London Boulevard

London Boulevard

London Boulevard

London Boulevard – Originaltitel: London Boulevard – Regie: William Monahan – Drehbuch: William Monahan, nach dem Roman "London Boulevard" von Ken Bruen – Kamera: Chris Menges – Schnitt: Dody Dorn, Robb Sullivan – Musik: Sergio Pizzorno – Darsteller: Colin Farrell, Keira Knightley, David Thewlis, Anna Friel, Ben Chaplin, Ray Winstone, Eddie Marsan, Sanjeev Bhaskar, Stephen Graham, Ophelia Lovibond, Jamie Campbell Bower, Velibor Topic, Lee Boardman, Alan Williams, Jonathan Cullen u.a. – 2010; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Nach der Verbüßung einer Haftstrafe nimmt Mitch sich vor, nicht mehr straffällig zu werden. Er fängt als Hausmeister in einer Villa an, die von einem jungen weiblichen Filmstar bewohnt wird. Als der Gangsterboss Rob Gant von den wertvollen Gemälden und Autos erfährt, die dort zu holen sind, erwartet er von Mitch, dass dieser den geplanten Einbruch vorbereitet. Aber Mitch lässt sich nicht darauf ein, zumal er und die Schauspielerin von einer gemeinsamen Zukunft in L. A. träumen ...
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Kritik

William Monahan entwickelt die aus dem Roman "London Boulevard" von Ken Bruen übernommene Handlung linear. Dabei holpert es, aber das Erzähltempo und die Dichte der Ereignisse täuschen darüber hinweg.

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Nachdem Mitch (Colin Farrell) drei Jahre Haft wegen schwerer Körperverletzung („ein außer Kontrolle geratener Streit“) verbüßt hat, wird er aus dem Pentonville Prison im Norden Londons entlassen. Sein Freund Billy Norton (Ben Chaplin) holt ihn ab und bringt ihn in einem Haus unter, das die Bande, der Billy angehört, dem Arzt Anthony Trent (Jonathan Cullen) abgenommen hat, der untertauchen musste, weil ein Verfahren gegen ihn läuft.

Auf einer am Abend von Billy aus Anlass der Freilassung veranstalteten Party sieht Mitch eine junge Frau namens Penny (Ophelia Lovibond) wieder, die am Nachmittag vor einem Geldautomaten von zwei Jugendlichen überfallen worden wäre, wenn er die beiden nicht fortgescheucht hätte. Als sie erfährt, dass er gerade aus dem Gefängnis kommt und einen Job sucht, schlägt sie ihm vor, sich als Hausmeister in einer Villa in Holland Park zu bewerben.

Das Anwesen wird von Paparazzi umlagert. Jordan (David Thewlis), ein drogensüchtiger ehemaliger Schauspieler, der sich jetzt als Assistent um den Filmstar Charlotte (Keira Knightley) kümmert, ist bereit, Mitch einzustellen. Dessen Vorgänger Lee (Lee Boardman) entließ er, weil er ihn mit einer Kamera ertappte. Obwohl Charlotte jung und erfolgreich ist, nimmt sie keine Rollenangebote mehr an. Stattdessen hat sie sich in der Villa ihres in Spanien weilenden Ehemanns verkrochen und lebt in dauernder Angst, von einem Paparazzo fotografiert zu werden. Die Villa ist glamourös eingerichtet; an den Wänden hängen wertvolle Gemälde, und in der Garage stehen mehrere Luxuslimousinen. Mitch soll in ein paar Tagen anfangen und dann auch ein Quartier auf dem Anwesen beziehen.

Aber bevor es so weit ist, taucht Detective Inspector Bailey (Eddie Marsan) bei Mitch auf. Der korrupte Polizist weiß, dass die Wohnung eigentlich dem Arzt gehört und versucht den Ex-Sträfling einzuschüchtern, aber das gelingt ihm nicht.

Ein Obdachloser (Alan Williams), dem Mitch hin und wieder einen Geldschein zusteckt, wird von zwei Jugendlichen (Jamie Blackley, Gregory Foreman) halb tot geschlagen. Mitch besucht Joe im Krankenhaus und erfährt von dem behandelnden Arzt Dr. Raju (Sanjeev Bhaskar), dass der Patient nur noch ein paar Stunden leben wird. Vergeblich fragt Mitch den Sterbenden, wer ihn so zugerichtet habe. Später fordert Mitch den Ganoven Danny (Stephen Graham) auf, sich nach dem Täter umzuhören.

