Unknown Identity

Unknown Identity

Unknown Identity

Unknown Identity – Originaltitel: Unknown Identity – Regie: Jaume Collet-Serra – Drehbuch: Oliver Butcher, Stephen Cornwell, nach dem Roman "Unknown Identity" von Didier Van Cauwelaert – Kamera: Flavio Martínez Labiano – Schnitt: Timothy Alverson – Musik: John Ottman, Alexander Rudd – Darsteller: Liam Neeson, Diane Kruger, January Jones, Frank Langella, Aidan Quinn, Bruno Ganz, Sebastian Koch, Olivier Schneider, Stipe Erceg, Karl Markovics, Mido Hamada, Rainer Bock, Clint Dyer, Eva Löbau u.a. – 2011; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Vier Tage nach einem Verkehrsunfall in Berlin wacht der Amerikaner Martin Harris aus dem Koma auf. Er fährt ins Hotel Adlon und verlangt dort den Schlüssel zu seiner Suite, aber man zweifelt an seiner Identität und ausweisen kann er sich nicht. Zufällig sieht er seine Frau Liz in der Hotelhalle. Sie tut jedoch so, als kenne sie ihn nicht und stellt ihren Begleiter als ihren Ehemann Martin Harris vor ...
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Kritik

"Unknown Identity" – die Verfilmung eines Romans von Didier van Cauwelaert durch Jaume Collet-Serra – ist ein flott erzählter Action-Thriller mit einer überraschenden Wendung in der allerdings unrealistischen Handlung.
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Das amerikanische Ehepaar Martin und Elizabeth Harris (Liam Neeson, January Jones) trifft auf dem Flughafen Tegel ein. Dr. Martin Harris ist Biologe und wurde von dem deutschen Nobelpreisträger Professor Bressler (Sebastian Koch) zum Biotech-Kongress in Berlin eingeladen. Beim Verladen des Gepäcks ins Taxi lässt Harris versehentlich einen Aktenkoffer zurück.

Das Ehepaar wird zum Hotel Adlon gefahren. Liz geht zum Empfang und erfährt dort, dass die eigentlich reservierte Eisenhower-Suite nicht zur Verfügung steht. Währenddessen bemerkt Martin vor dem Hoteleingang das Fehlen des Aktenkoffers. Ohne Rücksprache mit seiner Frau steigt er in ein anderes Taxi, um zum Flughafen zurückzufahren. Er hofft, dass das Gepäckstück von einem ehrlichen Finder abgegeben wurde. Aufgeregt drängt Martin die Taxifahrerin (Diane Kruger) zur Eile. Von dem Auto vor ihnen kippt plötzlich ein auf dem Dach transportierter Kühlschrank. Mehrere Autos und ein Motorradfahrer verunglücken. Auch die Taxifahrerin verliert die Kontrolle über das Fahrzeug und kann nicht verhindern, dass ihr Wagen von einer Brücke in die Spree geschleudert wird. Martin Harris verliert das Bewusstsein, aber die junge Taxifahrerin rettet ihn aus dem versinkenden Auto, und Sanitäter reanimieren ihn.

Nach vier Tagen im Koma kommt Martin Harris im Krankenhaus wieder zu sich. Als er die Augen öffnet, holt Schwester Gretchen Erfurt (Eva Löbau) den Arzt Dr. Farge (Karl Markovics). Der Patient fragt nach seiner Frau, kann sich aber weder an ihre Handynummer noch an das Hotel erinnern, in dem sie übernachten wollten. Papiere hat er keine bei sich. Dr. Farge erkundigt sich bei der Polizei, ob eine Vermisstenanzeige für Martin Harris vorliegt. Aber das ist nicht der Fall.

Als Martin im Fernsehen einen Bericht über den Biotech-Kongress im Hotel Adlon sieht, erinnert er sich daran, dass er eine Rede halten sollte und die Eisenhower-Suite für ihn und seine Frau reserviert worden war.

Gegen den Rat des Arztes verlässt er das Krankenhaus und nimmt ein Taxi zum Hotel Adlon. An der Rezeption nennt er seinen Namen und verlangt den Schlüssel für die Eisenhower-Suite. Nach einem Blick auf den Bildschirm des Computerterminals ruft die Hotelangestellte (Sanny Van Heteren) den Sicherheitschef, Herrn Strauss (Rainer Bock). Martin kann sich nicht ausweisen, und man bezweifelt offenbar, dass er Martin Harris ist. Da entdeckt er Liz unter den Hotelgästen in der Halle. Seine Frau werde seine Identität bestätigen, meint er, aber sie tut so, als kenne sie ihn nicht und stellt ihren Begleiter (Aidan Quinn) als Martin Harris vor. Das sei ihr Ehemann, versichert sie.

Martin erreicht, dass der Sicherheitschef mit ihm Aufnahmen der Überwachungskamera vom Tag seiner Ankunft anschaut. Zwar ist Liz an der Rezeption zu sehen, aber allein, und Strauss findet heraus, dass Martin Harris erst einige Stunden nach seiner Frau eintraf. Als der Sicherheitschef dann auch noch nach dem Wissenschaftler googelt und dabei ein Foto des von Elizabeth Harris als ihren Ehemann vorgestellten Hotelgast findet, ist er endgültig überzeugt, dass sein Gegenüber entweder lügt oder sich über seine eigene Identität täuscht.

