Jussi Adler-Olsen : Erlösung

Erlösung
Originalausgabe: Flaskepost fra P Politikens Forlashus, Kopenhagen 2009 Erlösung Flaschenpost von P Der dritte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q Übersetzung: Hannes Thiess dtv, München 2011 ISBN: 978-3-423-24852-5, 591 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Eine 15 Jahre alte Flaschenpost bringt Kommissar Carl Mørck auf die Spur eines Verbrechers, der seit damals mit Kindesentführungen Lösegelder erpresst. Er hat es auf kinderreiche, wohlhabende Familien abgesehen, die in einer Freikirche oder Sekte engagiert sind. Stets entführt er zwei der Kinder und verlangt eine Million Kronen. Nach der Übergabe ermordet er das jüngere der beiden Kinder, lässt das andere Opfer frei und schüchtert die Eltern ein, damit sie schweigen ...
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Kritik

Jussi Adler-Olsen benutzt das Ermittlerteam in dem Thriller "Erlösung" für Klamauk. Die eigentliche Handlung erzählt er aus wechselnden Perspektiven, v.a. aus der Sicht des Verbrechers.
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Carl Mørck, Vizekommissar bei der von Marcus Jacobsen und dessen Stellvertreter Lars Bjørn geleiteten Mordkommission in Kopenhagen, bildet zusammen mit dem syrischen Schiiten Hafez el-Assad und Rose Knudsen das Sonderdezernat Q für unaufgeklärte Fälle. Ihr Büro befindet sich im Keller des Polizeipräsidiums.

Eines Tages schickt ihnen Gilliam Douglas, ein Polizeitechniker in Edinburgh, ein Paket, das die Scherben einer Flasche und einen mit Menschenblut geschriebenen Brief enthält, von dem nur noch wenige Wörter entziffert werden können. Weil sie aus dem Dänischen stammen, wandte sich der Schotte an seine Kollegen in Kopenhagen. Es handelt sich um eine Flaschenpost aus dem Jahr 1996, die von einem Fischerlehrling bei Polizeisergeant David Bell in John o’Groats an der Nordostspitze Schottlands abgegeben worden war. Der hatte die damals noch unbeschädigte, mit einem Teerpfropfen verschlossene Flasche nach Wick gebracht, dort aufs Fensterbrett der Polizeiwache gestellt und vergessen. Bald darauf war er bei der Verfolgung eines Fahrerflüchtigen ums Leben gekommen. Erst einige Jahre später wurde die IT-Expertin Miranda McCulloch aus Edinburgh darauf aufmerksam. Sie nahm die Flasche mit, und weil sich der Pfropfen nicht entfernen ließ, zerschlug sie das Glas. Als sie feststellte, dass es sich offenbar um einen mit Blut geschriebenen Hilferuf handelte, brachte sie das Papier und die Scherben dem Polizeitechniker Gilliam Douglas.

Weil kein unaufgeklärter Entführungsfall aus dem Jahr 1996 aktenkundig ist, nimmt Carl die Sache nicht allzu ernst. Er ahnt nicht, dass die Flaschenpost vom Opfer eines Verbrechers stammt, der seit 15 Jahren Kinder entführt und ermordet.

Claus und Mia Larsen sind seit vier Jahren verheiratet und haben einen eineinhalb Jahre alten Sohn namens Benjamin. Sie wohnen in Roskilde. Wie Claus Larsen sein Geld verdient, verrät er seiner Frau nicht. Immer wieder ist er einige Zeit verreist, ohne dass Mia weiß, wo er sich aufhält. Tatsächlich späht er dann Familien aus, die sich als Opfer für seine Verbrechen eignen. Er hat es auf kinderreiche, wohlhabende Familien abgesehen, die in einer Freikirche oder Sekte engagiert sind. Stets entführt er zwei der Kinder und verlangt eine Million Kronen Lösegeld, das der Vater nach seinen Anweisungen in einem Sack verpackt aus dem Zug werfen muss. Danach ermordet er das jüngere der beiden Kinder. Bevor er das zweite Opfer freilässt, schärft er ihm ein, den Eltern auszurichten, dass sie das Leben ihrer anderen Kinder aufs Spiel setzen würden, wenn sie nicht schwiegen.

