Frida

Frida

Frida

Originaltitel: Frida - Regie: Julie Taymor - Buch: Clancy Sigal, Diane Lake, Anna Thomas, Gregory Nava, Edward Norton, nach der Frida-Kahlo-Biografie von Hayden Herrera - Kamera: Rodrigo Prieto - Schnitt: Françoise Bonnot - Musik: Elliot Goldenthal - Darsteller: Salma Hayek, Alfred Molina, Geoffrey Rush, Edward Norton, Antonio Banderas, Ashley Judd, Valeria Golino, Mia Maestro, Roger Rees, Patricia Reyes Spindola, Diego Luna u.a. - 2002; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Die Gymnasiastin Frida Kahlo wird 1925 bei einem Verkehrsunfall in Mexiko-Stadt schwer verletzt und muss monatelang im Bett liegen. Für eine unternehmungslustige 18-Jährige wie Frida ist das besonders quälend. Da kommt sie auf die Idee, es mit Malen zu probieren – und entwickelt sich zu einer der bedeutendsten mexikanischen Künstlerinnen.
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Kritik

"Frida" ist ein stimmungsvolles, ungemein lebendiges und pittoreskes Porträt Frida Kahlos. Die Ähnlichkeit der Hauptdarsteller Salma Hayek und Alfred Molina mit Frida Kahlo und Diego Rivera ist verblüffend, und ihr schauspielerisches Können beweisen sie in den zahlreichen Großaufnahmen ihrer Gesichter.
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Die Gymnasiastin Frida Kahlo (Salma Hayek) wird 1925 beim Zusammenstoß eines Omnibusses und einer Straßenbahn in Mexiko-Stadt schwer verletzt. Monatelang muß sie im Bett liegen. Für eine unternehmungslustige Achtzehnjährige wie Frida ist das besonders quälend. Dazu kommt, dass ihr Freund Alejandro (Diego Luna), der bei dem Unfall nur leichte Verletzungen erlitt, zum Studium nach Europa reist. Verzweifelt sucht sie nach einer Beschäftigung und kommt auf die Idee, es mit Malen zu probieren. Die Eltern – Guillermo und Matilda Kahlo (Roger Rees, Patricia Reyes Spindola) – lassen ihr eine Staffelei für das Bett anfertigen, damit sie es auf dem Rücken liegend versuchen kann.

Auch als sie endlich aufstehen und mit Hilfe eines Spezialkorsetts wieder laufen darf, bleibt sie bei der Malerei und bittet 1928 den berühmten mexikanischen Maler Diego Rivera (Alfred Molina), ihr Talent zu beurteilen. Er ist begeistert.

Buchtitel. © Das Hörwerk 2004Die beiden treffen sich häufiger. Diego nimmt Frida mit zu politischen Demonstrationen und zu Festen, auf denen sie den Maler David Siqueiros (Antonio Banderas) kennen lernt und sich mit der unkonventionellen Fotografin Tina Modotti (Ashley Judd) befreundet. Als Diego Frida bittet, seine Frau zu werden, lässt er sie nicht im Unklaren darüber, dass er auch weiterhin Affären mit Modellen und anderen Frauen haben wird. Frida weiß, dass er nicht treu sein kann und verlangt nur, dass er sich loyal verhält. Obwohl die Stiefmutter dagegen ist und das Paar mit einem Elefanten und einer Taube vergleicht, heiratet die zierliche junge Frau 1929 den doppelt so alten Mann mit barocker Leibesfülle.

Am Morgen nach der Hochzeitsnacht erfährt Frida, dass Diegos geschiedene Frau Lupe Marin (Valeria Golino) mit ihrem Kind im Obergeschoss seines Hauses wohnt. Aufgebracht läuft sie hinauf zu ihr, aber nach diesem Streit befreunden sich die beiden Frauen.

