Die Axt

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Die Axt

Die Axt – Originaltitel: Le couperet – Regie: Costa-Gavras – Drehbuch: Costa-Gavras, Jean-Claude Grumberg, nach dem Roman "The Ax" von Donald E. Westlake – Kamera: Patrick Blossier – Schnitt: Yannick Kergoat – Musik: Armand Amar – Darsteller: José Garcia, Karin Viard, Geordy Monfils, Christa Theret, Ulrich Tukur, Olivier Gourmet, Yvon Back, Thierry Hancisse, Olga Grumberg u.a. – 2005; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Durch die Auslagerung von Unternehmensbereichen nach Osteuropa verliert der erfahrene Ingenieur Bruno Davert seinen Arbeitsplatz. Als er nach zweieinhalb Jahren noch immer arbeitslos ist und zusehen muss, wie seine Frau mit Aushilfsjobs Geld verdient, ermittelt er durch ein fingiertes Stellenangebot seine potenziellen Konkurrenten bei der Bewerbung um eine bestimmte Position und beschließt, diese und den derzeitigen Stelleninhaber zu ermorden ...
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Kritik

"Die Axt" ist eine rabenschwarze Thrillerkomödie bzw. Sozialsatire von Costa-Gavras, die vor ebenso komischen wie zynischen Pointen funkelt, ohne zu verharmlosen, was Arbeitslosigkeit für einen Menschen bedeuten kann.
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Nach fünfzehn Jahren Betriebszugehörigkeit ist der auf die Papierherstellung spezialisierte Ingenieur Bruno Davert (José Garcia) einer der Angestellten, die durch eine zur Kostenoptimierung vorgenommene Umstrukturierung des Konzerns und die Verlagerung von Unternehmensbereichen nach Osteuropa ihren Job verlieren. Als erfahrener Fachmann macht er sich zunächst keine Sorgen, obwohl er nicht nur für sich, sondern auch für seine Ehefrau Marlène (Karin Viard) und die Kinder Maxime (Geordy Monfils) und Betty (Christa Theret) sorgen muss. Aber nach zweieinhalb Jahren, in denen er sich unermüdlich bei verschiedenen Firmen beworben hat, ist er noch immer arbeitslos. Die Familie hat inzwischen das Zweitauto verkauft und den Lebensstandard heruntergeschraubt. Um halbwegs über die Runden zu kommen und das Schulgeld für die Kinder aufbringen zu können, arbeitet Marlène als Krankenpflegerin und darüber hinaus an einer Kinokasse.

Brunos Verzweiflung nimmt zu. Er wird depressiv. In der Ehe beginnt es zu kriseln.

Beim Betrachten eines Werbeclips des Papierkonzerns Arcadia verfällt er auf eine neue Idee: Er gibt selbst ein fingiertes Stellenangebot für Ingenieure mit Erfahrungen in der Papierbranche auf, sichtet die im Postfach eingegangenen Bewerbungen und beschließt, zunächst die fünf qualifiziertesten Bewerber und dann Raymond Machefer (Olivier Gourmet), den derzeitigen Chefingenieur von Arcadia, zu ermorden, um dessen Job zu bekommen.

Nach einem Bewerbungsgespräch mit Iris Thompson (Olga Grumberg) und Schießübungen mit einer Armeepistole aus dem Zweiten Weltkrieg wartet Bruno vor dem Haus von Henri Birch (Marc Legein) auf den Briefträger. Wie erwartet, schaut Henri Birch nach der Post, sobald er den Briefkasten klappern gehört hat – und Bruno erschießt ihn vom Auto aus.

Der zweite Mord gestaltet sich etwas schwieriger, denn die Ehefrau des Konkurrenten (Luce Mouchel) sieht Bruno, als er wartend im Auto sitzt und verwechselt ihn mit dem Liebhaber ihrer minderjährigen Tochter. Sie reißt die Beifahrertüre auf, und als sie die Straßenkarte vom Sitz fegt, stößt sie auf die bereitliegende Pistole. Sie und Bruno greifen gleichzeitig nach der Waffe. Bei dem Gezerre löst sich ein Schuss, der Madame Rick ins Herz trifft. Ihr Ehemann Eduard (Philippe Bardy) hört den Knall und kommt mit dem Handy am Ohr aus dem Haus, um nachzusehen und parallel dazu die Polizei zu alarmieren. Bruno erschießt ihn und gibt Gas.