Diesmal wählt er eine am Rand von Dollerup lebende, der Kirche der Gottesmutter angehörende Familie aus. Jens Krogh, ein Unternehmer, der sich mit dem biblischen Namen Joshua rufen lässt, ist 20 Jahre älter als seine Ehefrau Lisa/Rachel. Sie haben fünf Kinder: Josef (18), Samuel (16), Miriam (14), Magdalena (12) und Sarah (10).

Rachel hatte sieben Jahre lang mit einem Mann in Afrika gelebt, damals noch unter ihrem bürgerlichen Namen Lisa. Dann war sie in Liberia von mehreren Soldaten der Nationalen Patriotischen Front vergewaltigt worden, die Lisa anschließend mit einer automatischen Waffe erschoss. Sie trennte sich von ihrem Lebensgefährten, setzte sich in die Republik Elfenbeinküste ab und kehrte im Jahr darauf nach Dänemark zurück, wo sie Jens Krogh kennenlernte, der den Landmaschinenverleih seiner Eltern geerbt hatte. Gemeinsam schlossen sie sich der Kirche der Gottesmutter an und gaben sich die Namen Rachel und Joshua.

Der Verbrecher macht die 52-jährige geschiedene Isabel Jønsson an, deren erwachsene Kinder nicht mehr bei ihr wohnen. Er gibt sich als Mikkel Laust aus, schläft mit ihr und zieht nach kurzer Zeit zu ihr ins Reihenhaus in Viborg. Von dort aus ist es nicht weit nach Dollerup, wo er sich Lars Sørensen nennt, mehrere Veranstaltungen der Kirche der Gottesmutter besucht und so tut, als sei er kurz davor, sich von der Gemeinde aufnehmen zu lassen. Gleichzeitig schleicht er sich ins Vertrauen der Familie Krogh.

Als er den richtigen Zeitpunkt für gekommen hält, erklärt er Isabel brüsk, sie sei zu alt für ihn. Die Witwe, die als IT-Beauftragte bei der Stadt Viborg beschäftigt ist, merkte schon vor ein paar Tagen, dass er die E-Mails in ihrem Computer durchsucht hatte und wühlte daraufhin heimlich in seinen Sachen. Seltsamerweise fand sie erst einmal keinerlei Hinweis auf seine Identität. Aber unter den Fußmatten in seinem Lieferwagen entdeckte sie Ausweise und Kreditkarten auf den Namen Mads Christian Fog und eine Adresse in Ferslev bei Skibby auf Seeland.

Nach einem etwas überstürzten Auszug aus Isabels Reihenhaus holt „Sørensen“ den 16-jährigen Samuel Krogh und dessen vier Jahre jüngere Schwester Magdalena in Dollerup ab, angeblich, um sie zu einem Karatetreffen in Vinderup mitzunehmen. Unterwegs biegt er jedoch in einen Feldweg ab, setzt die beiden Kinder mit einem Taser außer Gefecht, betäubt sie mit Chloroform, fesselt sie, verschießt ihnen den Mund mit Klebeband und legt sie auf die Ladefläche seines Lieferwagens. Wie immer bringt er seine Opfer in das zum Vibehof bei Jægerspris im Waldgebiet Nordskoven gehörende Bootshaus. Das Anwesen gehört ihm seit 15 Jahren, ohne dass seine Ehefrau etwas davon ahnt. Nachdem er Samuel und Magdalena angekettet hat, wirft er den Generator an und schaltet eine Pumpe ein, mit der er Wasser aus der Jægerspris Bucht in einen leeren Öltank saugt. Außerdem gibt er Ätznatron hinzu, denn er will das Mädchen töten und die Leiche auflösen.

Von den Eltern verlangt er eine Million Kronen.

