Königin Elisabeth I.


Elisabeth (Elizabeth) kam am 7. September 1533 in Greenwich zur Welt. Ihre Eltern waren der englische König Heinrich VIII. (1491 – 1547) aus dem Hause Tudor und die ehemalige Hofdame Anne Boleyn (um 1507 – 1536), die der König im gleichen Jahr heiratete, obwohl der Papst seine 1509 mit Katharina von Aragon geschlossene Ehe nicht scheiden wollte. Weil Anne Boleyn statt des ersehnten Thronfolgers nur eine Tochter gebar, ließ der König sie 1536 wegen angeblichen Ehebruchs enthaupten.

Nach dem Tod ihres Vaters am 28. Januar 1547 lebte Elisabeth vorübergehend am Hof seiner Witwe Catherine Parr, die seine sechste Ehefrau gewesen war und sich nun mit Thomas Seymour vermählte. Catherine starb im September des folgenden Jahres. Der Witwer hielt daraufhin offiziell um die Hand seiner Stieftochter Elisabeth an, aber die Fünfzehnjährige wollte ihn nicht heiraten. (Thomas Seymour wurde im Januar 1549 verhaftet und am 20. März wegen Verrats hingerichtet.)

Als Heinrichs Sohn Eduard 1553 im Alter von fünfzehn Jahren starb, folgte dessen Halbschwester Maria (1516 – 1558), eine Tochter aus Heinrichs erster Ehe, auf den Thron. Sie heiratete im Jahr darauf den spanischen Thronfolger Philipp, machte die von ihrem Vater veranlasste Trennung der anglikanischen Kirche vom Apostolischen Stuhl rückgängig und ließ zahlreiche „Ketzer“ verbrennen. Deshalb nannte man sie nicht nur „Maria, die Katholische“, sondern auch „Bloody Mary“. Sie beschuldigte ihre Halbschwester Elisabeth des Verrats (Wyatt-Verschwörung), hielt sie 1554 zuerst im Tower gefangen und stellte sie danach unter Hausarrest.

Maria I. starb am 17. November 1558 an Krebs, vor Schmerzen dem Wahnsinn nah. Da sie keine Kinder hatte, setzte das Parlament Elisabeth als Nachfolgerin ein. Die Fünfundzwanzigjährige wurde am 15. Januar 1559 in der Westminster Abbey zur Königin von England und Irland gekrönt.

Das Königreich befand sich zu dieser Zeit in einer bedrohlichen Lage: Die Staatskasse war leer, ein stehendes Heer existierte nicht, und das Land war durch religiöse und politische Auseinandersetzungen zerrissen. Dabei lauerten sowohl der spanische König Philipp II. (1527 – 1598) als auch die schottische Regentin Marie de Guise (1515 – 1560) auf eine Gelegenheit, England unter ihre Kontrolle zu bekommen, und die Kurie unterstützte die Gegner der anglikanischen Königin. (Am 25. Februar 1570 wurde Königin Elisabeth I. von Papst Pius V. exkommuniziert.)

Die unerfahrene englische Königin verstand es, sich mit weisen Beratern zu umgeben und hörte auf Sir William Cecil, den sie 1571 zum Lord Burghley erhob. So leitete sie den politischen Wiederaufstieg Englands ein. Wenige Wochen nach ihrer Inthronisation beendete Elisabeth I. den Krieg mit Frankreich. Sie reduzierte die Staatsverschuldung, förderte den Handel und den Ausbau der Kriegs- und Handelsflotten. Ohne in religiösen Fanatismus zu verfallen, erneuerte sie die von ihrem Vater gegründete anglikanische Kirche. Weil sie sich zu heiraten weigerte und damit nicht nur gegen die Rolle der Frau verstieß, sondern auch eine geordnete Nachfolge gefährdete, wurde die „jungfräuliche Königin“ heftig kritisiert.

Elisabeth wurde besonders von ihrem Jugendfreund Robert Dudley offen umworben. Ob sie mit ihm schlief, ist unklar; auf jeden Fall hatte sie zu ihm eine enge persönliche Beziehung. (Seine Ehefrau Amy Robsart kam im September 1560 unter ungeklärten Umständen durch einen Treppensturz ums Leben. Später heiratete er Lettice Knollys.) 1563 erhob Elisabeth ihren Günstling zwar zum Earl of Leicester, aber eine Eheschließung wäre nie in Frage gekommen, denn aus machtpolitischen Gründen wurde von der Königin erwartet, dass sie durch ihre Vermählung eine Allianz gegen die Feinde Englands schaffen würde. Auf ihr persönliches Glück kam es in dieser Frage nicht an.

