Ladybird, Ladybird

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Ladybird, Ladybird - Originaltitel: Ladybird Ladybird - Regie: Ken Loach - Drehbuch: Rona Munro - Kamera: Barry Ackroyd - Schnitt: Jonathan Morris - Musik: George Fenton - Darsteller: Crissy Rock, Vladimir Vega, Sandie Lavelle, Mauricio Venegas, Ray Winstone, Clare Perkins, Jason Stracey, Luke Brown, Lily Farrell, Scottie Moore, Linda Ross, Kim Hartley, Sue Sawyer u.a. - 1993, 100 Minuten  Minuten

Inhaltsangabe

Maggie hat vier Kinder, von denen jedes einen anderen Vater hat. Als die Kinder bei einem Zimmerbrand beinahe ums Leben kommen, wird Maggie das Sorgerecht entzogen, und das Jugendamt nimmt der verzweifelten Mutter die Kinder weg. Ein liebe- und verständnisvoller neuer Partner – ein politischer Flüchtling aus Paraguay – gibt Maggie neue Hoffnung, aber auch die von ihm gezeugten beiden Kinder werden gleich nach der Geburt vom Jugendamt abgeholt ...
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Kritik

Ken Loach prangert in "Ladybird, Ladybird" das britische Sozialsystem durch ein beispielhaftes Einzelschicksal an. Obwohl er sich dabei stilistisch an Dokumentarfilmen orientiert, ist ihm ein erschütterndes Sozialdrama gelungen, nicht zuletzt dank der überzeugenden Darstellung durch die Laienschauspielerin Crissy Rock.
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Nachdem Maggie (Crissy Rock) in einem Londoner Karaoke-Lokal gesungen hat, wird sie von einem dunkelhäutigen Gast angesprochen und zu einem Drink eingeladen. Jorge (Vladimir Vega) stammt aus Paraguay, musste aber das Land verlassen, weil er sich in einem Zeitungsartikel kritisch über die dortigen sozialen Verhältnisse geäußert hatte. Ebenso sanft wie hartnäckig versucht er, mehr über Maggie zu erfahren, und schließlich zeigt sie ihm Fotos von ihren vier Kindern – Sean, Mickey, Serena, Mary –, von denen jedes einen anderen Vater hat: „Ich zieh‘ das Unglück an und geh‘ mit ihm ins Bett.“

Als sie wieder mit einem Mann zusammen war – er hieß Simon (Ray Winstone) – und ihn einmal zwei Stunden warten ließ, bis sie mit den Kindern vom Einkaufen zurückkam, schlug er sie so zusammen, dass sie ins Krankenhaus musste. Daraufhin zog sie mit ihren Kindern in ein Heim für Mütter und Kinder.

Nachdem die Hämatome in ihrem Gesicht abgeklungen waren, trat sie an einem Abend als Sängerin in einer Kneipe auf, und während ihrer Abwesenheit wurden ihre Kinder bei einem Zimmerbrand lebensgefährlich verletzt. Sean (Jason Stracey), ihren ältesten Sohn, brachte das Jugendamt vom Krankenhaus direkt zu einer Pflegemutter. Mit den drei anderen Kindern sollte Maggie in ein anderes Heim, aber als sie bei der Ankunft Zeugin lautstarker Auseinandersetzungen wurde, ging sie gleich wieder fort und kehrte in ihrer Verzweiflung zu Simon zurück. Der wollte sie und die drei ihr verbliebenen Kinder am nächsten Morgen mit seinem VW-Bus zu einer Verwandten bringen, doch unterwegs gerieten sie in Streit, und als er sie aus dem Wagen prügelte, ging sie zur Polizei und zeigte ihn wegen Kindesentführung an. Seither hat sie ihre Kinder nicht mehr gesehen, denn die Behörden haben ihr das Sorgerecht entzogen.

Jorge hört Maggie aufmerksam zu und überredet sie dann, mit ihm in seine Wohnung zu kommen. Mehrmals steht sie auf, um zu gehen, aber er bringt sie immer wieder dazu, noch etwas zu bleiben, bis sie schließlich die ganze Nacht im Bett verbringen. Er verheimlicht ihr nicht, dass er in Paraguay verheiratet war, aber er meint, das sei vor langer Zeit gewesen. Möglicherweise habe sich seine Frau inzwischen scheiden lassen. Maggie erzählt, wie sie als Fünfjährige (Kim Hartley) hilflos mit ansehen musste, wie ihr Vater (Scottie Moore) in seinem Jähzorn die Mutter (Linda Ross) zusammenschlug und noch auf sie eintrat, als sie bereits blutüberströmt am Boden lag.

Maggie bleibt bei Jorge. Als sie ihm sagt, dass sie schwanger ist, freut er sich und sucht sich Arbeit als Küchenhilfe in einem Lokal, obwohl ihm das verboten ist, solange über seinen Asylantrag nicht entschieden ist. Der Wirt nützt seine Lage skrupellos aus und zahlt ihm nur 2 Pfund pro Stunde. Als Jorge einen Tag fehlt, um bei der Geburt seiner Tochter dabei zu sein, zieht ihm der Wirt zwei Tage vom Lohn ab.

Sobald Maggie mit dem Säugling nach Hause kommt, taucht jemand vom Jugendamt in Begleitung von Polizeibeamten auf und nimmt ihr das Kind auf Grund einer richterlichen Anordnung gewaltsam weg. Jorge geht mit Maggie zum Jugendamt und schärft ihr ein, freundlich zu bleiben, aber aus Frustration gerät Maggie nach wenigen Minuten in Wut und schreit ihre Gesprächspartnerin an.

Vor Gericht sagt die Nachbarin Higgs (Pamela Hunt) aus, sie höre nachts immer wieder Maggies Schreie; offenbar schlage der Ausländer die Frau. Der Richter entscheidet den Rechtsstreit zugunsten des Jugendamtes: Der Säugling wird Maggie nicht zurückgebracht, sondern zur Adoption freigegeben. Hilflos beschimpft Maggie den Richter.

Noch während der Verhandlung wurde Jorge darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein Ausweisungsverfahren gegen ihn lief, weil er verbotenerweise gearbeitet hatte. Als er einige Zeit später mit der Nachricht nach Hause kommt, dass er nicht ausgewiesen wird, kann Maggie sich nicht darüber freuen. Sie hat die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft verloren, und aus Angst vor einer späteren Enttäuschung versucht sie, Jorge fortzuschicken. Aber er hält zu ihr.

Maggies sechstes Kind wird ihr vom Jugendamt gleich nach der Geburt im Krankenhaus weggenommen.

Danach haben Maggie und Jorge noch drei weitere Kinder, und die dürfen sie endlich behalten.

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Handlung:

Durch einen Hinweis gleich unter dem Titel betont Ken Loach, dass es sich bei seinem Film „Ladybird, Ladybird“ um „eine wahre Geschichte“ handelt. Einer Mutter werden sechs Kinder vom Jugendamt weggenommen; erst ihr siebtes, achtes und neuntes Kind dürfen sie und ihr Partner behalten. Ken Loach versucht nicht, die Ursachen der gezeigten Ereignisse zu analysieren, sondern er prangert das britische Sozialsystem durch ein beispielhaftes Einzelschicksal an. Obwohl er sich dabei – abgesehen von den Rückblenden – stilistisch an Dokumentarfilmen orientiert, ist ihm ein erschütterndes Sozialdrama gelungen, nicht zuletzt dank der überzeugenden Darstellung durch die Laienschauspielerin Crissy Rock, die dafür 1994 bei den Filmfestspielen in Berlin mit einem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet wurde.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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