Dampfnudelblues
Inhaltsangabe
Kritik
„Stirb, du Sau!“, hat jemand an die Fassade eines Hauses in Niederkaltenkirchen bei Landshut gesprüht. Es gehört Herrn Höpfl (Robert Palfrader), dem bei Lehrern und Schülern gleichermaßen verhassten Schulrektor. Bald darauf wird Höpfl von der Sekretärin der Schule als vermisst gemeldet. Der als Dorfgendarm in Niederkaltenkirchen tätige Polizeihauptmeister Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) ruft den Schlüsseldienst an. Zufällig schickt man den Sieglechner Bruno (Ernst Hannawald), den Franz seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. In ihrer Jugend waren sie befreundet, aber als Angie Buchheim (Nadeshda Brennicke) ein Kind von Bruno erwartete, setzte dieser sich zur Fremdenlegion ab. Vor einem halben Jahr kehrte er nach Landshut zurück.
Im Haus des vermissten Rektors entdeckt Franz nichts Verdächtiges.
Als er am übernächsten Tag noch einmal in das Haus schaut, hört er Musik aus dem Bad und findet Höpfl in der Wanne. Bevor dieser sich in ein Handtuch hüllt, bemerkt Franz Hämatome an seinem Körper. Schon zuvor fiel ihm ein blutiges Hemd auf. Darauf angesprochen, behauptet Höpfl, er leide an einer Hautkrankheit.
Am selben Abend wird Franz zum Bahngleis gerufen. Ein Mann wurde von einem Zug erfasst. Der Körper des Toten ist zerfetzt, aber der Kopf ist der des Rektors. Die Leichenteile werden zur Gerichtsmedizin in München gebracht. Aufgrund der Aussage des Lokführers (Stefan Betz), der Mann habe auf dem Gleis gelegen, scheidet ein Unfall als Ursache aus. Handelt es sich um einen Suizid oder um ein Gewaltverbrechen?
Sophie Höpfl (Nina Proll), die Schwester des Toten, die Franz in Landshut aufsucht, nimmt die Nachricht vom Tod ihres Bruders ungerührt auf. Die beiden hatten seit Jahren kaum noch Kontakt miteinander.
Früher arbeitete Franz Eberhofer bei der Kriminalpolizei in München. Aber nachdem sein Partner Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) einem Kinderschänder voller Abscheu ins Gemächt geschossen hatte, war es damit vorbei: Franz wurde nach Niederkaltenkirchen strafversetzt, und Rudi arbeitet jetzt als Detektiv in einem Supermarkt.
Franz wohnt bei seiner Großmutter (Ilse Neubauer) und seinem Vater (Eisi Gulp), die beide verwitwet sind, auf einem nicht mehr bewirtschafteten Bauernhof in Niederkaltenkirchen. Sein Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) kommt mit seiner thailändischen Ehefrau Panida (Chi Le) und der kleinen Tochter Uschi zu Besuch. Damit das von Franz liebevoll „Sushi“ genannte Baby schlafen kann, muss der Vater der beiden Brüder vorübergehend darauf verzichten, Platten von den Beatles abzuspielen. Als Leopold herausfindet, dass der Vater auf in einer Hofecke Cannabis anbaut, ist er entsetzt. Er zeigt zwar Verständnis für den Vater, der viel durchgemacht hat, wirft aber seinem Bruder vor, seine Pflichten als Polizist zu vernachlässigen.
Während Panida einen Intensivkurs in deutscher Sprache absolviert, passen ihr Schwiegervater, dessen Mutter und ihr Schwager auf das Baby auf. Vor allem bei ihrem Onkel fühlt „Sushi“ sich augenscheinlich wohl.
Anders als sein Bruder ist Franz unverheiratet. Hin und wieder schläft er mit der im Rathaus angestellten Sekretärin Susi (Lisa Maria Potthoff). Sie hätte ihn gern geheiratet, aber das kommt für Franz nicht in Frage. Er will sich nicht binden. Als er im Bett den nackten Körper der knapp über dreißig Jahre alten Frau betrachtet, meint er, sie habe schon ganz schöne „Dellen“ in ihren Oberschenkeln. Susi schreit: „Du blöder Arsch!“, springt erbost auf, rennt aus dem Haus und radelt splitternackt davon. Franz‘ Vater, der draußen sitzt und einen Joint raucht, sieht es und glaubt zu halluzinieren. Sein Marihuana sei offenbar besonders wirksam, meint er.
Ein paar Tage später fliegt Susi mit einer Freundin nach Italien in den Urlaub. Nach ihrer Rückkehr teilt sie Franz mit, dass sie jetzt statt ihm einen Italiener als festen Freund habe.
Max (Ferdinand Hofer), der 16-jährige Sohn des Metzgers Simmerl (Stephan Zinner), gesteht schließlich, „Stirb, du Sau!“ an Höpfls Hauswand gesprüht zu haben. Aber er beteuert, dass er nichts mit dem Tod des Rektors zu tun habe.