An Joes Beerdigung nehmen nur Mitch, dessen Schwester Briony (Anna Friel) und Dr. Raju teil. Als der Inder Mitch um die Erlaubnis bittet, mit Briony ausgehen zu dürfen, weist dieser darauf hin, dass sie sich in einem freien Land befänden, warnt ihn jedoch davor, dass Briony vermutlich nur an seinem Konto interessiert sei.

Billy hat von Lee erfahren, dass Mitch einen Job als Hausmeister angeboten bekam. Sein Boss, der Londoner Unterweltkönig Rob Gant (Ray Winstone), hat es auf die wertvollen Autos und Gemälde in der Villa abgesehen. Er erwartet von Mitch, dass dieser den geplanten Einbruch vorbereitet. Aber Mitch geht nicht darauf ein, weil ihn die Polizei sofort als Täter verdächtigen würde und er nicht wieder ins Gefängnis will.

Immerhin hilft er Billy beim Eintreiben von Miete in den Wohnblocks, die Rob Gant gehören. Eine Inderin (Zehra Sameena), die nach Billys Auffassung zu wenig zahlt, lässt sich einschüchtern und verspricht, bis zum nächsten Mal den doppelten Betrag zu besorgen. Eine Afrikanerin (Michelle Asante) in Brixton weigert sich jedoch, überhaupt etwas zu bezahlen. Als Billy vier schwarze Kerle im Korridor auftauchen sieht, rennt er davon. Mitch wird krankenhausreif geschlagen.

Als er wieder aufstehen kann, trifft Gant sich mit ihm. Der Gangsterboss verhöhnt Billy, stöhnt, er sei nur von Idioten umgeben und bietet Mitch an, von Billy das Eintreiben der Miete zu übernehmen. Aber Mitch lehnt höflich ab.

Charlottes Ehemann verunglückt in Spanien mit dem Auto. Daraufhin lässt sie sich von Mitch in ein Landhaus fahren und hält sich dort vorübergehend mit ihm und Jordan auf. Von Jordan erfährt Mitch, dass sie nicht mehr arbeitet, seit sie bei Dreharbeiten in Italien vergewaltigt wurde.

Noch einmal muss Mitch zu Gant. Inzwischen hat die Bande einen Afrikaner in ihrer Gewalt, von dem Billy behauptet, er sei bei der Schlägerei im Mietshaus in Brixton dabei gewesen. Mitch ist jedoch sicher, dass das nicht stimmt. Daraufhin schimpft Gant über Billys Unzuverlässigkeit und erschießt den gefesselten nackten Schwarzen. Als Zeuge dieses Mordes gehöre Mitch nun zur „Familie“, meint Gant, aber der verweigert sich auch weiterhin. Statt wie üblich Gewalt anzuwenden, verabredet Gant sich mit dem Widerspenstigen in einem Edelrestaurant. Er empfiehlt seinem Gast ein Fischgericht, aber Mitch bestellt ein blutiges Steak. Der Gangster hat erfahren, dass Mitch den ermordeten Obdachlosen rächen will, und er kennt den Täter. Weil es sich um einen Fußballspieler handelt, in den er viel investiert hat, warnt er Mitch davor, dem Jungen etwas anzutun. Der steht aufgebracht auf, wirft Geld für sein Steak auf den Tisch und verlässt das Restaurant, bevor das Essen serviert wird.

Kurz darauf erfährt Mitch von Danny, wer Joe erstach. Er folgt dem 16-Jährigen und zielt mit einer Pistole von hinten auf ihn, unterlässt es dann aber, ihn zu erschießen, denn er will nicht wieder eingesperrt werden.

Mitch und Charlotte kommen sich näher. Sie schlafen miteinander. Schließlich nimmt Charlotte doch wieder ein Angebot an und fordert Mitch auf, mit ihr nach Los Angeles zu fliegen. Er habe noch etwas in London zu erledigen, antwortet Mitch, werde aber nachkommen. Im Chateau Marmont wollen sie sich wiedersehen.