Aus den Nachrichten im Fernsehen erfährt Bruno am Abend, dass Léon Ringer (Gérard Kuhnl) festgenommen wurde. Man verdächtigt ihn, heimlich der Liebhaber seiner Schülerin Judy Rick (Marie Kremer) zu sein und ihre Eltern ermordet zu haben. Kurz nach der Verhaftung springt Léon Ringer aus einem Fenster des Polizeireviers in den Tod [Suizid].

Als Dritter steht Etienne Barnet (Yvon Back) auf der Todesliste. Bruno folgt ihm ins Restaurant „L’Etappe“ und stellt fest, dass der arbeitslose Ingenieur dort als Kellner beschäftigt ist. Sie kommen ins Gespräch. Barnet ist ebenso frustriert wie Bruno und schimpft über den Turbokapitalismus. Nach einer Weile verlässt Bruno die Gaststätte, wartet aber im Wagen, bis diese geschlossen wird und Barnet herauskommt. Der Versuch, ihn durchs offene Beifahrerfenster auf dem Bürgersteig zu erschießen, misslingt wegen der zahlreichen geparkten Autos, aber als Barnet die menschenleere Straße überquert, fährt Bruno ihn um. Niemand hat den tödlichen Unfall gesehen.

Dieser brutale Mord geht Bruno an die Nieren. Er nimmt sich in der Nähe ein Motelzimmer und beschließt, sich selbst zu erschießen. Vorher spricht er ein Geständnis auf sein Diktiergerät. Darüber schläft er jedoch ein und wird erst am nächsten Morgen vom Zimmermädchen (Marie-Rose Roland) geweckt.

Bei der Heimfahrt kracht er mit dem an der Vorderseite beschädigten Auto zufällig in einen Lieferwagen, der aus einer Ausfahrt herauskommt. Der andere Fahrer fühlt sich schuldig und unterschreibt ein entsprechendes Unfallprotokoll. Ein paar Kilometer weiter wird Bruno von einer Polizeistreife gestoppt, aber nachdem die Beamten seine Angaben bezüglich des Blechschadens überprüft haben, darf er weiterfahren. Er bringt den Wagen in die Werkstatt, und der Mechaniker (Jean-Pierre Gos), der übrigens auch um seinen Arbeitsplatz bangt, schickt der Versicherung einen überhöhten Kostenvoranschlag, damit Bruno trotz des Selbstbehalts nichts für die Reparatur zu bezahlen braucht.

Marlène ist entschlossen, für den Bestand der Ehe zu kämpfen und überredet Bruno, mit ihr zusammen den afrikanischen Eheberater Quinlan Longus (Dieudonné Kabongo Bashila) aufzusuchen.

Ihr Sohn Maxime wird bei einem Ladendiebstahl von der Polizei festgenommen. Bruno findet mit Hilfe seiner Tochter in Maximes Schrank Unmengen gestohlener Videospiele. Die packt er in Plastiksäcke und wirft sie noch in der Nacht in einen Fluss, sodass bei der polizeilichen Hausdurchsuchung am nächsten Morgen nichts gefunden wird und Maxime von seinen Eltern abgeholt werden kann. Er kommt mit zwanzig Stunden Sozialarbeit davon.

Die Ermordung von Rolf Kranz (Michel Carcan) verläuft komplikationslos. Bruno erschießt ihn auf dem Parkplatz eines Garten-Centers, als Kranz seine Einkäufe einlädt und schubst ihn in den Kofferraum.

Der fünfte Mord erübrigt sich, weil Bruno erfährt, dass Gabriel Blacher einen Job in der Etikettenherstellung gefunden hat.

Als er nach Hause kommt, warten die Polizeiinspektoren Kesler und Zirner (Thierry Hancisse, Robert Borremans) auf ihn, aber nicht, um ihn zu verhaften, sondern um ihn vor einem Serienmörder zu warnen. Man hat nämlich festgestellt, dass die drei Papieringenieure Henri Birch, Eduard Rick und Rolf Kranz, die sich wie Bruno bei Arcadia beworben hatten, mit ein und derselben Waffe erschossen wurden. Die Polizisten wundern sich, dass der Mörder selbst noch lebt, denn die Patronen, die er benutzt, sind so alt, dass sie jederzeit auch so explodieren können.

Um sich nicht länger zu gefährden, wirft Bruno die Armeepistole samt der Munition ins Wasser – und wird prompt von einem Zeugen als Umweltsünder beschimpft.

Jetzt muss er nur noch Raymond Machefer umbringen. Doch zu seiner Überraschung erhält er im Postamt noch einmal einen Stapel Bewerbungen.

