Designerdrogen: Ecstasy, Speed

Ecstasy

LSD wurde Ende der Achtzigerjahre in der Technokultur von der ebenfalls illegalen Tanz- und Partydroge Ecstasy verdrängt. Unter dem Oberbegriff Ecstasy („XTC“) werden Methoxyamphetamine mit aufputschender und halluzinogener Wirkung wie zum Beispiel MDMA subsumiert. (Der Wirkstoff MDMA – 3,4-Methylendioxyn-N-Methylamphetamin – wurde bereits 1912 synthetisiert, zunächst als Appetithemmer verwendet und Ende der Sechzigerjahre als Aufputschmittel neu entdeckt.) Ecstasy gibt es vorwiegend in Form bunter Tabletten, seltener als Kapseln oder Pulver.

Die Wirkung beginnt zwanzig bis sechzig Minuten nach der oralen Einnahme und hält vier bis sechs Stunden an. Die Konsumenten fühlen sich aufgrund einer höheren Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin wach und aktiv. Ecstasy unterdrückt Ermüdungserscheinungen und steigert die Leistungsfähigkeit zum Beispiel beim Tanzen, enthemmt und ruft ein Gefühl der Nähe zu anderen Menschen hervor. Parallel dazu kann sich die Stimmung aufgrund der Beeinflussung der Serotonin-Ausschüttung im Gehirn bis zur Euphorie heben. Wie bei allen Drogen treten auch unerwünschte Nebenwirkungen auf: Übelkeit, Schwindel, Schweißausbrüche, Trockenheit im Mund, Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur (Kiefermahlen), Schlafstörungen.

Eine physische Abhängigkeit von Ecstasy scheint es nicht zu geben, aber die Gefahr einer Suchterkrankung ist durchaus vorhanden.

Speed

Neben Ecstasy gilt Speed (auch: „Pep“) als wichtigste illegale Party- und Tanzdroge in Diskotheken. Speed ist ein von Ravern geprägter Jargon-Ausdruck für synthetische Amphetamin- und Methamphetamin-Derivate, die in der Szene auch unter den Bezeichnungen Crystal, Glass, Ice, Pico, Crank, Meth und Kitty bekannt sind.

Amphetamin wurde erstmals 1887 synthetisiert. In den Dreißigerjahren verwendete man Amphetamine aufgrund ihrer Bronchien erweiternden Wirkung unter dem Handelsnamen Benzedrin als Medikament gegen Asthma.

Im Zweiten Weltkrieg kam der Wirkstoff als Aufputschmittel (Pervitin®) für Soldaten zum Einsatz. Dann entdeckten Studenten die Möglichkeit, mit Amphetaminen die Prüfungsangst zu bekämpfen. Manager, Ärzte und Fernfahrer schlucken Amphetamine, um auch bei längerer Anspannung wach und leistungsfähig zu bleiben, denn die Droge kann Durst, Hunger und Müdigkeit bis zu siebzig Stunden unterdrücken. Im Sport kamen Amphetamine verbotenerweise als Doping-Mittel zur Anwendung. Um ihren Appetit zu hemmen und schlank zu bleiben, greifen schönheitsbewusste Frauen zu Amphetaminen.

Speed wird zumeist in pulverförmiger oder kristalliner Form wie Kokain geschnupft oder oral eingenommen (auch als in Zigarettenpapier verpackte „Bömbchen“). Riskanter ist es, Speed zu „rauchen“ („Ice“) oder das Pulver aufzulösen und intravenös wie Heroin zu injizieren.

Sowohl bei den Amphetaminen als auch bei den Methamphetaminen handelt es sich um Stimulantia. Die aufputschende Wirkung erfolgt durch die verstärkte Freisetzung von Noradrenalin und Dopamin. Der Körper wird sozusagen in Alarmbereitschaft versetzt; Funktionen wie Atmung, Puls und Blutdruck stellen sich auf Angriff oder Flucht ein. Mit der erhöhten Aufmerksamkeit und Leistungsbereitschaft geht ein euphorisches Selbstbewusstsein einher.

Um schließlich wieder zur Ruhe zu kommen, nehmen viele Speed-Konsumenten Medikamente mit sedierender Wirkung (Tranquilizer) ein, bevor sie sich mit dem nächsten Speed wieder aktivieren. Sie wechseln also zwischen Aufputsch- und Beruhigungsmitteln ab – und setzen damit ihren Körper einer enormen Belastung aus. Länger anhaltender Konsum führt zu Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen und psycho-physischem Verfall.

„Badesalze“ und andere Designerdrogen

2010 kamen neue Designer-Drogen auf: vor allem in Asien hergestellte Pulver, die „Badesalze“ genannt werden, weil sie in entsprechend aussehenden Verpackungen verkauft werden. Sie enthalten vor allem Mephedron („Meow“), aber die Zusammensetzung dieser synthetischen Drogen ist verschieden, zumal die Produzenten auf ein Verbot mit einer Änderung der Formel reagieren. Wer „Badesalze“ wie zum Beispiel Hurricane Charlie, Ivory Wave, White Dove oder Angel Dust ausprobiert, weiß nicht, auf was er sich einlässt. Es kann zu tagelang anhaltenden Halluzinationen mit Angstzuständen und Verfolgungswahn kommen, aber auch zu Herz- und Kreislaufbeschwerden, Fieber und Nierenversagen.

Unter Designerdrogen versteht man synthetische Drogen, die eigens erfunden werden (to design: ersinnen, entwerfen), um gesetzliche Verbote zu unterlaufen. Das funktioniert, bis der Gesetzgeber auch die neuen bzw. modifizierten Drogen in die Verbotslisten aufnimmt. Einige Anbieter versuchen, potenziellen Konsumenten den Eindruck zu vermitteln, ihre als Badesalze, Räuchermischungen oder Lufterfrischer verpackten Drogen seien legal und risikofrei. Aber allein an „5-IT“ starben 2012 in vier europäischen Staaten 24 Menschen.

Von 2009 bis 2012 verdreifachte sich die Anzahl der bekannten Designer-Drogen in der Europäischen Union. Im Durchschnitt taucht jede Woche eine neue Designer-Droge auf. Fünf Prozent der zwischen 15 und 24 Jahre alten Europäer gaben bei einer Befragung zu, mindestens einmal eine Designer-Droge probiert zu haben.

Literatur über Designerdrogen

  • Mat Collin und John Godfrey: Im Rausch der Sinne.
    Ecstasy-Kultur & Acid-House (340 Seiten, Hannibal Verlagsgruppe 1998)
  • Hans-Christian Dany: Speed. Eine Gesellschaft auf Droge
    (191 Seiten, Edition Nautilus 2008)
Diane Broeckhoven - Ein Tag mit Herrn Jules
Einfühlsam und ohne falsche Sentimentalität beschäftigt Diane Broeckhoven sich mit dem Sterben. "Ein Tag mit Herrn Jules" ist eine stille und scheinbar einfache, poetische und atmosphärisch dichte Erzählung, eine anrührende und besinnliche Lektüre.
Ein Tag mit Herrn Jules

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.