High Crimes

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Titel: High Crimes. Im Netz der Lügen – Originaltitel: High Crimes – Regie: Carl Franklin – Drehbuch: Yuri Zeltser, Grace Cary Bickley, nach dem Roman "High Crimes" von Joseph Finder – Kamera: Theo van de Sande – Schnitt: Carole Kravetz – Musik: Graeme Revell – Darsteller: Ashley Judd, Morgan Freeman, James Caviezel, Adam Scott, Amanda Peet, Bruce Davison, Tom Bower, John Billingsley, Juan Carlos Hernández, Michael Gaston, Jude Ciccolella, Emilio Rivera u.a. – 2002; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Als die erfolgreiche Strafverteidigerin Claire Kubik mit ihrem Mann in San Francisco Weihnachtsgeschenke einkauft, wird er von einem Sondereinsatzkommando des FBI festgenommen. Bei Tom Kubik soll es sich in Wirklichkeit um den früheren Marine Ron Chapman handeln, der vor zwölf Jahren bei einem Einsatz in El Salvador aus Wut neun Dorfbewohner erschoss. Claires Mann gibt zu, Ron Chapman zu sein, beteuert jedoch, das Massaker nicht verübt zu haben ...
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Kritik

"High Crimes. Im Netz der Lügen" – die Verfilmung eines Romans von Joseph Finder durch Carl Franklin – ist ein routiniert inszeniertes und durchaus spannendes Gerichtsdrama ohne besondere Ansprüche.
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Die Strafverteidigerin Claire Kubik (Ashley Judd) arbeitet in einer renommierten Kanzlei in San Francisco und kann damit rechnen, in Kürze zur Partnerin ernannt zu werden. Sie versucht, alles unter Kontrolle zu haben und verplant ihre Tage bis auf die Minute. Als ihre Körpertemperatur auf einen Eisprung hinweist, drängt sie ihren Ehemann Tom (Jim Caviezel) zum raschen Koitus, bevor sie zu einem Prozess muss, denn sie wünscht sich ein Kind.

In der von dem Paar bewohnten Villa im Marin County wird nachts eingebrochen. Tom steht auf und schleicht sich an die Einbrecher heran. Claire alarmiert währenddessen die Polizei. Als die beiden Kleinkriminellen Tom bemerken, flüchten sie durch ein Fenster. Die Polizei kann nur noch Spuren sichern.

Kurz darauf machen Tom und Claire Weihnachtseinkäufe in San Francisco. Während sie mit Päckchen und Tüten bepackt auf der Straße gehen, rasen plötzlich Autos heran. Polizisten springen heraus und fordern die beiden auf, sich auf den Boden zu legen. Sie werden festgenommen.

Claire kommt rasch wieder frei, aber Tom bleibt in Haft. Die Anwältin beschwert sich bei dem Einsatzleiter vom FBI (Tom Bower), denn sie geht von einer Verwechslung aus. Der Einsatzleiter erklärt ihr, die Polizei habe nach dem Einbruch in der Villa Fingerabdrücke genommen und sei dabei auf die des mit Haftbefehl gesuchten früheren Elitesoldaten Ronald Chapman gestoßen. Es handele sich um ein Militärgerichtsverfahren.

Daraufhin fährt Claire zur U. S. M. C. Base in San Lazaro, wo ihr Mann eingesperrt ist. Im Besucherraum gibt er zu, in Wirklichkeit Ron Chapman zu heißen, beteuert jedoch, dass er kein Mörder sei. Claire ist zwar frustriert darüber, dass er ihr eine falsche Identität vorspielte, aber sie kann sich nicht vorstellen, dass er neun Zivilisten grundlos tötete, wie ihm nun zur Last gelegt wird.

1988 – also vor zwölf Jahren – kamen drei amerikanische Studenten, die als Rucksacktouristen in El Salvador unterwegs waren, bei einem Sprengstoffanschlag in einem Café ums Leben. Das Platoon der Marines, zu dem Ron gehörte, erhielt den Befehl, den Rebellenführer aufzuspüren, den man für den Drahtzieher des Attentats hielt. Einer der Elitesoldaten drehte in dem Dorf Las Colinas durch und erschoss in einem Wutanfall neun Bewohner. Ron wird beschuldigt, das Massaker verübt zu haben. Im Gespräch mit seiner Frau und seinem unerfahrenen Verteidiger First Lieutenant Terrence Embry (Adam Scott) behauptet Ron, die Studenten seien nicht von lateinamerikanischen Guerillakämpfern getötet worden. Der Elitesoldat James Hernandez (Juan Carlos Hernández) habe in dem Café einen Rebellenführer mit einer Handgranate getötet, und dabei seien auch die Studenten ungewollt ums Leben gekommen. General Bill Marks (Bruce Davison), der damals noch Colonel war, habe den Einsatz gegen den in Wirklichkeit bereits toten Rebellenführer befohlen, um die Panne zu vertuschen. James Hernandez sei der Amokläufer in Las Colinas gewesen und von Marks gedeckt worden, behauptet Ron.