Als er merkt, dass seine Frau einige der in einem Abstellraum seines Wohnhauses in Roskilde gestapelten Umzugskartons geöffnet hat und sie verdächtigt, sich auf eine Affäre mit einem anderen Mann eingelassen zu haben, schleudert er Mia zwischen die Kartons und lässt noch einige davon auf sie fallen, sodass sie unter der schweren Last eingeklemmt liegen bleibt, während er die Türe des Raums abschließt und den Schlüssel abzieht. Dann bringt er Benjamin zu seiner Schwester Eva und seinen Schwager Willy Bremer, die in einem Bauernhaus am Ortsrand von Årup auf Fünen wohnen, und bittet sie auf das Kind aufzupassen, weil Mia schwer krank in einer Klinik liege. Als Gegenleistung erhöht er den monatlichen Geldbetrag, mit dem er seine blinde Schwester unterstützt.

Eva und er wuchsen in einer Pfarrersfamilie auf. Der Vater war so bigott, dass er den Sohn brutal verprügelte, wenn dieser zum Beispiel Charlie Chaplin imitierte. Das war für den Geistlichen Teufelszeug. Immer wieder bestrafte und demütigte der strenge Vater den Jungen. So auch kurz nach dessen 15. Geburtstag. Der Vater spuckte ihm ins Gesicht und drückte ihm eine Flasche Reinigungsmittel in die Hand, mit der er die Wände scheuern sollte. Der Junge drehte die geöffnete Flasche jedoch um, sodass sie auszulaufen begann. Als ihm der Vater die Flasche aus der Hand reißen wollte, spritzte die ätzende Flüssigkeit Eva ins Gesicht, und sie erblindete. Der Junge kam ins Erziehungsheim. Als er es wieder verlassen durfte, lebte die Mutter bereits mit einem verwitweten Schornsteinfegermeister zusammen, der zwei Töchter in Evas Alter mitgebracht hatte. Heimlich beobachtete der Junge eine seiner beiden Stiefschwestern, wenn sie sich auszog. Eva verriet ihn. Daraufhin hielt ihn der Stiefvater fest, und die Mutter hieb mit einem Kreuz auf ihn ein. Noch am selben Abend mischte er den Eltern zerstoßene Schlaftabletten in den Kaffee, und als sie schliefen, flößte er ihnen noch etwas Flüssigkeit ein, in der er die restlichen Tabletten aufgelöst hatte. Am anderen Morgen waren sie tot. Die Polizei nahm an, dass es sich um einen erweiterten Selbstmord gehandelt habe. Bald darauf ertränkten sich die beiden Töchter des Schornsteinfegermeisters. Das war vor 25 Jahren.

Nachdem er Benjamin bei Eva und Willy abgegeben hat, fährt er zu seinem Bauernhof bei Ferslev, dessen Besitzer Mads Christian Fog er vor zehn Jahren ermordete. Hier hält er sich während der Entführungen und Erpressungen auf.

Carl Mørck, Hafez el-Assad und Yrsa Knudsen, die für ihre angeblich erkrankte Zwillingsschwester Rose eingesprungen ist, haben in der Zwischenzeit einiges auf dem Zettel in der Flaschenpost entziffert. Da heißt es: „Wir wurden am 16. Februar 1996 entführt […] An der Bushaltestelle Lautropvang in Ballerup […]“ Laura Mann, eine Professorin an der Lautrupgårdschule in Ballerup, erinnert sich, dass sie 1995 einen Studenten mit Asperger Syndrom im Erstsemester der Ingenieurschule hatte, der durch seine hervorragenden Leistungen auffiel, aber im Februar 1996 plötzlich verschwand. Der damals 18-Jährige hieß Poul Holt.

Die Familie Holt zog seit 1996 viermal um. Carl Mørck macht sie in Hallabro in der südschwedischen Provinz Blekinge ausfindig. Aus den Akten geht hervor, dass Martin Holt und seine Ehefrau fünf Kinder haben: Poul (31), Mikkeline (26), Tryggve (24), Ellen (16), Henrik (15). Martin Holt will nicht mit dem dänischen Kommissar reden, aber Carl findet Tryggve Holt bei dessen Freundin Lillemor Bentsson. Der junge Mann schweigt zunächst ebenfalls, aber als Carl die Flaschenpost erwähnt, berichtet er, was 1996 geschah. Ein Bekannter der Familie hatte ihn und seinen sieben Jahre älteren Bruder entführt und in einem Bootshaus angekettet, um Lösegeld zu erpressen. Nachdem Poul mit einem Holzspan und seinem eigenen Blut den Zettel geschrieben und die Flaschenpost durch eine Ritze im Bretterboden des Bootshauses ins Wasser geworfen hatte, wurde er von dem Verbrecher ermordet. Tryggve kam frei und musste seine Eltern davor warnen, über die Ereignisse zu reden.