Billy warnt Mitch vor Gant. Weil Mitch befürchtet, Gant könne seiner Schwester etwas antun, gibt er ihr ein Zugticket nach Paris und Geld. Sie verspricht, unverzüglich abzureisen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Im Garten der Villa stößt Mitch auf Billys übel zugerichtete Leiche. Jordan hilft ihm, sie wegzubringen.

In einem Nachtklub findet Mitch Billys Mörder Fletcher und Beaumont (Matt King, Nick Bartlett), zwei von Gants Männern, und fordert sie zum Mitkommen auf. Im Wagen wartet Jordan. Mitch tötet die Killer, und Jordan hilft ihm, die Toten in einen Kanal zu werfen. Damit die Leichen fortgespült werden, öffnen sie eine Schleuse.

Durch einen Anruf will Mitch sich vergewissern, dass seine Schwester London verlassen hat. Sie behauptet, in Paris zu sein. Tatsächlich ist sie bei Dr. Raju im Haus, und sie hat ihn für Sexspiele ans Bett gefesselt. Jemand ist an der Tür. Briony verlässt das Schlafzimmer, um zu öffnen. Gleich darauf kommt Gant ans Bett. In seiner Hand hält er einen Hammer, an dem eine blutige Haarsträhne klebt.

Nach der Ermordung seiner Schwester und des Arztes klingelt Mitch bei Gants Villa. Dessen Frau (Elly Fairman) öffnet die Tür. Mitch schlägt sie kurzerhand nieder. Der Gangsterboss liegt im Bett und liest ein Buch. Mitch erschießt Gant, legt die Pistole neben die bewusstlose Frau und verlässt die Villa. Die beiden am Pool herumalbernden Leibwächter des Gangsters haben nichts gemerkt.

Dennoch kommt Mitch nur ein paar Schritte weit, denn vor dem Haus lauern zwei Jugendliche. Einer der beiden ist Joes Mörder. Ohne Vorwarnung ersticht er jetzt auch Mitch.

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Krimineller verbüßt Freiheitsstrafe, will danach bürgerliches Leben anfangen, wird aber von der Vergangenheit eingeholt – diesen bewährten Plot greift auch William Monahan (* 1960) in seinem unterhaltsamen Gangsterthriller „London Boulevard“ auf: Mitch sitzt zwar eine Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung ab und kann brutal zuschlagen, fängt aber im Gefängnis an, Rilke zu lesen und will nach seiner Entlassung nie wieder seine Freiheit einbüßen …

Colin Farrell spielt diesen einerseits grausamen, andererseits integeren und für Gerechtigkeit kämpfenden Mann, der schließlich doch noch zum Mörder wird. Sein Gegner, ein despotischer Gangsterboss, wird von Ray Winstone ebenso überzeugend verkörpert. Und David Thewlis glänzt in einer skurrilen Nebenrolle. Die von Keira Knightley dargestellte Filmschauspielerin ist jedoch nicht mehr als eine Schablone.

William Monahan entwickelt die Handlung linear-chronologisch. Dass es dabei gehörig holpert und einige Zusammenhänge unklar bleiben, stört nicht besonders, weil das Erzähltempo, die Dichte der Ereignisse und unerwartete Wendungen darüber hinwegtäuschen. Aber es ist schon bemerkenswert, dass William Monahan, der für das Drehbuch des Gangsterdramas „Departed. Unter Feinden“ mit einem „Oscar“ ausgezeichnet wurde, ausgerechnet beim Skript des ersten von ihm inszenierten Films Schwächen zeigt.

„London Boulevard“ basiert auf dem gleichnamigen, 2001 von dem irischen Schriftsteller Ken Bruen (* 1951) veröffentlichten Roman (Übersetzung: Conny Lösch, Suhrkamp Verlag, Berlin 2010), dessen Plot an Billy Wilders Tragödie „Boulevard der Dämmerung“ erinnert. Anders als in William Monahans Adaptation, jedoch ebenso wie in „Boulevard der Dämmerung“ arbeitet Mitchell in Ken Bruens Buch für eine wesentlich ältere Theaterdiva und verliebt sich in eine junge Frau.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

 

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In der opulent erzählten Geschichte, die auch magische und satirische Züge aufweist, führt uns Mario Vargas Llosa nicht nur mit stupenden Ortskenntnissen an Schauplätze auf vier Kontinenten, sondern skizziert im Hintergrund auch politische Ereignisse vor allem in Peru: "Das böse Mädchen".
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