Benedict Wells : Fast genial

Fast genial
Fast genial Originalausgabe: Diogenes Verlag, Zürich 2011 ISBN: 978-3-257-06789-7, 325 Seiten Diogenes Verlag, Zürich 2015 ISBN: 978-3-257-26122-6, 393 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Francis ist 17. Mit seiner depressiven, arbeitslosen Mutter lebt er in einem Trailerpark. Den Abschluss in der Highschool wird Francis nicht auf Anhieb schaffen. Seinen Vater kennt er nicht. Erst nach einem Selbstmordversuch seiner Mutter erfährt er, dass sie sich in einer Samenbank für Genies künstlich befruchten ließ. In der Hoffnung auf ein besseres Leben sucht Francis nach seinem Erzeuger ...
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Kritik

Ein Bericht über eine Samenbank für Genies lieferte Benedict Wells die Anregung für dieses Buch. "Fast genial" ist ein flott erzählter, unterhaltsamer Trivialroman.
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Der siebzehnjährige Schüler Francis wohnt mit seiner Mutter Katherine Angela Dean seit zweieinhalb Jahren im Pine-Tree-Trailerpark am Stadtrand von Claymont, einer Kleinstadt in Delaware.

Für Festivals oder eine Universität war Claymont drei Ecken zu klein, und wer etwas im Leben vorhatte, haute gleich nach der Schule ab.

Seinen Vater kennt Francis nicht. Er vermutet, dass es sich um irgendeinen Versager handelt, der sich aus dem Staub gemacht hatte, bevor er geboren wurde. Als er drei Jahre alt war, heiratete seine bis dahin alleinerziehende Mutter, die Jura studiert hatte, den Rechtsanwalt Ryan Wilco. Im Jahr darauf gebar sie Francis‘ Halbbruder Nicky. Damals lebten sie in Jersey City. Vor viereinhalb Jahren ließen die Eltern sich scheiden. Ryan zog mit Nicky nach New York City, Katherine mit Francis nach Claymont. Als Katherine aufgrund von Depressionen ihren Sekretärinnen-Job bei einer Immobilienfirma verlor und Ryan sich kurz darauf an der Börse verspekulierte und infolgedessen seine Unterhaltszahlungen kürzte, reichte das Geld nicht mehr für die Wohnungsmiete. Katherine und Francis müssen sich seither mit einem Wohnwagen begnügen.

Früher hängte Katherine sich an reiche Kerle und träumte von einem besseren Leben, wurde jedoch jedes Mal nach kurzer Zeit von ihren Liebhabern verlassen.

[Francis] dachte daran, wie sich die Freunde seiner Mutter früher bei ihm hatten einschleimen wollen, ihm Süßigkeiten oder Spielsachen mitbrachten und danach mit seiner Mutter nach nebenan gegangen waren, um sie zu ficken. Und wie seine Mom später am Abend lächelnd zu ihm ins Zimmer gekommen war, ihm durchs Haar gestrichen und gemeint hatte, dass jetzt alles gut werden würde. Bis sie dann Wochen später abserviert wurde, heulend auf dem Bett lag und sich irgendetwas einschmiss.

Francis besucht die Highschool. Abends arbeitet er als Küchenhilfe im Asia Tiger. Sein Vorbild ist Eminem. Bis vor einiger Zeit trainierte Francis als Ringer. Aber wenn er selbstbewussten Gegnern wie Troy Saunders vor dem Kampf in die Augen schaute, packte ihn die Angst. Deshalb verlor er selbst gegen schwächere Gegner. Unter dem Vorwand, er könne wegen seiner Knieschmerzen nicht weitermachen, hörte er mit dem Training auf.

Zum dritten Mal liefert Francis seine Mutter in die psychiatrische Klinik von Claymont ein. Die Diagnose lautet: manische Depression mit Wahnvorstellungen.

Im Krankenhaus fällt Francis ein Mädchen auf, dessen Handgelenke verbunden sind, das also vermutlich wegen eines Selbstmordversuchs behandelt wird. An der Tür des Zimmers steht der Name Anne-May Gardener. Er setzt sich im Fernsehzimmer neben sie. Die Neunzehnjährige sagt, sie habe sich das Leben nehmen wollen, weil sie von ihrem Vater, einem erfolgreichen Architekten, vergewaltigt worden sei. Ihr vier Jahre jüngerer Bruder Jerome ist schon lange tot. Die Familie wohnt in einer Villa im Grünen außerhalb von Claymont. Anne-May gibt sich nymphoman und prahlt mit zahlreichen sexuellen Erfahrungen.