Diego Rivera reist 1933 mit Frida Kahlo nach New York, wo er im Rockefeller Center eine Wand bemalen soll. Als das monumentale Gemälde halb fertig ist, protestieren die Zeitungen dagegen, dass unter den dargestellten Figuren Lenin ist. Vergeblich fordert Nelson Rockefeller (Edward Norton) den Künstler auf, Lenin zu übermalen. Weil Diego zu keinen Kompromissen bereit ist, lässt der junge Rockefeller ihm das vereinbarte Honorar aushändigen und das Wandgemälde zerstören.

Fridas Schwester Cristina (Mia Maestro) hat sich von ihrem Mann getrennt. Während eines Besuchs ertappt Frida sie und Diego auf dem Boden seines Ateliers. Seine Affären hat sie geduldet, aber dass er mit ihrer Schwester schläft, geht zu weit. Verzweifelt schließt Frida sich in ihrem Teil des durch eine Brücke verbundenen Doppelhauses in San Angel ein und schneidet sich die langen Haare ab. Sie will nichts mehr mit Diego zu tun haben.

Allerdings erfüllt sie seine Bitte und quartiert den von Stalin verstoßenen Revolutionär Leo Trotzkij (Geoffrey Rush) und seine Frau Natalia Sedova 1937 in ihrem Elternhaus ein, in dem ihr Vater seit dem Tod Matildas allein lebt. Als Trotzkijs Frau merkt, dass ihr Mann eine Affäre mit Frida hat, zieht das Ehepaar 1939 in einen anderen Unterschlupf. (Dort wird Trotzkij 1940 mit einem Eispickel ermordet.)

Frida reist 1939 zu einer Ausstellung in Paris. Sie beansprucht die gleiche sexuelle Freiheit wie Diego und lässt sich auf Liebesabenteuer mit Frauen und Männern ein. Nach ihrer Rückkehr schlägt Diego ihr die Scheidung vor: Es sei wohl für sie beide das Beste.

Ein Jahr später heiraten die beiden erneut. Diego kümmert sich um Frida, die sich mehreren schweren Operationen unterziehen muss und die Schmerzen zeitweise ohne eine Flasche Schnaps am Tag nicht mehr aushält. Ab 1951 – also von ihrem vierundvierzigsten Lebensjahr an – kann Frida Kahlo kaum noch aufstehen und kommt nicht mehr ohne Morphium aus. Ihr rechtes Bein wird bis zum Knie amputiert.

Als am 13. April 1953 in Mexiko-Stadt ihre erste Einzelausstellung eröffnet wird, lässt sie sich samt ihrem Himmelbett in einem Lastwagen hinbringen und in das Gebäude tragen.

Am 13. Juli 1954, sechs Tage nach ihrem 47. Geburtstag, stirbt Frida Kahlo.

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Julie Taymor, die Tochter eines amerikanischen Gynäkologen, reiste mit dreizehn nach Sri Lanka und lebte als Sechzehnjährige bereits allein in Paris. Sie studierte Anthropologie in New York und Pantomime in Paris, außerdem einige Jahre bei Tänzern und Puppenspielern auf Java und Bali. Die Fünfzigjährige hat sich nicht nur als Filmregisseurin („Titus“) einen Namen gemacht, sondern auch als Designerin, Bildhauerin, Choreographin, Dramatikerin, Theater- und Opernregisseurin. Julie Taymor arbeitet viel mit Elliot Goldenthal zusammen. Er schrieb nicht nur den Soundtrack für „Frida“, sondern z.B. auch die Musik für ihr Bühnenwerk „Juan Darién: A Carnival Mess“. (Eine „Oscar“-Nominierung erhielt er für „Interview mit einem Vampir“.)

Die Mexikanerin Salma Hayek, die Tochter eines Libanesen und einer Spanierin, soll sechs Jahre lang mit dem Drehbuch unter dem Arm durch Hollywood gelaufen sein, bis das Projekt einer Filmbiografie Frida Kahlos in Angriff genommen werden konnte. Sie brachte sich als Koproduzentin ein und setzte sich bei der Besetzung der Hauptrolle gegen ihre Konkurrentin Jennifer Lopez durch.

