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Z - Originaltitel: Z - Regie: Costa-Gavras - Drehbuch: Jorge Semprún und Costa-Gavras, nach dem Roman "Z" von Vassilis Vassilikos (Vassili Vassilikos) - Kamera: Raoul Coutard - Schnitt: Françoise Bonnot - Musik: Mikis Theodorakis - Darsteller: Yves Montand, Jean-Louis Trintignant, Irene Papas, Jacques Perrin, Charles Denner, François Périer, Pierre Dux, Georges Géret, Bernard Fresson, Marcel Bozzuffi, Renato Salvatori, Julien Guiomar, Magali Noël, Clotilde Joano u.a. - 120; 1969 Minuten

Inhaltsangabe

In einer Scheindemokratie wird der Führer der Oppositionspartei auf offener Straße erschlagen. Der Polizeichef erklärt, es habe sich nicht um einen politischen Mord, sondern um einen Verkehrsunfall gehandelt und lässt die beiden beteiligten Männer verhaften. Doch der Untersuchungsrichter stößt auf Widersprüche und lässt sich auch durch Einschüchterungsversuche nicht davon abhalten, Anklage gegen die mächtigen Drahtzieher zu erheben.
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Kritik

Constantin Costa-Gavras und Jorge Semprún adaptierten den 1966 von Vassilis Vassilikos veröffentlichten Roman "Z" fürs Kino. Der spannende Politthriller "Z" gilt längst als Klassiker.
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Als eine oppositionelle Partei in einem scheindemokratischen Staat zu einer Kundgebung einlädt, verbietet der Polizeipräsident der Stadt zwar nicht die politische Versammlung, zwingt aber die Veranstalter durch die rigide Auslegung von gesetzlichen Bestimmungen über Notausgänge, von der bereits angemieteten Halle auf einen viel zu kleinen Saal im Gewerkschaftsgebäude auszuweichen. Außerdem befiehlt er der Polizei, Gegendemonstranten gewähren zu lassen. Schließlich sei der Staat eine Demokratie, in der jeder seine Meinung äußern dürfe!

Mit Plakaten und Flugblättern informieren freiwillige Helfer der linken Oppositionspartei über die Verlegung der Versammlung, aber ein Schlägertrupp reißt die Plakate ab und verprügelt die Verteiler von Handzetteln.

Hauptredner ist der Präsident der Oppositionspartei, ein Arzt, Universitätsprofessor und Abgeordneter (Yves Montand). Er wird auf dem Weg vom Hotel zum Gewerkschaftshaus von einem Nationalisten angegriffen und mit einem Schlagstock am Kopf getroffen. Trotzdem beginnt er kurz darauf mit seiner pazifistischen Rede. Weil in dem Saal nur ein paar hundert Zuhörerinnen und Zuhörer Platz gefunden haben, wird die Rede über Lautsprecher auf den Platz vor dem Gewerkschaftshaus übertragen, wo sich mehrere tausend Anhänger der Oppositionspartei und zahlreiche Gegner versammelt haben. Ein größeres Polizeiaufgebot steht bereit. Der ebenfalls anwesende Polizeipräsident lässt die beiden Pressefotografen festnehmen, die auf dem Platz ihre Arbeit verrichten wollten.

Georges Pirou (Jean Bouise), ebenfalls ein Abgeordneter der Oppositionspartei, sucht während der Rede seines Parteichefs nach dem Polizeipräsidenten, um dessen Schutz zu erbitten. Am Telefon erfährt Pirou, dass der General auf dem Platz vor dem Gewerkschaftshaus zu finden sei. Als Pirou hinausgeht, wird er von Nationalisten zusammengeschlagen. Yago (Renato Salvatori) und Vago (Marcel Bozzuffi), zwei Mitglieder der rechtsradikalen Geheimorganisation „Royalistisch Christlichen Union“, halten den Krankenwagen unterwegs an und wollen den Verletzten totschlagen, weil sie ihn mit dem Präsidenten der Oppositionspartei verwechseln, aber Pirou gelingt es trotz seiner Verletzungen, ihnen zu entkommen.

Der Parteichef schreitet nach seiner Rede furchtlos über den Platz. Da rast Yago mit seinem dreirädrigen Lieferwagen auf ihn zu, und Vago, der auf der Ladefläche kauert, trifft den Abgeordneten erneut mit einem Schlagstock am Kopf. Der Angegriffene sinkt auf die Knie und bricht bewusstlos zusammen. Im nächsten Augenblick ist auch schon ein Wagen zur Stelle, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Zwei Polizisten wollen mit einsteigen, aber ein Parteifreund des Abgeordneten verhindert es und setzt sich stattdessen selbst hinein, weil er befürchtet, dass sie den Mordanschlag während der Fahrt vollenden sollen.

Helena (Irene Papas), die Ehefrau des Präsidenten der Oppositionspartei, kommt besorgt angereist, doch ihr Mann erlangt das Bewusstsein nicht wieder. Obwohl er ein starkes Herz hat, erliegt er seinen schweren Kopfverletzungen.

Vorsorglich weist der Polizeipräsident seine Mitarbeiter an, Informationen über das Privatleben des Toten einzuholen. Vielleicht gibt es Frauengeschichten, die sein Ansehen untergraben könnten. Auf keinen Fall darf er zum politischen Märtyrer werden.

Yago und Vago werden festgenommen. Zeugen behaupten, die beiden seien zur Tatzeit stark betrunken gewesen. Also geht die Polizei offiziell davon aus, dass der Oppositionspolitiker durch einen Unfall ums Leben kam: Yago habe ihn versehentlich umgefahren, und der Abgeordnete sei bei dem Umsturz mit dem Kopf auf eine Bordsteinkante aufgeschlagen.

