Kommissar Winter. Rotes Meer

Kommissar Winter. Rotes Meer

Kommissar Winter. Rotes Meer

Kommissar Winter. Rotes Meer – Originaltitel: Kommissarie Winter. Vänaste land – Regie: Trygve Allister Diesen – Drehbuch: Lars Bill Lundholm, nach dem Roman "Kommissar Winter. Rotes Meer" von Åke Edwardson – Kamera: Anders Bohman – Schnitt: Zaklina Stojcevska – Musik: Nicholas Sillitoe – Darsteller: Magnus Krepper, Peter Andersson, Amanda Ooms, Sharon Dyall, Jens Hultén, Ramtin Parvanehu.a. – 2010; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Ein Taxifahrer stößt nachts in einem Kiosk auf drei tote Ausländer. Man hat ihnen die Gesichter weggeschossen. Die Ehefrau eines der Ermordeten wird am nächsten Morgen mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Kommissar Winter und sein Team fragen sich, um was es hier geht. Blutrache in Migrantenkreisen? Drogen- oder Waffengeschäfte? Fremdenhass? In der Parallelwelt der Einwanderer fällt es den Ermittlern schwer, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen ...
mehr erfahren

Kritik

"Kommissar Winter. Rotes Meer", die Verfilmung eines Thrillers von Åke Edwardson, beginnt zwar spektakulär, aber ansonsten setzt Trygve Allister Diesen mehr auf die lakonische Darstellung der mühsamen Ermittlungen der Polizei.
mehr erfahren

Gegen 3.30 Uhr nachts kommt der Taxifahrer Jerker Reinholtz (Göran Berlander) zu einem rund um die Uhr geöffneten Kiosk in einem Göteborger Problemviertel. Er öffnet die Türe – und sieht drei Tote am Boden liegen. Erst nachdem er im Freien eine Zigarette geraucht und sich beruhigt hat, ruft er die Polizei an.

Bei den Toten handelt es sich um den nigerianischen Besitzer Jimmy Foro, seinen kurdischen Mitarbeiter Hiwa Aziz (Mohamed Said) und den Iraner Said Rezaid (Deni Jordan). Ihnen wurden die Gesichter weggeschossen. Aufgrund der Spuren fahnden Bertil Ringmar (Peter Andersson), Fredrik Halders (Jens Hultén) und Aneta Djanali (Sharon Dyall) unter der Leitung von Kommissar Erik Winter (Magnus Krepper) nach zwei Tätern. Die Ermittler wundern sich darüber, dass die beiden Überwachungskameras in dem Kiosk abmontiert im Nebenraum liegen. Betrieb Jimmy Foro hier Geschäfte, bei denen er nicht gefilmt werden wollte?

Am nächsten Morgen wird die Ehefrau des ermordeten Iraners mit durchschnittener Kehle in ihrer Wohnung aufgefunden.

Warum geht es hier? Blutrache in Migrantenkreisen? Drogen- oder Waffengeschäfte? Fredrik Halders vermutet ein fremdenfeindliches Motiv, aber Kommissar Winter ist anderer Meinung, denn – so seine Begründung – Rassisten würden sich stolz zu ihren Taten bekennen. In diesem Fall geht hingegen kein Bekennerschreiben ein.

Mit Hilfe des kurdischen Dolmetschers Mozzafar Kerim (Kardo Razzazi) vernimmt Kommissar Winter die Mutter (Dimal Salih) von Hiwa Aziz. Nasrin (Evin Ahmad), die Schwester des Ermordeten, spricht selbst Schwedisch. Sie behauptet, keinen Grund für die Ermordung ihres Bruders zu kennen, aber Winter glaubt ihr nicht.

Auch ein Hussein Hussein soll gelegentlich in dem Kiosk gearbeitet haben. Die Polizei sieht sich in seiner offenbar schon seit einiger Zeit nicht mehr benutzten Wohnung um, findet aber keine aufschlussreichen Hinweise. Der Mann ist spurlos verschwunden. Eine Nachbarin sagt, früher habe sie Frauen beim Betreten und Verlassen der Wohnung gesehen.

Bei der Durchsuchung einer anderen Wohnung, in der Junkies herumliegen, wird Kommissar Winter von drei Drogenhändlern überrascht. Um ihn einzuschüchtern, drohen sie, ihn vom Balkon zu werfen und schlagen ihn zu Boden.

Halders beobachtet vier Waffenhändler. Sie werden auf ihn aufmerksam, aber er entkommt ihnen.

Der Informant Hama Ali Mohammed (Ramtin Parvaneh) weist Kommissar Winter darauf hin, dass Mozzafar Kerim und Hiwa Aziz befreundet waren. Als Winter den Dolmetscher fragte, behauptete er, den Ermordeten nur flüchtig gekannt zu haben. Die Inhaberin einer Pizzeria betätigt, dass die beiden Männer früher häufig zusammen bei ihr aßen.

Während Erik Winter mit seiner Ehefrau Angela (Amanda Ooms), den beiden kleinen Töchtern (Dellie Kamijo, Tilde Kamijo) und den Kollegen das Mitsommerfest feiert, ruft Hama ihn an. Der Kommissar verspricht, ihn in ein paar Minuten zurückzurufen, unterlässt es dann aber. Bald darauf muss er das Fest verlassen und zu einem Tatort fahren, denn Hama Ali Mohammed wurde die Kehle durchgeschnitten.