Martin irrt durch Berlin, bis er herausfindet, von welchem Taxiunternehmen der Wagen war, mit dem er in die Spree stürzte. Der Leiter der Zentrale des Unternehmens (Fritz Roth) ist nicht bereit, ihm zu helfen, aber ein Taxifahrer namens Biko (Clint Dyer) verrät ihm, wo Gina – die Kollegin, die Martin fuhr – als Kellnerin jobbt. Martin geht hin. Gina weigert sich, mit ihm zu reden und schickt ihn weg.

In seiner Verzweiflung passt Martin den Mann, der sich als Martin Harris ausgibt, im Hotel ab. Man ruft die Polizei. Der Andere weist sich mit einem amerikanischen Führerschein aus. Da bricht Martin zusammen und wird erneut ins Krankenhaus gebracht.

Schwester Gretchen Erfurt gibt ihm eine Geschäftskarte des mit ihr befreundeten Privatdetektivs Ernst Jürgen (Bruno Ganz). Ein Killer namens Smith (Olivier Schneider), der Martin schon an einer U-Bahn-Station verfolgte, taucht auf, spritzt Gift in Martins Infusion, und als Gretchen Erfurt dazukommt, bricht er ihr das Genick. Im letzten Augenblick gelingt es Martin trotz seiner Benommenheit, mit einer Schere die Schläuche zu durchtrennen und zu entkommen.

Er sucht Ernst Jürgen auf. Der Privatdetektiv gibt offen zu, vor der Wiedervereinigung für die Stasi gearbeitet zu haben. Martin versuchte schon vom Hotel Adlon aus, seinen amerikanischen Freund Rodney Cole (Frank Langella) telefonisch zu erreichen, konnte aber nur Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Ernst Jürgen geht es ebenso. Weil sich der Detektiv von einer Befragung der Taxifahrerin hilfreiche Informationen verspricht, passt Martin sie auf der Straße ab und bietet ihr seine Armbanduhr an, die mindestens 5000 Dollar wert ist. Dafür soll sie ihn für die Nacht bei sich aufnehmen und am nächsten Morgen Ernst Jürgens Fragen beantworten. Gina zögert, denn sie stammt aus Bosnien und lebt illegal in Deutschland, aber dann nimmt sie Martin doch mit.

Während Martin in ihrer Wohnung duscht, kommt Biko kurz vorbei. Sobald er weg ist, verschaffen sich Smith und dessen Kumpan Jones (Stipe Erceg) Zugang. Martin flieht zunächst aufs Dach. Jones verfolgt ihn. Trotzdem kehrt Martin zurück und hindert Smith daran, Gina zu ermorden. Die beiden Männer kämpfen miteinander, bis Gina den Verbrecher tötet. Biko liegt tot im Treppenhaus. Martin und Gina fliehen. Jones verfolgt die beiden.

In der Fotoausstellung „Faces“ gelingt es Martin, kurz mit Elizabeth zu sprechen. Sie sagt, er müsse den verlorenen Aktenkoffer finden und küsst ihn. Dann trennen sie sich wieder.

Endlich ruft Rodney Cole Ernst Jürgen zurück. Der Amerikaner ist bereits in Berlin. Aus Sorge um seinen Freund habe er die nächste Maschine genommen, behauptet er und sei jetzt auf dem Weg zu dem Privatdetektiv. Ernst Jürgen ahnt sofort, dass Rodney Cole ein Geheimagent ist und nicht vorhat, ihm bzw. Martin Harris zu helfen. Bevor der Besucher ihn unter Druck setzen kann, mischt sich der Detektiv Zyankali in seinen Kaffee und vergiftet sich [Suizid].

Martin fährt mit Gina zum Flughafen. Tatsächlich wurde der Koffer abgegeben. Die Angestellte im Fundbüro (Heike Hanold-Lynch) will das Gepäckstück zunächst nicht herausgeben, weil Martin keinen Ausweis vorweisen kann, aber als er die Zahlenkombination angibt, mit der sich die Schlösser öffnen lassen und sie seinen im Koffer liegenden Pass aufgeklappt hat, überlässt sie ihm das Fundstück.

Während Gina am Flughafen ein Taxi rufen will, beobachtet sie, wie Martin von Rodney Cole und Jones entführt wird. Sie kapert kurzerhand das neben ihr haltende Taxi und verfolgt die Männer.


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Rodney Cole klärt Martin darüber auf, dass sie beide einer Geheimorganisation angehören. Martin Harris ist nur ein Deckname. Elizabeth ist auch nicht wirklich seine Ehefrau, sondern eine Agentin. Das angebliche Ehepaar Harris wurde beim Biotech-Kongress eingeschleust, um einen Sprengstoffanschlag durchzuführen. Wegen des Verkehrsunfalls sprang die Zweitbesetzung „Martin Harris“ ein. Da erinnert Martin sich daran, dass er vor drei Monaten unter dem Namen William Sean Carmichael schon einmal mit Liz in Berlin war und die Bombe im Hotel Adlon platzierte.