Der Untersuchungsrichter (Jean-Louis Trintignant) stößt jedoch auf Widersprüche. Augenzeugen berichten, dass der Abgeordnete zuerst auf die Knie ging und dann erst umsank. Außerdem gab es an der Stelle keine Bordsteinkante. Die Ärzte lassen keinen Zweifel daran, dass der Politiker durch einen Schädelbruch starb. Hat ihn jemand vom Lieferwagen aus auf den Kopf geschlagen? Auch von der unmissverständlichen Drohung des Oberstaatsanwalts, er setze mit den Ermittlungen seine Karriere aufs Spiel, lässt der Untersuchungsrichter sich nicht einschüchtern und setzt seine Zeugenbefragungen fort.

Der Feigenhändler Baron (Gérard Darrieu), der aussagen will, dass Yago die Ermordung des Oppositionspolitikers angekündigt hatte, wird auf dem Weg zum Untersuchungsrichter von einem Lastwagen aus niedergeschlagen. Im Krankenhaus verhindert ein Pressefotograf (Jacques Perrin), der skrupellos und heimlich Bilder für seine Zeitung schießt, den Angriff eines anderen, mit einem Knüppel bewaffneten Patienten auf Baron.

Beim Verhör provoziert der Untersuchungsrichter Yago mit der Unterstellung, dieser sei Kommunist. Da bekennt der Befragte sich erregt als Mitglied der „Royalistisch Christlichen Union“.

Der Fuhrunternehmer Illya Cosste (Jean Dasté) bezeugt, dass Yago ihm sagte, er habe den Auftrag, den Präsidenten der Oppositionspartei zu ermorden und könne mit dem Geld, das er dafür bekomme, endlich seinen Lieferwagen abbezahlen.

Schließlich findet der Untersuchungsrichter heraus, dass es sich bei dem Fahrer (Hassan Hassani) des Wagens, mit dem der Verletzte ins Krankenhaus gebracht wurde, um einen Chauffeur des Polizeichefs handelte.

Ungeachtet des Drucks, der auf ihm lastet, klagt der Untersuchungsrichter alle an dem Mordanschlag Beteiligten ohne Rücksicht auf deren Stellung im Regime an.

Acht Angeklagte kommen vor dem Abschluss des Gerichtsverfahrens durch Verkehrs- und Arbeitsunfälle, eine Gasexplosion, Suizid, Ertrinken, Herzanfälle ums Leben. Yago und Vago werden zu elf bzw. acht Jahren Haft verurteilt. Die Anklage gegen den Polizeipräsidenten und drei weitere Offiziere wird fallengelassen. In ihren Fällen stellt das Gericht den zuständigen Behörden anheim, Disziplinarverfahren zu eröffnen. Die Empörung über den politischen Mord und die Vertuschungsversuche zwingen die Regierung jedoch zum Rücktritt. Es ist zu erwarten, dass die Oppositionspartei die Parlamentswahlen gewinnt, aber kurz vorher reißt das Militär die Macht an sich. Der Untersuchungsrichter verliert sein Amt. Der Abgeordnete Georges Pirou stirbt in einem Streifenwagen auf dem Weg zu einem Verhör im Polizeipräsidium an einer Embolie. Ein Oppositionspolitiker stürzt während eines Verhörs aus dem siebten Stockwerk des Polizeipräsidiums, ein anderer wird auf die Inseln deportiert. Der Fotoreporter, der eifrig über die Ereignisse berichtete, wird wegen der unbefugten Verbreitung von Dokumenten zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

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Am 22. Mai 1963 wurde der linkssozialistische griechische Abgeordnete Gregorios Lambrakis ermordet. Vier Jahre später, am 21. April 1967, putschte sich eine Gruppe konservativer Offiziere um die Obristen Stilianos Pattakos und Jeorjios Papadopulos an die Macht, errichtete in Griechenland ein nationalistisch-autoritäres Militärregime und schaffte 1973 die Monarchie ab. Im Jahr darauf wurde der frühere Ministerpräsident Konstantin Karamanlis 1974 aus dem Exil zurückgerufen und mit der Bildung einer zivilen Regierung beauftragt. Im November 1974 fanden nach zehn Jahren erstmals wieder demokratische Parlamentswahlen in Griechenland statt. (Stilianos Pattakos und Jeorjios Papadopulos wurden 1975 zum Tod verurteilt und später zu einer lebenslangen Haftstrafe begnadigt.)

Die Ermordung des Abgeordneten Gregorios Lambrakis verarbeitete der Schriftsteller Vassilis Vassilikos (*1934) in seinem 1966 – also noch vor dem Militärputsch – veröffentlichten Roman „Z“ (deutsch: 1968). Costa-Gavras adaptierte „Z“ fürs Kino. Dabei formulierte der französische Schriftsteller Jorge Semprún die Dialoge. Das Z bedeutet im Altgriechischen „er lebt“.

Bewusst bleiben die Hauptfiguren namenlos, denn die Scheindemokratie in „Z“ steht nicht nur für die damaligen griechischen Verhältnisse, sondern für alle ähnlichen Regime.

Der Politthriller „Z“ gilt längst als Klassiker. Costa-Gavras hat es meisterhaft verstanden, pseudoauthentischen Realismus und Spannung zu verbinden.

Für „Z“ gab es 1970 zwei „Oscars“, und zwar in den Kategorien „bester fremdsprachiger Film“ und „bester Schnitt“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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