Weil Joshua Krogh vorzeitig seine Steuern bezahlte, kann er das Lösegeld jetzt nicht aufbringen. Mit der Begründung, er habe den Betrag aufgrund eines Fehlers in seinem Computer irrtümlich überwiesen, versucht er, das Geld von der Stadt Viborg zurückzukriegen.

Daraufhin fährt die IT-Beraterin Isabel Jønsson zu den Kroghs, um bei der Fehlersuche zu helfen. Sie trifft nur Rachel an. Als sie auf dem Tisch ein Foto des Mannes erblickt, der zuletzt bei ihr wohnte, erstarrt sie. Rachel will zunächst nicht sagen, was es mit dem Bild auf sich hat, aber Isabel überzeugt sie davon, dass sie den Mann hasst, und da vertraut Rachel ihr an, dass zwei der Kinder entführt wurden. Sarah, die jüngste Tochter, fand das Foto, das vor dem Gemeindehaus aufgenommen worden war. Rasch finden die beiden Frauen heraus, dass der Täter verschiedene Decknamen benutzt, aber Isabel kennt immerhin den Namen und die Adresse, die sie auf Papieren in seinem Lieferwagen fand. Kurzentschlossen fährt sie mit Rachel nach Ferslev. In der Scheune finden sie den Lieferwagen, den sie kennen. Offenbar ist der Verbrecher mit einem anderen Fahrzeug unterwegs.

Isabel schlägt vor, das aufgesprengte Vorhängeschloss vom Scheunentor und ein paar Klamotten aus dem Haus in einen Beutel zu packen. Den soll Joshua statt des Lösegelds aus dem Zugfenster werfen, damit der Erpresser weiß, dass sie ihm auf den Fersen sind.

Die beiden Frauen treffen sich mit Joshua im Bahnhof von Viborg, übergeben ihm die Sachen und nehmen das Geld an sich. Sie folgen dem Zug, in dem Joshua auf ein Blinkzeichen des Erpressers wartet, mit dem Auto. Rachel sitzt am Steuer. An der Mautstation vor der Belt-Brücke durchbricht sie die Schranke. Zum Glück funktionieren die Airbags des alten Autos nicht mehr. Aber Streifenwagen der Polizei setzen sich in Bewegung. Joshua teilt übers Handy mit, dass er die Lichtblitze eines Stroboskops sieht. Kurz darauf erfasst das Fernlicht des Autos einen in der Nähe der Gleise geparkten Mercedes und einen Mann, der den von Joshua aus dem Zug geworfenen Beutel aufhebt. Er springt in seinen Wagen und rast los. Rachel verfolgt ihn. Über die noch immer bestehende telefonische Verbindung erfährt Isabel von einem Fahrgast im Zug, dass der Besitzer des Handys soeben zusammengebrochen und vermutlich einem Herzinfarkt erlegen sei. Als Rachel den Flüchtenden eingeholt hat, rammt sie den Kofferraum der Limousine. Beim nächsten Versuch weicht der Erpresser unerwartet zur Seite aus und bremst abrupt ab. Die Frauen schießen an ihm vorbei. Und nun rammt er sie. Bei Lindebjerg Lynge verliert Rachel die Kontrolle über das Fahrzeug. Es überschlägt sich mehrmals.

Isabel hängt verkehrt herum im Wrack und kann sich nicht bewegen. Der Verbrecher nähert sich, aber bevor er sie töten kann, sind Sirenen von Streifenwagen zu hören. Daraufhin springt er wieder in den Mercedes und gibt Gas.