Während Katherine im Krankenhaus liegt, gesteht Francis ihr, dass er die Abschlussklasse an der Claymont High nicht schaffen werde.

Bei seinem nächsten Besuch findet er das Bett leer vor. Seine Mutter schluckte eine Überdosis Schlaftabletten. Die Ärzte haben ihr den Magen ausgepumpt. Sie wird den Selbstmordversuch überleben. Am Fensterbrett findet Francis ihren Abschiedsbrief. Auf diese Weise erfährt er von seiner Zeugung.

Er kam als Retortenbaby auf die Welt. Katherine war in der Zeitung auf eine Anzeige der von Warren P. Monroe eingerichteten Samenbank für Genies gestoßen. Bei den Spendern handelte sich ausschließlich um Nobelpreisträger und andere geniale Wissenschaftler. Die Namen der Spender wurden zwar geheim gehalten, aber Katherine überredete einen Assistenzarzt mit Vornamen Andy, ihr die Akte über den Spender des Spermas zu beschaffen, mit dem sie sich hatte befruchten lassen. In ihrem Abschiedsbrief teilt sie Francis mit, sein Vater sei Harvard-Absolvent, spiele Cello und habe einen IQ von 170. Der Deckname lautete Donor James. Als der Diebstahl der Akte entdeckt wurde, behauptete Katherine, sie genommen zu haben, um Andy zu decken. Sie musste daraufhin eine Geheimhaltungsklausel unterschreiben und bekam zusätzlich zu den finanziellen Leistungen für die Teilnahme an dem Programm ein einmaliges Schweigegeld ausbezahlt.

Im Internet informiert Francis sich weiter über die Samenbank für Genies. Der milliardenschwere Bauunternehmer und Börsenspekulant Warren P. Monroe wollte verhindern, dass sich dumme Menschen stärker als kluge vermehren. 1962 lernte er den österreichischen Eugeniker Dr. Friedrich von Waldenfels kennen. Mit ihm zusammen eröffnete er Anfang der Achtzigerjahre in Los Angeles die Samenbank. Inzwischen wurde sie aufgelöst. Gerüchten zufolge soll Waldenfels an nationalsozialistischen Menschenversuchen beteiligt gewesen sein.

Francis kann es kaum glauben: Er ist also gar nicht das Kind eines Versagers und deshalb dazu verurteilt, ebenfalls erfolglos zu bleiben, sondern er hat die Gene eines Genies geerbt. Falls er seinen Erzeuger findet, bei dem es sich gewiss um einen erfolgreichen Wissenschaftler handelt, wird sich sein Leben zum Positiven wenden. Also beschließt Francis, seinen Vater in Kalifornien zu suchen.

Weil er weder Auto noch Führerschein besitzt, überredet er Grover Paul Chedwick, seinen besten Freund, ihn zu fahren. Grovers Vater ist ein reicher Unternehmer, die Mutter eine erfolgreiche Anlageberaterin. Als Francis und seine Mutter noch in der Stadt wohnten, waren sie Nachbarn. Grover gilt als Außenseiter. In der Schule wurde er von Anfang an gemobbt. Nachdem er einen der Übeltäter von hinten gepackt und ihm den Kopf zwanzigmal auf die Tischplatte geschlagen hatte, mussten ihn die Eltern von der Schule nehmen. Er kam für zwei Monate in ein Erziehungsheim und musste drei Jahre lang Psychopharmaka einnehmen. Die Band, in der er als Drummer gespielt hatte, warf ihn raus. Bis auf Francis hat Grover keine Freunde. An Mädchen wagt sich der Nerd nicht heran. Aber seine schulischen Leistungen sind sehr viel besser als die von Francis. Inzwischen hat er sich zum Studium in Yale beworben und eine Zusage bekommen.

Als Francis seiner neuen Freundin im Krankenhaus erzählt, was er über seine Zeugung erfuhr und dass er seinen Vater in Kalifornien suchen will, drängt Anne-May ihn, sie mitzunehmen. Er sträubt sich. Da greift sie ihm in die Hose und verspricht ihm als Gegenleistung eine Kopulation. Francis, der noch nie mit einem Mädchen zusammen war, kann der Versuchung nicht widerstehen. Die beiden schleichen sich ins Musikzimmer, ziehen sich aus und treiben es auf dem weißen Konzertflügel.

