The Game

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The Game

Originaltitel: The Game – Regie: David Fincher – Drehbuch: John Brancato und Michael Ferris – Kamera: Harris Savides – Schnitt: James Haygood – Musik: Howard Shore – Darsteller: Michael Douglas, Sean Penn, Deborah Kara Unger, James Rebhorn, Anna Katerina, Armin Mueller-Stahl, Charles Martinet, Scott Hunter McGuire, Florentine Mocanu, Elizabeth Dennehy, Peter Donat, Carroll Baker u.a. - 1997; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Zu seinem 48. Geburtstag erhält der egomanische, skrupellose und ebenso ehrgeizige wie erfolgreiche Geschäftsmann Nicholas Van Orten von seinem jüngeren Bruder einen Voucher der Firma CRS geschenkt. Aus Neugierde löst Van Orten den Geschenkgutschein ein und bewirbt sich für die Teilnahme an einem mysteriösen Spiel. Von da an häufen sich Pannen in seinem Leben; er verliert zunehmend die Kontrolle und gerät in einen Albtraum. Eines Tages sind auch die Millionen auf seinen Konten fort ...
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Kritik

"The Game" ist ein fesselnder, temporeicher, hervorragend fotografierter und mit Michael Douglas vorzüglich besetzter Thriller mit einem Feuerwerk an Einfällen, aus denen sich immer wieder überraschende Wendungen ergeben.
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Als Nicholas Van Orton zwölf Jahre alt ist (Scott Hunter McGuire), springt sein achtundvierzigjähriger Vater (Charles Martinet) vor seinen Augen vom Dach der Villa in den Tod. Aufgrund des Traumas entwickelt Nicholas sich zu einem disziplinierten Investmentbanker, der von seinem Büro in San Francisco aus alles unter Kontrolle haben will (Michael Douglas). Der ebenso ehrgeizige wie erfolgreiche Egomane kennt keine Sentimentalitäten, wenn es um Geschäftsergebnisse geht, und nichts kann ihn erschüttern. Als beispielsweise Anson Baer (Armin Mueller-Stahl) in seinem Verantwortungsbereich nur acht statt zehn Prozent Rendite erwirtschaftet, feuert Van Orten ihn ohne Rücksicht darauf, dass Baer zu den besten Freunden seines Vaters gezählt hatte.

Die Glückwünsche seiner Sekretärin zum achtundvierzigsten Geburtstag empfindet er das eher als Störung. Aus Anlass seines Geburtstags ruft ihn am Abend auch noch seine von ihm geschiedene Frau Elizabeth (Anna Katarina) an und erzählt ihm, dass sie und ihr jetziger Ehemann gerade ihr zweites Kind erwarten. Nicholas Van Orten argwöhnt, dass Elizabeth etwas von ihm wollen könnte und als sie ihn daran erinnert, dass sein Vater nicht älter als achtundvierzig Jahre wurde, bricht er das Telefongespräch barsch ab.

Sein jüngerer Bruder Conrad (Sean Penn) schenkt ihm zum Geburtstag einen Voucher der Firma „Consumer Recreation Services“ (CRS). Als Nicholas Van Orten zufällig bei dem ihm unbekannten Unternehmen vorbeikommt, wird er neugierig, löst den von seinem Bruder bezahlten Geschenkgutschein ein und unterzieht sich sogar einer stundenlangen Aufnahmeprozedur mit Fragenbögen sowie psychologischen und medizinischen Untersuchungen. Es soll um ein Spiel gehen („The Game“). Es sei wie Ferien, erklärt ihm der Abteilungsleiter Jim Feingold (James Rebhorn), nur dass man nicht zu verreisen brauche, denn die Ferien kämen gewissermaßen zum Kunden.

Mitten in einer Geschäftsbesprechung erhält er am nächsten Tag einen Anruf von „Consumer Recreation Services“, und eine Angestellte teilt ihm mit, sein Aufnahmeantrag sei abgelehnt worden. Van Orten ist es ein Rätsel, woher CRS seine Geheimnummer kennen, und der Misserfolg kratzt an seinem Selbstwertgefühl.

Er weiß nicht, dass das Spiel bereits begonnen hat.

