Verblendung
Verblendung
Inhaltsangabe
Kritik
Stieg Larsson skizziert in seiner komplexen und düsteren Millenium-Trilogie eine verdorbene Gesellschaft: Faschismus, Machtmissbrauch, Korruption, Perversion, Sexismus, Gewalt, Mord sind die Stichwörter. Die drei Kriminalromane „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ sind eine farbige und vielschichtige Mischung aus Wirtschaftskrimi, Whodunit-Thriller und Gesellschaftskritik.
Niels Arden Oplev und Daniel Alfredson verfilmten die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson bereits: „Verblendung“, „Verdammnis“, „Vergebung“. Weil ausländische Filme in den USA in der Regel nicht synchronisiert werden und viele Kinogänger keine Untertitel mögen, drehte David Fincher ein Hollywood-Remake von „Verblendung“. Ob auch die beiden anderen Teile der Trilogie noch einmal verfilmt werden, ist ungewiss.
Steven Zaillian (Drehbuch) und David Fincher (Regie) halten sich in „Verblendung“ eng an die literarische Vorlage von Stieg Larsson. Sie verlagern die Handlung auch nicht nach Amerika, sondern belassen sie in Schweden. Anders als in der Verfilmung von Niels Arden Oplev schildern sie ausführlich, wie Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander den Mördern auf die Spur kommen. Allerdings ist zu vermuten, dass Zuschauer, die das Buch nicht gelesen haben, durch die aus dem Roman übernommene Komplexität überfordert sind. Obwohl Steven Zaillian und David Fincher einige Nebenhandlungen weglassen, wirkt ihr Film „Verblendung“ überladen. Eine Herausforderung bilden auch die – ebenfalls der Vorlage entsprechenden – ständigen Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen.
Wie in Niels Arden Oplevs Verfilmung rücken Steven Zaillian und David Fincher die Figur Lisbeth Salander stärker in den Mittelpunkt. So lautet denn auch der Originaltitel „The Girl with the Dragon Tattoo“. Diese junge Frau ist unter den farbigen von Stieg Larsson für die Millenium-Trilogie erfundenen Charakteren der faszinierendste. Die Punkerin und geniale Hackerin, ein traumatisiertes Opfer männlicher Gewalt, ist eine zugleich starke und verletzliche Einzelkämpferin mit autistischen Zügen, die zornig gegen Unrecht rebelliert. Durch die Zusammenarbeit mit Mikael Blomkvist sieht sie eine Chance, ihren Platz im Leben zu finden, aber ihre Hoffnung erfüllt sich nicht. Rooney Mara stellt die zornige Außenseiterin ebenso facettenreich und überzeugend wie Noomi Rapace dar, aber noch verletzlicher.
Rooney Mara spielt Salander nun in Verblendung, sie macht das ein wenig geschmeidiger als Noomi Rapace in den ersten, schwedischen Verfilmungen, aber nicht schlechter, mit rabenschwarzer Punkfrisur und Piercings und Tattoo, mit ihrer ganzen feindselig-schnoddrigen Art. Sie ist klein und schwach und verletzlich und traut keinem, aber sie lässt sich nicht unterkriegen – und alles dreht sich um sie. (Susan Vahabzadeh, „Süddeutsche Zeitung“, 11. Januar 2012)
Die Figur des aufrechten Journalisten Mikael Blomkvist ist viel weniger interessant. Dass Lisbeth Salander sich in ihn verliebt, bleibt im Film eine bloße Darstellung; nachvollziehbar ist das nicht.
Von der ersten Verfilmung hebt sich David Finchers Kinoadaptation des Romans „Verblendung“ vor allem durch den in jeder Einstellung sichtbaren Stilwillen des Regisseurs ab. Der zeigt sich schon im Vorspann, einer vom Blur Studio in Venice/Kalifornien geschaffenen kunstvollen Animation mit ineinander verfließenden Formen, die wie schmelzendes Metall aussehen.
Über die ursprüngliche Verfilmung, die noch nicht einmal drei Jahre alt ist, weist das aber nicht hinaus – die sah auch schon wesentlich teurer aus, als sie gewesen ist, und sie war genauso düster und blaustichig und kalt. […] So ist Verblendung zwar durchaus ein Wiedersehen wert, aber es lehrt uns trotzdem etwas über die Dimensionen, in denen Hollywood denkt: Wenn man zehnmal so viel für einen Film ausgibt, bedeutet das noch lange nicht, dass das Resultat auch das Zehnfache wert ist. (Susan Vahabzadeh, „Süddeutsche Zeitung“, 11. Januar 2012)
Kirk Baxter und Angus Wall wurden für den Schnitt mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Nominiert hatte man „Verblendung“ auch in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin, Kameraführung, Ton und Tonschnitt.
Rolle: Schauspieler / deutsche Synchronstimme in „Verblendung“:
- Mikael Blomkvist: Daniel Craig / Dietmar Wunder
- Lisbeth Salander: Rooney Mara / Kaya Marie Möller
- Henrik Vanger: Christopher Plummer / Lothar Blumhagen
- Martin Vanger: Stellan Skarsgård / Detlef Bierstedt
- Dirch Frode: Steven Berkoff / Otto Mellies
- Erika Berger: Robin Wright / Irina von Bentheim
- Bjurman: Yorick van Wageningen /Olaf Reichmann
- Anita Vanger: Joely Richardson / Christin Marquitan
- Cecilia Vanger: Geraldine James / Marianne Groß
- Dragan Armansky: Goran Visnjic / Oliver Siebeck
- Gustaf Morell: Donald Sumpter / Friedrich Georg Beckhaus
- Hans Erik Wennerström: Ulf Friberg / Peter Flechtner
- Plague: Tony Way / Tobias Müller
- Pernilla Blomkvist: Josefin Asplund / Luisa Wietzorek
- Gunnar Nilsson: Mats Andersson / Uli Krohm
- u. a.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013
Stieg Larsson: Verblendung
Niels Arden Oplev: Stieg Larsson. Verblendung
David Fincher (kurze Biografie / Filmografie)
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