Von einem Bekannten lässt Francis sich das Geburtsjahr im Ausweis fälschen, damit er sich als volljährig ausgeben kann. Das ist wichtig. Denn zu seinem Plan gehört es, in Las Vegas zu spielen. Auf die Idee brachte ihn eine Nachricht im Fernsehen: Ein Arbeitsloser hatte bei einem Pokerturnier in Las Vegas 1,4 Millionen Dollar gewonnen und war damit schlagartig kein Loser mehr. Seither träumte Francis mehrmals von einem großen Gewinn beim Roulette. Er ist überzeugt, dass sich der Traum verwirklichen lässt. Den Einsatz, 5000 Dollar, erbettelt er sich von seinem Stiefvater.

Bevor Grover mit seinem Chevrolet losfährt, sagt er seinen Eltern, er wolle seinen Cousin Donnie in Maine besuchen. Anne-May entflieht einem Pfleger, der sie durch den Park führt.

Francis, Anne-May und Grover berauschen sich an ihrer Freiheit. Aber die beiden jungen Männer belauern sich eifersüchtig. Als sie alle zusammen nackt in einem Hotelpool baden, ist nicht zu übersehen, dass Grover über einen riesigen Penis verfügt.

Beim Roulette in Las Vegas gewinnt Francis 36 000 Dollar, aber das ist ihm nicht genug. Er spielt weiter – und verliert alles, am Ende auch noch 50 Dollar, die er sich von Grover lieh. Trost sucht er mit seinem Freund zusammen in einem Nachtklub. Dort überredet Francis eine Stripperin, Grover in die körperliche Liebe einzuführen.

Das nächste Reiseziel ist San Francisco. Dort lebt Alistair Haley. Er wurde ebenfalls in der Samenbank für Genies gezeugt und gilt als einziger Erfolg des Unternehmens. Sein IQ beträgt 189. Aber statt an einer Elite-Universität studierte er Religionswissenschaften am Mills College in Oakland. Seine Mutter Paula Haley, ein ehemaliges Hippie-Mädchen, lebt in Indien. Alistair bekam damals zufällig mit, wie sich Warren P. Monroe mit einem seiner Angestellten darüber beriet, ob man den Samenspender, dessen Namen Katherine Dean herausgefunden hatte, anrufen sollte oder nicht. Der Mann hieß Dr. Doble. Außerdem verweist Alistair seinen Besucher an Dr. Friedrich von Waldenfels, den wissenschaftlichen Leiter des Programms, und schreibt ihm dessen Adresse in Carpinteria bei Santa Barbara auf. Zum Abschied gibt er Francis zu bedenken:

„Aber schon mal daran gedacht, dass du dein Potenzial erst entfalten kannst, wenn du weißt, wer du bist?“

Waldenfels ist sechsundachtzig Jahre alt und dement. Was er sagt, ist wirr. Beispielsweise glaubt er, eine Verabredung mit Warren P. Monroe zu haben, obwohl ihn seine Ehefrau darauf hinweist, dass der Milliardär seit sechs Jahren tot ist. An das fehlgeschlagene Projekt erinnert Waldenfels sich allerdings noch:

„Alle anderen Kinder waren eher durchschnittlich. Und dann gab es sogar noch Nieten. Mir völlig unverständlich. Man nimmt die besten Zutaten und züchtet Versager. Kein Wunder, dass wir den Laden schließen mussten.“

Von dem greisen Eugeniker erfährt Francis nichts Neues. In der Hoffnung, ein aufschlussreiches Dokument zu finden, stiehlt Francis ihm die Brieftasche. Die 600 Dollar, die er darin findet, ermöglichen es ihm, Anne-May in ein Konzert einzuladen.

Das Los Angeles Philharmonic Orchestra spielt das Violinkonzert von Peter Tschaikowsky. Anne-May ist so gerührt, dass sie es nach der Rückkehr ins zu dritt bewohnte Hotelzimmer mit Francis im Bad treibt. Nachts wacht Francis auf und hört sie schluchzen. Sie könne ihn nicht lieben, klagt sie und gesteht, dass sie ihn anlog, als sie sagte, ihr Vater habe sie vergewaltigt. Der Grund für ihre labile psychische Verfassung ist ein anderer: Sie war elf, als sie auf ihren siebenjährigen Bruder aufpassen sollte und Jerome wegen ihrer Unachtsamkeit vor ein Auto lief. Die Schuld am Tod ihres Bruders macht ihr noch immer schwer zu schaffen. Die sexuellen Erfahrungen habe sie nur erfunden, sagt sie, in Wirklichkeit sei sie von Francis auf dem Flügel in der Klinik defloriert worden.