Weil der Täter jetzt weiß, dass er in Ferslev nicht mehr sicher ist, durchbricht er mit dem Lieferwagen das große Wohnzimmerfenster des Hauses. Dann verschüttet er das Benzin aus dem Reservekanister, steckt ein Stück Gardine in den Einfüllstutzen des Fahrzeugs und zündet den Stoff an. Er ist bereits mit dem Mercedes auf der Landstraße, als die Propangasflaschen im Haus explodieren.

Durch den Verkehrsunfall bei Lindebjerg Lynge, bei dem Bremsspuren und Metallreste am Autowrack auf ein zweites Fahrzeug und eine Verfolgungsjagd hinweisen, werden Carl und Assad auf Rachel und Isabel aufmerksam. Zwei Tage nach dem Unfall wollen Carl und Assad die Frauen im Rigshospital in Kopenhagen besuchen. Sie liegen dort schwer verletzt auf der Intensivstation. Bei Rachel haben die Ärzte wenig Hoffnung, aber Isabel wird voraussichtlich wieder gesund werden. Allerdings musste sie erst einmal wegen zahlreicher Frakturen in einer Gipsschale gelegt werden, ihr gebrochener Unterkiefer ist fixiert, und ihre Augen sind zugebunden. Sie kann sich weder bewegen noch sprechen oder sehen.

Im Krankenhaus trifft Carl den Verkehrspolizisten Karsten Jønsen, der gerade bei seiner Schwester Isabel war, aber für ein paar Minuten von einem Mann im weißen Arztkittel aus dem Zimmer geschickt wurde.

Tatsächlich handelt es sich bei dem vermeintlichen Arzt um den Mörder. Er hat vor, die beiden Frauen mit Luftinjektionen zu töten. Die Displays und Töne der Messgeräte verraten, dass Isabel in Panik geraten ist. Sie hat ihn also an der Stimme erkannt. Aber sie kann nichts dagegen machen, dass er ihr die Nadel in den Arm sticht. Der Kolben der Spritze lässt sich nicht niederdrücken. Offenbar hat er die Vene nicht getroffen. Er zieht die Nadel heraus und sticht noch einmal zu, aber bevor er Luft in die Vene pressen kann, stürzt eine Krankenschwester herein. Larsen schlägt sie nieder und flüchtet.

In diesem Augenblick stirbt Rachel Krogh.

Als Carl, Assad und Karsten Jønsen erfahren, was geschehen ist, eilen sie zu Isabel. Da sie weder sprechen noch schreiben kann, ist es schwierig, sie zu befragen. Immerhin versteht Assad das polizeiliche Kennzeichen eines Lieferwagens und eine Adresse in Ferslev.

Es dauert allerdings nicht lang, bis sie herausfinden, dass der Bauernhof samt dem Lieferwagen zerstört wurde.

Carl ruft bei der Verstorbenen zu Hause an. Ihr Sohn Josef hebt ab, aber als Carl sich als Kriminalkommissar vorstellt, legt er sofort wieder auf. Erst als Rose es noch einmal versucht, berichtet Josef, der innerhalb von zwei Tagen beide Eltern verloren hat, von der Entführung seiner Geschwister Samuel und Magdalena.

Der Verbrecher, der davon ausgeht, dass seine Frau unter den Umzugskisten verdurstet ist, hat vor, die im Bootshaus angeketteten Kinder zu töten und die drei Leichen in den mit Lauge gefüllten Öltank zu werfen. Dann will er seinen Sohn Benjamin abholen, mit ihm in einer Schrottkiste nach Bulgarien fahren, das Auto stehen lassen und unter falschem Namen nach Manila fliegen, um auf den Philippinen noch einmal neu anzufangen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Eine Spur führt Carl und Assad zu einer Bowlingbahn in Roskilde. Dort reden sie zunächst mit dem Bowlingspieler Lars Brande. René Henriksen, der als Zweiter befragt wird, erkundigt sich, ob die Polizei wegen seines Teamkollegen Svend gekommen sei. Er erwähnt, dass dieser des Öfteren nach Thailand reise und deutet an, dass Svend an illegalen Kinderadoptionen beteiligt sein könnte.