In Hussein Husseins überwachter Wohnung taucht ein Mann mit drei jungen Frauen auf. Sie werden festgenommen. Kommissar Winter fragt nach Hussein Hussein. Eine der vermeintlichen Prostituierten deutet auf ein Foto Mozzafar Kerims und behauptet, das sei Hussein Hussein.

Der Dolmetscher wird daraufhin verhaftet. Er gibt zu, der Mieter der Wohnung zu sein, beteuert aber zugleich, dass es sich bei den Mädchen nicht um Prostituierte handele. Die Wohnung sei ein Zufluchtsort für misshandelte Frauen, denen er helfe. Winter lässt ihn frei.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Alan Darwish (Poyan Karimi), ein Freund Hamas, der nun um sein Leben fürchtet, behauptet in einem Telefongespräch mit Kommissar Winter, der Taxifahrer Jerker Reinholtz habe für einen Prostituiertenring gearbeitet. Seine Aufgabe sei es gewesen, in Jimmys Kiosk Adressen entgegenzunehmen und die Mädchen dann zu den Freiern zu fahren.

Winter eilt zu Alan Darwish. Der liegt tot in seiner Wohnung. Mozzafar Kerim überrascht den Kommissar mit einem Gewehr in der Hand. Während er die Waffe auf Winter richtet, legt er Feuer. Gerade noch rechtzeitig treffen Aneta Djanali und Fredrik Halders ein. Sie schießen den Kurden nieder und retten ihren Chef.

Die ganze Zeit über suchte Kommissar Winter nach einem kleinen Jungen mit einem Fahrrad, der möglicherweise die Täter in der Mordnacht sah. Die finnische Putzfrau Rita Peltonen (Jojo Tuulikki Oinonen), die sich in dem Viertel gut auskennt, findet heraus, dass es sich um Ahmed handelt, den Sohn einer alleinerziehenden tablettensüchtgen Mutter (Sofia Gilensparr), der sich auch nachts mit seinem Fahrrad herumtreibt.

Ahmed beobachtete tatsächlich, wie die beiden Mörder aus dem Kiosk kamen. Zur Verblüffung Winters sagt er, es habe sich nicht um zwei Männer, sondern um einen Mann und eine Frau gehandelt. Aber nun ahnt der Kommissar, um wen es sich handelt, und weitere Ermittlungen bestätigen seinen Verdacht: Nasrin arbeitete für den Prostituiertenring. Mozzafar Kerim, der mit ihrem Bruder befreundet war, hatte sich in sie verliebt, und als er herausfand, dass sie von Hiwa Aziz dazu gebracht worden war, sich zu prostituieren, überredete er sie zu dem Mordanschlag im Kiosk, den er als Akt der Selbstjustiz verstand. Weil Said Rezaids Ehefrau Freiern und Prostituierten das Bett in ihrer Wohnung zur Verfügung stellte, schnitten Mozzafar und Nasrin ihr die Kehle durch. Die übrigen Morde verübte Mozzafar, um die ersten Bluttaten zu vertuschen.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

In seiner Buchreihe über den schwedischen Kommissar Winter veröffentlichte Åke Edwardson 2006 den Thriller „Vänaste land“. Die deutsche Übersetzung von Angelika Kutsch erschien 2008 unter dem Titel „Rotes Meer“. Der norwegische Regisseur Trygve Allister Diesen (1967) verfilmte den Roman 2008 als zweiteiligen Fernsehfilm: „Winter. Venaste Land“. Die deutsche Fassung des Films wurde erstmals am 22. März 2012 unter dem Titel „Kommissar Winter. Rotes Meer“ von Arte ausgestrahlt.

Gezeigt wird eine Parallelwelt von unterprivilegierten Einwanderern in Schweden. Mit ihr kontrastiert beispielsweise die glückliche Familie des Kommissars, seiner als Ärztin arbeitenden Ehefrau und ihrer beiden kleinen Töchter.

Brisant ist die Ansicht der Filmfigur Kommissar Winter, dass sich rassistische Gruppierungen stolz zu ihren Gewalttaten bekennen. In Deutschland wurden wir durch die Mordserie der Zwickauer Neonazi-Zelle gerade eines anderen belehrt.

„Kommissar Winter. Rotes Meer“ beginnt zwar mit einem grausamen Vierfach-Mord, doch abgesehen davon setzt Trygve Allister Diesen in dem solide gemachten Fernsehfilm weniger auf spektakuläre Action-Szenen als auf die lakonische Darstellung der mühsamen Ermittlungen des Kommissars und seiner Mitarbeiter.

Deutsche Synchronspecher: Jaron Löwenberg (Erik Winter), Michael Iwannek (Bertil Ringmar), Florian Halm (Fredrik Halders), Andrea Solter (Aneta Djanali), Esra Vural (Nasrin), Asad Schwarz (Hama Ali Mohammed) u.a.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Åke Edwardson: Der Himmel auf Erden
Åke Edwardson: Toter Mann

Trygve Allister Diesen, Lucky McKee: Red. Blutrot

Bodo Kirchhoff - Nachtdiebe
Mit der düsteren Novelle "Nachtdiebe" knüpft Bodo Kirchhoff an E. T. A. Hoffmann und die Schwarze Romantik an. Wir ahnen bald, dass etwas Schreckliches geschehen wird. So entsteht Spannung. Als Ich-Erzähler lässt Bodo Kirchhoff einen Vater Ende 40 auftreten, einen Getriebenen, der in Tunis jede Selbstsicherheit verliert. Die Grenze zwischen der Realität und der erzählerischen Fantasie verschwimmt in der morbiden Novelle.
Nachtdiebe