Der Mann, der niemals lebte
Der Mann, der niemals lebte
Inhaltsangabe
Kritik
Der CIA-Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) ist im Irak unterwegs, um terroristische Organisationen aufzuspüren und Anschläge zu verhindern. Er spricht nicht nur fließend Arabisch, sondern kennt auch die Sitten und Gebräuche im Nahen Osten. Sein im Hauptquartier der CIA in Langley, Virgina, stationierter Führungsoffizier Ed Hoffman (Russell Crowe) steht mit ihm auch dann über ein Headset in Verbindung, wenn er mit seiner Ehefrau (Giannina Facio) und den Kindern (Chase Edmunds, Morgan A. Vick) zum Einkaufen fährt. Im Büro verfolgt er Ferris‘ Geheimdienst-Aktivitäten außerdem mittels Spionagesatelliten live am Bildschirm.
In Samarra nehmen Ferris und ein einheimischer Verbindungsmann Kontakt zu einem Djihadisten auf, der überlaufen will, weil ihn die eigenen Leute als Selbstmordattentäter ausgewählt haben. Bei der Aktion kommt Ferris‘ Partner ums Leben, und den Überläufer erschießt er selbst, als Terroristen versuchen, den Mann zu verschleppen.
Die Terroristen sind für die modern ausgerüsteten Amerikaner nur schwer zu fassen, weil sie auf die Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel weitgehend verzichten und ihre Befehle und Informationen stattdessen persönlich übermitteln.
Al Saleem (Alon Aboutboul), der Kopf einer besonders aktiven Terrororganisation, soll von Amman aus operieren. Hoffman beauftragt deshalb Ferris, nach Jordanien zu fliegen und das Terrornetzwerk von Al Saleem zu infiltrieren. Gegen den Rat seines Vorgesetzten sucht Ferris nach seiner Ankunft in Amman die Zusammenarbeit mit dem undurchschaubaren jordanischen Geheimdienstchef Hani Salaam (Mark Strong).
Nach schweren Bombenanschlägen in Manchester und Amsterdam zerstört die CIA das Hauptquartier der Djihadisten in Amman, ohne Ferris darauf vorzubereiten. Hani Salaam ist wütend über den unerwarteten Schlag, denn er hatte gehofft, durch die Observierung des Gebäudes Al Saleem auf die Spur zu kommen. Sein Zorn entlädt sich gegen Ferris, von dem er annimmt, er sei informiert gewesen, habe ihm jedoch den Plan absichtlich verschwiegen. Der CIA-Agent muss Jordanien verlassen. Das ist für Ferris umso schmerzlicher, als er sich in die aus dem Iran stammende, in Amman tätige Krankenschwester Aisha (Golshifteh Farahani) verliebt hat.
Um dennoch an Al Saleem heranzukommen, entwickelt er den Plan, die Existenz einer neuen islamistischen Terrorgruppe vorzutäuschen. Ohne die CIA-Direktion einzuweihen, stimmt Hoffman dem Vorhaben zu. Ferris macht sich in Dubai an den jordanischen Architekten Omar Sadiki (Ali Suliman) heran und gaukelt ihm einen türkischen Kaufinteressenten für das aktuelle Bauprojekt vor, dessen Auftraggeber gerade abgesprungen ist. Zur Unterzeichnung eines Vorvertrags zieht er Al-Masri (Zakaria Atifi) hinzu, einen Rechtsanwalt, der mit den Djihadisten in Verbindung steht, und sorgt dafür, dass Fotos von dem Treffen in Umlauf gebracht werden. Zur gleichen Zeit überweist ein IT-Spezialist der CIA Gelder auf Konten des Architekten. Unter dem Vorwand, der Kaufinteressent wolle noch einige technische Fragen klären, lockt ihn Ferris an dem Tag in die Türkei, an dem CIA-Agenten einen Terroranschlag auf die Incirlik Air Base inszenieren. Hoffman sorgt durch entsprechende Hinweise an die Medien dafür, dass der Muslim Omar Sadiki für den Drahtzieher gehalten wird. Terroristen gratulieren dem ahnungslosen Architekten zu dem Attentat, und die Gruppe von Al Saleem entführt ihn, um mehr über ihn zu erfahren. Rasch durchschauen die Terroristen das Täuschungsmanöver. Omar Sadiki äußert den Verdacht, dass Roger Ferris ihn hereingelegt habe. Das bringt die Djihadisten auf die Spur des CIA-Agenten.
