Bret Easton Ellis : Imperial Bedrooms

Imperial Bedrooms
Imperial Bedrooms Originalausgabe: Alfred A. Knopf, New York 2010 Imperial Bedrooms Übersetzung: Sabine Hedinger Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010 ISBN: 978-3-462-04236-8, 215 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Bret Easton Ellis beschreibt in "Imperial Bedrooms" das von Sex, Prostitution und Misogynie, Gewalt, Alkohol, gegenseitiger Ausbeutung, Narzissmus und nihilistischem Hedonismus bestimmte Leben einer Gruppe von Leuten in Los Angeles, die mit dem Filmgeschäft zu tun haben. Der Ich-Erzähler Clay, ein Drehbuchautor Mitte 40, gerät in eine verstörende Geschichte, deren Zusammenhänge er erst nach und nach entwirren kann ...
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Kritik

Bret Easton Ellis evoziert in dem düsteren Roman "Imperial Bedrooms" mit distanzierten, nüchternen und schnörkellosen Sätzen eine dichte Atmosphäre. Es entsteht das pessimistische Bild einer dekadenten Gesellschaft.
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Clay, ein Drehbuchautor Mitte vierzig, lebt seit fünfundzwanzig Jahren vorwiegend in New York. 2010 fliegt er wieder einmal in seine Geburtsstadt Los Angeles, um die Produzenten des Films „The Listeners“ beim Casting zu unterstützen. Das Skript stammt von ihm. Vor dem Abflug im John F. Kennedy Airport flirtet er heftig mit einer Schauspielerin namens Amanda Flew, die ebenfalls nach L. A. unterwegs ist.

In seiner Heimatstadt fährt er zum Doheny Plaza, wo er vor zwei Jahren das frisch renovierte Apartment eines kurz zuvor zu Tode gekommenen jungen Schauspielers erwarb.

Er erinnert sich an seine früheren Bekannten, etwa an Blair, mit der er ein Verhältnis hatte, den heroinsüchtigen Stricher Julian Wells, den gewalttätigen Dealer Rip Millar. Jemand schrieb einen Roman über sie alle, der im Frühjahr 1985 erschien und zwei Jahre später verfilmt wurde.

Der Film unterschied sich insofern vom Buch, als sich eigentlich nichts vom Buch im Film wiederfand.

Ein Produzent nimmt ihn mit zu einer Party. Erst dort wird ihm klar, dass er sich in dem Haus befindet, das von Blair und ihrem Ehemann Trent Burroughs bewohnt wird. Wegen seiner unschönen Trennung von Blair wollte er die beiden eigentlich nicht wiedersehen. Trent ist bisexuell und versucht Filmschauspielern Rollen zu vermitteln.

Julian will sich mit Clay treffen. Er behauptet, inzwischen clean und seit einem Jahr auch trocken zu sein. Tatsächlich trinkt er nur Wasser.

Im letzten Sommer hatte Clay eine Liebesaffäre mit der Schauspielerin Meghan Reynolds. Sie trennte sich vor einigen Monaten von ihm und lebt jetzt mit dem Regisseur und Drehbuchautor Daniel Carter zusammen. Weil Clay nur schwer über die gescheiterte Beziehung hinwegkam, begann er damals eine Behandlung bei dem Psychiater Dr. Woolf.

Clay fühlt sich von der Fahrerin oder dem Fahrer eines blauen Jeeps observiert. Als er nach Hause kommt, stellt er fest, dass Gegenstände an anderen Stellen liegen. Offenbar war jemand in seinem Apartment. Aber der Portier meint, ein Fremder hätte ihm auffallen müssen. In einer SMS heißt es: „Ich beobachte dich.“ Clay rennt hinunter und sieht, wie der blaue Jeep davonrast.

In der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez wird der seit einiger Zeit vermisste Filmproduzent Kelly Montrose tot aufgefunden. Die Hände fehlen, und man zog ihm die Gesichtshaut ab. In der Nähe liegen zwei weitere Tote.

Beim Casting sieht Clay eine Schauspielerin wieder, die er bereits bei einer Party kennenlernte: Rain Turner. Trent Burroughs ist ihr Manager. Sie will unbedingt eine Rolle in „The Listeners“. Obwohl sie offenkundig untalentiert ist, macht Clay ihr Hoffnung. Noch am selben Nachmittag schickt sie ihm elektronisch Nacktfotos. Sie gehen miteinander aus, schnupfen Kokain und schlafen miteinander.

Als Rain angeblich für einige Tage zu ihrer Mutter nach San Diego muss, erhält Clay eine SMS mit der Frage: „Wo ist sie hingefahren?“

Blair lädt ihn telefonisch zu einer Dinnerparty ein und gibt sich versöhnlich. Aber als er fragt, ob er Rain mitbringen dürfe, rastet sie aus. Bei einem Treffen erklärt sie ihm den Grund: Sie hatte eine Affäre mit Julian, aber der machte wegen Rain Schluss mit ihr. Die beiden seien noch immer ein Paar, behauptet Blair.