In der mittlerweile auf kosmetische Operationen spezialisierten Monroe-Klinik in Los Angeles trifft Francis auf Dr. Greg Huckstable, der ihm die Adresse von Andy Kinnear in Hollywood gibt, einem Arzt, der für Warren P. Monroe gearbeitet hatte.

Zufällig handelt es sich um den Mann, der sich in Katherine Dean verliebt und ihr die Akte des Samenspenders besorgt hatte. Andy Kinnear ist inzwischen Ende vierzig, verheiratet und hat mit seiner Frau Lorraine zusammen zwei Kinder. Mit seinem Besucher redet er nicht nur über die Samenbank für Genies, sondern auch über Präimplantationsdiagnostik, synthetische Menschen und die Erkenntnis, dass ein Individuum nicht nur von seinem Genom, sondern auch von Umwelteinflüssen geprägt wird. Andy hat die Akte aufgehoben. Nun überlässt er sie Francis. Bei Dr. Ian Doble handelt es sich den Unterlagen zufolge um eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neurochemie. Außer Katherine Dean wurden weitere sechs Teilnehmerinnen des Programms mit seinem Sperma befruchtet. Er soll sich in Tijuana aufhalten.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Den Chevrolet stellt Grover vorsichtshalber vor der mexikanischen Grenze ab. Ein Taxi bringt ihn und seine Freunde in ein übles Viertel von Tijuana. Bei der Adresse, die Francis von Andy Kinnear bekam, stoßen sie auf einen angetrunkenen, vergammelten Kerl, der an einem schrottreifen Auto herumschraubt und offenbar in einer Garage wohnt. Zuerst will Francis ihn nach Dr. Ian Doble fragen – aber dann ahnt er, dass es sich um seinen Vater handelt.

Der Mann heißt eigentlich Iwan Doblinski. Seine Mutter war siebzehn Jahre alt, als sie ihn gebar. Der zwei Jahre ältere Vater war Alkoholiker, hatte nie Geld und verprügelte seine Frau und seinen Sohn. Nach dem Abbruch der Highschool fuhr Iwan drei Jahre lang auf einem Containerschiff zur See. Dann schlug er sich als Hobo (Wanderarbeiter) durch. Zwischendurch machte er sein Sperma zu Geld. Das war nicht nur angenehmer als Blut zu spenden, sondern brachte auch mehr ein. Die Monroe-Klinik bezahlte 5000 Dollar, fünfzig Mal so viel wie andere Samenbanken. Mit gefälschten Papieren gab Iwan Doblinski sich als Dr. Ian Doble aus und täuschte einen IQ von 170 vor.

Francis ist frustriert. Er wurde also doch nicht von einem Genie gezeugt, sondern von einem Versager! Kein Wunder, dass er nichts zustande kriegt. Aber Doblinski meint:

„Du machst es dir zu einfach. Gene sind das eine, das andere ist, was man daraus macht. Du willst mich als Ausrede benutzen, für was auch immer.“

Nachdem Francis auf ein Stück Toilettenpapier ejakuliert hat, gibt er es seinem Vater zum Abschied und sagt:

„Hier, da hast du deinen Einsatz zurück, jetzt sind wir quitt.“

Ohne viel zu reden, fahren Francis, Anne-May und Grover in vier Tagen an die Ostküste zurück.

Katherine geht es besser. Sie bekommt einen Job bei Wal-Mart an der Kasse. Francis verrät ihr nicht, dass es sich bei dem Samenspender um einen Betrüger handelte. Stattdessen lässt er sie in dem Glauben, von einem Genie gezeugt worden zu sein.

Drei Monate nach der Reise quer durch die USA erhält Francis, der inzwischen seinen achtzehnten Geburtstag feierte, einen Anruf von Anne-May. Sie ist schwanger. Es muss auf dem Flügel in der Klinik passiert sein. Francis stellt klar, dass er die Verantwortung übernimmt. Er und Anne-May kommen sich wieder näher, aber die Gardeners tun alles, um ihn von ihrer Tochter fernzuhalten.