Heiratspolitisch strebte Elisabeth I. ein englisch-französisches Bündnis gegen Spanien an, obwohl Frankreich bei den Protestanten in England aufgrund der Bartholomäusnacht (23./24. August 1572) keinen guten Ruf hatte. 1581 kam es zu umstrittenen Verhandlungen über eine Eheschließung mit François Hercule de Valois, dem Herzog von Alençon und jüngeren Bruder von König Heinrich III., doch bevor dabei ein Ergebnis erzielt werden konnte, starb der Herzog (1584).

1580 erstarkte die katholische Opposition, die den englischen Thron für Marie de Guises Tochter Maria Stuart forderte. Queen Elizabeth I. griff hart durch. In ihrer Regierungszeit wurden 127 katholische Priester und 62 Laien hingerichtet. Das prominenteste Opfer war die schottische Königin Maria Stuart, die seit 1568 ihre Gefangene war: Nach langem Zögern ließt ihr Elisabeth am 8. Februar 1587 den Kopf abschlagen [mehr dazu].

Zwei Jahre davor hatte Sir Walter Raleigh (um 1552 – 1618) an der nordamerikanischen Ostküste eine Kolonie angelegt und zu Ehren der jungfräulichen Königin „Virginia“ genannt. Weil der spanische König Philipp II. nicht zulassen wollte, dass seine Vorherrschaft auf See gefährdet wurde, bereitete er eine Invasion Englands vor.

Das Unternehmen musste zwar verschoben werden, weil Sir Francis Drake (1540 – 1596) in einer tollkühnen Aktion spanische Schiffe in deren Heimathafen versenkte, aber im April 1588 lief die spanische Armada aus. Am 19. Juli tauchten die ersten spanischen Schiffe vor der Küste von Plymouth auf. Königin Elisabeth I. feuerte ihre in Tilbury zusammengezogenen Landstreitkräften am 8. August mit einer Rede an, dem erwarteten Angriff standzuhalten. Währenddessen attackierte Sir Francis Drake die vor Calais ankernden Spanier, die nach mehreren Seegefechten um die östlichen Küsten von England und Schottland herumsegelten. Vor der Küste Irlands wurde die Hälfte der Schiffe bei einem Sturm zerstört. Nur ein Drittel der Besatzungen kehrte nach Spanien zurück: Die spanische Armada war geschlagen, und Königin Elisabeth, die den Ausgang der Auseinandersetzung in Tilbury abgewartet hatte, brauchte keine Invasion mehr zu befürchten. (Da der Versuch, die Reste der spanischen Armada an den Küsten der Iberischen Halbinsel zu vernichten, 1589 fehlschlug, verfügte Philipp II. bald wieder über eine starke Flotte.)

Im September 1588 musste Elisabeth den Tod ihres langjährigen Vertrauten Robert Dudley, Earl of Leicester, verkraften. Obwohl sie sich seines Stiefsohnes Robert Devereux, des 2. Earls of Essex (1567 – 1601), annimmt, heiratet der junge Mann Anfang 1590 Frances Walsingham, die Tochter des Polizeiministers Sir Francis Walsingham, ohne die Königin um Erlaubnis zu bitten. Nachdem er im Krieg gegen die Aufständischen in Irland versagt hatte und in Ungnade gefallen war, bereitete er einen Staatsstreich vor, aber sein Versuch, am 8. Februar 1601 mit seinen Anhängern die Kontrolle über London an sich zu reißen, schlug fehl. Am 25. Februar ließ Elisabeth den Vierunddreißigjährigen hinrichten.

Königin Elisabeth I. starb am 24. März 1603 im Alter von neunundsechzig Jahren nach vierundvierzig Regierungsjahren, die als „Elisabethanisches Zeitalter“ in die Geschichte eingingen. Zu Lebzeiten hatte sie gesagt: „Ich weiß, ich habe den Körper einer schwachen, kraftlosen Frau, aber ich habe das Herz und den Magen eines Königs, eines Königs von England.“

Literatur über Königin Elisabeth I. von England:

  • Rosalind Miles: Königin von England (Roman, München 1998)
  • Herbert Nette: Elisabeth I. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Reinbek 1982)

Filme über Königin Elisabeth I. von England:

© Dieter Wunderlich 2007

Anne Boleyn (Kurzbiografie)
Maria Stuart (Kurzbiografie)
Spanische Armada

Shekhar Kapur: Elizabeth
Shekhar Kapur: Elizabeth. Das goldene Königreich
Tom Hooper: Elizabeth I.

Daniel Kehlmann - Mein Algorithmus und ich
Daniel Kehlmann versuchte 2020 im Silicon Valley, mit einem Algorithmus zusammen eine Geschichte zu schreiben. Über diese Erfahrung berichtete er im Jahr darauf in der ersten "Stuttgarter Zukunftsrede", und der Text erschien dann auch bei Klett-Cotta: "Mein Algorithmus und ich".
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.