nicht ins Bild.)

Eine Spur führt zu dem Amerikaner John Osborne (Lee Marvin), einem Importeur von Zobelpelzen. Von ihm waren Valeria Dawidowa, Konstantin Borodin und James Kirwill an ihrem Todestag zum Schlittschuhlaufen im Gorky Park eingeladen worden. Was hat ein reicher Geschäftsmann aus New York mit drei jungen Menschen in Moskau zu tun? Im Einklang mit den vorliegenden Ermittlungsergebnissen stellt Arkadi Renko eine Hypothese über den Tathergang auf: John Osborne schlug nach dem Schlitt­schuh­laufen ein Picknick vor und ging mit seinen drei Gästen abseits. Er griff in eine Ledertasche und erschoss zunächst Konstantin Borodin mit einer darin verborgenen Pistole. Dann erst zog er die Waffe heraus und ermordete James Kirwill. Valeria Dawidowa lief weder weg noch schrie sie um Hilfe – weil sie mit der Ermordung ihrer Begleiter durch Osborne gerechnet hatte, aber nicht damit, dass er sie ebenfalls töten würde.

Irina Asanowa ist überzeugt, dass ihre Freundin inzwischen in New York lebt. Sie geht davon aus, dass John Osborne sein Versprechen erfüllte und Valeria aus der Sowjetunion schmuggelte. Nun hofft Irina, dass der Amerikaner ihr ebenfalls helfen wird, das Land zu verlassen. Arkadi Renko versucht mehrmals, sie über die Wahrheit aufzuklären. Irina will sie nicht hören, und als er ihr die Nachbildung von Valerias Kopf zeigt, rennt sie verstört davon. (Später erfahren wir, dass sie zu John Osborne lief.)

William Kirwill findet die Erklärung für die an Konstantin Borodins Kleidung sichergestellten Rückstände von Fisch- und Hühnerblut: In einer Hütte zeigt er Renko sechs Käfige, in denen vermutlich Bargusin-Zobel gefüttert worden waren, die Osborne inzwischen aus dem Land geschmuggelt hat, obwohl deren Ausfuhr streng verboten ist, weil die UdSSR das Zucht-Monopol nicht verlieren will.

Mit dem Versprechen, sie in die USA zu bringen, köderte John Osborne seine drei Opfer. Sie beschafften ihm sechs unkastrierte Bargusin-Zobel und zimmerten einen Schrank, in dem der Verbrecher die für eine Zucht benötigten Tiere nach Stockholm schmuggeln konnte. Allerdings ermordete Osborne die Mitwisser, statt sein Versprechen zu erfüllen.

Verhaften kann Renko den amerikanischen Geschäftsmann jedoch nicht; dazu bräuchte er die Zustimmung des KGB und des Staatsanwalts.


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Nachdem der Chefinspektor einen entsprechenden Hinweis bekommen hat, folgen er und William Kirwill dem Dieb des im ethnologischen Institut inzwischen rekonstruierten Kopfes von James Kirwill. Es handelt sich um einen KGB-Agenten. Der fährt zur Datscha des Staatsanwalts Andrej Jamskoi. Die Polizisten beobachten, wie Jamskoi die Nachbildung mit einer Axt zertrümmern lässt.

Als Arkadi Renko die verlassene Datscha durchsucht, wird er von dem KGB-Agenten überrascht, der etwas vergaß und deshalb zurückgekehrt ist. Zu spät bemerkt der KGB-Agent den Amerikaner, der sich von hinten nähert und ihn totschlägt.

Arkadi Renko stellt Andrej Jamskoi in einer Umkleidekabine eines öffentlichen Bades zur Rede. Der korrupte Staatsanwalt gibt zu, dass er von John Osborne bezahlt wurde. Um den Preis in die Höhe zu treiben, beauftragte er den Chefinspektor mit den Ermittlungen in dem dreifachen Mordfall und setzte den Amerikaner dadurch unter Druck. Jamskoi versucht, den Polizisten mit 150 000 Dollar zu bestechen, aber Renko zeigt ihm nur das noch laufende Aufnahmegerät. Jamskoi greift Renko an. Bei dem Handgemenge löst sich ein Schuss aus Renkos Dienstwaffe, und Jamskoi stürzt tödlich getroffen über die Brüstung ins Schwimmbecken. Renko wird festgenommen.