Rip Millar, der sich inzwischen zum Drogenbaron hochgearbeitet hat, sieht erschreckend aus: Sein Gesicht ist aufgrund von Schönheitsoperationen kaum noch zu erkennen. Er erzählt Clay, dass Julian einen Escort Service aufgezogen hat, einen Ring, dem ausschließlich schöne junge Schauspielerinnen und Schauspieler angehören, die unter größter Diskretion mit einflussreichen Leuten des Filmgeschäfts zusammenkommen wollen und sich davon Vorteile für ihre Karriere versprechen. Rip gesteht Clay, dass er beabsichtige, sich wegen Rain von seiner Frau scheiden zu lassen. Rain lernte er als Kunde von Julians Escort Service kennen. Er gab ihr Geld, besorgte ihr einen Job und zahlt die Miete für sie und ihre Mitbewohnerin, damit sie sich nicht länger für Julian prostituieren musste. Aber sie will unbedingt berühmt werden. Sie sei mit Julian in San Diego, behauptet Rip. Er will Rain zurück. Clay betrachtet er nicht als Rivalen, weil dieser von Rain ausgenutzt wird. Das Problem, so Rip weiter, sei Julian.

Die Produzenten Mark und Jason halten Rain für ungeeignet, aber Clay setzt durch, dass sie nochmals vorsprechen darf. Bei dieser Gelegenheit erfährt er, dass sie beim ersten Mal auf persönliche Empfehlung von Kelly Montrose zum Casting eingeladen wurde.

Als Clay Amanda bei einer Party wiedersieht, verhält sie sich distanziert und fordert ihn auf, sie in Ruhe zu lassen. Nachdem er sich verabschiedet hat, entdeckt er den blauen Jeep auf der Straße und folgt ihm. Der Wagen hält vor Rains Apartment. Amanda steigt aus. Die beiden Frauen teilen sich also eine Wohnung. Durchs Fenster beobachtet Clay, wie sie sich streiten. Dann packt Amanda ihre Sachen und fährt weg.

Am Wandspiegel in seinem Bad steht mit Lippenstift: „Verschwinde von hier“.

Dr. Woolf lässt ihm ausrichten, er könne ihn nicht länger behandeln und werde ihn an einen Kollegen überweisen. Clay passt ihn im Parkhaus ab. Woolf warnt ihn vor Rain Turner, die in Wirklichkeit Denise Tarrarek heiße. Ihr damaliger Geliebter Kelly Montrose sei ein Patient von ihm gewesen. Ohne weitere Zusammenhänge zu erklären, stellt der Psychiater klar, dass er nicht in etwas hineingezogen werden wolle.

Als Clay Julian wiedersieht, wundert er sich über dessen Hämatome und Verletzungen. Eine Horde ihm unbekannter Mexikaner habe ihn niedergeschlagen, erzählt Julian, aber Clay vermutet, dass Rip hinter dem Überfall steckt. Als Julian und Rain in ihrer Beziehung eine Auszeit einlegten, machte Rip sich an die Frau heran, und als Rain dann von Rip zu Kelly wechselte, war Amanda kurze Zeit Rips Geliebte. Sie gehöre auch zu seinem Escort Service, sagt Julian.

Amanda ist verschwunden.

Clay kommt nach Hause. Da sitzt Rip bei ihm auf der Couch. Wie er hereingekommen sei, fragt Clay. Er kenne ein paar Leute, die hier wohnen, antwortet Rip. Auf seinem Smartphone zeigt er Clay E-Mails, die angeblich von Clay abgeschickt wurden und nicht nur Morddrohungen gegen Julian enthalten, sondern auch das Geständnis, Amanda umgebracht zu haben.

Julian taucht unter, versteckt sich.

Trent trifft sich mit Clay in Santa Monica. Clay weist ihn darauf hin, dass er für seine Klientin ein weiteres Vorsprechen arrangiert habe, aber Trent weiß, dass Rain keine Chance hat, die Rolle zu bekommen. Er hält es für Clays Masche, Möchtegern-Schauspielerinnen unhaltbare Versprechungen zu machen, um sie ins Bett zu kriegen. Inzwischen, so Trent, habe Rain versucht, auch Mark zu verführen, aber der Filmproduzent sei nicht darauf eingegangen. Ebenso wie Dr. Woolf rät Trent ihm, sich von Rain fernzuhalten. Begründungen gibt er keine. Übrigens weiß er, dass seine Frau eine Affäre mit Julian hatte und ihm eine größere Summe Geld lieh. Julian habe sich dann aus irgendeinem Grund Geld von Rip geborgt, um seine Schulden bei Blair begleichen zu können.

