Monuments Men

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Monuments Men. Ungewöhnliche Helden – Originaltitel: The Monuments Men – Regie: George Clooney – Drehbuch: George Clooney, Grant Heslov, nach dem Buch "The Monuments Men. Allied Heroes, Nazi Thieves and the Greatest Treasure Hunt in History" von Robert M. Edsel und Bret Witter – Kamera: Phedon Papamichael – Schnitt: Stephen Mirrione – Musik: Alexandre Desplat – Darsteller: George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin, Bob Balaban, Hugh Bonneville, Cate Blanchett, Dimitri Leonidas, Justus von Dohnányi, Claudia Geisler, Holger Handtke, Michael Brandner u.a. – 2014; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Im Auftrag des US-Präsidenten stellt Frank Stokes eine kleine Militärgruppe von Kunst­experten zusammen, die ab Sommer 1944 in Europa nach Raubkunst sucht und die u. a. in Frankreich noch verbliebenen Kultur­güter schützt. Donald Jeffries fällt bei dem Versuch, die Brügger Madonna zu ver­teidigen. Nach der deutschen Kapitulation beeilen sich die Monuments Men, um in Altaussee eingelagerte Kunstschätze vor dem Raub durch Bolschewisten in Sicherheit zu bringen ...
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Kritik

Die Kriegskomödie "Monuments Men" basiert auf Tatsachen, die von Robert M. Edsel in einem Buch zusammengetragen wurden. George Clooney findet allerdings nicht die Balance zwischen Pathos und Slapstick.
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1943 weist der New Yorker Kunstprofessor Frank Stokes (George Clooney) den US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt (Michael Dalton) darauf hin, dass die Kunstschätze in Europa durch die nationalsozialistischen Barbaren gefährdet seien. Vor allem Göring (Udo Kroschwald) rafft in den eroberten Gebieten alles Wertvolle zusammen, und Hitler (James Payton) will in Linz das größte Museum der Welt bauen. Roosevelt beauftragt Stokes daraufhin, mit einer aus Kuratoren, Kunstsachverständigen und anderen Experten zusammengestellten militärischen Gruppe den Verbleib geraubter Kunst zu ermitteln, die Rückführung vorzubereiten und die beispielsweise in Frankreich noch verbliebenen Kulturgüter zu schützen.

Frank Stokes gewinnt James Granger (Matt Damon), Richard Campbell (Bill Murray), Walter Garfield (John Goodman) und Preston Savitz (Bob Balaban) für das Vorhaben und fliegt mit ihnen im Sommer 1944 nach Europa, wo sich ihnen der Brite Donald Jeffries (Hugh Bonneville), der Franzose Jean-Claude Clermont (Jean Dujardin) und der aus Deutschland stammende GI Sam Epstein (Dimitri Leonidas) anschließen. Wo immer die „Monuments, Fine Arts and Archives Section“ (MFAA) einen Kommandeur der Alliierten um Unterstützung bittet, wird sie abgewiesen: Die Offiziere der Kampftruppen halten den Schutz von Kulturgütern für sekundär und sind nicht bereit, den „Monuments Men“ Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Zunächst teilen die Monuments Men sich auf, um verschiedene Aufgaben zugleich angehen zu können.

Nach der Befreiung von Paris im August 1944 sucht James Granger dort nach dem Verbleib von Kunstwerken aus jüdischem Besitz. Er wendet sich an Claire Simone (Cate Blanchett), die Konservatorin des Musée du Jeu de Paume, die hilflos zusehen musste, wie der deutsche Offizier Dr. Viktor Stahl (Justus von Dohnányi) Gemälde für den Reichsmarschall zusammenraffte und nach Deutschland abtransportieren ließ. Eines Tages teilte ihr Stahl höhnisch mit, dass man ihren zur Résistance gehörenden Bruder Pierre erschossen habe. Weil Claire davon ausgeht, dass die Amerikaner ebenso wie die Deutschen nur nach den Kunstwerken suchen, um sie zu erbeuten, weigert sie sich zunächst, James Granger bei seinen Bemühungen zu unterstützen.

Donald Jeffries soll die Kunstschätze in Belgien schützen, vor allem die 1501 bis 1506 von Michelangelo geschaffene Madonna mit dem Kind in Brügge. Weil der zuständige Kommandeur der Alliierten es im Herbst 1944 wegen des bevorstehenden Abzugs der Deutschen für unnötig hält, besondere Maßnahmen anzuordnen, geht Donald Jeffries allein in die Moscron-Kapelle der Brügger Liebfrauenkirche, um die Statue zu verteidigen. Wie befürchtet, taucht ein deutsches Kommando auf und transportiert die Brügger Madonna ab. Gegen die Übermacht hat der Brite keine Chance. Er versteckt sich, wird allerdings entdeckt und erschossen.

Einige Zeit später geraten Walter Garfield und Jean-Claude Clermont in einen Hinterhalt versprengter deutscher Soldaten. Sie werden beschossen, und der Franzose erliegt seinen Verletzungen.