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Einer von ihnen ruft Ferris an und tut so, als sei Aisha entführt worden. In seiner Verzweiflung wendet Ferris sich an Hani Salaam, aber der Geheimdienstchef lehnt es ab, ihm zu helfen. In dem Glauben, die Geliebte retten zu müssen und ihr Leben gegen seines tauschen zu können, lässt der Amerikaner sich von einem Mitglied des Terrornetzwerks über die Grenze nach Syrien schmuggeln. Mitten in der Wüste setzt der Fahrer ihn ab. Im CIA-Hauptquartier in Langley beobachtet Ed Hoffman auf dem Bildschirm, wie sich mehrere Limousinen nähern und Ferris einkreisen. Der aufgewirbelte Staub stört die Sicht. Als die Fahrzeuge sternförmig wegfahren, weiß Hoffman deshalb nicht, in welchem sein Mann sitzt. Die CIA verliert den Kontakt zu Ferris.
Die Männer bringen Ferris zu Al Saleem. Nachdem dieser ihm mit einem Hammer zwei Finger zerschlagen hat, überlässt er ihn den Folterknechten. In diesem Augenblick stürmt ein Spezialkommando des jordanischen Geheimdienstes das Gebäude, befreit Ferris und nimmt Al Saleem fest.
Hani Salaam besucht Ferris im Krankenhaus und klärt ihn darüber auf, dass Aisha gar nicht entführt wurde. Mustafa Karami (Kais Nashif), ein Maulwurf im Terrornetzwerk, unterrichtete den Geheimdienstchef über die Vorgänge.
Ed Hoffman kommt nach Amman: Roger Ferris soll befördert und nach Langley versetzt werden. Aber der CIA-Agent quittiert den Dienst, um als Zivilist mit Aisha in Jordanien leben zu können.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Ridley Scott verfilmte den 2007 von David Ignatius veröffentlichten Roman „Body of Lies“ („Der Mann, der niemals lebte“, Übersetzung: Tanja Handels und Thomas A. Merk, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2008, 474 Seiten, ISBN 978-3-499-24716-3).
Das Hauptquartier der CIA befindet sich in Langley, Virginia. Von dort aus steuert der Geheimdienstoffizier Ed Hoffman mit modernsten Kommunikationsmitteln Einsätze im Mittleren Osten. Der ihm unterstellte Agent Roger Ferris macht dagegen die Drecksarbeit vor Ort, riskiert tagtäglich sein Leben und muss sich in der arabischen Gesellschaft anpassen, um nicht aufzufliegen. Nicht zuletzt deshalb gelingt es ihm, sich in die Lage der Gegner hineinzuversetzen. Er zögert zwar nicht, notfalls einen Menschen zu erschießen, aber er hat sich einen Rest Ehrenhaftigkeit bewahrt, so etwa, wenn er seinen jordanischen Partner nicht belügen will. Hoffman dagegen sieht die Welt von oben herab und glaubt, den Überblick zu haben. Im Dienst am Vaterland kennt er bei der Verfolgung seiner Ziele keine Skrupel, ein Toter mehr oder weniger spielt für ihn keine Rolle; rücksichtslos bricht er Absprachen, Loyalität ist ihm fremd. In „Der Mann, der niemals lebte“ wird nicht, wie üblich, die Legende weitergesponnen, der zufolge die USA sich dafür engagieren, diktatorische, despotische bzw. korrupte Regime durch demokratische Rechtsstaaten zu ersetzen. Im Gegenteil: David Ignatius (Roman), William Monahan (Drehbuch) und Ridley Scott (Regie) prangern das menschenverachtende Vorgehen der CIA an.
„Der Mann, der niemals lebte“ ist ein zynischer Polit-Actionthriller. Die Bilder sind eindrucksvoll, aber Ridley Scott hat weit bessere Filme gedreht. So passt zum Beispiel die lieblos inszenierte Liebesgeschichte zwischen Roger Ferris und der Krankenschwester Aisha nicht zum Charakter des harten, erfahrenen, intelligenten CIA-Agenten. Neben der Hochglanzoptik sind es die schauspielerischen Leistungen von Leonard DiCaprio und Mark Strong, die den Film sehenswert machen. Russell Crowe fällt dagegen ab, nicht weil er es nicht besser könnte, sondern weil seine Rolle nichts hergibt.
Der Titel „Der Mann, der niemals lebte“ bezieht sich auf eine von Roger Ferris und Ed Hoffman durchgeführte Geheimdienstaktion, mit der sie einen ahnungslosen Architekten zum rücksichtslosen Topterroristen stilisieren, also sein Leben gefährden, um eine neue Terrororganisation vorzutäuschen und den eigentlichen Terroristenchef aus der Reserve zu locken.
Die Dreharbeiten fanden an verschiedenen Orten in den USA und in Marokko statt. Das gilt auch für die in Manchester und Amsterdam spielenden Szenen.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
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