Clay entgeht nicht, dass sie von einem Mann mit einer Kamera beobachtet werden, und er erhält eine SMS mit der Frage: „Warum triffst du dich mit ihm?“ Trent merkt nichts davon.

Amandas Leiche wird nicht gefunden, aber Clay erhält ein Video, auf dem zu sehen ist, wie sie von vermummten Männern grausam zu Tode gefoltert wird.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In einem Telefongespräch mit Clay kündigt Julian an, er werde noch in dieser Nacht die Stadt mit Rain zusammen verlassen. Wohin sie wollen, verrät er nicht. Clay überredet ihn zu einem letzten Treffen, indem er anbietet, Rip den Geldbetrag zu geben, den Julian ihm schuldet. Dann ruft er Rip an und vereinbart mit ihm einen Ort, zu dem er Julian bringen wird. Als die beiden dort eintreffen und Julian aussteigt, wird Clay per SMS aufgefordert, sitzen zu bleiben. Drei Mexikaner packen Julian und zerren ihn in einen Wagen, der hinter ihnen gehalten hat. Nach diesem Verrat erfährt Clay von Rip, wo Rain sich versteckt. Er sucht sie dort auf und vergewaltigt sie brutal.

Etwas später ruft er Laurie an, mit der er in New York zusammenlebte, und fordert sie auf, seine Wohnung innerhalb einer Woche zu verlassen; er habe sie untervermietet.

Mark sagt ihm, Rain könne zwar nicht die gewünschte, jedoch eine andere kleine Rolle bekommen, die im Wesentlichen darin besteht, dass sie mit nacktem Oberkörper auftritt. Ob Clay ein Verhältnis mit ihr habe, fragt er. So könne man das nicht sagen, antwortet Clay, Rain sei einfach nur eine Hure.

Von Daniel hört er, dass Rain jetzt die Lebensgefährtin von Rip sei, der sich von seiner Frau getrennt habe und ins Filmbusiness einsteigen wolle.

Julian wird eine Woche nach seiner Entführung mit eingedrücktem Schädel aufgefunden. Kurz zuvor entdeckte man die Leichen von drei erschossenen jungen Mexikanern.

Clay erhält ein Päckchen mit einem Video, auf dem sein Flirt mit Amanda auf dem John F. Kennedy Airport zu sehen ist. Damit fing alles an. Rip kündigt ihm telefonisch ein weiteres Video an. Es dokumentiert, wie Julian sadistisch zu Tode gefoltert wurde.

Zweimal wird Clay von der Polizei vernommen. Zeugen wollen ihn mit Julian zusammen gesehen haben, kurz bevor dieser entführt wurde. Auch das Band des Anrufbeantworters von Julian hat man sichergestellt. Es enthält eine Nachricht Clays, mit der er Julian bedrohte. Es ist auch bekannt, dass er und Julian mit derselben Frau schliefen. Blair beruhigt Clay: Sie ist bereit, ihm für den fraglichen Abend ein Alibi zu geben und für ihn zu lügen.

Ich habe nie jemanden gemocht und ich habe Angst vor allen.

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Mit „Imperial Bedrooms“ knüpft Bret Easton Ellis an seinen 1985 veröffentlichten Debütroman „Unter Null“ an und erzählt, was aus den Figuren fünfundzwanzig Jahre später (2010) geworden ist. Als Titel wählte er wieder einen Song von Elvis Costello.

Auch in „Imperial Bedrooms“ beschreibt Bret Easton Ellis das von Sex, Prostitution und Misogynie, Gewalt, Alkohol, gegenseitiger Ausbeutung, Narzissmus und nihilistischem Hedonismus bestimmte Leben einer Gruppe von Leuten in Los Angeles, die mit dem Filmgeschäft zu tun haben. Inzwischen sind Clay und seine Bekannten allerdings nicht mehr wie in „Unter Null“ auf das Geld ihrer Eltern angewiesen, sondern verfügen über eigene Einkommen. „Imperial Bedrooms“ ist das düstere Bild einer dekadenten Gesellschaft.

Der Ich-Erzähler Clay gerät in eine verstörende Geschichte, deren Zusammenhänge er erst nach und nach entwirren kann.

Während Bret Easton Ellis zuerst einmal in einer handlungsarmen Darstellung das Gesellschaftsporträt entwickelt, greift er in der zweiten Hälfte von „Imperial Bedrooms“ immer stärker auf Versatzstücke der Genres Kriminalroman und Horrorschocker zurück. Dabei erzählt er nüchtern, distanziert, in kurzen, schnörkellosen Sätzen und evoziert eine dichte Atmosphäre von Angst und Verfolgungswahn.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Verlag Kiepenheuer & Witsch

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.