Weil Martin unter den neuen Umständen das Gelingen des Anschlags gefährden könnte, soll Jones ihn in einem Parkhaus mit einer Überdosis Heroin umbringen. Gina zerquetscht jedoch Jones mit dem gekaperten Taxi und schiebt dann den Van, in den Rodney Cole gesprungen ist, durch die Fassade des Parkhauses, bis das Fahrzeug mit dem Agenten in die Tiefe stürzt.

Die Explosion soll bei einem Empfang des saudischen Prinzen Shada (Mido Hamada) im Hotel Adlon erfolgen, damit es dann so aussieht, als sei dieser das Ziel gewesen. Tatsächlich richtet sich der Anschlag jedoch gegen Professor Bressler, der eine Getreidesorte entwickelt hat, die auch unter extremen Bedingungen wie zum Beispiel in einer Wüste gedeiht. Weil er beabsichtigt, seine Erfindung auf dem Biotech-Kongress kostenlos zur Verfügung zu stellen, wollen ihn Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie, die um ihre Profite fürchten, töten lassen.

Liz und die Zweitbesetzung ihres Ehemanns kopieren im Hotel Adlon unbemerkt die Festplatte von Professor Bresslers Laptop. Dann aktiviert Liz die hinter einem Panel versteckte Bombe.

Inzwischen treffen Martin und Gina im Hotel ein und werden zum Sicherheitschef gebracht. Martin warnt Strauss vor dem bevorstehenden Anschlag. Erst als Strauss auf der Aufnahme einer Überwachungskamera sieht, dass Martin tatsächlichvor drei Monaten bereits einmal im Hotel war, glaubt er ihm und löst Alarm aus. Das Hotel wird evakuiert.

Die Zweitausgabe von Martin Harris will Bressler daraufhin erstechen. Martin hindert ihn daran, kämpft mit ihm und tötet ihn mit einer Scherbe aus einem zerbrochenen Spiegel. Liz versucht vergeblich, den Zeitzünder abzustellen. Die Explosion zerfetzt sie.

Professor Bressler und sein Förderer, Prinz Shada, geben die Genformel der viel versprechenden Getreidesorte bekannt.

Martin trifft sich mit Gina am Bahnhof. Er hat für sie und sich neue Papiere besorgt. Als Claudia und Henry Taylor verlassen sie Berlin.

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Bei dem Action-Thriller „Unknown Identity“ handelt es sich um eine Verfilmung des 2003 von Didier van Cauwelaert veröffentlichten Romans „Hors de moi“ („Unknown Identity“, Übersetzung: Olaf Matthias Roth, Aufbau Taschenbuch, Berlin 2011, 220 Seiten, ISBN 978-3-7466-2680-2). Jaume Collet-Serra (Regie), Oliver Butcher und Stephen Cornwell (Drehbuch) verlegten allerdings die Handlung von Paris nach Berlin.

Die Geschichte ist unrealistisch, wird aber so professionell und temporeich entwickelt, dass man nicht viel Zeit hat, darüber nachzudenken. Und der zentrale Plottwist ist auch durchaus amüsant, wenn man ihn nicht kritisch hinterfragt. „Unknown Identity“ soll wohl nicht mehr sein, als spannende Unterhaltung. Nur wenn man unbedingt nach einer Bedeutung sucht, lässt diese sich in der Erkenntnis finden, dass Menschen in der Lage sind, sich zu ändern und deshalb nicht aufgrund von Taten in der Vergangenheit, sondern nach ihrem aktuellen Verhalten beurteilt werden sollten.

Die Dreharbeiten für „Unknown Identity“ fanden von Januar bis April 2010 in Berlin, am Flughafen Leipzig-Halle und im Filmstudio Babelsberg statt. Der Sturz des Taxis in die Spree wurde an der Oberbaumbrücke und in einem vier Meter tiefen, mit 500 Kubikmeter Wasser gefüllten Tank in Babelsberg gefilmt. Die Verfolgungsjagd mit Autos entstand in der Friedrichstraße. Gedreht wurde auch am Hauptbahnhof, auf dem Pariser Platz, in der Oranienburger Straße, vor dem Bode-Museum, in den U-Bahn-Stationen Bülowstraße und Platz der Luftbrücke, in der Lungenklinik Heckeshorn, in der Eingangshalle der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und im Club Tresor. Die Lobby des Hotels Adlon baute man in Babelsberg nach. Die Szene, in der Rodney Coles Van aus einem Parkhaus stürzt, entstand an der Bauruine Spandauer Tor in Berlin-Haselhorst. Im Zusammenhang mit der Fotoausstellung „Faces“ sehen wir Außenaufnahmen der Neuen Nationalgalerie und Innenaufnahmen der Berlinischen Galerie in Kreuzberg. Die Exponate stammen von Isabel Kronenberger (* 1986), einer Studentin der Berufsfachschule für Design des Berufsausbildungszentrum Lette-Verein.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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