Während Carl weitere Spieler befragt, rät René Svend scheinbar freundschaftlich, die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. Er versteckt ein Messer in seinem Ärmel. Dann springt er auf, packt Svend bei der Hand, rammt sich das Messer ein Stück weit in die Hüfte und tut so, als habe Svend ihn angegriffen. Der rennt los, aber René wirft ihm eine Bowlingkugel an den Kopf. Es ist zu hören, wie der Schädel bricht.

Carl ist entsetzt. Wie soll er jetzt herausfinden, wo Svend die beiden entführten Kinder versteckt hat? Bei der Durchsuchung der Sachen des Schwerverletzten entdeckt Assad einen Kassenbon, der beweist, dass Svend zur Zeit des Überfalls im Rigshospital in Roskilde einkaufte. Er ist nicht der Entführer!

Erst jetzt fällt auf, dass René Henriksen nicht mehr da ist. Die Personennummer, die er bei der Befragung nannte, existiert nicht. In seiner Sporttasche finden Carl und Assad eine Bowlingkugel, deren Daumenloch mit zwei Quittungen der Danske Bank ausgestopft ist. Von der Bank erhalten sie den Namen Claus Larsen und eine Adresse in Roskilde.

Als sie hinkommen, macht ein aufgeregter junger Mann sie auf Feuerschein in einem Dachfenster aufmerksam und sagt, er versuche seit drei Tagen vergeblich, Mia Larsen zu erreichen. Assad wirft mit dem Reserverad eine Fensterscheibe ein und klettert ins Haus. Mia Larsen, die am dritten Tag in der Abstellkammer mit einem Feuerzeug die Kartons anzündete, um ihre Qual zu beenden, wird im letzten Augenblick gerettet.

Carl und Assad vermuten den Verbrecher und die Kinder inzwischen auf dem Vibehof bei Jægerspris. Dummerweise ließ Carl seine Dienstwaffe im Büro. Im Vibehof brennt Licht. In der Scheune riecht es nach Ätznatron. Nachdem Carl und Assad das Bootshaus aufgebrochen haben, befreien sie die Kinder von den Ketten, und Carl fordert übers Handy Verstärkung an. Beim Verlassen des Bootshauses werden Carl und Assad jedoch mit einem Hammer niedergeschlagen, und der Täter drängt die Kinder wieder hinein.

Als Carl zu sich kommt, liegt er mit gefesselten Händen auf dem Boden. Es gelingt ihm zwar, seinen Kopf in die Hoden des Verbrechers zu rammen, aber der greift ihn daraufhin mit einem Filetiermesser an. Assad tritt dem Mörder gegen den Knöchel. Der Mann rutscht aus und schlägt hin. Im nächsten Augenblick haut ihm der Junge aus dem Bootshaus den Hammer auf den Kopf.

Monatelang hört Eva nichts von ihrem Bruder und ihrer Schwägerin. Daraufhin wollen sie und Willy den Neffen Benjamin adoptieren, der ihnen inzwischen ans Herz gewachsen ist. Während zwei Mitarbeiter vom Jugendamt bei ihnen sind, um ihnen mitzuteilen, dass sie erst einmal als Pflegeeltern eingesetzt werden, fährt ein Streifenwagen aus Odense vor. Ein Polizist kommt mit Mia Larsen herein. Sie möchte ihren kleinen Sohn abholen.