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Den Konkurrenten Gérard Hutchinson (Ulrich Tukur) bestellt er zu einem angeblichen Vorstellungsgespräch in ein Restaurant. Durchs Fenster beobachtet er, wie Hutchinson kurz nach der vereinbarten Uhrzeit von seinem Tisch aufspringt und das Lokal verlässt. Er folgt ihm in ein Herrenbekleidungs-Geschäft. Dort bedient Hutchinson. Während einer Anprobe kommen sie ins Gespräch. Hutchinson hasst den Job, aber der Papieringenieur ist seit fünf Jahren arbeitslos. Von sich aus erzählt er, dass er im Restaurant die Dame gesehen habe, mit der er wohl verabredet gewesen sei. Aber sie habe ihn nur verächtlich angeblickt und es nicht einmal der Mühe für wert befunden, ihn zu begrüßen, sondern sei gleich wieder gegangen. Außerdem erwähnt er, dass ihn die Polizei vor einem Serienmörder warnte. Bruno lässt den gebrochenen Mann, der ihm kaum noch gefährlich werden kann, am Leben.

Nun wird es Zeit, Raymond Machefer aus dem Weg zu räumen. Bruno dringt in das Haus des abwesenden Chefingenieurs ein, legt ein Küchenmesser bereit und wartet. Dabei schläft er jedoch ein und erwacht erst wieder, als Machefer offensichtlich betrunken mit einer Pistole in der Hand vor ihm steht und fragt, was er suche. Nachdem Machefer den Eindruck gewonnen hat, einen harmlosen Kollegen vor sich zu haben, lädt er ihn zum Trinken ein. Während Bruno nur am Glas nippt, schenkt Machefer sich eines nach dem anderen ein, bis ihm der Kopf auf den Tisch fällt. Daraufhin öffnet Bruno alle Gashähne und verlässt das Haus. Von draußen sieht er kurz darauf, wie Machefer wieder zu sich kommt und ein Fenster öffnet, um eine Zigarette zu rauchen. Bruno glaubt schon, der Anschlag sei missglückt, doch als Machefer die Zigarette anzünden will, explodiert das Haus.

Nervös wartet Bruno auf einen Anruf von Arcadia, bis ihn sein Sohn auf eine bereits am Vortag eingegangene E-Mail hinweist. Sie enthält die erhoffte Einladung.

Gerade als Bruno zu Arcadia fahren will, kommt Inspektor Kesler noch einmal vorbei. Ein ehemaliger Papieringenieur namens Gérard Hutchinson, der zuletzt als Verkäufer bei einem Herrenausstatter arbeitete, habe sich erhängt, berichtet der Kriminalbeamte. Man sei inzwischen sicher, dass es sich bei ihm um den Serienmörder gehandelt habe. Monsieur Davert brauche sich keine Sorgen mehr zu machen; die Gefahr sei vorbei.

Wie erwartet, wird Bruno von Arcadia als Chefingenieur eingestellt.

Eine junge Dame im Business-Kostüm holt sich eine Internet-Seite von Arcadia mit Brunos Foto auf den Bildschirm und druckt es aus. Dann sucht sie ein Restaurant auf, in dem Bruno seine Mittagspause verbringt. Offenbar plant sie einen Anschlag auf ihn, um seinen Job zu bekommen.

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„Die Axt“ (auch: „Jobkiller. Eine mörderische Karriere“) ist eine rabenschwarze Thrillerkomödie bzw. Sozialsatire von Costa-Gavras, die auf dem 1997 von Donald E. Westlake (1933 – 2008) veröffentlichten Roman „The Ax“ basiert („Der Freisteller“, Übersetzung: Johannes Schwab, Europa-Verlag, München / Wien 1998, 319 Seiten, ISBN: 3-203-84002-2; Droemer Knaur, München 2003; 319 Seiten, ISBN: 3-426-61486-3).

Ein Durchschnittsbürger, der durch seine Arbeitslosigkeit verzweifelt, läuft Amok. Abgesehen davon, dass er seine Familie ernähren muss, glaubt er, seinen Lebensinhalt und seine Würde nur durch die Elimierung der Konkurrenten wiedererlangen zu können.

„Die Axt“ funkelt vor ebenso komischen wie zynischen Pointen. Costa-Gavras und Jean-Claude Grumberg haben sich eine Fülle von witzigen Details und überraschenden Wendungen ausgedacht. Das ist höchst unterhaltsam – aber hinter dem Amüsement klaffen Abgründe, und was Arbeitslosigkeit für einen Menschen bedeuten kann, wird in keiner Weise verharmlost.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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