Durch Zufall stoßen Richard Campbell und Preston Savitz auf Viktor Stahl, der nach dem Rückzug aus Frankreich untergetaucht ist und unter falscher Identität mit seiner Frau (Claudia Geisler) und den beiden kleinen Söhnen auf einem Bauernhof lebt. An den Wänden hängen zahlreiche Gemälde großer Meister. Stahl behauptet zwar, es handele sich um Kopien, aber die beiden Sachverständigen erkennen rasch, dass er lügt. Der Kunsträuber wird festgenommen.

The Monuments Men finden eine Karte, auf der angeblich eingezeichnet ist, wo die Nationalsozialisten ihre Beute eingelagert haben, beispielsweise in Siegen und Merkers. Aber dort suchen sie vergeblich nach geraubten Kulturgütern, bis sie dem Verdacht nachgehen, dass die Kunstgegenstände in Bergwerken versteckt sind. So entdecken sie im Frühjahr 1945 im thüringischen Kalibergwerk Merkers neben Kunstschätzen 100 Tonnen Gold. Während die Bergung der Kulturgüter in der Öffentlichkeit nicht weiter beachtet wird, reisen Dwight D. Eisenhower (Werner Braunschädel), der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, sowie die Generäle Omar N. Bradley und George S. Patton eigens nach Merkers, um sich für den Goldfund der US Army feiern zu lassen.

Aufgrund eines am 19. März 1945 von Adolf Hitler unterzeichneten Befehls zur Zerstörung der Infrastruktur beim Rückzug („Nerobefehl“) schicken deutsche Offiziere beispielsweise in Heilbronn Soldaten mit Flammenwerfern in Bibliotheken und Kunstsammlungen.

Am Abend bevor James Granger Paris verlassen muss, lädt Claire ihn ein. Weil sie inzwischen von seinem guten Willen überzeugt ist, vertraut sie ihm die Kladde an, in der sie jahrelang alle von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerke verzeichnete, die das Musée du Jeu de Paume durchliefen.

Nachdem The Monuments Men im Schloss Neuschwanstein einen Kunstschatz entdeckt und sichergestellt haben, fahren sie nach Altaussee im Salzkammergut. Auf dem Weg dorthin erfahren sie von der Kapitulation des Deutschen Reichs. Der Krieg ist zu Ende.

Die Zugänge des Salzbergwerks in Altaussee sind blockiert. Aber nicht der inzwischen gefangen genommene Oberst Wegner (Holger Handtke) erteilte den Befehl dazu, sondern die Bevölkerung, die von den eingelagerten Kunstschätzen wusste und verhindern wollte, dass fanatische Nationalsozialisten die Stollen sprengen.

The Monuments Men gelingt es, einen der Zugänge zu öffnen. Es eilt, weil Altaussee zu dem Gebiet gehört, das die UdSSR besetzen soll und die Rote Armee im Anmarsch ist. Die Russen verschleppen alles, was sie an Kulturgütern finden können und behaupten, es handele sich um Reparationen. The Monuments Men bergen aus dem Salzbergwerk die Tafeln des Genter Altars von Jan van Eyck und beladen mehrere Lastwagen mit Kunstwerken. James Granger und die anderen Männer drängen zum Aufbruch, aber Frank Stokes sucht weiter – bis er endlich die hier vermutete Brügger Madonna findet. Trotz des Risikos, von den Russen überwältigt zu werden, transportieren The Monuments Men die schwere Statue ab.

Zurück in den USA, berichtet Frank Stokes dem US-Präsidenten Harry S. Truman (Christian Rodska) von der Operation, die er in Europa leitete. Während Stokes seinen Männern zu Beginn der Aktion einschärfte, dass kein Kunstwerk den Tod eines Menschen wert sei, erklärt er nun, die Rettung der Kulturgüter sei richtig gewesen, obwohl Donald Jeffries und Jean-Claude Clermont dabei fielen.

1977 zeigt Frank Stokes seinem Enkel die Madonna mit dem Kinde in Brügge.

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Die Kriegskomödie „Monuments Men. Ungewöhnliche Helden“ von und mit George Clooney basiert auf dem 2009 von Robert M. Edsel und Bret Witter veröffentlichten Buch „The Monuments Men. Allied Heroes, Nazi Thieves and the Greatest Treasure Hunt in History“ („Monuments Men. Die Jagd nach Hitlers Raubkunst“, Übersetzung: Hans Freundl, Wilhelm Heyne, München 2014, ISBN 978-3-453-43764-7).

George Clooney feiert die US-Amerikaner als eine Nation, die nicht nur das Böse in der Welt bekämpft, sondern auch Kulturgüter beschützt und Raubkunst den rechtmäßigen Besitzern zurückgibt. (Die Vorgänge zum Beispiel bei der Plünderung des Irakischen Nationalmuseums in den Golfkriegen sind kein Thema des Films.) Nicht nur die Nationalsozialisten werden als Barbaren dargestellt, sondern auch die Bolschewisten, die Kunstwerke verschleppen und als Reparationen ausgeben.