„Eva Bremer, wir sind von der Polizei in Odense, und wir kommen mit Benjamins Mutter, die den Jungen gern mit sich nach Hause nehmen will.“
Sie hielt die Luft an. Betete zu Gott, sie mögen allesamt verschwinden. Betete, er möge sie aus diesem Albtraum aufwachen lassen.
Sie kamen näher, und nun hörte sie wie die Frau mit Benjamin sprach.
„Hallo, Benjamin“, hörte sie. Die Stimme zitterte. Eine Stimme, die nicht hier sein sollte. Weg damit, sie sollte weggehen.
„Kennst du Mama nicht mehr?“
„Mama“, sagte Benjamin. Er schien sich zu fürchten und schmiegte sich an Eva.
„Mama“, wiederholte er, und sie spürte an ihrem Hals, wie er erschauderte. „Benjamin Angst.“
Es wurde ganz still. Einen Moment lang hörte Eva nur die Atemzüge des Jungen. Die Atemzüge dieses Kindes, das sie mehr liebte als ihr Leben.
Da vernahm sie andere Atemzüge. Ebenso tief und angsterfüllt. Sie lauschte und spürte, wie ihre Hände hinter dem Rücken des Jungen zu zittern begannen.
Sie hörte dieses Atmen, und dann hörte sie schließlich sich selbst.
Drei Menschen, die tief Luft holten. Geschockt und voller Angst vor den kommenden Sekunden.
Sie presste das Kind an sich. Hielt die Luft an, um nicht zu weinen. Drückte ihn so dicht an sich, dass sie fast eins waren.
Dann lockerte sie ihren Griff. Ergriff seine kleine Hand und hielt sie fest. Einen Augenblick lang saß sie ganz still, kämpfte mit den Tränen. Aber dann streckte sie ihre Hand mit der kleinen des Jungen darin aus. Wie von fern hörte sie ihre eigenen Worte.
„Heißt du nicht Mia?“
Sie vernahm ein vorsichtiges: „Ja?“
„Komm, Mia. Komm zu uns herüber, damit wir dich spüren können.“

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In dem Kriminalroman „Erlösung“ von Jussi Adler-Olsen, dem dritten „Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q“ steht nicht die Arbeit der Ermittler, sondern das Vorgehen des Täters im Zentrum. Für dessen Motivation liefert Jussi Adler-Olsen allerdings nur küchenpsychologische Klischees.

Das asbestverseuchte Büro des „Sonderdezernats Q“ im Keller des Polizeipräsidiums in Kopenhagen ist in „Erlösung“ eher Schauplatz von Klamauk, etwa wenn Rose Knudsen sich nach einem Streit mit ihrem Chef Carl Mørck krank meldet und vorübergehend von ihrer angeblichen Zwillingsschwester Yrsa Knudsen vertreten lässt, obwohl sie gar keine Schwester hat und mit vollständigem Namen Rose Marie Yrsa Knudsen heißt. Amüsant ist es, wenn Carl Mørck Redensarten oder umgangssprachliche Ausdrücke benützt und damit seinen Assistenten verwirrt, den syrischen Schiiten Hafez el-Assad.

Jussi Adler-Olsen erzählt aus verschiedenen Perspektiven: Verbrecher und Ermittler, Opfer und Zeugen wechseln sich ab. Dabei verliert der Autor sich in zahlreiche Nebenhandlungen, die zum Teil auch nur angerissen werden, an Ereignisse in den vorangegangenen Bänden „Erbarmen“ bzw. „Schändung“ anknüpfen und für die eigentliche Geschichte keine Bedeutung haben. Trotzdem ist „Erlösung“ ein spannender Thriller.

Den Roman „Erlösung“ von Jussi Adler-Olsen gibt es in einer gekürzten Fassung auch als Hörbuch, gelesen von Wolfram Koch (Bearbeitung: Annika Golsong, Regie Hannes Hametner, Berlin 2011, 6 CDs, ISBN 978-3-86231-062-3).

Der Norweger Hans Petter Moland verfilmte den Roman des Dänen Jussi Adler-Olsen: „Erlösung. Flaschenpost von P“.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Deutscher Taschenbuch Verlag

Hans Petter Moland: Erlösung. Flaschenpost von P

Jussi Adler-Olsen: Erbarmen
Jussi Adler-Olsen: Schändung
Jussi Adler-Olsen: Verheißung. Der Grenzenlose

Anne Frank - Liebe Kitty
Aus Anne Franks Tagebuch-Eintragungen und ihrer Überarbeitung mischte ihr Vater Otto Frank stillschweigend eine dritte Version. Außerdem strich er in der Buchveröffentlichung Passagen über Annes körperliche Entwicklung bzw. die Entdeckung der Sexualität ebenso wie kritische Äußerungen über ihre Mutter und andere Mitbewohner im Versteck. Anne Franks Romanfragment konnte erst 2019 publiziert werden: "Liebe Kitty".
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