John, so heißt der Sohn von Francis und Anne-May, ist noch keine zwei Jahre alt, als die Gardeners mit ihrer Tochter und dem Kleinkind von Claymont nach New York City ziehen.

Katherine ist wieder depressiv und arbeitslos. Francis, der inzwischen den Highschool-Abschluss nachgeholt hat, würde gern studieren, aber dafür hat er keine Zeit, denn er muss in mehreren Jobs parallel arbeiten, um sich und seine Mutter versorgen zu können. Zugleich spart er eisern, denn er hat ein Ziel: Er will ein Haus in San Francisco kaufen, das Anne-May gefiel und träumt davon, dort mit ihr und dem Kind zu leben. Aber dafür benötigt er eine Million. Und die will er sich am Roulette-Tisch beschaffen.

Sobald er 5000 Dollar gespart hat, kündigt er alle seine Jobs und reist erneut nach Las Vegas. In einem der Kasinos wechselt er das gesamte Geld in einen einzigen Chip. Sobald er gewonnen hat, legt er einen 5000-Dollar-Chip als Reserve beiseite. Er bringt es auf 60 000 Dollar. Dann wird er abgelenkt und setzt versehentlich nicht nur die 60 000 Dollar, sondern auch den Reserve-Chip. Ausgerechnet dieses Mal verliert er. Aber da schenkt ihm ein Mitspieler einen 5000er-Chip. Für Francis beginnt damit eine neue Glückssträhne. Als er Chips im Wert von 500 000 Dollar vor sich liegen hat, weiß er, dass es jetzt darauf ankommt. Falls er gewinnt, kann er mit der Million das Haus in San Francisco kaufen und bekommt dadurch die Chance, mit Anne-May und John ein neues Leben zu beginnen. Dann wäre er nicht länger ein Versager. Falls er verliert, wird er sich zum Militär melden und in den Irak oder nach Afghanistan abkommandieren lassen. Francis setzt die 500 000 Dollar samt dem Reserve-Chip und hält den Atem an, während die Kugel rollt …

(Wohin sie fällt, bleibt offen.)

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Eine Samenbank für Genies gab es tatsächlich, wenn auch nicht in Los Angeles, sondern in San Diego (The Repository for Germinal Choice). Aus den Initiatoren Robert Klark Graham und Hermann Joseph Muller machte Benedict Wells in seinem Roman „Fast genial“ den Unternehmer Warren P. Monroe und den Eugeniker Dr. Friedrich von Waldenfels. Auch ein Vorbild für den Protagonisten gab es.

Der Plot von „Fast genial“ entspricht also im Kern einer wahren Geschichte. Benedict Wells machte daraus eine unterhaltsame Roadstory mit drei grundverschiedenen Hauptfiguren. „Fast genial“ dreht sich um Jugendliche, die auf der Suche nach ihrer Identität sind und sich mit ihren Zukunftsträumen auseinandersetzen.

Zwischendurch tippt Benedict Wells eine Reihe von Themen wie zum Beispiel die Präimplantationsdiagnostik oder die Kluft zwischen Arm und Reich an. Aber darauf geht er nicht näher ein. Tiefschürfende Gedanken gibt es in „Fast genial“ ebenso wenig wie bemerkenswerte Beobachtungen. In der Handlung hängt viel von Zufällen ab, und einige Zusammenhänge sind ganz einfach unrealistisch, unplausibel. Es handelt sich um einen Trivialroman. Das gilt auch für den Aufbau und die Sprache. Der „Donaukurier“ zitiert Benedict Wells mit dem Satz: „Ich wollte etwas schreiben, wovon sich Leute mit 18, 19, 20 Jahren berührt und verstanden fühlen.“ Das ist ihm offenbar gelungen. Dass viele Leserinnen und Leser von der flott erzählten Geschichte gut unterhalten werden, zeigen die Verkaufszahlen von „Fast genial“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Diogenes Verlag

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Alena Schröder - Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Am Beispiel von vier Generationen einer Familie veranschaulicht Alena Schröder in ihrem Debütroman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid", wie unterschiedlich Frauen im Verlauf der Jahrzehnte mit ihrem Selbstverständnis umgehen. Nebenbei streift sie Themen wie Holocaust, Kunstraub und Erinnerungskultur. Außerdem wirft sie einen kritischen Blick auf den Wissenschaftsbetrieb.
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