Die Dreharbeiten fanden von April bis Juni 2001 in Mexiko statt.

Über den Film „Frida“ sagte Julie Taymor: „Es ist eine gigantische, leidenschaftliche Liebesgeschichte […], die ein großes Bild Mexikos zu einer aufregenden, nahezu unbekannten Zeit in der Geschichte des Landes entwirft. Es war eine vitale, brisante Epoche mit einem großen intellektuellen und politischen Engagement, voller Witz und Marotten.“

Bei der Verfilmung der Lebensgeschichte Frida Kahlos orientiert Julie Taymor sich an der 1983 veröffentlichten Biografie „Frida Kahlo. Ein leidenschaftliches Leben“ von Hayden Herrera. Sie konzentriert sich auf eine Reihe markanter Ereignisse und lässt vieles fort, z.B. die Kindheit im Waisenhaus, die Verkrüppelung des rechten Beines durch eine Kinderlähmung, Diegos berühmte Flunkereien, Fridas Arbeit als Lehrerin und ihr politisches Engagement. (Obwohl Frida Kahlo von einer Lungenentzündung noch kaum genesen war, beteiligte sie sich am 2. Juli 1954 – weniger als zwei Wochen vor ihrem Tod – im Rollstuhl an einer Demonstration gegen den von der CIA unterstützten Sturz des sozialistischen Präsidenten von Guatemala.) Da es Julie Taymor offenbar mehr auf ein farbiges Porträt ankam als auf historische Genauigkeit, finde ich es akzeptabel, dass einige der Episoden nicht den Tatsachen entsprechen. Ein völlig falscher Eindruck entsteht aber dadurch, dass nur zu Beginn und am Ende des Films auf Frida Kahlos grauenhafte Schmerzen und die zahlreichen Operationen eingegangen wird. In der von Julie Taymor verwendeten biografischen Vorlage heißt es dazu: „Von 1925 an war Fridas Leben ein aufreibender Kampf gegen ein unaufhaltsam schleichendes Siechtum. Ständig fühlte sie sich erschöpft, und dauernd hatte sie Schmerzen im Rückgrat und im rechten Bein.“

In dieser fulminanten Liebesgeschichte geht es auch um eine Epoche der gesellschaftlichen, sexuellen und künstlerischen Befreiung. Julie Taymor zeigt Frida Kahlo nicht zuletzt als Beispiel für eine emanzipierte Frau.

„Frida“ ist ein ungemein lebendiger und temporeicher, pittoresker und farbenfroher Film, der starke Gefühle auslöst. Sobald man Salma Hayek und Alfred Molina in den Hauptrollen gesehen hat, kann man sich eine andere Besetzung gar nicht mehr vorstellen. Ihre Ähnlichkeit mit Frida Kahlo und Diego Rivera ist verblüffend, und ihr schauspielerisches Können beweisen sie in den zahlreichen Großaufnahmen ihrer Gesichter.

„Oscars“ gab es für die Musik (Elliot Goldenthal) und das Make-up (John Jackson und Beatrice De Alba). Nominiert hatte man auch die Hauptdarstellerin Salma Hayek, Julie Weiss für die Kostüme sowie Felipe Fernandez del Paso und Hania Robledo für die Ausstattung.

Übrigens drehte Paul Leduc bereits 1984 einen Film über Frida Kahlo: „Frida. Naturaleza Viva“. Die Hauptrolle spielte Ofelia Medina.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

Julie Taymor: Titus

Frida Kahlo (Kurzbiografie)

Frida Kahlo (1907 – 1954).
Auseinandersetzung mit dem Schmerz: Die Tragödie einer großen mexikanischen Malerin

lautet der Titel eines Kapitels in meinem Buch „EigenSinnige Frauen. Zehn Porträts“ (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg; Taschenbuch: Piper Verlag, München). Es handelt sich um ein ausführliches Porträt Frida Kahlos. Dieses Kapitel gibt es auch als Hörbuch, gelesen von der Theaterschauspielerin Vera Müller: „Frida Kahlo. Ihr Leben“.

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