Von der Unschuld ihres Mannes überzeugt, besteht Claire darauf, ihn gemeinsam mit dem jungen Lieutenant zu verteidigen. Weil das Militärstrafrecht für sie neu ist, wendet sie sich an den früheren Militäranwalt Charles W. Grimes (Morgan Freeman). Der alte Mann liegt in seinem verwahrlosten Haus unrasiert auf der Couch vor dem Fernsehgerät, gibt zu, alkoholkrank zu sein, versichert jedoch, seit 483 Tagen nicht getrunken zu haben. Während Claire bei ihm ist, taucht eine Prostituierte namens Lola (Dendrie Taylor) auf, die hier offenbar ein und aus geht.

Wider Erwarten kommt Grimes zur vorgerichtlichen Anhörung und verteidigt den Angeklagten mit Claire und Embry gemeinsam. Der Richter, Colonel Farrell (Jude Ciccolella), nimmt die Anträge des Anklägers Major Lucas Waldron (Michael Gaston) an und schmettert die der Verteidigung der Reihe nach ab. Augenscheinlich hält er nichts von Zivilisten und Frauen im Gerichtssaal. Grimes erklärt Claire: „Military justice is to justice, what military music is to music.“

Die Verteidiger finden heraus, dass sieben Marines Ron Chapman beschuldigten, das Massaker verübt zu haben. Ihre Aussagen liegen schriftlich vor. Fünf der Männer sind allerdings inzwischen durch Unfälle ums Leben gekommen.

Waldron schlägt den Verteidigern einen Deal vor. Der Angeklagte käme dann mit fünf Jahren Haft davon. Aber Ron will vollständig rehabilitiert werden, und Claire lehnt deshalb den Deal ab.

Ron unterzieht sich einem Lügendetektortest und besteht diesen. Kurz darauf erfährt Claire von einem Unbekannten (John Billingsley), der sie im Supermarkt anspricht, dass Ron wie andere Elitesoldaten auch darauf trainiert wurde, die Geräte auszutricksen.

Jackie (Amanda Peet), die inzwischen bei ihrer älteren Schwester wohnt, weil sie keine Miete mehr bezahlen kann, verliebt sich in Terrence Embry, aber als der junge Offizier in Verdacht gerät, dem Ankläger vertrauliche Absprachen der Verteidiger verraten zu haben, wollen die beiden Frauen nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Grimes spürt einen der Marines auf, die damals gegen Ron aussagten: Troy Abbott (Michael Shannon). Mit Hilfe von zwei Prostituierten macht er ihn betrunken. Abbott gibt zu, das Massaker in Las Colinas gar nicht selbst beobachtet, aber auf Druck von oben gegen Ron ausgesagt zu haben. Die Tonaufzeichnung des Gesprächs spielen Claire und Grimes dem Richter und dem Ankläger vor. Colonel Farrell lässt die Aufnahme jedoch nicht als Beweismittel zu. Abbott könne zu der Aussage gezwungen worden sein, meint er. Abbott selbst ist verschwunden.

Nachdem Grimes in Claires Villa ein Abhörgerät entdeckt hat, entschuldigen sich die beiden Schwestern bei Terrence Embry, weil sie ihn offenbar zu Unrecht für einen Verräter hielten.

Im Omni Hotel in Los Angeles stellt Claire sich Bill Marks in den Weg und verlangt von ihm, die Intrige gegen ihren Mann zu beenden. Aber der General weigert sich, mit ihr zu reden.

Daraufhin wendet sie sich an die Medien und fordert Zeugen der Vorgänge 1988 in El Salvador auf, sich bei ihr zu melden.

Ihr Chef beschwert sich über den Auftritt in der Öffentlichkeit, denn er möchte nicht, dass die Kanzlei in ein schiefes Licht gerät. Ohne lang mit ihm darüber zu diskutieren, kündigt Claire ihre Stelle.