Auch wenn „Monuments Men. Ungewöhnliche Helden“ mit einem dozierenden Dia-Vortrag der Filmfigur Frank Stokes beginnt, handelt es sich nicht um Bildungsfernsehen, sondern um einen Hollywood-Feelgood-Unterhaltungsfilm. Und der folgt einem bewährten Schema: Ein Team wird angeworben, eingewiesen und trainiert. Dann meistern die Männer Schwierigkeiten und bewähren sich bei der Bewältigung ihrer Aufgabe. George Clooney findet jedoch keine Balance zwischen dem ernsten Thema, pathetischen Äußerungen und Slapstick. Der Spaß wird auch durch die fortwährenden Sprünge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen, Personen und Schauplätzen beeinträchtigt.

Die Haager Landkriegsordnung von 1907 beinhaltet bereits den Schutz von Kulturgütern im Krieg. Auf Initiative des Kunsthistorikers Paul J. Sachs (1878 – 1965) von der Harvard University wurde im Juni 1943 die American Commission for the Protection and Salvage of Artistic and Historic Monuments in War Areas gegründet. In diesem Geist bemühte sich die Monuments, Fine Arts & Archives Commission (MFAA) der US Army von 1943 bis 1946 um den Schutz von Kulturgütern, die Rückgabe von Raubkunst und den Wiederaufbau von Museen in Europa. Es gab allerdings nicht nur acht „Monuments Men“ wie im Film, sondern 400.

Der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt (1895 – 1956), der mit dem Verkauf beschlagnahmter „entarteter Kunst“ beauftragt und als Haupteinkäufer für das geplante „Führermuseum“ in Linz in Frankreich tätig war, erhielt übrigens 125 Gemälde, die 1945 von The Monuments Men beschlagnahmt worden waren, nach fünf Jahren zurück. Zufällig verschaffte der „Fall Gurlitt“ dem Thema Kunstraub dann Aktualität, als der Film „Monuments Men. Ungewöhnliche Helden“ in die Kinos kam.

Angeführt wurden The Monuments Men von George L. Stout (1897 – 1978). Im Film ist daraus Frank Stokes geworden. Auch zu fast alle anderen Monuments Men gibt es Vorbilder, so zum Beispiel James J. Rorimer (1905 – 1966) für James Granger. Harry L. Ettlinger, dem die Filmfigur Sam Epstein nachempfunden ist, wurde 2014 in Baden-Württemberg mit der Staufermedaille ausgezeichnet. Die Filmfigur Donald Jeffries weist Züge des britischen Historikers und Majors Ronald E. Balfour (1904 – 1945) auf, der allerdings im September 1944 erst nach Brügge kam, als Wehrmachtssoldaten die Madonna bereits abtransportiert hatten. Er fiel auch nicht in Brügge, sondern am 10. März 1945 in der Nähe von Kleve.

Claire Simone, das war in Wirklichkeit Rose Valland (1898 – 1980), die französische Kunsthistorikerin, die 1939 Konservatorin des Musée du Jeu de Paume geworden war, das der „Sonderstab Bildende Kunst“ der deutschen Besatzung zum Zentraldepot für die an verschiedenen französischen Orten geraubten Kunstwerke umfunktionierte. Vom Jeu de Paume aus wurde die Raubkunst dann nach Deutschland abtransportiert. Rose Valland führte jahrelang heimlich Buch darüber und gab der Résistance Hinweise auf geplante Transporte. Sie half später dem Monument Man James Rorimer maßgeblich bei der Aufklärung des Verbleibs von geraubten Kulturgütern.

Bei der Filmfigur Dr. Viktor Stahl dachten die Drehbuchautoren vermutlich an die beiden Kunsthistoriker Bruno Lohse und Hermann Bunjes. Bruno Lohse (1911 – 2007) war ab 1941 in Paris für Göring tätig und auf dessen Betreiben ab Januar 1943 beim „Sonderstab Bildende Kunst“ faktisch für alle Beschlagnahmungen von Kunstgegenständen zuständig. Hermann Bunjes (1911 – 1945) war ab Herbst 1940 „Beauftragter für den Kunstschutz“ beim Militärverwaltungsbezirk Paris und leitete dann die Anfang 1942 eingerichtete Kunsthistorische Forschungsstätte am Deutschen Institut in Paris. Er beriet Göring in Fragen der Kunst und fungierte als dessen Verbindungsmann zum „Sonderstab Bildende Kunst“. Nach der Befreiung von Paris setzte sich SS-Obersturmführer Hermann Bunjes im Sommer 1944 zu seiner Familie in der Nähe von Trier ab. Am 25. Juli 1945 verübte er Selbstmord.

„Monuments Men. Ungewöhnliche Helden“ wurde von März bis Juni 2013 fast ausschließlich in Deutschland gedreht. Am 8. Februar 2014, vier Tage nach der Weltpremiere in New York, wurde der Film bei der Berlinale vorgeführt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

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