Als er abends missmutig nach Hause fährt, liegt in der Einfahrt eine große Puppe. Er nimmt sie mit hinein und schaltet den Fernseher an. Irritiert stellt er fest, dass der Nachrichtensprecher zu ihm persönlich spricht und offenbar beobachtet, was er tut. Wie ist das möglich? Befindet sich hinter einem der Augen der Puppe eine Kamera? Aber wie werden Bild und Ton auf seinem Bildschirm manipuliert?

In den nächsten Tagen häufen sich seltsame Störfälle: Während er auf ein Flugzeug wartet, läuft sein Füller in der Hemdentasche aus. Das Zahlenschloss seines Aktenkoffers öffnet sich nicht, als er wichtige Unterlagen herausnehmen will. Er sitzt in einem Taxi. Plötzlich verriegelt der Fahrer mit irrem Gelächter die hinteren Türen und springt aus dem Wagen, bevor dieser ein Brückengeländer durchbricht und in einen Fluss stürzt. Im letzten Augenblick gelingt es Van Orten, sich aus dem Fahrzeug zu befreien und aufzutauchen. Im Restaurant stolpert die neue Bedienung Christine (Deborah Kara Unger) neben seinem Tisch und überschüttet ihn mit Rotwein. Sie wird deshalb auf der Stelle entlassen, aber sie flüstert ihm noch zu, sie habe 400 Dollar dafür bekommen.

Es ist wie ein Albtraum. Zunehmend verliert der knallharte Geschäftsmann die Kontrolle über das Geschehen und den Boden unter den Füßen.

Eines Tages stellt er fest, dass seine Passwörter geknackt und 600 Millionen Dollar von seinen Konten abgeräumt wurden. Das ist offenbar kein Spiel, sondern blutiger Ernst! Die Büroräume, in denen er sich den von „Consumer Recreation Services“ vorgegebenen Tests unterzog, stehen leer. Den Namen der Firma gibt es in keinem Verzeichnis. Weil Van Orten hofft, Christine könne ihm helfen, das gefährliche „Spiel“ zu durchschauen und die Strippenzieher zu finden, lässt er seine Sekretärin nach ihrer Adresse fahnden und besucht dann die junge Frau. Aber sie gehört offenbar auch zu der Verschwörung, denn sie mischt ihm Drogen in den Tee, und Van Orten kommt erst auf einem Friedhof in Mexiko wieder zu sich. Verschmutzt und erschöpft erbettelt sich der Vielflieger von den Gästen in einem Schnellrestaurant das Geld für den Bus nach San Francisco.

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Zufällig sieht er im Fernsehen einen Werbespot mit dem Mann, der sich als Abteilungsleiter von „Consumer Recreation Service“ ausgab. Es handelt sich also um einen Schauspieler. Über entsprechende Künstleragenturen spürt Van Orten ihn auf. Mit vorgehaltener Waffe zwingt er den angeblichen CRS-Mitarbeiter, ihn zu den Hintermännern zu bringen und lässt sich von ihm in das Gebäude einschleusen, in dem sie ihr Hauptquartier haben.

Er wird erkannt und flüchtet auf einen Balkon. In seiner Panik schießt er – und trifft seinen Bruder Conrad in die Brust, der gerade an der Spitze aller, die an dem Spiel mitgewirkt haben, ein Geburtstagsständchen anstimmen wollte. Van Orten hat die Kontrolle verloren und seinen Bruder getötet! Das verkraftet er nicht: Er stürzt sich vom Balkon, bricht durch ein Glasdach und landet zu seiner Überraschung wie bei einem Stunt unverletzt auf vorbereiteten Kissen. Kurz darauf erscheinen Conrad und dessen Helfer. Gerührt umarmt Nicholas seinen Bruder, der ihm die Augen für die Fehlentwicklung in seinem Leben geöffnet hat.

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Auch wenn nicht jede Einzelheit plausibel und realistisch erscheint: „The Game“ ist ein fesselnder, temporeicher, hervorragend fotografierter und mit Michael Douglas vorzüglich besetzter Thriller von David Fincher mit einem Feuerwerk an Einfällen, aus denen sich immer wieder überraschende Wendungen ergeben.

Fincher hat ein raffiniertes, atemberaubendes Wahrnehmungslabyrinth inszeniert, und zugleich eine weitere seiner beklemmenden Visionen.
(Anke Sterneborg in Süddeutsche Zeitung, 20. November 1997)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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