Franz‘ Vorgesetzter, der zuständige Dienststellenleiter Moratschek (Sigi Zimmerschied), geht nach wie vor von einem Selbstmord aus, aber Franz lässt sich nicht von weiteren Ermittlungen abhalten, und dabei hilft ihm Rudi Birkenberger, der es leid ist, Ladendiebe zu überführen. Sie finden heraus, dass der Schulrektor in seinem Keller ein gut eingerichtetes S/M-Studio besaß und den Nachbarn nachts Taxis vor seinem Haus auffielen.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Ein Münchner Gerichtspathologe (Michael Ostrowski) informiert Franz schließlich darüber, dass er im Anus des an einer Überdosis gestorbenen Junkies Marcel Buchheim Sperma sichergestellt habe und ein Vergleich mit der DNA des ebenfalls obduzierten Rektors keinen Zweifel an der Herkunft des Spermas lasse: Es stammt von Höpfl.
Offenbar trieb der Schulmann sich mit Strichern herum.
Bei Marcel Buchheim handelte es sich um den von Bruno Sieglechner gezeugten Sohn Angies.
Franz fährt zu ihr nach Landshut und trifft dort auch auf Bruno. Er gibt zu, Höpfl verprügelt zu haben. Damit habe er den schwulen Rektor zu dem Versprechen genötigt, seine Finger von Marcel zu lassen. Auf seinen Sohn hatte Bruno keinen Einfluss, denn der warf ihm vor, sich 20 Jahre lang nicht um ihn gekümmert zu haben.
Um Bewegung in die Sache zu bringen, behauptet Franz in einem weiteren Gespräch mit Angie, ihr Sohn sei von einem Zeugen am Bahngleis gesehen worden und damit als Mörder des Schulrektors so gut wie überführt.
Ein paar Stunden später – Franz isst gerade von seiner Großmutter zubereitete Dampfnudeln – steht Bruno plötzlich in der Türe und gesteht, nicht Marcel, sondern er habe Höpfl erstochen. Er habe geglaubt, Marcel nur auf diese Weise von ihm fernhalten zu können. Während Bruno das Geständnis ablegt, nimmt er das schlafende Baby als Geisel in den Arm und packt Franz‘ Dienstpistole. Er will fort, aber Rudi, der alles gehört hat, schlägt ihn von hinten mit einem Tischstaubsauger nieder. Während Bruno zu Boden geht, fängt Franz das Baby auf.
Bruno wird von der Kriminalpolizei verhaftet. Kaum sitzt er im Streifenwagen, erhält Franz einen Anruf von der Taxizentrale und erfährt, dass in der Mordnacht eine Frau zu Höpfl fuhr. Aufgrund dieser Information kommen Franz und Rudi zu der Überzeugung, dass Angie Buchheim den Rektor tötete. Aber das behalten sie für sich, denn offenbar wollte Bruno durch die Schuldübernahme wiedergutmachen, dass er sich nach Marcels Geburt vor der Verantwortung gedrückt hatte.
Rudi schwadroniert darüber, wie gut es sei, dass man Fehler korrigieren könne. Da hält Franz an, drängt ihn zum Aussteigen und macht sich auf den Weg nach Italien, um Susi zurückzugewinnen.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Ed Herzog verfilmte den Roman „Dampfnudelblues“ von Rita Falk. Im Untertitel des Films heißt es allerdings „Ein Eberhoferkrimi“ anstelle von „Ein Provinzkrimi“.
Wer einen spannenden Thriller mit raffinierten Tätern und scharfsinnigen Ermittlern erwartet, wird enttäuscht sein. Der Mordfall ist einfallslos und grob gestrickt. Der Reiz des Films liegt denn auch nicht in der Aufklärung eines Verbrechens, sondern im Drumherum. Und da handelt es sich bei „Dampfnudelblues“ mehr um eine Dorfposse.
Ein Teil des Klamauks ergibt sich aus den Gegensatz zwischen der Biederkeit der Provinzler und den „Errungenschaften“ des modernen Lebens: Der örtliche Fußballverein engagiert einen afroamerikanischen Stürmer, Leopold Eberhofer heiratet eine Thailänderin und wird Vater eines asiatisch aussehendes Kindes, und der Vater des Dorfpolizisten baut Cannabis für den Eigengebrauch an. Die Dorfbewohner werden aber auch mit Auswüchsen der demi-monde wie S/M-Sex unter Männern konfrontiert.
Temporeich reihen Christian Zübert (Drehbuch) und Ed Herzog (Regie) in „Dampfnudelblues“ lustige bzw. schwarzhumorige Szenen aneinander. Einige Dialogwitze haben sie wortwörtlich aus dem Roman von Rita Falk übernommen.
Die von Sebastian Bezzel gespielte Figur Franz Eberhofer ähnelt der von Josef Hader verkörperten Figur des Simon Brenner („Komm, süßer Tod“, „Silentium“, „Der Knochenmann“).
Niederkaltenkirchen sucht man übrigens vergeblich auf der Landkarte; es handelt sich um einen fiktiven niederbayrischen Ort.
Gedreht wurde „Dampfnudelblues“ vom 16. September bis 17. Oktober 2012. Die Premiere fand am 29. Juni 2013 auf dem Filmfest München statt. Am 1. August 2013 kam „Dampfnudelblues“ ins Kino, und am 5. Dezember 2013 war die Komödie erstmals im Fernsehen (Das Erste).
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013
Rita Falk: Dampfnudelblues