Aus Stockholm meldet sich John Osborne beim KGB: Auf Bitten von Irina Asanowa, die bei ihm sei, wolle er mit Chefinspektor Arkadi Renko über die Rückgabe der sechs Zobel verhandeln. Dass er schon früher ein halbes Dutzend Bargusin-Zobel aus dem Land schmuggelte und auch ohne die neu hinzugekommenen Tiere eine Zucht aufbauen kann, verschweigt Osborne.

KGB-Agenten bringen Renko nach Stockholm. Als sie sich der Zobelfarm des Amerikaners nähern, stoßen sie auf die an einen Baumstamm gefesselte Leiche William Kirwills. Osborne taucht auf. Es kommt zu einem Schusswechsel, bei dem alle bis auf John Osborne, Irina Asanowa und Arkadi Renko getötet werden. Während sich die beiden Männer gegenüberstehen, erschießt Irina den Verbrecher mit einer vom Boden aufgehobenen Pistole.

Sie möchte mit Arkadi Renko zusammen ein neues Leben anfangen, denn sie liebt ihn und weiß, dass er sie ebenfalls liebt. Aber er hat dem KGB versprochen, sich nicht aus der UdSSR abzusetzen, als Gegenleistung dafür, dass Irina Asanowa unbehelligt bleibt. Aus Liebe zu ihr kehrt er mit zwei KGB-Agenten nach Moskau zurück. Nur so bekommt Irina die Chance, sich in den USA eine neue Existenz aufzubauen.

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Bei der Verfilmung des 1981 von Martin Cruz-Smith veröffentlichten Kriminalromans bzw. Polit- oder Agenten-Thrillers „Gorki-Park“ halten sich Dennis Potter (Drehbuch) und Michael Apted (Regie) zunächst eng an die Vorlage. Erst gegen Ende zu weichen sie davon ab und lassen eine verkürzte Version des letzten Romanteils in Stockholm statt in den USA spielen.

Der Kalte Krieg bildet den Hintergrund der Handlung von „Gorki-Park“ (Romantitel) bzw. „Gorky Park“ (Filmtitel). Im Kommunismus werden wir mit Armut und Entbehrung, Unfreiheit und Überwachung konfrontiert, im Kapitalismus mit Gier und Überfluss. Martin Cruz-Smith stellt Ost und West gleichermaßen korrupt dar; bei ihm arbeiten FBI- und KGB-Agenten konspirativ zusammen. Dieser Aspekt fehlt in der Verfilmung.

Nach dem Vorbild der literarischen Vorlage entwickeln Dennis Potter und Michael Apted die komplexe Handlung stringent, ruhig und unaufgeregt. Dazu passt auch die Zurückhaltung des Hauptdarstellers William Hurt. Die langsame Erzählweise verstärkt außerdem die schwermütige Atmosphäre in „Gorky Park“.

Weil Anfang der Achtzigerjahre noch keine westlichen Filmteams in der Sowjetunion arbeiten durften – schon gar nicht, wenn sie das Regime kritisch darstellen wollten wie in „Gorky Park“ –, dienten Helsinki und Glasgow als Kulissen für in Moskau spielende Szenen. An Bargusin-Zobel kam das Team auch nicht heran. Als Ersatz dienten etwa 40 von einem finnischen Jäger eigens eingefangene Baummarder (Marte smartes). Diese in Europa und Westasien beheimateten Waldtiere sind eng mit dem Zobel (Martes zibellina) verwandt und gehören wie diese zur Gattung der echten Marder (Martes).

In der Originalversion von „Gorky Park“ sprechen die Darsteller von Amerikanern Englisch mit amerikanischem Akzent, die der Russen dagegen britisches Englisch (auch der amerikanische Schauspieler William Hurt). Diese Differenzierung ist bei der deutschen Synchronisation verloren gegangen.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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