Während sie noch telefoniert, hält ein Latino (Emilio Rivera), der offenbar ihren Aufruf gehört hat, mit seinem Wagen neben ihr und fordert sie zum Einsteigen auf. Sie zeigt ihm ein Foto von James Hernandez. Der Latino bestätigt, dass dieser Mann die Handgranate ins Café geworfen habe.

Seit Grimes mit Troy Abbott trank, ist er erneut dem Alkohol verfallen. Claire holt ihn aus einer Bar und will ihn nach Hause fahren. Unterwegs wird vor ihnen Öl auf die Fahrbahn geschüttet. Claire verliert die Kontrolle über den Wagen. Sie überleben beide den Unfall, aber Claire verliert dabei ihr Kind. Erst jetzt erfährt sie, dass sie schwanger war.

Als sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, sind Grimes und Embry zur Stelle, um mit ihr weiter an Rons Verteidigung zu arbeiten. James Hernandez verlor bei dem Anschlag im Café das linke Auge. Den Anwälten gelingt es, ein Dokument zu bekommen, das beweist, dass er damals operiert wurde. Claire passt daraufhin noch einmal General Marks in Los Angeles ab, konfrontiert ihn mit dem Papier und beschuldigt ihn, das Massaker in Las Colinas befohlen zu haben. Er geht nicht darauf ein, obwohl sie droht, das Beweismaterial den Medien zuzuspielen.


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Claire wundert sich darüber, wo Grimes abgeblieben ist. Wenn sie seine Telefonnummer wählt, meldet sich nur der Anrufbeantworter.

Inzwischen hat sie keine Hoffnung mehr, ihren Mann vor der Todesstrafe retten zu können.

Aber der Richter eröffnet die nächste Sitzung mit der Erklärung, der Verteidigungsminister habe beschlossen, das Verfahren einzustellen. (Offenbar hat General Marks doch noch etwas unternommen.) Ron Chapman wird noch im Gerichtssaal freigelassen.

Ohne sich mit Claire oder Embry abzusprechen, flog Grimes nach Tepotzlan in Mexiko. Dort hat eine Frau aus Las Colinas den Amokläufer von 1988 wiedererkannt. Es war Ron Chapman. Inzwischen weiß Grimes, dass der Mörder von damals an den Tagen, an denen die fünf Belastungszeugen ums Leben kamen, jeweils vor Ort war. Er warnt Claire vor ihrem Mann.

Ron entgeht nicht, dass Claire mit Grimes über ihn sprach, und er kann sich denken, um was es dabei ging. Er gibt zu, das Massaker in Las Colinas verübt zu haben. Claire rennt aus dem Haus, aber er holt sie ein und zerrt sie zurück. Während er sie fesselt, wird er von dem Latino, der mit Claire sprach, durchs Fenster angeschossen. Die beiden Männer kämpfen miteinander. Claire befreit sich. Der Latino flüchtet. Ron Chapman liegt leblos am Boden.

Als Claire einige Zeit später Grimes besucht, stellt sie überrascht fest, dass er sein Haus renoviert und neue Büroräume eingerichtet hat. Der erfahrene Anwalt bietet ihr an, die Kanzlei mit ihm zusammen zu führen.

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Der Film „High Crimes. Im Netz der Lügen“ von Carl Franklin (Regie), Yuri Zeltser und Grace Cary Bickley (Drehbuch) basiert auf dem 1998 von Joseph Finder veröffentlichten Roman „High Crimes“ („Auf höchsten Befehl“, Übersetzung: Karin Dufner, Heyne Verlag, München 1999, 351 Seiten, ISBN 3-453-14300-0; neuer Titel: „High Crimes. Im Netz der Lügen“).

Es handelt sich um ein Gerichtsdrama. Die Handlung läuft trotz einiger Volten vorhersehbar ab, weil die Drehbuchautoren sich an die üblichen Schemata halten. Deshalb hätte der Verzicht auf einige Wendungen – also eine Kürzung – dem Film gut getan, zumal einige Zusammenhänge konstruiert und unglaubwürdig wirken.

Die Figuren in „High Crimes. Im Netz der Lügen“ bleiben allesamt eindimensional; sie werden nicht zu Charakteren, schon gar nicht zu vielschichtigen oder facettenreichen. Dabei lässt sich an den schauspielerischen Leistungen von Morgan Freeman, Ashley Judd und James Caviezel nichts aussetzen. Das Drehbuch gibt einfach nicht mehr her.

Fazit: „High Crimes. Im Netz der Lügen“ ist ein routiniert inszenierter und durchaus spannender Thriller ohne besondere Ansprüche.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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